Mehr als jedes andere Werk Schnitzlers hat Fräulein Else namhafte Schauspielerinnen (wie Elisabeth Bergner, Edith Clever, Senta Berger) zu Lesungen angeregt. Die erste bezeugte Lesung stammt von Elisabeth Bergner, die bereits 1926 die Novelle im Berliner Reichstag und in den folgenden Jahrzehnten wiederholt las. Die Lesung, mit der eine Schauspielerin der Protagonistin ihre Stimme leiht, lässt sich gleichsam als ‚Aufführung‘ des Textes begreifen. In dem Maße, wie dem Text die Überschreitung der medialen und generischen Grenzen inhärent ist, finden sich nicht zufällig Grenzfälle wie etwa Hans-Jürgen Syberbergs filmisch-szenische Adaption mit Edith Clever von 1987, die eine Kombination von Lesung, Film und Bühnenstück darstellt.

Übersicht der Werke:

Lesung im Reichstag

Mit Elisabeth Bergner, 1926

Art: Lesung
Aufführung: 7.2.1926
Sprecherin: Elisabeth Bergner

Fräulein Else

Lesung mit Elisabeth Bergner, 1949

Regie: Heinz-Günter Stamm
Art: Lesung
Aufführung: 28.10.1949 im Lessingtheater Nürnberg
Sprecherin: Elisabeth Bergner

Fräulein Else

Lesung mit Elisabeth Bergner, 1960

Verlag: Dt. Grammophon-Gesellschaft. Aus der Reihe: Literarisches Archiv
Art: Lesung
Sprecherin: Elisabeth Bergner

[Lesung Bergner (1964)]

Lesung mit Elisabeth Bergner, 1964

Verlag: Polydor
Art: Lesung
Sprecherin: Elisabeth Bergner

Fräulein Else

Österreich/BR Deutschland 1986/1987

Regie: Hans-Jürgen Syberberg
Drehbuch/Bearbeitung: Edith Clever, Hans Jürgen Syberberg, nach A. Schnitzler
Art: Filmisch-szenische Lesung
Produktion: Hans Jürgen Syberberg-Film, München im Auftrag des ORF
Uraufführung: 28.2.1987, Berlin, Internat. Forum des jungen Films
Cast: Edith Clever

Fräulein Else

Lesung mit Senta Berger, 2002

Regie: Michael Verhoeven
Verlag: Kein & Aber Records
Art: Lesung
Sprecherin: Senta Berger

Fräulein Else

Lesung, 2003

Verlag: Naxos (Reihe: Klassiker der Literatur)
Art: Lesung
Sprecher/-innen: Adela Florow, Kornelia Boie, Achim Grauer

Fräulein Else

Lesung, 2011

Verlag: HörGut! Verlag
Art: Lesung
Sprecherin: Vanida Karun

Richtlinien für die Transkription von Audiotexten

Der Transkription aller Audiotexte – der Lesungen, des Hörspiels sowie der filmischen Lesung (Syberberg) – wurden folgende Richtlinien zugrunde gelegt:

  1. Apokopierungen und Synkopierungen

    1. Hörbare österreichisch-dialektale Wortformen wie Apokopierungen und Synkopierungen wurden übertragen. Auf diese Weise sollen etwaige Unterschiede zwischen Novellentext und Audioadaptionen ebenso markiert werden wie Unterschiede innerhalb der letzteren (z.B. die signifikante Dialektalisierung des Textes durch die Bergner 1949 und 1964, im Gegensatz zur relativ hochdeutschen Lesung durch Senta Berger 2002).

    2. Im Falle von Unentscheidbarkeit – typischerweise etwa im Falle des Auslauts: „stehen“ vs. „stehn“ – haben wir uns am (edierten) Novellentext orientiert und die dortige Form übernommen. D.h. jede verfälschende Zurichtung des Textes, sei es durch hochdeutsche Normierung oder durch künstliche Austriazismen, sollte vermieden werden.

    3. Im Hinblick auf die Schreibung – mit oder ohne Apostroph – haben wir uns ebenfalls so weit wie möglich am (edierten) Novellentext orientiert, z.B.: „bißl“, „drauf“, „gradʼ“ vs. „gʼwohnt“.

  2. Paraverbale Phänomene

    1. Unvollständige Silben, sei es durch Wortabbruch oder durch Neuansatz beim Sprechen, werden mittels Divis angezeigt, z.B.:

      • „Was wollt ihr denn von mir, was kann ich denn tu-?“
      • „Wenn einer mich sieht, sollen mich alle s-.“
      • „Aber ich bitte dich, Tante, es i-i-isʼ ja gar keiner im Hotel.“
      • „Nein, ho-hochgemut.“
    2. Wortwiederholungen aufgrund Stockens werden mit Gedankenstrich gekennzeichnet, z.B.:

      • „Es handelt sich um ‒ um eine Bagatelle.“
      • „Also wahrscheinlich am ‒ am sechsten.“
    3. Lachen wird mit den hörbaren Silben wiedergegeben, in der Schreibung angepasst an die variierende Darstellung im Novellentext, z.B.:

      • „Ha, ha, ha!“ oder „Hahaha.“
    4. Singen wird ebenfalls mit den hörbaren Silben sowie mit dem editorischen Zusatz „singend“ wiedergegeben, z.B.:

      • „Dadandada ‒ dadadadadadi ‒ dadanda ‒ dadandadadadadadadadada.“
      • „Tralalala.“
  3. Lesefehler

    1. Eindeutige Lesefehler werden nicht emendiert – da es sich ja um Audiodokumente handelt –, allerdings als solche markiert, z.B.:

      • „Das ist ja ein [eine] herrliche Idee. Ja, das ist ja ein herrlicher Gedanke.“ (Lesung Elisabeth Bergner 1949)