Erste überlieferte Idee zur Novelle Fräulein Else. Maschinenschrift mit handschriftlichen Zusätzen (Nachlass Schnitzler, Cambridge University Library. A 141,1. Reproduktion mit freundlicher Genehmigung der Universitätsbibliothek Cambridge).

Inhalt:

Aufgaben und Ziele

Arthur Schnitzlers zweite Monolog-Novelle »Fräulein Else« gehört nicht nur zu den berühmtesten Prosawerken der Klassischen Moderne und der experimentellen Literatur überhaupt, sondern auch zu den Texten, die besonders viele mediale Adaptionen unterschiedlichster Art erfahren haben und bis auf den heutigen Tag zur schöpferischen Bearbeitung anregen. Das Spektrum der Adaptionen reicht von Bühnenbearbeitungen (u.a. 1936, 2004) über Einrichtungen für Lesungen (u.a. 1926, 1949, 1964, 2002), für AV-Medien (Stummfilm 1929, Tonfilme 1946 und 2013 und Fernsehfilme 1970, 1974, 1987, 2002) bis hin zur Neubearbeitung als Comic (2009/2010).

Das am Schnittpunkt von Film-/Medienwissenschaft und Editions-/Dokumentwissenschaft angesiedelte interdisziplinäre Projektseminar setzte sich zum Ziel, am Beispiel von Arthur Schnitzlers meistadaptiertem Werk die forschungsbasierte Lehre zu plurimedialen Stoffkomplexen weiterzuentwickeln und hierfür gemeinsam ein innovatives digitales Vermittlungskonzept zu erarbeiten. Damit verbunden war auch ein neuer Zugang zum Filmkulturerbe. Aufgabe war nicht die Interpretation (im engeren Sinn der literatur-, film-, bzw. theaterwissenschaftlichen semantischen Analyse) sondern die Erschließung des Materials. Es galt, sowohl den Novellentext als auch einige ausgewählte Adaptionen nach bestimmten Kriterien aufzubereiten, die es gestatten, die künstlerischen Strategien der Bearbeitung sowohl in systematischer, medien- bzw. gattungstheoretischer Perspektive als auch im historischen Wandel transparent zu machen. Hierbei kamen neben editionsphilologischen Methoden textanalytische, sound-, film- und schauspielanalytische Verfahren zur Anwendung.

Das Vorgehen erfolgte in zwei Schritten: Zunächst ging es darum, die einzelnen Bearbeitungen zu analysieren und die je werk- und je medienspezifischen Adaptionslogiken zu rekonstruieren. Ein Hörspiel, ein Film, eine Bühnenbearbeitung etc. verfügen gegenüber dem literarischen Text über je andere Möglichkeiten der Adaption, sind umgekehrt aber auch je anderen Restriktionen unterworfen. In einem zweiten Schritt ging es darum, eine webbasierte interaktive Plattform zu erarbeiten, die neben dem Vorlagentext Fräulein Else (möglichst) sämtliche, in verschiedenen Medien bislang realisierten Adaptionen erfasst und einige von ihnen exemplarisch aufbereitet. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, wie – d.h. mit welchen hypertextuellen Strukturen, intermedialen Verknüpfungen und (nicht) sequenziellen Ordnungsmustern – das durch die Adaptionen gebildete System von Transformationen der motivlichen (semantischen und narrativen) Komplexe von Schnitzlers Novelle adäquat abgebildet werden kann. Die Plattform versteht sich als offene, jederzeit erweiterbare digitale Ressource.

Beide Seminare arbeiteten mit komplementärer Aufgabenverteilung: In Wuppertal lag der Schwerpunkt auf den literatur-, editions- und dokumentwissenschaftlichen, in Konstanz auf den film- und medienwissenschaftlichen Aspekten.

Arbeitsgruppen

Konstanz:

  • AG K 1: Auszeichnung der deiktischen Verweise (Novelle)
  • AG K 2: Filmo-/Theatrographie
  • AG K 3: Figurenkonstellation
  • AG K 4: Genese von Czinner 1929
  • AG K 5: Raumstrukturen in den Filmen
  • AG K 6: Schlüsselszenen u. -motive
  • AG K 7: Zeitstrukturen

Studierende des Konstanzer Masterstudiengangs „Literatur – Kunst – Medien“:

Liina Airikkala, Anna Feistel, Anja Fetzer, Olga Gleyzer, Amelie Heinle, Sylvia Gschwend, Bernd Keidel, Sönke Knabbe, Jörg Lillich, Anton Littau, Birgit Rucker, Philipp Schmidt, Carolin Schulz, Matthias Stempfle, Ulrich von Varnbüler, Katrina Weißer.

Studierende des Wuppertaler Masterstudiengangs „Editions- und Dokumentwissenschaft“:

Uta Bifolchi, Sabine Floß, Kathrin Fuest, Sarah Göbbels, Lisa Grüter, Verena Holsten, Lukas Horn, Maike Keulen, Alexander Kott, Susanne Niemann, Janine Reinert, Hanna Rühle, Nadine Schmitz, Nina Schönig, Mira Weidhaas.

Korrekturlesungen:

Dana Machwitz und Tina Schirmer (der Transkriptionen von Novelle, Lesungen und Audiobearbeitungen)

Die AGs wurden medientechnisch betreut durch die Studierenden des Wuppertaler Masterstudiengangs „Druck- und Medientechnologie“:

Fabian Etling und Hans Müller.

Technische Realisierung

Datenmodell

Die technische Umsetzung des Projekts FRÄULEIN ELSE MULTIMEDIAL erfolgte auf Basis von XML-Technologien. Im Zuge der Materialerschließung wurden spezifische XML-Datenmodelle entwickelt, um die erarbeiteten Analyseprinzipien auf den erfassten Datenbestand abbilden zu können. Die in XML-Formaten vorliegenden Inhalte und Analysen werden, mit multimedialem Content verknüpft, auf dieser Website interaktiv zugänglich gemacht.

Materialerschließung und Datenhaltung

Bei der Erschließung von Textmaterialien (z.B. Erstausgabe der Novelle, Transkriptionen von Lesungen, Schnitzlers Korrespondenzen etc.) und der Kodierung textbezogener Analysen (z.B. Typisierung der Rede im Novellentext, Erfassung von Textvarianzen etc.) wurde nach den Richtlinien der TEI (Text Encoding Initiative) als spezieller XML-Anwendung für die digitale Repräsentation von Texten in den Geisteswissenschaften vorgegangen. Den Anforderungen der jeweils vorgenommenen Untersuchungen entsprechend wurden aus dem Vokabular der TEI-Guidelines Untermengen ausgewählt, welche als Schemata hinterlegt definierte Dokumentstrukturen sowie eine standardisierte Form der Textauszeichnung für das erschlossene Material sicherstellen.

Präsentation im Web-Kontext

Die Überführung der TEI-basierten Inhalte in HTML-Dokumente für die Präsentation im Website-Kontext wird durch XSLT-Transformationen erreicht, das Zielformat ist hierbei HTML5. Die clientseitige, teilweise dynamische Aufbereitung der Inhalte erfolgt durch CSS und JavaScript in Abhängigkeit der Nutzeranfrage.

Für grafische Analysen kommt SVG als XML-basiertes Vektorgrafikformat zum Einsatz. Dynamische Grafiken wurden unter Verwendung der JavaScript-Library d3.js realisiert.