shift#1Feature: pitch; New State: low„Du willst wirklich nicht mehr weiterspielen, Else?“shift#2Feature: pitch; New State: normal ‐ „shift#3Feature: voice; New State: laughNeinshift#4Feature: voice; New State: normal, Paul, ich kann nicht mehr. Adieu. ‐ Auf Wiedersehen, gnädige Frau.“ ‐ „Aber, Else, sagen Sie mir doch: Frau Cissy. ‐ Oder lieber noch: Cissy, ganz einfach.“ ‐ „Auf Wiedersehen, Frau Cissy.“ ‐ „Aber warum gehen Sie denn schon, Else? Es sind noch volle zwei Stunden bis zum DinnerDiner.“ ‐ „Spielen Sie nur Ihr Single mit Paul, Frau Cissy, mit mir istdel#1’s doch heut’ wahrhaftig kein Vergnügen.“ ‐ shift#5Feature: pitch; New State: low„Lassen Sie sie, gnädige Frau, sie hat heut’ ihren ungnädigen Tag. ‐ Steht dir übrigens ausgezeichnet zu Gesicht, das Ungnädigsein, Else. ‐ Und der rote Sweater noch besser.“shift#6Feature: pitch; New State: normal ‐ „Bei Blau wirst du hoffentlich mehr Gnade finden, Paul. Adieu.“

Das war ein ganz guter Abgang. Hoffentlich glauben die Zwei nicht, daß ich eifersüchtig bin. ‐ Daß sie was miteinander haben, Cousin Paul und Cissy Mohr, darauf schwör’ ich. Nichts auf der Welt ist mir gleichgültiger. ‐ Nun wende ich mich noch einmal um und winke ihnen zu. Winke und lächle.shift#7Feature: voice; New State: laughadd#1 Hm.shift#8Feature: voice; New State: normal del#2Sehe ich nun gnädig aus? ‐ Ach Gott, sie spielen schon wieder. Eigentlich spiele ich besser als Cissy Mohr; und Paul ist auch nicht gerade ein Matador. subst#2Aber gut sieht er ausPaul sieht eigentlich gut aus — mit dem offenen Kragen und dem Bösen-Jungen-Gesicht. Wenn er nur weniger affektiert wäre. Brauchst keine Angst zu haben, Tante Emma...

Was für ein wundervoller Abend! del#3Heut’ wär’ das richtige Wetter gewesen für die Tour auf die Rosetta-Hütte. Wie herrlich der Cimone in den Himmel ragt! ‐ Um fünf Uhr früh wär’ man aufgebrochen. Anfangs wär’ mir natürlich übel gewesen, wie gewöhnlich. Aber das verliert sich. ‐ Nichts köstlicher als das Wandern im Morgengrauen. ‐ Der einäugige Amerikaner auf der Rosetta hat ausgesehen wie ein Boxkämpfer. Vielleicht hat ihn beim Boxen wer das Aug’ ausgeschlagen. Nach Amerika würd’ ich ganz gern heiraten, aber keinen Amerikaner. Oder ich heirat’ einen Amerikaner und wir leben in Europa. Villa an der Riviera. Marmorstufen ins Meer. Ich liege nackt auf dem Marmor. ‐ Wie lang ist’s her, daß wir in Mentone waren? Sieben oder acht Jahre. Ich war dreizehn oder vierzehn. Ach ja, damals waren wir noch in besseren Verhältnissen. ‐ Es war eigentlich ein Unsinn die Partie aufzuschieben. Jetzt wären wir jedenfalls schon zurück. ‐ Um vier, wie ich zum Tennis gegangen bin, war der telegraphisch angekündigte Expreßbrief von Mama noch nicht da. Wer weiß, ob jetzt. Ich hätt’ noch ganz gut ein Set spielen können. ‐ shift#9Feature: voice; New State: laughWarumshift#10Feature: voice; New State: normal grüßen mich diese zwei jungen Leute? Ich kenn’ sie gar nicht. Seit gestern wohnen sie im Hotel, del#4sitzen beim Essen links am Fenster, wo früher die Holländer gesessen sind. Hhab’ ich ungnädig gedankt? Oder gar hochmütig? Ich bin’s ja gar nicht. Wie sagte Fred auf dem Weg vom ‚Coriolan‘ nach Hause? Frohgemut. Nein, add#2ho-hochgemut. add#3Ho-Hhochgemut sind Sie, nicht hochmütig, Else. ‐ Ein schönes Wort. Er findet immer schöne Worte. ‐ Warum geh’ ich so langsam? Fürcht’ ich mich am Ende vor Mamas Brief? Nsubst#5una, Angenehmes wird er wohl nicht enthalten. Expreß! Vielleicht muß ich wiederadd#4 nach Wien zurückfahren. subst#6O weh.Ha, Wwas für ein Leben — trotz rotem Seidensweater und Seidenstrümpfen. Drei Paar! Die arme Verwandte, von der reichen Tante eingeladen. Sicher bereut sie’s schon. Soll mod#1ich’s dirich dir’s schriftlich geben, teuereteure Tante, daß ich an Paul nicht im TraumTraume denke? Ach, an niemanden denke ich. Ich bin nicht verliebt. In niemanden. Und war noch nie verliebt. del#5Auch in Albert bin ich’s nicht gewesen, obwohl ich es mir acht Tage lang eingebildet habe. Ich glaube, ich kann mich nicht verlieben. Eigentlich merkwürdig. Denn sinnlich bin ich gewiß. shift#11Feature: voice; New State: laughAber auch hochgemutshift#12Feature: voice; New State: normal und ungnädig Gott sei Dank. del#6Mit dreizehn war ich vielleicht das einzige Mal wirklich verliebt. In den Van Dyck — oder vielmehr in den Abbé Des Grieux, und in die Renard auch. Und wie ich sechzehn war, am Wörthersee. ‐ Ach nein, das war nichts. Wozu nachdenken, ich schreibe ja keine Memoiren. Nicht einmal ein Tagebuch wie die Bertha. Fred ist mir sympathisch, nicht mehr.add#5 Ah. Vielleicht, wenn er eleganter wäre. Ich bin ja doch ein Snob. shift#13Feature: voice; New State: laughDer Papa findet’s auchshift#14Feature: voice; New State: normal und lacht mich aus. del#7Ach, lLieber Papa, du machst mir viel Sorgen. Ob er die Mama einmal betrogen hat? Sicher. Öfters. Mama ist ziemlich dumm. Von mir hat sie keine Ahnung. Andere Menschen auch nicht. Fred? ‐ add#6Naja, Aaber eben nur eine Ahnung. ‐ Himmlischer Abend. Wie festlich das Hotel aussieht. Man spürt: Lauter Leute, denen es gut geht und die keine Sorgen haben. Ich zum Beispiel. shift#15Feature: voice; New State: laughHashift#16Feature: voice; New State: normaldel#8ha! Schad’. Ich wär’ zu einem sorgenlosen Leben geboren. Es könnt’ so schön sein. Schad’. ‐ del#9Auf dem Cimone liegt ein roter Glanz. Paul würde sagen: Alpenglühen. Das ist noch lang’ kein Alpenglühen. Es ist zum Weinen schön. Ach, warum muß man wieder zurück in die Stadt!

del#10„Guten Abend, Fräulein Else.“ ‐ „Küss’ die Hand gnädige Frau.“ ‐ „Vom Tennis?“ ‐ Sie sieht’s doch, warum fragt sie? „Ja, gnädige Frau. Beinah’ drei Stunden lang haben wir gespielt. ‐ Und gnädige Frau machen noch einen Spaziergang?“ ‐ „Ja, meinen gewohnten Abendspaziergang. Den Rolleweg. Der geht so schön zwischen den Wiesen, bei Tag ist er beinahe zu sonnig.“ ‐ „Ja, die Wiesen hier sind herrlich. Besonders im Mondenschein von meinem Fenster aus.“ ‐

shift#17Feature: pitch; New State: low„Guten Abend, Fräulein Else.shift#18Feature: pitch; New State: normal del#11‐ Küss’ die Hand, gnädige Frau.“ ‐ „Guten Abend, Herr von Dorsday.“ ‐ shift#19Feature: pitch; New State: low„Vom Tennis, Fräulein Else?“shift#20Feature: pitch; New State: normal ‐ „Was für ein Scharfblick, Herr von Dorsday.“ ‐ shift#21Feature: pitch; New State: low„Spotten Sie nichtadd#7del#12, Else.“ ‐ Warum sagt er nicht ‚Fräulein Else‘? ‐ „Wenn man mit dem Rakett so gut ausschaut, darf man es gewissermaßen auch als Schmuck tragen.“shift#22Feature: pitch; New State: normal ‐ Esel, darauf antworte ich gar nicht. del#13„Den ganzen Nachmittag haben wir gespielt. Wir waren leider nur Drei. Paul, Frau Mohr und ich.“shift#23Feature: pitch; New State: low„Ich war früher ein enragierter Tennisspieler.“shift#24Feature: pitch; New State: normal ‐ „Und jetzt nicht mehr?“ ‐ shift#25Feature: pitch; New State: lowadd#8Na, Jjetzt bin ich zu alt dazu.“shift#26Feature: pitch; New State: normal ‐ „Ach, alt, in Marienlyst, da war ein fünfundsechzigjähriger Schwede, der spielte jeden Abend von sechs bis acht Uhr. Und im Jahr vorher hat er sogar noch bei einem Turnier mitgespielt.“ ‐ shift#27Feature: pitch; New State: low„Nun, fünfundsechzig bin ich Gott sei Dank noch nicht, aber leider auch kein Schwede.“shift#28Feature: pitch; New State: normal ‐ Warum leider? Das hält er wohl für einen Witz. Das Beste, ich lächle höflich und gehe. „del#14Küss’ die Hand, gnädige Frau. add#9Mh. Adieu, Herr von Dorsday.“ Wie shift#29Feature: voice; New State: laughtiefshift#30Feature: voice; New State: normal er sich verbeugt und was für Augen er macht. Kalbsaugen. del#15Hab ich ihn am Ende verletzt mit dem fünfundsechzigjährigen Schweden? Schad’t auch nichts. Frau Winawer muß eine unglückliche Frau sein. Gewiß schon nah an fünfzig. Diese Tränensäcke, — als wenn sie viel geweint hätte. Ach wie furchtbar, so alt zu sein. Herr von Dorsday nimmt sich ihrer an. Da geht er an ihrer Seite. Er sSieht noch immer ganz gut aus mit dem graumelierten Spitzbart. Aber sympathisch ist er nicht. Schraubt sich künstlich hinauf. del#16Was hilft Ihnen Ihr erster Schneider, Herr von Dorsday? Dorsday! Sie haben sicher einmal anders geheißen. ‐ Da kommt das süße kleine Mädel von Cissy mit ihrem Fräulein. ‐ „Grüß dich Gott, Fritzi. Bonsoir, Mademoiselle. Vous allez bien?“ ‐ „Merci, Mademoiselle. Et vous?“ ‐ „Was seh’ ich, Fritzi, du hast ja einen Bergstock. Willst du am End’ den Cimone besteigen?“ ‐ „Aber nein, so hoch hinauf darf ich noch nicht.“ ‐ „Im nächsten Jahr wirst du es schon dürfen. Pah, Fritzi. A bientôt, Mademoiselle.“ ‐ „Bonsoir, Mademoiselle.“

del#17Eine hübsche Person. Warum ist sie eigentlich Bonne? Noch dazu bei Cissy. Ein bitteres Los. Ach Gott, kann mir auch noch blühen. Nein, ich wüßte mir jedesfalls was Besseres. Besseres? ‐ Köstlicher Abend. ‚Die Luft ist wie Champagner‘, sagte gestern Doktor Waldberg. Vorgestern hat es’s auch einer gesagt. ‐ del#18Warum die Leute bei dem wundervollen Wetter in der Halle sitzen? Unbegreiflich. Oder wartet jeder auf einen Expreßbrief? Der Portier hat mich schon gesehen; ‐ wenn ein Expreßbrief für mich da wäre, hätte er mir ihn sofort hergebracht. shift#31Feature: tempo; New State: aAlso keiner da. Gott sei Dank.shift#32Feature: tempo; New State: normal del#19Ich werde mich noch ein bißl hinlegen vor dem Diner. Warum sagt Cissy ‚Dinner‘? Dumme Affektation. Passen zusammen, Cissy und Paul. ‐ Ach, wär’ der Brief lieber schon da.del#20 Am Ende kommt er während des ‚Dinner‘. Und wWenn er nicht kommt, hab’ ich eine unruhige Nacht. Auch die vorige Nacht hab’ ich so miserabel geschlafen. Freilich, es sind gerade diese Tage. del#21 Drum hab’ ich auch das Ziehen in den Beinen. Dritter September ist heute. Also wahrscheinlich amadd#10 — am sechsten. Ich werde heuteadd#11 ein Veronal nehmen. Oshift#33Feature: voice; New State: laughadd#12-hohohoshift#34Feature: voice; New State: normal, ich werde mich nicht daran gewöhnen. Nein, lieber Fred, du mußt nicht besorgt sein. In Gedanken bin ich immer per Du mit ihm. ‐ Versuchen sollte man alles, — auch Haschisch. del#22Der Marinefähnrich Brandel hat sich aus China, glaub’ ich, Haschisch mitgebracht. Trinkt man oder raucht man Haschisch? Man soll prachtvolle Visionen haben. del#23Brandel hat mich eingeladen mit ihm Haschisch zu trinken oder — zu rauchen — Frecher Kerl. Aber hübsch.

„Bitte sehr, Fräulein, ein Brief.“ ‐ Der Portier! Also doch! ‐ Ich wende mich ganz unbefangen um. del#24Es könnte auch ein Brief von der Karoline sein oder von der Bertha oder von Fred oder Miß Jackson?add#13Danke. Danke schön.“ del#25Doch von Mama. Expreß. Warum sagt er nicht gleich: ein Expreßbrief? „O, ein Expreß!“ Ich mach’ subst#16ihnden Brief erst auf dem Zimmer auf und les’ ihn in aller Ruhe. ‐ shift#35Feature: tempo; New State: lDie Marchesa. Wie jung sie im Halbdunkel aussieht. Sicher fünfundvierzig. Wo werd’ ich mit fünfundvierzig sein? Vielleicht schon tot.shift#36Feature: tempo; New State: normal shift#37Feature: voice; New State: laughHoffentlich.shift#38Feature: voice; New State: normal del#26Sie lächelt mich so nett an, wie immer. Ich lasse sie vorbei, nicke ein wenig, — nicht als wenn ich mir eine besondere Ehre daraus machte, daß mich eine Marchesa anlächelt. ‐ „Buona sera.“ ‐ add#14Ah. Sie sagt mir buona sera. Jetzt muß ich mich doch wenigstens verneigen. War das zu tief? add#15Mh. Sie ist ja um so viel älter. Was für einen herrlichen Gang sie hat. del#27Ist sie geschieden? Mein Gang ist auch schön. Aber — ich weiß es. del#28Ja, dDas ist der Unterschied. ‐ Ein Italiener könnte mir gefährlich werden. Schade, daß der schöne Schwarze mit dem Römerkopf schon wieder fort ist. ‚Er sieht aus wie ein Filou‘, sagte Paul.shift#39Feature: voice; New State: laughadd#16 Haha.shift#40Feature: voice; New State: normal Ach Gott, ich hab’ nichts gegen Filous, im Gegenteil. ‐ So, da wär’ ich. Nummer siebenundsiebzig. Eigentlich eine Glücksnummer. Hübsches Zimmer. Zirbelholz. Dort steht mein jungfräuliches Bett. ‐ del#29Nun ist es richtig ein Alpenglühen geworden. Aber Paul gegenüber werde ich es abstreiten. Eigentlich ist Paul schüchtern. Ein Arzt, ein Frauenarzt! Vielleicht gerade deshalb. Vorgestern im Wald, wie wir so weit voraus waren, hätt’ er schon etwas unternehmender sein dürfen. Aber dann wäre es ihm übel ergangen. Wirklich unternehmend war eigentlich mir gegenüber noch niemand. Höchstens am Wörthersee vor drei Jahren im Bad. Unternehmend? Nein, unanständig war er ganz einfach. Aber schön. Apoll vom Belvedere. Ich hab’ es ja eigentlich nicht ganz verstanden damals. Nun ja mit — sechzehn Jahren. Meine himmlische Wiese! Meine —! Wenn man sich die nach Wien mitnehmen könnte. Zarte Nebel. Herbst? Nun ja, dritter September, Hochgebirge.

Nun, Fräulein Else, möchten Sie sich nicht doch entschließen, den Brief zu lesen?del#30 Er mMuß sich ja gar nicht auf den Papa beziehen. KönnteKönnt’ es nicht auch etwas mit meinem Bruder sein? Vielleicht hat er sich verlobt mit einer seiner Flammen? Mit shift#41Feature: voice; New State: laugheinershift#42Feature: voice; New State: normal Choristin oder einem Handschuhmädel. del#31Ach nNein, dazu ist subst#21erder Rudi wohl doch zu gescheit.del#32 Eigentlich weiß ich ja nicht viel von ihm. Wie ich sechzehn war und er einundzwanzig, da waren wir eine Zeitlang geradezu befreundet. Von einer gewissen Lotte hat er mir viel erzählt. Dann hat er plötzlich aufgehört. Diese Lotte muß ihm irgend etwas angetan haben. Und seitdem erzählt er mir nichts mehr. ‐ Nun istis’ er offen, der Brief, und ich hab’ gar nicht bemerkt, daß ich ihn aufgemacht habe. del#33Ich sSetze mich aufs Fensterbrett und lese ihn.shift#43Feature: voice; New State: laughadd#17 Ha,shift#44Feature: voice; New State: normal Aachtgeben, daß ich nicht hinunterstürze. Wie uns aus San Martino gemeldet wird, hat sich dort im Hotel Fratazza ein beklagenswerter Unfall ereignet. Fräulein Elsedel#34 T., ein neunzehnjähriges bildschönes Mädchen, Tochter des bekannten Advokaten... del#35Natürlich würde es heißen, ich hätte mich umgebracht aus unglücklicher Liebe oder weil ich in der Hoffnung war. Unglückliche Liebe, ah nein.

‚Mein liebes Kinddel#36‘ ‐ Ich will mir vor allem den Schluß anschaun. ‐ ‚Also nochmals, sei uns nicht böse, mein liebes gutes Kind und sei tausendmal‘ ‐ Um Gottes willen, sie werden sich doch nicht umgebracht haben! Nein, — in dem Fall wär’ ein Telegramm von Rudi da. ‐ ‚Mmein liebes Kind, du kannst mir glauben, wie leid es mir tut, daß ich dir in deine schönen subst#26FerialFerienwochen‘ ‐ add#19Hm. Als wenn ich nicht immer Ferien hätt’del#37, mod#2leider ‐ ‚ ‐ ‚leider mit einer so unangenehmen Nachricht hineinplatze.‘ ‐ Einen furchtbaren Stil schreibt Mama ‐ ‚Aber nach reiflicher Überlegung bleibt mir wirklich nichts anderes übrig. Also, kurz und gut, die Sache mit Papa ist akut geworden. Ich weiß mir nicht zu raten, noch zu helfen.‘ ‐ Wozu die vielen Worte? ‐ ‚Es handelt sich um eine verhältnismäßig lächerliche Summe — dreißigtausend Gulden,‘ ‐ shift#45Feature: voice; New State: laughlächerlich?shift#46Feature: voice; New State: normal ‐ ‚die in drei Tagen herbeigeschafft sein müssen, sonst ist alles verloren,‘ ‐ Um Gottes willen, was heißt das? ‐ ‚del#38Denk’ dir, mein geliebtes Kind, daß der Baron Höning‘ ‐ wie, der Staatsanwalt? ‐ ‚sich heut’ früh den Papa hat kommen lassen. Du weißt ja, wie der Baron den Papa hochschätzt, ja geradezu liebt. Vor anderthalb Jahren, damals, wie es auch an einem Haar gehangen hat, hat er persönlich mit den Hauptgläubigern gesprochen und die Sache noch im letzten Moment in Ordnung gebracht. Aber diesmal ist absolut nichts zu machen, wenn das Geld nicht beschafft wird. Und abgesehen davon, daß wir alle ruiniert sind, wird es ein Skandal, wie er noch nicht da war. Denk’ dir, ein Advokat, ein berühmter Advokat, — der, — nein, ich kann es gar nicht niederschreiben. Ich kämpfe immer mit den Tränen. Du weißt ja, Kind, du bist ja klug, wir waren ja, Gott sei’s geklagt, schon ein paar Mal in einer ähnlichen Situation und die Familie hat immer herausgeholfen. Zuletzt hat es sich gar um hundertzwanzigtausend gehandelt. Aber damals hat der Papa einen Revers unterschreiben müssen, daß er niemals wieder an die Verwandten, speziell an den Onkel Bernhard, herantreten wird.‘ del#39‐ Na weiter, weiter, wo will denn das hin? Was kann denn ich dabei tun? ‐ ‚Der Einzige, an den man eventuell noch denken könnte, wäre der Onkel Viktor, der befindet sich aber unglücklicherweise auf einer Reise zum Nordkap oder nach Schottland‘ ‐ Ja, der hat’s gut, der ekelhafte Kerl ‐ ‚und ist absolut unerreichbar, wenigstens für den Moment. An die Kollegen, speziell Dr. Sch., der Papa schon öfter ausgeholfen hat,‘ ‐ Herrgott, wie stehn wir da ‐ ‚ist nicht mehr zu denken, seit er sich wieder verheiratet hat‘shift#47Feature: tempo; New State: aaAlso was denn, was denn, was wollt ihr denn von mir?shift#48Feature: tempo; New State: normal ‐ ‚Und da ist nun dein Brief gekommen, mein liebes Kind, wo du unter andern Dorsday erwähnst, del#40der sich auch im Fratazza aufhält, und das ist uns wie ein Schicksalswink erschienen. Du weißt ja, wie oft Dorsday in früheren Jahren zu uns gekommen ist‘ ‐ shift#49Feature: pitch; New State: lowna, gar so oftshift#50Feature: pitch; New State: normal ‐ ‚es ist der reine Zufall, daß er sich seit zwei, drei Jahren seltener blicken läßt; er soll in ziemlich festen Banden sein — unter uns, nichts sehr Feines‘ ‐ warum ‚unter uns‘? ‐ ‚del#41Im Residenzklub hat Papa jeden Donnerstag noch immer seine Whistpartie mit ihm, und im verflossenen Winter hat er ihm im Prozeß gegen einen andern Kunsthändler ein hübsches Stück Geld gerettet. Im übrigen, warum sollst du es nicht wissen, er ist schon früher einmal dem Papa beigesprungen.del#42‘ ‐ Hab’ ich mir gedacht ‐ ‚ Es hat sich damals um eine Bagatelle gehandelt, achttausend Gulden, — aber schließlich — dreißig bedeuten für Dorsday auch keinen Betrag. Darum hab’ ich mir gedacht, ob du uns nicht die Liebe erweisen und mit Dorsday reden könntest‘ ‐ Was? ‐ ‚Dich hat er ja immer besonders gern gehabt‘ ‐ Hab’ nichts davon gemerkt. del#43Die Wange hat er mir gestreichelt, wie ich zwölf oder dreizehn Jahre alt war. ‚Schon ein ganzes Fräulein.‘ ‐ ‚Und da Papa seit den achttausend glücklicherweise nicht mehr an ihn herangetreten ist, so wird er ihm diesen Liebesdienst nicht verweigern. add#22Neulich soll er an einem Rubens, den er nach Amerika verkauft hat, allein achtzigtausend verdient haben. Das darfst du selbstverständlich nicht erwähnen.‘ ‐ add#23Mh. Hältst du mich für eine Gans, Mama? ‐ ‚Aber im übrigen kannst du ganz aufrichtig zu ihm reden. del#44Auch, daß der Baron Höning sich den Papa hat kommen lassen, kannst du erwähnen, wenn es sich so ergeben sollte. Und daß mit den dreißigtausend tatsächlich das Schlimmste abgewendet ist, nicht nur für den Moment, sondern, so Gott will, für immer.‘ ‐ Glaubst du wirklich, Mama? ‐ ‚Denn der Prozeß Erbesheimer, der glänzend steht, trägt dem Papa sicher hunderttausend, aber selbstverständlich kann er gerade in diesem Stadium von den Erbesheimers nichts verlangen. Also, ich bitte dich, Kind, sprich mit Dorsday. Ich versichere dich, es ist nichts dabei. Papa hätte ihm ja einfach telegraphieren können, wir haben es ernstlich überlegt, aber es ist doch etwas ganz anderes, Kind, wenn man mit einem Menschen persönlich spricht. Am sechsten um zwölf muß das Geld da sein, Doktor F.‘ ‐ Wer ist Doktor F.? Adel#45ch ja, Fiala. ‐ ‚ist unerbittlich. Natürlich ist da auch persönliche subst#28RancuneRache dabei. Aber da es sich unglücklicherweise um add#24Mündel-, um Mündelgelder handelt,‘ ‐ Um Gottes willen! Papa, was hast du getan? ‐ ‚kann man nichts machen. Und wenn das Geld am fünften um zwölf Uhr mittags nicht in Fialas Händen ist, wird der Haftbefehl erlassendel#46, vielmehr so lange hält der Baron Höning ihn noch zurück. Also Dorsday müßte die Summe telegraphisch durch seine Bank an Doktor F. überweisen lassen. Dann sind wir gerettet. Im andern Fall weiß Gott was geschieht. del#47Glaub’ mir, du vergibst dir nicht das Geringste, mein geliebtes Kind. Papa hatte ja anfangs Bedenken gehabt. Er hat sogar noch Versuche gemacht auf zwei verschiedenen Seiten. Aber er ist ganz verzweifelt nach Hause gekommen.‘ ‐ Kann Papa überhaupt verzweifelt sein? ‐ ‚Vielleicht nicht einmal so sehr wegen des Geldes, als darum, weil die Leute sich so schändlich gegen ihn benehmen. Der eine von ihnen war einmal Papas bester Freund. Du kannst dir denken, wen ich meine.‘ ‐ Ich kann mir gar nichts denken. Papa hat so viel beste Freunde gehabt und in Wirklichkeit keinen. Warnsdorf vielleicht? ‐ ‚Um ein Uhr ist Papa nach Hause gekommen, und jetzt ist es vier Uhr früh. Jetzt schläft er endlich, Gott sei Dank.‘ ‐ Wenn er lieber nicht aufwachte, das wär’ das beste für ihn. ‐ ‚Ich gebe den Brief in aller Früh selbst auf die Post, expreß, da mußt du ihn vormittag am dritten haben.‘ ‐ Wie hat sich Mama das vorgestellt? Sie kennt sich doch in diesen Dingen nie aus. ‐ ‚Also sprich sofort mit Dorsday, ich beschwöre dich, und telegraphiere sofort, wie es ausgefallen ist. Vor Tante Emma laß dir um Gottes willen nichts merken, es ist ja traurig genug, daß man sich in einem solchen Fall an die eigene Schwester nicht wenden kann, aber da könnte man ja ebensogut zu einem Stein reden. Mein liebes, liebes Kind, mir tut es ja so leid, daß du in deinen jungen Jahren solche Dinge mitmachen mußt, aber glaub’ mir, der Papa ist zum geringsten Teil selber daran schuld.‘ ‐ add#25Mh. Wer denn, Mama? ‐ ‚del#48Nun, hoffen wir zu Gott, daß der Prozeß Erbesheimer in jeder Hinsicht einen Abschnitt in unserer Existenz bedeutet. Nur über diese paar Wochen müssen wir hinaus sein. Es wäre doch ein wahrer Hohn, wenn wegen der dreißigtausend Gulden ein Unglück geschähe?‘ ‐ add#26Sie meint doch nicht im — Ssie meint doch nicht im Ernst, daßadd#27 der Papa sich selber... del#49Aber wäre — das andere nicht noch schlimmer? ‐ ‚Nun schließe ich, mein Kind, ich hoffe, du wirst unter allen Umständen‘ ‐ Unter allen Umständen? ‐ ‚noch über die Feiertage, wenigstens bis neunten oder zehnten in San Martino bleiben können. Unseretwegen mußt du keineswegs zurück. Grüße die Tante, sei nur weiter nett mit ihr. Also nochmals, sei uns nicht böse, mein liebes gutes Kind, und sei tausendmal‘ ‐ ja, das weiß ich schon.

del#50Also, ich soll Herrn Dorsday anpumpen... Irrsinnig. del#51Wie stellt sich Mama das vor? Warum hat sich Papa nicht einfach auf die Bahn gesetzt und ist hergefahren? ‐ Wär’ grad’ so geschwind gegangen wie der Expreßbrief. Aber vielleicht hätten sie ihn auf dem Bahnhof wegen Fluchtverdacht ‐ ‐ Furchtbar, furchtbar! Auch mit den dreißigtausend wird uns ja nicht geholfen sein. Immer diese Geschichten! Seit sieben Jahren! subst#30NeinAch — länger. Wer möcht’ mir das ansehen? Niemand sieht mir was an, auch dem Papa nicht. Und doch wissen es alle Leute. Rätselhaft, daß wir uns immer noch halten. Wie man alles gewöhnt! Dabei leben wir eigentlich ganz gut. Mama ist wirklich eine Künstlerin. Das Souper am letzten Neujahrstag für vierzehn Personen — unbegreiflich. Aber dafür meine zwei Paar Ballhandschuhe, die waren eine Affäre. del#52Und wie der Rudi neulich dreihundert Gulden gebraucht hat, da hat die Mama beinah’ geweint. Und dDer Papa ist dabei immer gut aufgelegt. Immer? Nein. O nein. In der Oper neulich bei Figaro sein Blick, — plötzlich ganz leer — ich bin erschrocken. Da war er wie ein ganz anderer Mensch. Aber dann haben wir im Grand Hotel soupiert und er war so glänzend aufgelegt wie nur je.

del#53Und da halte ich den Brief in der Hand. Der Brief ist ja irrsinnig. Ich soll mit Dorsday sprechen? Zu Tod’ würdewürd’ ich mich schämen. ‐ ‐ del#54Schämen, ich mich? Warum? Ich bin ja nicht schuld. ‐ Wenn ich doch mit Tante Emma spräche? Unsinn. Sie hat wahrscheinlich gar nicht so viel Geld zur Verfügung. Der Onkel ist ja ein Geizkragen. Ach Gott, warum habe ich kein Geld? Warum hab’ ich mir noch nichts verdient? Warum habehab’ ich nichts gelernt? subst#34OAh, ich habe was gelernt! Wer darf sagen, daß ich nichts gelernt habe? Ich spiele Klavier, ich kann Französisch, Englisch, auch subst#35eina bißl Italienisch, habe kunstgeschichtliche Vorlesungen shift#51Feature: voice; New State: laughbesuchtshift#52Feature: voice; New State: normaldel#55 ‐ Haha! Und wenn ich schon was Gescheiteres gelernt hätte, was hülfe es mir? Dreißigtausend Gulden hättehätt’ ich mir keineswegs erspart. ‐ ‐

Aus ist es’s mit dem Alpenglühen. Der Abend ist nicht mehr wunderbar. Traurig ist die Gegend. Nein, nicht die Gegend, aber das Leben ist traurig. Und ich sitz’ da ruhig auf dem Fensterbrett. Und der Papa soll eingesperrt werden. Nein.add#28 Nein.del#56 Nie und nimmer. subst#38EsNein, das darf nicht sein. Ich werde ihn retten. Ja, Papa, ich werde dich retten. shift#53Feature: pitch; New State: highdel#57Es istiIs’ ja ganz einfach. Ein paar Worte ganz nonchalant, das ist ja mein Fall,shift#54Feature: voice; New State: laugh ‚hochgemut‘, ‐ shift#55Feature: pitch; New State: normaldel#58haha, shift#56Feature: voice; New State: normalich werde Herrn Dorsday behandeln, als wenn es eine Ehre für ihn wäre, uns Geld zu leihen. Es ist ja auch eine. ‐ shift#57Feature: pitch; New State: highHerr von Dorsday,add#29 mh, haben Sie vielleicht einen Moment Zeit für mich? add#30Mh. Ich bekomme da eben einen Brief von Mama, sie ist in add#31- äh - augenblicklicher Verlegenheit, — add#32äh - äh, vielmehr der Papashift#58Feature: pitch; New State: normal ‐ ‐ shift#59Feature: pitch; New State: lowadd#33Na, Aaber selbstverständlich, mein Fräulein, mit dem größten Vergnügen. Um wieviel handelt es sich denn?‘shift#60Feature: pitch; New State: normalshift#61Feature: voice; New State: sighadd#34Nja, shift#62Feature: voice; New State: normalWwenn er mir nur nicht so unsympathisch wäre. Auch die Art, wie er mich ansieht. Nein, Herr Dorsday, ich glaube Ihnen Ihre Eleganz nicht und nicht Ihr Monokel und nicht Ihre Noblesse. Sie könnten ebensogut mit alten Kleidern handeln wie mit alten Bildern. ‐ shift#63Feature: pitch; New State: highAber Else! Else, was fällt dir denn ein.shift#64Feature: pitch; New State: normalsubst#43OJa, ich kann mir das erlauben. Mir siehtsubst#44’s das Jüdische niemand an. Ich bin sogar blond, rötlichblond, und add#35der Rudi sieht absolut aus wie ein Aristokrat. Bei der Mama merkt man es freilich gleich, wenigstens im Reden. Beim Papa wieder gar nicht. add#36Na, Üübrigens sollen sie es merken. Ich verleugne es durchaus nichtdel#59 und Rudi erst recht nicht. Im Gegenteil. Was täte der Rudi, wenn der Papa eingesperrt würde? Würde er sich erschießen? Aber Unsinn! Erschießen und Kriminal, all die Sachen gibt’s ja gar nicht, die stehn nur in der Zeitung.

del#60Die Luft ist wie Champagner. In einer Stunde ist das Diner, das ‚Dinner‘. Ich kann die Cissy nicht leiden. Um ihr Mäderl kümmert sie sich überhaupt nicht. Was zieh’ ich an? Das blaue oder das schwarze? Heut’ wär vielleicht das schwarze richtiger. Zu dekolletiert? del#61Toilette de circonstance heißt es in den französischen Romanen. Jedesubst#46snfalls muß ich berückend aussehen, wenn ich mit Dorsday rede. del#62Nach dem Dinner, nonchalant. Seine Augen werden sich in meinen Ausschnitt bohren. shift#65Feature: tempo; New State: aWiderlicher Kerl. Ich hasse ihn. Alle Menschen hasse ich.shift#66Feature: tempo; New State: normal del#63Muß es gerade Dorsday sein? Gibt es denn wirklich nur diesen Dorsday auf der Welt, der dreißigtausend Gulden hat? Wenn ich mit Paul spräche? del#64Wenn er der Tante sagte, er hat Spielschulden, — da würde sie sich das Geld sicher verschaffen können. ‐

del#65Beinah’ schon dunkel. Nacht. Grabesnacht. Am liebsten möcht’ ich tot sein. ‐ Es ist ja gar nicht wahr. Wenn ich jetzt gleich hinunterginge, Dorsday noch vor dem Diner spräche? Ah, wie entsetzlich! ‐ Paul, wenn du mir die dreißigtausend verschaffst, kannst du von mir haben, was du willst. shift#67Feature: voice; New State: creakadd#37Na, shift#68Feature: voice; New State: normalDdassubst#48 ist ja schon wiedel#66der aus einem Roman. Die edle Tochter verkauft sich für den geliebten Vater, shift#69Feature: tempo; New State: aund hat am End’ noch ein Vergnügen davon. add#38Nein, Ppfui Teufel!add#39 Nein, Paul! Nein, Paul, auch fürshift#70Feature: tempo; New State: normal dreißigtausend kannst du von mir nichts haben. Niemand. Aber für eine Million? ‐ Für subst#50ein Palaiseine Villa am Meer? Für eine Perlenschnur? Wenn ich einmal heirate, werdewerd’ ich es wahrscheinlich billiger tun. Ist es denn gar so schlimm? Die Fanny hat sich am Ende auch verkauft. Sie hat mir selber gesagt, daß sie sich vor ihrem ManneMann graust. del#67Nun, wie wär’s, Papa, wenn ich mich heute Abend versteigerte? Um dich vor dem Zuchthaus zu retten. Sensation —! Ich habe Fieber, ganz gewiß. Oder bin ich schon unwohl? Nein, Fieber habe ich. Vielleicht von der Luft. Wie Champagner. ‐ Wenn Fred hier wäre, könnte er mir raten? Ich brauche keinen Rat. Es gibt ja auch nichts zu raten. Ich werde mit Herrn Dorsday aus Eperies sprechen, werde ihn anpumpen, ich die Hochgemute, die Aristokratin, die Marchesa, die Bettlerin, die Tochter des Defraudanten. Wie komm’ ich dazu? Wie komm’ ich dazu? Keine klettert so gut wie ich, keine hat so viel Schneid, — sporting girl, in England hätte ich auf die Welt kommen sollen, oder als Gräfin.

del#68Da hängen die Kleider im Kasten! Ist das grüne Loden überhaupt schon bezahlt, Mama? Ich glaube nur eine Anzahlung. Das schwarze zieh’ ich an. Sie haben mich gestern alle angestarrt. shift#71Feature: voice; New State: laughAuchshift#72Feature: voice; New State: normal der blasse kleine Herr mit dem goldenen Zwicker. Schön bin ich eigentlich nicht, aber interessant. Zur Bühne hättehätt’ ich gehen sollen. del#69Bertha hat schon drei Liebhaber, keiner nimmt es ihr übel... In Düsseldorf war es der Direktor. Mit einem verheirateten Manne war sie in Hamburg und hat im Atlantic gewohnt, Appartement mit Badezimmer. Ich glaub’ gar, sie ist stolz darauf. Dumm sind sie alle. Ich werde hundert Geliebte haben, tausend, warum nicht? Der Ausschnitt ist nicht tief genug; wenn ich verheiratet wäre, dürfte er tiefer sein. ‐ Gut, daß ich Sie treffe, Herr von Dorsday, ich bekomme da eben einen Brief aus Wien... Den Brief stecke ich für alle Fälle zu mir. Soll ich dem Stubenmädchen läuten? Nein, ich mache mich allein fertig. Zu dem schwarzen Kleid brauche ich niemanden. Wäre ich reich, würde ich nie ohne Kammerjungfer reisen.

add#40Mhm, Iich muß Licht machen. Kühl wird es. Fenster zu. Vorhang herunter? ‐ add#41Mh, Üüberflüssig. shift#73Feature: voice; New State: laughadd#42Ha, Ssteht keiner auf dem Berg drüben mit einem Fernrohr.shift#74Feature: voice; New State: normal Schade. ‐ Ich bekomme da eben einen Brief,add#43 ich — ich bekomme da eben einen Brief, Herr von Dorsday. ‐ del#70Nach dem Dinner wäre es doch vielleicht besser. Man ist in leichterer Stimmung. Auch Dorsday — ich könnt’ ja ein Glas Wein vorher trinken. Aber wenn die Sache vor dem Diner abgetan wäre, würde mir das Essen besser schmecken. Pudding à la merveille, fromage et fruits divers. add#44Ha. Und wenn Herr von Dorsday Nein sagt? ‐ Oder wenn er gar frech wird? Ah nein, mit mir ist noch keiner frech gewesen. del#71Das heißt, der Marineleutnant Brandl, aber es war nicht bös gemeint. ‐ Ich bin wieder etwas schlanker geworden. Das steht mir gut. ‐ Die Dämmerung starrt herein. Wie ein Gespenst starrt sie herein. del#72Wie hundert Gespenster. Aus meiner Wiese herauf steigen die Gespenster. Wie weit ist Wien? Wie lange bin ich schon fort? Wie allein bin ichdel#73 da! Ich habe keine Freundin, ich habe auch keinen Freund. Wo sind sie alle? Wen werd’ ich heiraten? del#74Wer heiratet die Tochter eines Defraudanten? ‐ Eben erhalte ich einen Brief, Herr von Dorsday. ‐ ‚Aber es ist doch gar nicht der Rede wert, Fräulein Else, gestern erst habe ich einen Rembrandt verkauft, Sie beschämen mich, Fräulein Else.‘ ‐ Und jetzt reißt er ein Blatt aus seinem Scheckbuch und unterschreibt mit seiner goldenen Füllfeder; und morgen früh fahr’ ich mit dem Scheck nach Wien. Jedenfalls; auch ohne Scheck. Ich bleibe nicht mehr hier. Ich könnte ja gar nicht, ich dürfte ja gar nicht. Ich lebe hier als elegante junge Dame und Papa steht mit einem Fuß im Grab — nein im Kriminal. Das vorletzte Paar Seidenstrümpfe. Den kleinen Riß grad’ unterm Knie merkt niemand. Niemand? Wer weiß. Nicht frivol sein, Else. ‐ Bertha ist einfach ein Luder. Aber ist die Christine um ein Haar besser? Ihr künftiger Mann kann sich freuen. Mama war gewiß immer eine treue Gattin. Ich werde nicht treu sein. Ich bin shift#75Feature: voice; New State: laughhochgemutshift#76Feature: voice; New State: normal, aber ich werde nicht treu sein. shift#77Feature: voice; New State: laughDie Filous sind mir gefährlich.shift#78Feature: voice; New State: normal Die Marchesa hat gewiß einen Filou zum Liebhaber. Wenn Fred mich wirklich kennte, dann wäre eswär’s aus mit seiner Verehrung. ‐ ‚Aus Ihnen hätte alles Mögliche werden können, Fräulein, eine Pianistin, eine Buchhsubst#58aälterin, eine Schauspielerin, es stecken so viele Möglichkeiten in Ihnen. Aber es ist Ihnen immer zu gut gegangen.‘ shift#79Feature: voice; New State: laugh ‐ Zu gut gegangen. del#75Haha. shift#80Feature: voice; New State: normalFred überschätzt mich. Ich hab’ ja eigentlich zu nichts Talent.del#76 ‐ Wer weiß? So weit wie Bertha hätte ich es auch noch gebracht. Aber mir fehlt es an Energie. Junge Dame aus guter Familie. Ha, gute Familie. Der Vater veruntreut Mündelgelder. Warum tust du mir das an, Papa? Wenn du noch etwas davon hättest! Aber an der Börse verspielt! Ist das der Mühe wert? Und die dreißigtausend werden dir auch nichts helfen. Für ein Vierteljahr vielleicht. Endlich wird er doch durchgehen müssen. Vor anderthalb Jahren war es ja fast schon so weit. Da kam noch Hilfe. Aber einmal wird sie nicht kommen — und was geschieht dann mit uns? Rudi wird nach Rotterdam gehen zu Vanderhulst in die Bank. Aber ich? Reiche Partie. O, wenn ich es darauf anlegte! Ich bin heute wirklich schön. Das macht wahrscheinlich die Aufregung. Für wen bin ich schön? Wäre ich froher, wenn Fred hier wäre? Ach Fred ist im Grunde nichts für mich. Kein Filou! Aber ich nähme ihn, wenn er Geld hätte. Und dann käme ein Filou — und das Malheur wäre fertig. ‐ Sie möchten wohl gern ein Filou sein, Herr von Dorsday? ‐ Von weitem sehen Sie manchmal auch so aus. Wie ein verlebter Vicomte, wie ein Don Juan — mit Ihrem blöden Monocle und Ihrem weißen Flanellanzug. Aber ein Filou sind Sie noch lange nicht. ‐ Habe ich alles? Fertig zum ‚Dinner‘? ‐ Was tue ich aber eine Stunde lang, wenn ich Dorsday nicht treffe? Wenn er mit der unglücklichen Frau Winawer spazieren geht? Ach, sie ist gar nicht unglücklich, sie braucht keine dreißigtausend Gulden. Also ich werde mich in die Halle setzen, großartig in einen Fauteuil, schau mir die Illustrated News an und die Vie parisienne, schlage die Beine übereinander, — den Riß unter dem Knie wird man nicht sehen. Vielleicht ist gerade ein Milliardär angekommen. ‐ Sie oder keine. ‐ Ich nehme den weißen Schal, der steht mir gut. Ganz ungezwungen lege ich ihn um meine herrlichen Schultern. Für wen habehab’ ich sie denn, die herrlichen Schultern? Ich könntekönnt’ einen Mann sehr glücklich machen. WäreWär’ nur der rechte Mann da. Aber Kind will ich keines haben. Ich bin nicht mütterlich. del#77Marie Weil ist mütterlich. Mama ist mütterlich, Tante Irene ist mütterlich. Ich habe eine edle Stirn und eine schöne Figur.del#78 ‐ ‚Wenn ich Sie malen dürfte, wie ich wollte, Fräulein Else.‘ ‐ Ja, das möchte Ihnen passen. Ich weiß nicht einmal seinen Namen mehr. Tizian hat er keineswegs geheißen, also war es eine Frechheit. ‐ Eben erhalteerhalt’ ich einen Brief,add#45 ähm, e-eben erhalt’ ich einen Brief, Herr von Dorsday. ‐ Noch etwas Puder auf den Nacken und Hals, einen Tropfen Verveine ins Taschentuchdel#79, Kasten zusperren, Fenster wieder auf, ah, wie wunderbar! Zum Weinen. Ich bin nervös. subst#63AchJa, soll man nicht unter solchen Umständen nervös sein. Die Schachtel mit dem Veronal hab’ ich bei den Hemden. Auch neue Hemden brauchte ich. add#46Mh. Das wird wieder eine AffäreAffaire sein. Ach Gott.

Unheimlich, riesig der Cimone, als wenn er auf mich herunterfallen wollte! Noch kein Stern am Himmel. add#47Hm. Die Luft istis’ wie Champagner. del#80Und der Duft von den Wiesen! Ich werde auf dem Land leben. Einen Gutsbesitzer werde ich heiraten und Kinder werde ich haben. Doktor Froriep war vielleicht der Einzige, mit dem ich glücklich geworden wäre. Wie schön waren die beiden Abende hintereinander, der erste bei Kniep, und dann der auf dem Künstlerball. Warum ist er plötzlich verschwunden — wenigstens für mich? Wegen Papa vielleicht? Wahrscheinlich. Ich möchte einen Gruß in die Luft hinausrufendel#81, ehe ich wieder hinuntersteige unter das Gesindel. Aber zu wem soll der Gruß gehen? del#82Ich bBin ja ganz allein. Ich bin ja so furchtbar allein, wie mod#3es sich niemandniemand es sich vorstellen kann. del#83Sei gegrüßt, mein Geliebter. Wer? Sei gegrüßt, mein Bräutigam! Wer? Sei gegrüßt, mein Freund! Wer? ‐ Fred? ‐ Aber keine Spur. So, das Fenster bleibt offen. Wenn’s auch kühl wird. Licht abdrehen. So. ‐ Ja richtig, den Brief. Ich muß ihn zu mir nehmen für alle Fälle. Das Buch aufs Nachtkastel, ich lese heut’ Nacht noch weiter in ‚Notre Coeur‘, unbedingt, was immer geschieht. Guten Abend, schönstes Fräulein im Spiegel, behalten Sie mich in gutem Angedenken, auf Wiedersehen...

Warum sperre ich die Tür zu? Hier wird nichts gestohlen. Ob Cissy in der Nacht ihre Türe offen läßt? Oder sperrt sie subst#67ihmPaul erst auf, wenn er klopft? IstIs’ es denn ganz sicher? Aber natürlich. Dann liegen sie zusammen im Bett. Unappetitlich. Ich werde kein gemeinsames Schlafzimmer haben mit meinem Mann und mit meinen tausend Geliebten. ‐ Leer ist das ganze Stiegenhaus! Immer um diese Zeit. Meine Schritte hallen. del#84Drei Wochen bin ich jetzt da. Am zwölften August bin ich von Gmunden abgereist. Gmunden war langweilig. Woher hat der Papa das Geld gehabt, Mama und mich aufs Land zu schicken? Und Rudi war sogar vier Wochen auf Reisen. Weiß Gott wo. Nicht zweimal hat er geschrieben in der Zeit. Nie werde ich unsere Existenz verstehen. Schmuck hat die Mama freilich keinen mehr. ‐ Warum war Fred nur zwei Tage in Gmunden? Hat sicher auch eine Geliebte! Vorstellen kann ich es mir zwar nicht. Ich kann mir überhaupt gar nichts vorstellen. Acht Tage sind es, daß er mir nicht geschrieben hat. Er schreibt schöne Briefe. ‐ Wer sitzt denn dort an dem kleinen Tisch? Nein, Dorsday ist es nicht. Gott sei Dank. Jetzt vor dem Diner wäre es doch unmöglich, ihm etwas zu sagen. ‐ Warum schaut mich der Portier so merkwürdig an? Hat er am Ende den Expreßbrief von der Mama gelesen? Mir scheint, ich bin verrückt. Ich muß ihm nächstens wieder ein Trinkgeld geben. ‐ Die Blonde da ist auch schon zum Diner angezogen. Wie kann man so dick sein! ‐ Ich werde noch vor’s Hotel hinaus und ein bißchen auf und abgehen. Oderadd#48 - oder ins Musikzimmer? del#85Spielt da nicht wer? Eine Beethovensonate! Wie kann man hier eine Beethovensonate spielen! Ich vernachlässige mein Klavierspiel. In Wien werdewerd’ ich wieder regelmäßig üben. Überhaupt ein anderes Leben anfangen. add#49Ja, Ddas müssen wir alle. So darf es nicht weitergehen. Ich werde einmal ernsthaft mit Papa sprechendel#86 — wenn noch Zeit dazu sein sollte. Es wird, es wird. add#50Ja, Wwarum habehab’ ich subst#73esdas noch nie getan? Alles in unserem Haus wird mit Scherzen erledigt, und keinem ist scherzhaft zu Mut. Jeder hat eigentlich Angst vor dem Andern, jeder istis’ allein. del#87Die Mama ist allein, weil sie nicht gescheit genug ist und von niemandem was weiß, nicht von mir, nicht von Rudi und nicht vom Papa. Aber sie spürt es nicht und Rudi spürt es auch nicht. Er ist ja ein netter eleganter Kerl, aber mit einundzwanzig hat er mehr versprochen. Es wird gut für ihn sein, wenn er nach Holland geht. Aber wo werde ich hingehen? Ich möchte fortreisen und tun können was ich will. Wenn Papa nach Amerika durchgeht, begleite ich ihn. Ich bin schon ganz konfus... Der Portier wird mich für wahnsinnig halten, wie ich da auf der Lehne sitze und in die Luft starre. Ich werde mir eine Zigarette anzünden. Wo ist meine Zigarettendose? Oben. Wo nur? Das Veronal habe ich bei der Wäsche. Aber wo habe ich die Dose? Da kommen Cissy und Paul. del#88Ja, sie muß sich endlich umkleiden zum ‚Dinner‘, sonst hätten sie noch im Dunkeln weitergespielt. ‐ Sie sehen mich nicht. Was sagt er ihr denn? Warum lacht sie so blitzdumm? Wär’ lustig, ihrem Gatten einen anonymen Brief nach Wien zu schreiben. Wäre ich so was imstande? Nie. Wer weiß? Jetzt haben sie mich gesehen. Ich nicke ihnen zu. Sie ärgert sich, daß ich so hübsch aussehe.shift#81Feature: voice; New State: laughadd#51 Hm!shift#82Feature: voice; New State: normal del#89Wie verlegen sie ist.

„Wie, Else, Sie sind schon fertig zum Diner?“del#90 ‐ Warum sagt sie jetzt Diner und nicht Dinner. Nicht einmal konsequent ist sie. ‐ „add#52Na, Wwie Sie sehen, Frau Cissy.“ ‐ shift#83Feature: pitch; New State: low„Du siehst wirklich entzückend aus, Else, ich hätte große Lust, dir den Hof zu machen.“shift#84Feature: pitch; New State: normal ‐ „add#53Mh. Erspar’ dir die Mühe, shift#85Feature: voice; New State: laughPaulshift#86Feature: voice; New State: normal, gib mir lieber eine Zigarette.“ ‐ shift#87Feature: pitch; New State: low„Aber mit Wonne.“shift#88Feature: pitch; New State: normaldel#91„Dank’ schön. Wie ist das Single ausgefallen?“ ‐ „Frau Cissy hat mich dreimal hintereinander geschlagen.“ ‐ „Er war nämlich zerstreut. Wissen Sie übrigens, Else, daß morgen der Kronprinz von Griechenland hier ankommt?“ ‐ Was kümmert mich der Kronprinz von Griechenland? „So, wirklich?“ O Gott, — Dorsdaydel#92 mit Frau Winawer! subst#76Sie grüßen. Sie gehen weiter.Er grüßt. Er geht weiter. del#93Ich habe zu höflich zurückgegrüßt. Ja, ganz anders als sonst. O, was bin ich für eine Person. ‐ „Deine Zigarette brennt ja nicht, Else?“ ‐ „Also, gib mir noch einmal Feuer. Danke.“ ‐ „Ihr Schal ist sehr hübsch, Else, zu dem schwarzen Kleid steht er Ihnen fabelhaft. shift#89Feature: voice; New State: laughadd#54Äh, shift#90Feature: voice; New State: normalÜübrigens muß ich mich jetzt auch umziehenadd#55 gehen.del#94“ ‐ Sie soll lieber nicht weggehen, ich habe Angst vor Dorsday. ‐ „Und für sieben habe ich mir die Friseurin bestellt, sie ist famos. Im Winter ist sie in Mailand. Also adieu, del#95Else, adieu, Paul.“del#96 ‐ „Küss’ die Hand, gnädige Frau.“ ‐ „Adieu, Frau Cissy.“ ‐ Fort ist subst#78sieCissy. Gut, daß Paul wenigstens da bleibt. shift#91Feature: pitch; New State: low ‐ „Darf ich mich einen Moment zu dir setzen, Else, oder stör’ ich dich in deinen Träumen?“shift#92Feature: pitch; New State: normal ‐ „Warum in meinen Träumen? Vielleicht in meinen Wirklichkeiten.“ Das heißt eigentlich gar nichts. Er soll lieber fortgehen. Ich muß ja doch mit Dorsday sprechen. Dort steht er noch immerdel#97 mit der unglücklichen Frau Winawer, er langweilt sich, ich seh’ es ihm an, er möchte zu mir herüberkommen. ‐ „Gibt es denn solche Wirklichkeiten, in denen du nicht gestört sein willst?“ ‐ Was sagt er da? Er soll zum Teufel gehen. Warum lächle ich ihn so kokett an? Ich mein’ ihn ja gar nicht. Dorsday schielt herüber. Wo bin ich? Wo bin ich? ‐ „Was hast du denn heute, Else?“ ‐ „Was soll ich denn haben?“ ‐ „Du bist geheimnisvoll, dämonisch, verführerisch.“ ‐ „Red’ keinen Unsinn, Paul.“ ‐ „Man könnte geradezu toll werden, wenn man dich ansieht.“ ‐ Was fällt ihm denn ein? Wie redet er denn zu mir? Hübsch ist er. Der Rauch meiner Zigarette verfängt sich in seinen Haaren. Aber ich kann ihn jetzt nicht brauchen. ‐ shift#93Feature: pitch; New State: low„Du siehst so über mich hinweg. Warum denn, Else?“shift#94Feature: pitch; New State: normal ‐ Ich antworte gar nichts. Ich kann ihn jetzt nicht brauchen. Ich mache mein unausstehlichstes Gesicht. Nur keine Konversation jetzt.del#98 ‐ „Du bist mit deinen Gedanken ganz wo anders.“ ‐ „Das dürfte stimmen.“ Er ist Luft für mich. Merkt Dorsday, daß ich ihn erwarte? Ich sehe nicht hin, aber ich weiß, daß er hersieht.shift#95Feature: pitch; New State: low„Also, leb’ wohl, Else.“shift#96Feature: pitch; New State: normal ‐ Gott sei Dank. shift#97Feature: pitch; New State: highEr küßt mir die Hand. Das tut er sonst nie. „Adieu, Paul.“shift#98Feature: pitch; New State: normal del#99Wo hab’ ich die schmelzende Stimme her? Er geht, der Schwindler. Wahrscheinlich muß er noch etwas abmachen mit Cissy wegen heute Nacht. Wünsche viel Vergnügen. Ich ziehe den Schal um meine subst#79SchulterSchultern und stehe auf und geh’ vors Hotel hinaus. Wird freilich schon etwas kühl sein. Schad’Schade, daß ich meinenmein’ Mantel — del#100Ah, ich habe ihn ja heute früh in die Portierloge hineingehängt. Ich fühle den Blick von Dorsday auf meinem Nacken, durch den Schal. Frau Winawer geht jetzt hinauf in ihr Zimmer. Wieso weiß ich denn das? Telepathie. „Ich bitte Sie, Herr Portier —“ ‐ „Fräulein wünschen den Mantel?“ ‐ „Ja, bitte.“ ‐ „Schon etwas kühl die Abende, Fräulein. Das kommt bei uns so plötzlich.“ ‐ „Danke.“ Soll ich wirklich vors Hotel? Gewiß, was denn? Jedesfalls zur Türe hin. Jetzt kommt einer nach dem andern. Der Herr mit dem goldenen Zwicker. Der lange Blonde mit der grünen Weste. Alle sehen sie mich an. Hübsch ist diese kleine Genferin. Nein, aus Lausanne ist sie. Es ist eigentlich gar nicht so kühl.

shift#99Feature: pitch; New State: low„Guten Abend, Fräulein Else.“shift#100Feature: pitch; New State: normalshift#101Feature: tempo; New State: aUm Gotteswillen, er ist es. Ich sage nichts von Papa. Kein Wort. Erst nach dem Essen. Oder ich reise morgen nach Wien. Ich gehe persönlich zu Doktor Fiala. Warum ist mir das nicht gleich eingefallen? Ich wende mich um mit einem Gesicht, als wüßte ich nicht, wer hinter mir steht.shift#102Feature: tempo; New State: normal „Ah, Herr von Dorsday.“ ‐ shift#103Feature: pitch; New State: low„Sie wollen noch einen Spaziergang machen, Fräulein Else?“shift#104Feature: pitch; New State: normal ‐ „Adel#101ch, nicht gerade einen Spaziergang,del#102 ein bißchen auf und abgehen vor dem Diner.“ ‐ shift#105Feature: pitch; New State: low„Es ist fast noch eine Stunde bis dahin.“shift#106Feature: pitch; New State: normal ‐ „Wirklich?“ del#103Es iIst gar nicht so kühladd#56 — gar nicht so kühl. Blau sind die Berge. Lustig wär’s, wenn er plötzlich um meine Hand anhielte. ‐ shift#107Feature: pitch; New State: low„Es gibt doch auf der Welt keinen schöneren Fleck als diesen hier.“shift#108Feature: pitch; New State: normal ‐ „Finden Sie, Herr von Dorsday? shift#109Feature: voice; New State: laughAber bitteshift#110Feature: voice; New State: normal, sagen Sie nicht, daß die Luft hier wie Champagner ist.“ ‐ shift#111Feature: pitch; New State: lowshift#112Feature: voice; New State: laugh„Nein,shift#113Feature: voice; New State: normal Fräulein Else, das sage ich erst von zweitausend Metern an.shift#114Feature: pitch; New State: normaldel#104 Und hier stehen wir kaum sechzehnhundertfünfzig über dem Meeresspiegel.“ ‐ „Macht das einen solchen Unterschied?“ ‐ „Aber selbstverständlich. Waren Sie schon einmal im Engadin?“ ‐ „Nein, noch nie. Also dort ist die Luft wirklich wie Champagner?“ ‐ „Man könnte es beinah’ sagen. Aber Champagner ist nicht mein Lieblingsgetränk. Ich ziehe diese Gegend vor. Schon wegen der wundervollen Wälder.“ ‐ Wie langweilig er ist. Merkt er das nicht? Er weiß offenbar nicht recht, was er mit mir reden soll. Mit einer verheirateten Frau wäre es einfacher. Man sagt eine kleine Unanständigkeit und die Konversation geht weiter. ‐ shift#115Feature: pitch; New State: low„Bleiben Sie noch längere Zeit hier in San Martino, Fräulein Else?“shift#116Feature: pitch; New State: normal ‐ Idiotisch. shift#117Feature: voice; New State: laughWarumshift#118Feature: voice; New State: normal schau’ ich ihn so kokett an? Und schon lächelt er in der gewissen Weise. Nein, wie dumm die Männer sind. del#105„Das hängt zum Teil von den Dispositionen meiner Tante ab.“ Ist ja gar nicht wahr. Ich kann ja allein nach Wien fahren. „Wahrscheinlich bis zum zehnten.“ ‐ „Die Mama ist wohl noch in Gmunden?“ ‐ „Nein,add#57 ähm, Herr von Dorsday. subst#83SieDie Mama ist schon in Wien. add#58Äh, Sschon seit drei Wochen. Papa ist auch in Wien. Er hat sich heuer kaum acht Tage Urlaub genommen. Ich glaube, der Prozeß Erbesheimer macht ihm sehr viel Arbeit.“ ‐ shift#119Feature: pitch; New State: lowadd#59Ja, Ddas kann ich mir denken. Aber Ihr Papa ist wohl der Einzige, der Erbesheimer herausreißen kann... Es bedeutet ja schon einen Erfolg, daß es überhaupt eine Zivilsache geworden ist.“shift#120Feature: pitch; New State: normaladd#60Ja, Ddas ist gut, das ist gut. „Es ist mir angenehm zu hören, daß auch Sie ein so günstiges Vorgefühl haben.“ ‐ shift#121Feature: pitch; New State: low„Vorgefühl? Inwiefern?“shift#122Feature: pitch; New State: normal ‐ „subst#87JaNaja, äh, daß der Papa den Prozeß für Erbesheimer gewinnen wird.“ ‐ shift#123Feature: pitch; New State: lowadd#61Ah, Ddas will ich nicht einmal mit Bestimmtheit behauptet shift#124Feature: voice; New State: laughhaben.“shift#125Feature: voice; New State: normalshift#126Feature: pitch; New State: normal ‐ Wie, weicht er schon zurück? Das soll ihm nicht gelingen. „O, ich halte etwas von Vorgefühlen und del#106von Ahnungen. add#62Mh. Denken Sie, Herr von Dorsday, gerade heute habehab’ ich einen Brief von zu Hause bekommen.“ add#63Mh, Ddas war nicht sehr geschickt. Er macht ein etwas verblüfftes Gesicht. shift#127Feature: tempo; New State: aNur weiter, nicht schlucken. Er ist ein guter alter Freund von Papa. Vorwärts. Vorwärts. Jetzt oder nie.shift#128Feature: tempo; New State: normal „Herr von Dorsday, Sie haben eben so lieb von Papa gesprochen, es wäre geradezu häßlich von mir, wenn ich nicht ganz aufrichtig zu Ihnen wäre.“ del#107Was macht er denn für Kalbsaugen? O weh, er merkt was. Weiter, weiter. „Nämlich in dem Brief ist auch von Ihnen die Rede, Herr von Dorsday. Es ist nämlich ein Brief vonadd#64 der Mama.del#108“ ‐ „So.“ ‐ „ Eigentlich ein sehr trauriger Brief. Sie kennen ja die Verhältnisse in unserem Haus, Herr von Dorsday.“ Um Himmels willen, ich habe ja Tränen in der Stimme. shift#129Feature: tempo; New State: aVorwärts, vorwärts, jetzt gibt es kein Zurück mehr. Gott sei Dank.shift#130Feature: tempo; New State: normal „Kurz und gut, Herr von Dorsday, wir wären wieder einmal so weit.“ Jetzt möchtemöcht’ er am liebsten verschwinden. „Es handelt sich —add#66 äh, u-um — um eine Bagatelle. Wadd#67-wirklich nur um eine Bagatelle, Herr von Dorsday. Und doch,add#68 äh, wie Mama schreibt, steht alles auf dem Spiel.“ Ich redered’ so blöd’ daher wie eine Kuh. ‐ shift#131Feature: pitch; New State: low„Aber beruhigen Sie sich doch, Fräulein Else.“shift#132Feature: pitch; New State: normal ‐ Das hat er nett gesagt. Aber meinen Arm brauchte er darum nicht zu berühren.del#109 ‐ „Also, was gibt’s denn eigentlich, Fräulein Else? Was steht denn in dem traurigen Brief von Mama!“ ‐ „Herr von Dorsday, der Papa —“ Mir zittern die Knie. „Die Mama schreibt mir, daß der Papa“shift#133Feature: pitch; New State: low„Aber um Gottes willen, Else, was ist Ihnen denn? Wollen Sie nicht lieber — hier ist eine Bank.shift#134Feature: pitch; New State: normal del#110Darf ich Ihnen den Mantel umgeben? Es ist etwas kühl.“ ‐ „Danke, Herr von Dorsdaydel#111, o, es ist nichts, gar nichts Besonderes.“ So, da sitze ich nun plötzlich auf der Bank. del#112Wer ist die Dame, die da vorüber kommt? Kenn’ ich gar nicht. Wenn ich nur nicht weiterreden müßte. Wie er mich ansieht! Wie konntest du das von mir verlangen, Papa? Das war nicht recht von dir, Papa. del#113Nun ist es einmal geschehen. Ich hätte bis nach dem Diner warten sollen.shift#135Feature: pitch; New State: low„Nun, Fräulein Else?“shift#136Feature: pitch; New State: normal ‐ Sein Monokel baumelt. Dumm sieht das aus. del#114Soll ich ihm antworten? Ich muß ja. Also geschwind, damit ich es hinter mir habe. Was kann mir denn passieren? Er ist ein Freund von Papa. shift#137Feature: voice; New State: laugh„Ach Gott,shift#138Feature: voice; New State: normal Herr von Dorsday, Sie sind ja ein alter Freund unseres Hauses.“ Das habehab’ ich sehr gut gesagt. „Uadd#69-und es wird Sie wahrscheinlich nicht wundern, wenn ich Ihnen erzähle, daß Papa sich wieder einmal in einer recht fatalen Situation befindet.“ del#115Wie merkwürdig meine Stimme klingt. Bin das ich, die da redet? Träume ich vielleicht? Ich habe gewiß jetzt auch ein ganz anderes Gesicht als sonst. ‐ shift#139Feature: pitch; New State: low„Es wundert mich allerdings nicht übermäßig. Da haben Sie schon recht, liebes Fräulein Else, ‐ wenn ich es auch lebhaft bedauere.“shift#140Feature: pitch; New State: normal ‐ Warum seheseh’ ich denn so flehend zu ihm auf? Lächeln, lächeln. Geht schon. ‐ shift#141Feature: pitch; New State: low„Ich empfinde für Ihren Papa eine so aufrichtige Freundschaft,add#70 äh, für Sie alle.“shift#142Feature: pitch; New State: normal ‐ Er soll mich nicht so ansehen, es ist unanständig. Ich will anders zu ihm reden und nicht lächeln. Ich muß mich würdiger benehmen. „Nun, Herr von Dorsday, jetzt hätten Sie Gelegenheit, Ihre Freundschaft für meinen Vater zu beweisen.del#116“ Gott sei Dank, ich habe meine alte Stimme wieder. „Es scheint nämlich, Herr von Dorsday, daß alle unsere Verwandten und Bekannten — die Mehrzahl ist noch nicht in Wien — sonst wäre Mama wohl nicht auf die Idee gekommen. ‐ Neulich habe ich nämlich zufällig in einem Brief an Mama Ihrer Anwesenheit hier in Martino Erwähnung getan — unter anderm natürlich.“ ‐ „Ich vermutete gleich, Fräulein Else, daß ich nicht das einzige Thema Ihrer Korrespondenz mit Mama vorstelle.“ ‐ Warum drückt er seine Knie an meine, während er da vor mir steht. Ach, ich lasse es mir gefallen. Was tut’s! Wenn man einmal so tief gesunken ist. „ Die Sache verhält sich nämlich so. Doktor Fiala ist es, der diesmal dem Papa besondere Schwierigkeiten zu bereiten scheint.“ ‐ shift#143Feature: pitch; New State: low„Ach, Doktor Fiala.“shift#144Feature: pitch; New State: normal ‐ Er weiß offenbar auch, was er von diesem Fiala zu halten hat. „Ja, Doktor Fiala. Und die Summe, um die es sich handelt, soll am fünften, das ist übermorgen um zwölf Uhr Mittag, — vielmehr, sie muß in seinen Händen sein, wenn nichtadd#72, w-wenn nicht —“del#117 der Baron Höning — ja, denken Sie, der Baron hat Papa zu sich bitten lassen, privat, er liebt ihn nämlich sehr.“ Warum red’ ich denn von Höning, das wär’ ja gar nicht notwendig gewesen.shift#145Feature: pitch; New State: low„Sie wollen sagen, Else, daß andernfalls eine Verhaftung unausbleiblich wäre?“shift#146Feature: pitch; New State: normal ‐ Warum sagt er das so hart? Ich antworte nicht, ich nicke nur. „Ja.“ add#73Ah, Nnun habehab’ ichadd#74 es doch del#118Ja gesagt. ‐ shift#147Feature: pitch; New State: lowsubst#97Hm, das ist jaJa, das ist — schlimm, das istis’ ja wirklich sehr — dieser hochbegabte geniale Mensch. ‐ Und um welchen Betrag handelt es sich denn eigentlich, Fräulein Else?“shift#148Feature: pitch; New State: normal ‐ Warum lächelt er denn? Er findet es schlimm und er lächelt. Was meint er mit seinem Lächeln? Daß es gleichgültig ist wieviel? del#119Und wenn er Nein sagt! Ich bring’ mich um, wenn er Nein sagt. Also, ich soll die Summe nennen. „Wie, Herr von Dorsday, ich habe noch nicht gesagt, wieviel? Eine Million.“ Warum sag’ ich das? Es ist doch jetzt nicht der Moment zum Spaßen? Aber wenn ich ihm dann sage, um wieviel weniger es in Wirklichkeit ist, wird er sich freuen. shift#149Feature: voice; New State: laughWieshift#150Feature: voice; New State: normal er die Augen aufreißt? Hält er es’s am Ende wirklich für möglich, daß ihn der Papa um eine Million — shift#151Feature: voice; New State: laugh„Entschuldigen Sie, Herr von Dorsday, daß ich in diesem Augenblick scherze.shift#152Feature: voice; New State: normal Es ist mir wahrhaftig nicht scherzhaft zumute.“ Ja, ja, drück’ subst#100diedeine Knie nur an, du darfst es dir ja erlauben. „Es handelt sich natürlich nicht um eine Million, es handelt sich im ganzen um dreißigtausend Gulden, Herr von Dorsday, die bis übermorgen Mittag um zwölf Uhr in den Händen des Herrn Doktor Fiala sein müssen.del#120 Ja. Mama schreibt mir, daß Papa alle möglichen Versuche gemacht hat, aber wie gesagt, die Verwandten, die in Betracht kämen, befinden sich nicht in Wien.“ O, Gott, wie ich mich erniedrige.del#121 „Sonst wäre es dem Papa natürlich nicht eingefallen, sich an Sie zu wenden, Herr von Dorsday, respektive mich zu bitten —“ Warum schweigt er? shift#153Feature: loud; New State: fWarum bewegt er keine Miene? Warum sagt er nicht Ja? Wo ist das Scheckbuch und die Füllfeder? Er wird doch um Himmels willen nicht Nein sagen? Soll ich mich auf die Knie vor ihm werfen?shift#154Feature: loud; New State: normal O Gott! O Gott ‐

shift#155Feature: pitch; New State: low„Am fünften sagten Sie, Fräulein Else?“shift#156Feature: pitch; New State: normal ‐ Gott sei Dank, er spricht. „Jawohl übermorgen, Herr von Dorsday, um zwölf Uhr mittags. Es wäre also nötig — ich glaube, brieflich ließe sich das kaum mehr erledigen.“ ‐ shift#157Feature: pitch; New State: low„Natürlich nicht, Fräulein Else, das müßten wir wohl auf telegraphischem Wege“shift#158Feature: pitch; New State: normal ‐ ‚Wir‘, add#75ha - das istis’ gut, das istis’ sehr gut. ‐ shift#159Feature: pitch; New State: low„Nun, das wäre das wenigste. add#76Äh, Wwieviel sagten Sie, Else?“shift#160Feature: pitch; New State: normal ‐ Aber er hat es ja gehört, warum quält er mich denn? „Dreißigtausend, Herr von Dorsday. Eigentlich eine lächerliche Summe.“ Warum habehab’ ich das gesagt? Wie dumm. Aber er lächelt. Dummes Mädel, denkt er. Er lächelt ganz liebenswürdig. Papa ist gerettet. Er hätte ihm auch fünfzigtausend geliehen, und wir hätten uns allerlei anschaffen können. Ich hättehätt’ mir neue Hemden gekauft. Wie gemein ich bin. So wird man. ‐ shift#161Feature: pitch; New State: low„Nicht ganz so lächerlich, liebes Kind,“shift#162Feature: pitch; New State: normal ‐ Warum sagt er ‚liebes Kind‘? Ist das gut oder schlecht? ‐ shift#163Feature: pitch; New State: low„wie Sie sich das vorstellen. Auch dreißigtausend Gulden wollen verdient sein.del#122“ ‐ „Entschuldigen Sie, Herr von Dorsday, nicht so habe ich es gemeint. Ich dachte nur, wie traurig es ist, daß Papa wegen einer solchen Summe, wegen einer solchen Bagatelle —“ Ach Gott, ich verhasple mich ja schon wieder. „Sie können sich gar nicht denken, Herr von Dorsday, — wenn Sie auch einen gewissen Einblick in unsere Verhältnisse haben, wie furchtbar es für mich und besonders für Mama ist“ ‐ Er stellt den einen Fuß auf die Bank. Soll das elegant sein — oder was? ‐ „O, ich kann mir schon denken, liebe Else.“ ‐ Wie seine Stimme klingt, ganz anders, merkwürdig. ‐ „Und ich habe mir selbst schon manchesmal gedacht: schade, schade um diesen genialen Menschen.“ ‐ Warum sagt er ‚schade‘? Will er das Geld nicht hergeben? Nein, er meint es nur im allgemeinen. Warum sagt er nicht endlich Ja? Oder nimmt er das als selbstverständlich an? Wie er mich ansieht! Warum spricht er nicht weiter? Ah, weil die zwei Ungarinnen vorbeigehen. Nun steht er wenigstens wieder anständig da, nicht mehr mit dem Fuß auf der Bank. Die Krawatte ist zu grell für einen älteren Herrn. Sucht ihm die seine Geliebte aus? Nichts besonders Feines ‚unter uns‘, schreibt Mama. Dreißigtausend Gulden! Aber ich lächle ihn ja an. Warum lächle ich denn? O, ich bin feig. ‐ „ Und wenn man wenigstens annehmen dürfte, mein liebes Fräulein Else, daß mit dieser Summe wirklich etwas getan wäre? Aber — Sie sind doch ein so kluges Geschöpf, Else, was wären diese dreißigtausend Gulden? Ein Tropfen auf einen heißen Stein.“shift#164Feature: pitch; New State: normal ‐ Um Gottes willen, er will das Geld nicht hergeben? Ich darf kein so erschrockenes Gesicht machen. Alles steht auf dem Spiel. del#123Jetzt muß ich etwas Vernünftiges sagen und energisch. „O nein, Herr von Dorsday, diesmal wäre es kein Tropfen auf einen heißen Stein. Der Prozeß Erbesheimer steht bevor, vergessen Sie das nicht, Herr von Dorsday, und der ist schon heute so gut wie gewonnen. del#124Sie hatten ja selbst diese Empfindung, Herr von Dorsday. Und Papa hat auch noch andere Prozesse. Und außerdem habe ich die Absicht, Sie dürfen nicht lachen, Herr von Dorsday, mit Papa zu sprechen, sehr ernsthaft. del#125Er hält etwas auf mich. Ich darf sagen, wenn jemand einen gewissen Einfluß auf ihn zu nehmen imstande ist, so bin es noch am ehesten ich“shift#165Feature: pitch; New State: low„Sie sind ja ein rührendes, ein entzückendes Geschöpf, Fräulein Else.del#126“ ‐ Seine Stimme klingt schon wieder. Wie zuwider ist mir das, wenn es so zu klingen anfängt bei den Männern. Auch bei Fred mag ich es nicht. ‐ „ Ein entzückendes Geschöpf in der Tat.“shift#166Feature: pitch; New State: normal ‐ Warum sagt er ‚in der Tat‘? del#127Das ist abgeschmackt. Das sagt manma’ doch nur im Burgtheater. ‐ shift#167Feature: pitch; New State: low„Aber so gern ich Ihren Optimismus teilen möchte — wenn der Karren einmal so verfahren ist.“shift#168Feature: pitch; New State: normal ‐ „Das ist er nicht, Herr von Dorsday. Wenn ich an Papa nicht glauben würde, wenn ich nicht ganz überzeugt wäre, daß diese dreißigtausend Gulden —“ Ich weiß nicht, was ich weiter sagen soll. Ich kann ihn doch nicht geradezu anbetteln. del#128Er überlegt. Offenbar. Vielleicht weiß er die Adresse von Fiala nicht? Unsinn. Die Situation ist unmöglich. del#129Ich sitze da wie eine arme Sünderin. Er steht vor mir und bohrt mir das Monokel in die Stirn und schweigt. Ich werde del#130jetzt aufstehen, das ist das beste. Ich lasse mich nicht so behandeln. Papa soll sich umbringen. Ich werde mich auch umbringen. Eine Schande dieses Leben. del#131Am besten wär’s, sich dort von dem Felsen hinunterzustürzen und aus wär’s. Geschähe euch recht, allen. Ich stehe auf. ‐ shift#169Feature: pitch; New State: lowadd#79Ah, Fräulein Else“shift#170Feature: pitch; New State: normal ‐ „Entschuldigen Sie, Herr von Dorsday, daß ich Sie unter diesen Umständen überhaupt bemüht habe. Ich kann Ihr ablehnendes Verhalten natürlich vollkommen verstehen“ ‐ So, aus, ich gehe. ‐ shift#171Feature: pitch; New State: low„Bleiben Sie, Fräulein Else.“shift#172Feature: pitch; New State: normal ‐ Bleiben Sie, sagt er? del#132Warum soll ich bleiben? Er gibt das Geld her. Ja. Ganz bestimmt. Er muß ja. Aber ich setze mich nicht noch einmal nieder. Ich bleibe stehen, als wär’wäre esdel#133 nur für eine halbe Sekunde. shift#173Feature: voice; New State: laughadd#80Hm, shift#174Feature: voice; New State: normalIich bin ein bißchen größer als er. ‐ shift#175Feature: pitch; New State: low„Sie haben meine Antwort noch nicht abgewartet, Else.del#134 Ich war ja schon einmal, verzeihen Sie, Else, daß ich das in diesem Zusammenhang erwähne,“ ‐ Er müßte nicht so oft Else sagen ‐ „in der Lage, dem Papa aus einer Verlegenheit zu helfen. Allerdings mit einer — noch lächerlicheren Summe als diesmal, und schmeichelte mir keineswegs mit der Hoffnung, diesen Betrag jemals wiedersehen zu dürfen, — und so wäre eigentlich kein Grund vorhanden, meine Hilfe diesmal zu verweigern. Und gar wenn ein junges Mädchen wie Sie, Else, wenn Sie selbst als Fürbitterin vor mich hintreten —“ ‐ Worauf will er hinaus? Seine Stimme ‚klingt‘ nicht mehr. Oder anders! Wie sieht er mich denn an? Er soll acht geben!! ‐ „ Also, del#135Else, ich bin bereit — Doktor Fiala soll übermorgen um zwölf Uhr mittags die dreißigtausend Gulden haben — unter einer Bedingung“shift#176Feature: pitch; New State: normal ‐ Er soll nicht weiterredendel#136, er soll nicht. „Herr von Dorsday, ich, ich persönlich übernehme die Garantie, daß mein Vater diese Summe zurückerstatten wird, sobald er das Honorar von Erbesheimer erhalten hat. Erbesheimers haben bisher überhaupt noch nichts gezahlt. Noch nicht einmal einen Vorschuß — Mama selbst schreibt mir“ ‐ „Lassen Sie doch, Else, man soll niemals eine Garantie für einen anderen Menschen übernehmen, — nicht einmal für sich selbst.“ ‐ Was will er? Seine Stimme klingt schon wieder. Nie hat mich ein Mensch so angeschaut. del#137Ich ahne, wo er hinaus will. Wehe ihm!shift#177Feature: pitch; New State: low„Hätte ich es vor einer Stunde für möglich gehalten, daß ich in einem solchen Falle überhaupt mir jemals einfallen lassen würde, eine Bedingung zu stellen? Und nun tuetu’ ich es doch. Ja, Else, man ist eben nur ein Mann, und es ist nicht meine Schuld, daß Sie so schön sind, Else.“shift#178Feature: pitch; New State: normaldel#138Was will er? Was will er —? ‐ „Vielleicht hätte ich heute oder morgen das Gleiche von Ihnen erbeten, was ich jetzt erbitten will, auch wenn Sie nicht eine Million, pardon — dreißigtausend Gulden von mir gewünscht hätten. Aber freilich, unter anderen Umständen hätten Sie mir wohl kaum Gelegenheit vergönnt, so lange Zeit unter vier Augen mit Ihnen zu reden“ ‐ „O, ich habe Sie wirklich allzu lange in Anspruch genommen, Herr von Dorsday.“ Das habe ich gut gesagt. Fred wäre zufrieden. Was ist das? Er faßt nach meiner Hand? Was fällt ihm denn ein? ‐ shift#179Feature: pitch; New State: low„Wissen Sie es denn nicht schon lange, Else.“shift#180Feature: pitch; New State: normal ‐ Er soll meine Hand loslassen! del#139Nun, Gott sei Dank, er läßt sie los. shift#181Feature: loud; New State: fNicht so nah, nicht so nah.shift#182Feature: loud; New State: normalshift#183Feature: pitch; New State: low„Sie müßten keine Frau sein, Else, wenn Sie es nicht gemerkt hätten. Je vous désire.del#140“ ‐ Er hätte es auch deutsch sagen können, der Herr Vicomte. ‐ „ Muß ich noch mehr sagen?“shift#184Feature: pitch; New State: normal ‐ „Sie haben schon zu viel gesagt, Herr Dorsday.“ Und ich stehe noch da. Warum denn? Ich gehe, ich gehe ohne Gruß. ‐ shift#185Feature: pitch; New State: low„Else! Else!“shift#186Feature: pitch; New State: normal ‐ Nun ist er wieder neben mir. ‐ shift#187Feature: pitch; New State: low„Verzeihen Sie mir, Else. Auch ich habe nur einen Scherz gemacht, geradeso wie Sie vorher mit der Million. Auch meine Forderung stelle ich nicht so hoch — als Sie gefürchtet haben, wie ich leider sagen muß, — so daß die geringere Sie vielleicht angenehm überraschen wird. shift#188Feature: tempo; New State: aBitte, bleiben Sie doch stehen, Else.“shift#189Feature: tempo; New State: normalshift#190Feature: pitch; New State: normal ‐ Ich bleibe wirklich stehen. Warum denn? Da stehen wir uns gegenüber. Hätte ich ihm nicht einfach ins Gesicht schlagen sollen? del#141Wäre nicht noch jetzt Zeit dazu? Die zwei Engländer kommen vorbei. Jetzt wäre der Moment. Gerade darum. Warum tu’ ich es denn nicht? Ich bin feig, ich bin zerbrochen, ich bin erniedrigt. del#142Was wird er nun wollen statt der Million? Einen Kuß vielleicht? Darüber ließe sich reden. Eine Million zu dreißigtausend verhält sich wie ‐ ‐ Komische Gleichungen gibt es.shift#191Feature: pitch; New State: low„Wenn Sie wirklich einmal eine Million brauchen sollten, Else, ‐ ich bin zwar kein reicher Mann,add#83 aber dann wollen wir sehen. Aber für diesmal will ich genügsam sein, wie Sie. Und für diesmal will ich nichts anderes, Else, als — Sie sehen.“shift#192Feature: pitch; New State: normal ‐ Ist er verrückt? Er sieht mich doch. — Ah, so meint er das, so! Warum schlage ich ihm nicht ins Gesichtdel#143, dem Schuften! Bin ich rot geworden oder blaß? Nackt willst du mich sehen? Das möchte mancher. Ich bin schön, wenn ich nackt bin. Warum schlage ich ihm nicht ins Gesicht? Riesengroß ist sein Gesicht. del#144Warum so nah, du Schuft? Ich will deinen Atem nicht auf meinen Wangen. del#145Warum lasse ich ihn nicht einfach stehen? Bannt mich sein Blick? Wir schauen uns ins Auge wie Todfeinde. del#146Ich möchte ihm Schuft sagen, aber ich kann nicht. Oder will ich nicht?shift#193Feature: pitch; New State: low„Sie sehen mich an, Else, als wenn ich verrückt wäre. Ich bin es vielleicht ein wenig, denn es geht ein Zauber von Ihnen aus, Else, den Sie selbst wohl nicht ahnen. Sie müssen fühlen, Else, daß meine Bitte keine Beleidigung bedeutet. Ja, ‚Bitte‘ sage ich, wenn sie auch einer Erpressung zum Verzweifeln ähnlich sieht. Aber ich bin kein Erpresser, ich bin nur ein Mensch, der mancherlei Erfahrungen gemacht hat, ‐ unter andern die, daß alles auf der Welt seinen Preis hatdel#147 und daß einer, der sein Geld verschenkt, wenn er in der Lage ist, einen Gegenwert dafür zu bekommen, ein ausgemachter Narr ist. Und — was ich mir diesmal kaufen will, Else, so viel es auch ist, Sie werden nicht ärmer dadurch, daß Sie es verkaufen. Und daß es ein Geheimnis bleiben würde zwischen Ihnen und mir, das schwöre ich Ihnen, Else, bei — bei all den Reizen, durch deren Enthüllung Sie mich beglücken würden.del#148“ ‐ Wo hat er so reden gelernt? Es klingt wie aus einem Buch. ‐ „ Und ich schwöre Ihnen auch, daß ich mod#4— von dervon der ‐ Situation keinen Gebrauch machen werde, der inadd#85 — in unserem Vertrag nicht vorgesehen war. Nichts anderes verlange ich von Ihnen, als eine Viertelstunde dastehen dürfen in Andacht vor Ihrer Schönheit. Mein Zimmer liegt im gleichen Stockwerk wie das Ihre, Else, Nummer fünfundsechzig, leicht zu merken. Der schwedische Tennisspieler, von dem Sie heut’ sprachen, war doch gerade fünfundsechzig Jahre alt?“shift#194Feature: pitch; New State: normal ‐ Er istis’ verrückt! del#149Warum lasse ich ihn weiterreden? Ich bin gelähmt. ‐ „Aber wenn es Ihnen aus irgendeinem Grunde nicht paßt, mich auf Zimmer Nummer fünfundsechzig zu besuchen, Else, so schlage ich Ihnen einen kleinen Spaziergang nach dem Diner vor. Es gibt eine Lichtung im Walde, ich habe sie neulich ganz zufällig entdeckt, kaum fünf Minuten weit von unserem Hotel. ‐ Es wird eine wundervolle Sommernacht heute, beinahe warm, und das Sternenlicht wird Sie herrlich kleiden.“ ‐ Wie zu einer Sklavin spricht er. Ich spucke ihm ins Gesicht.shift#195Feature: pitch; New State: low„Sie sollen mir nicht gleich antworten, Else. Überlegen Sie. Nach dem Diner werden Sie mir gütigst Ihre Entscheidung kundtun.“shift#196Feature: pitch; New State: normal ‐ Warum sagt er denn ‚kundtun‘. Was für ein blödes Wort: kundtun.del#150 ‐ „Überlegen Sie in aller Ruhe. Sie werden vielleicht spüren, daß es nicht einfach ein Handel ist, den ich Ihnen vorschlage.“ ‐ Was denn, du klingender Schuft! ‐ „Sie werden möglicherweise ahnen, daß ein Mann zu Ihnen spricht, der ziemlich einsam und nicht besonders glücklich ist und der vielleicht einige Nachsicht verdient.“ ‐ Affektierter Schuft. Spricht wie ein schlechter Schauspieler. Seine gepflegten Finger sehen aus wie Krallen. shift#197Feature: voice; New State: breathNein, nein,add#86 nein,shift#198Feature: voice; New State: normal ich will nicht. Warum sag’ ich es denn nicht. Bring’ dich um, Papa! Was will er denn mit meiner Hand? Ganz schlaff ist mein Arm. Er führt meine Hand an seine Lippen. Heiße Lippen. del#151Pfui! Meine Hand ist kalt. Ich hätte Lust, ihm den Hut herunter zu blasen. Ha, wie komisch wär’ das. Bald ausgeküßt, du Schuft? ‐ Die Bogenlampen vor dem Hotel brennen schon. Zwei Fenster stehen offen im dritten Stock. Das, wo sich der Vorhang bewegt, ist meines. Oben auf dem Schrank glänzt etwas. Nichts liegt oben, es ist nur der Messingbeschlag.shift#199Feature: pitch; New State: low„Also auf Wiedersehen, Else.“shift#200Feature: pitch; New State: normal ‐ Ich antworte nichts. Regungslos stehe ich da. del#152Er sieht mir ins Auge. Mein Gesicht ist undurchdringlich. Er weiß gar nichts. Er weiß nicht, ob ich kommen werde oder nicht. Ich weiß es auch nicht. Ich weiß nur, daß alles aus ist. del#153Ich bin halbtot. Da geht er. Ein wenig gebückt. del#154Schuft! Er fühlt meinen Blick auf seinem Nacken. Wen grüßt er denn? Zwei Damen. Als wäre er ein Graf, so grüßt er. Paul soll ihn fordern und ihn totschießen. Oder Rudi. Was glaubt er denn eigentlich? Unverschämter Kerl! Nie und nimmer. Es wird dir nichts anderes übrig bleiben, Papa, du mußt dich umbringen. ‐ Die Zwei kommen offenbar von einer Tour. Beide hübsch, er und sie. Haben sie noch Zeit, sich vor dem Diner umzukleiden? Sind gewiß auf der Hochzeitsreise oder vielleicht gar nicht verheiratet. Ich werde nie auf einer Hochzeitsreise sein. Dreißigtausend Gulden. Nein, nein, nein! Gibt es keine dreißigtausend Gulden auf der Welt? Ich fahre zu Fiala. Ich komme noch zurecht. Gnade, Gnade, Herr Doktor Fiala. Mit Vergnügen, mein Fräulein. Bemühen Sie sich in mein Schlafzimmer. ‐ Tu mir doch den Gefallen, Paul, verlange dreißigtausend Gulden von deinem Vater. Sage, du hast Spielschulden, du mußt dich sonst erschießen. Gern, liebe Kusine. Ich habe Zimmer Nummer soundsoviel, um Mitternacht erwarte ich dich. O, Herr von Dorsday, wie bescheiden sind Sie. Vorläufig. Jetzt kleidet er sich um. Smoking. Also entscheiden wir uns. Wiese im Mondenschein oder Zimmer Nummer fünfundsechzig? Wird er mich im Smoking in den Wald begleiten?

Es ist noch Zeit bis zum Diner. Ein bißchen spazierengehen und die Sache in Ruhe überlegen. del#155Ich bin ein einsamer alter Mann, haha. Himmlische Luft, wie Champagner. Gar nicht mehr kühl — dreißigtausend... dreißigtausend... del#156Ich muß mich jetzt sehr hübsch ausnehmen in der weiten Landschaft. Schade, daß keine Leute mehr im Freien sind. Dem Herrn dort am Waldesrand gefalle ich offenbar sehr gut. O, mein Herr, nackt bin ich noch viel schöner, und es kostet einen Spottpreis, dreißigtausend Gulden. Vielleicht bringen Sie Ihre Freunde mit, dann kommt es billiger. Hoffentlich haben Sie lauter hübsche Freunde, hübschere und jüngere als Herr von Dorsday? Kennen Sie Herrn von Dorsday? Ein Schuft ist er — ein klingender Schuft...

Also überlegen, überlegen... Ein Menschenleben steht auf dem Spiel. Das Leben von Papa. Aber nein, er bringt sich nicht um, er wird sich lieber einsperren lassen. Drei Jahre schwerer Kerker oder fünf. In dieser ewigen Angst lebt er schon fünf oder zehn Jahre... Mündelgelder... del#157Und Mama geradeso. Und ich doch auch. ‐ Vor wem werdewerd’ ich mich das nächste Mal nackt ausziehen müssen? Oder bleiben wir der Einfachheit wegen bei Herrn Dorsday? Seine jetzige Geliebte ist ja nichts Feines ‚unter uns gesagt‘. Ich wärewär’ ihm gewiß lieber. del#158Es istiIs’ gar nicht so ausgemacht, ob ich viel feiner bin. shift#201Feature: voice; New State: laughTun Sieshift#202Feature: voice; New State: normal nichtadd#87 so vornehm, Fräulein Else, shift#203Feature: tempo; New State: lich könnte Geschichten von Ihnen erzählen... einen gewissen Traum zum Beispiel, den Sie schon dreimal gehabt habendel#159 — von dem haben Sie nicht einmal Ihrer Freundin Bertha erzählt. Und die verträgt doch was. Und wie war mod#5denn dasdas denn heuer in Gmunden in der Früh um sechs auf dem Balkon, mein vornehmes Fräulein Else? Haben Sieadd#88, Else, die zwei jungen subst#115LeuteMänner im Kahn vielleicht gar nicht bemerkt, die Sie angestarrt haben?shift#204Feature: tempo; New State: normal Mein Gesicht haben sie vom See aus freilich nicht genau ausnehmen können, aber daß ich im Hemd war, das haben sie schon bemerkt. Und ich hab’ mich gefreut. Ah, mehr als gefreut. Ich war wie berauscht. Mit beiden Händen hab’ ich subst#116michmir über die Hüften gestrichen und vor mir selber hab’ ich getan, als wüßte ich nicht, daß man mich sieht. Und der Kahn hat sich nicht vom Fleck bewegt. Ja, so bin ich, so bin ich. Ein Luderadd#89 bin ich, ja. Sie spüren es ja alle. Auch Paul spürt es. del#160Natürlich, er ist ja Frauenarzt. Und der Marineleutnant hat es ja auch gespürt und der Maler auch. Nur Fred, der dumme Kerl spürt es nicht. Darum liebt er mich ja. Aber gerade vor ihm möchte ich nicht nackt sein, nie und nimmer. Ich hättehätt’ gar keine Freude davon. Ich möchtemöcht’ mich schämen. Aber vor dem Filou mit dem Römerkopf — wie gern. Am allerliebsten vor dem. Und wenn ich gleich nachher sterben müßte. Aber es ist ja nicht notwendig gleich nachher zu sterben. Man überlebt es. del#161Die Bertha hat mehr überlebt. Cissy liegt sicher auch nackt da, wenn Paul zu ihr schleicht durch die Hotelgänge, wie ich heute Nacht zu Herrn von Dorsday schleichen werde.

Nein, neinadd#90, nein. Ich will nicht. del#162Zu jedem andern — aber nicht zu ihm. Zu Paul meinetwegen. Oder ich such’ mir einen aus heute abend beim Diner. Es ist ja alles egal. Aber ich kann doch nicht jedem sagen, daß ich dreißigtausend Gulden dafür haben will! Da wäre ich ja wie ein Frauenzimmer von der Kärntnerstraße. shift#205Feature: loud; New State: fNein, ich verkaufe mich nicht. Niemals.shift#206Feature: loud; New State: normal Nie werdewerd’ ich mich verkaufen. Ich schenke mich her. Ja, wenn ich einmal den Rechten finde, schenkeschenk’ ich mich her. del#163Aber ich verkaufe mich nicht. Ein Luder will ich sein, aber nicht eine Dirne. shift#207Feature: loud; New State: fSie haben sich verrechnet, Herr von Dorsday. Und der Papa auch. Ja, verrechnet hat er sich. Er muß es ja vorher gesehen haben. Er kennt ja die Menschen. Er kennt doch den Herrn von Dorsday. Er hat sich doch denken können, daß der Herradd#91 von Dorsday nicht für nichts und wieder nichts —. shift#208Feature: loud; New State: normaldel#164Sonst hätte er doch telegraphieren oder selber herreisen können. Aber so war es bequemer und sicherer, nicht wahr, Papa? Wenn man eine so hübsche Tochter hat, wozu braucht man ins Zuchthaus zu spazieren? Und die Mama, dumm wie sie ist, setzt sich hin und schreibt den Brief. Der Papa hat sich nicht getraut. Da hätte ich es ja gleich merken müssen. Aber es soll Euch nicht glücken. Nein, du hast zu sicher auf meine kindliche Zärtlichkeit spekuliert, Papa, zu sicher darauf gerechnet, daß ich lieber jede Gemeinheit erdulden würde als dich die Folgen deines verbrecherischen Leichtsinns tragen zu lassen. Ein Genie bist du ja. Herr von Dorsday sagt es, alle Leute sagen es. Aber was hilft mir das. Fiala ist eine Null, aber er unterschlägt keine Mündelgelder, sogar Waldheim ist nicht in einem Atem mit dir zu nennen... Wer hat das nur gesagt? Der Doktor Froriep. Ein Genie ist Ihr Papa. ‐ Und ich hab’ ihn erst einmal reden gehört! ‐ Im vorigen Jahr im Schwurgerichtssaal ‐ ‐ zum ersten- und letztenmal! Herrlich! Die Tränen sind mir über die Wangen gelaufen. Und der elende Kerl, den er verteidigt hat, ist freigesprochen worden. Er war vielleicht gar kein so elender Kerl. Er hat jedenfalls nur gestohlen, keine Mündelgelder veruntreut, um Bakkarat zu spielen und auf der Börse zu spekulieren. Und jetzt wird der Papa selber vor den Geschworenen stehen. In allen Zeitungen wird man es lesen. Zweiter Verhandlungstag, dritter Verhandlungstag; der Verteidiger erhob sich zu einer Replik. Wer wird denn sein Verteidiger sein? Kein Genie. Nichts wird ihm helfen. Einstimmig schuldig. Verurteilt auf fünf Jahre. Stein, Sträflingskleid, geschorene Haare. Einmal im Monat darf man ihn besuchen. Ich fahre mit Mama hinaus, dritter Klasse. Wir haben ja kein Geld. Keiner leiht uns was. Kleine Wohnung in der Lerchenfelderstraße, so wie die, wo ich die Nähterin besucht habe vor zehn Jahren. Wir bringen ihm etwas zu essen mit. Woher denn? Wir haben ja selber nichts. Onkel Viktor wird uns eine Rente aussetzen. Dreihundert Gulden monatlich. Rudi wird in Holland sein bei Vanderhulst — wenn man noch auf ihn reflektiert. Die Kinder des Sträflings! Roman von Temme in drei Bänden. Der Papa empfängt uns im gestreiften Sträflingsanzug. Er schaut nicht bös drein, nur traurig. Er kann ja gar nicht bös dreinschauen. ‐ Else, wenn du mir damals das Geld verschafft hättest, das wird er sich denken, aber er wird nichts sagen. Er wird nicht das Herz haben, mir Vorwürfe zu machen. subst#121ErUnd der Papa ist ja seelengut, nur leichtsinnig ist er. Sein Verhängnis ist die Spielleidenschaft. Er kann ja nichts dafür, es ist eine Art von Wahnsinn. Vielleicht spricht man ihn frei, weil er wahnsinnig ist. Auch den Brief hat er vorher nicht überlegt. Es ist ihm vielleicht gar nicht eingefallen, daß Dorsday die Gelegenheit benützen könnte, und so eine Gemeinheit von mir verlangen wird. del#165Er ist ein guter Freund unseres Hauses, er hat dem Papa schon einmal achttausend Gulden geliehen. Wie soll man so was von einem Menschen denken. Zuerst hat der Papa sicher alles andere versucht. Was muß er durchgemacht haben, ehe er die Mama veranlaßt hat, diesen Brief zu schreiben? Von einem zum andern ist er gelaufen, von Warsdorf zu Burin, von Burin zu Wertheimstein und weiß Gott noch zu wem. Bei Onkel Karl war er gewiß auch. Und alle haben sie ihn im Stich gelassen. Alle die sogenannten Freunde. Und nun ist Dorsday seine Hoffnung, seine letzte Hoffnung. Und wenn das Geld nicht kommt, so bringt er sich um. Natürlich bringt er sich um. Er wird sich doch nicht einsperren lassen. del#166Untersuchungshaft, Verhandlung, Schwurgericht, Kerker, Sträflingsgewand. Nein, neinadd#92, nein! Wenn der Haftbefehl kommt, erschießt er sich oder hängt sich auf. Am Fensterkreuz wird er hängen. Man wird herüberschicken vom Haus vis‐à‐vis, der Schlosser wird aufsperren müssen und ich bin schuld gewesen. Und jetzt sitzt er zusammen mit add#93der Mama im selben Zimmer, wo er übermorgen hängen wird, und raucht eine Havannazigarre. Woher hat er immer noch Havannazigarren? del#167Ich höre ihn sprechen, wie er die Mama beruhigt. Verlaß dich drauf, Dorsday weist das Geld an. Bedenke doch, ich habe ihm heuer im Winter eine große Summe durch meine Intervention gerettet. Und dann kommt der Prozeß Erbesheimer... ‐ Wahrhaftig. ‐ Ich höre ihn sprechen. Telepathie! Merkwürdig. Auch Fred seh ich in diesem Moment. Er geht mit einem Mädel im Stadtpark am Kursalon vorbei. Sie hat eine hellblaue Bluse und lichte Schuhe und ein bißl heiser ist sie. Das weiß ich alles ganz bestimmt. Wenn ich nach Wien komme, werde ich Fred fragen, ob er am dritten September zwischen halb acht und acht Uhr abends mit seiner Geliebten im Stadtpark war.

del#168Wohin denn noch? Was ist denn mit mir? shift#209Feature: tempo; New State: lBeinahe ganz dunkel. Wie schön und ruhig. Weit und breit kein Mensch.shift#210Feature: tempo; New State: normal Nun sitzen sie alle schon beim Diner. del#169Telepathie? Nein, das ist noch keine Telepathie. Ich habe ja früher das Tamtam gehört. Wo ist die Else? wird sich Paul denken. Es wird allen auffallen, wenn ich zur Vorspeise noch nicht da bin. Sie werden zu mir heraufschicken. Was ist das mit Else? Sie ist doch sonst so pünktlich? Auch die zwei Herren am Fenster werden denken: Wo ist denn heute das schöne junge Mädel mit dem rötlich blonden Haar? Und Herr von Dorsday wird Angst bekommen. Er ist sicher feig. Beruhigen Sie sich, Herr von Dorsday, es wird Ihnen nichts geschehen. Ich verachte Sie ja so sehr. Wenn ich wollte, morgen abend wären Sie ein toter Mann. ‐ Ich bin überzeugt, Paul würde ihn fordern, wenn ich ihm die Sache erzählte. Ich schenke Ihnen das Leben, Herr von Dorsday.

del#170Wie ungeheuer weit die Wiesen und wie riesig schwarz die Berge. Keine Sterne beinahe. Ja doch, drei, vier, — es werden schon mehr. Und so still der Wald hinter mir. Schön hier auf der Bank am Waldesrand zu sitzen. So fern, so fern das Hotel und so märchenhaft leuchtet es her. Und was für Schufte sitzen drin. Ach nein, Menschen, arme Menschen, sie tun mir alle so leid. Auch die Marchesa tut mir leid, ich weiß nicht warum, und die Frau Winawer und die Bonne von Cissys kleinem Mädel. Sie sitzt nicht an der Table d’hôtes, sie hat schon früher mit Fritzi gegessen. Was ist das nur mit Else, fragt Cissy. Wie, auf ihrem Zimmer ist sie auch nicht? Alle haben sie Angst um mich, ganz gewiß. Nur ich habe keine Angst. subst#122JaTja, da bin ich in Martino di Castrozza, sitze auf einer Bank am Waldesrand shift#211Feature: voice; New State: sobund die Luft ist wie Champagner. del#171und mMir scheint gar, ich weine. del#172Ja, warum weine ich denn? Es ist doch kein Grund zu weinen. Das sind die Nerven. Ich muß mich beherrschen. Ich darf mich nicht so gehen lassen.shift#212Feature: voice; New State: normal Aber das Weinen ist gar nicht unangenehm. Das Weinen tut mir immer wohl. Wie ich unsere alte Französin besucht habe im Krankenhaus, die dann gestorben ist, habehab’ ich auch geweint. Und beim Begräbnis von der Großmama, del#173und wie die Bertha nach Nürnberg gereist ist, und wie das Kleine von der Agathe gestorben ist, und im Theater bei der Kameliendame hab’ ich auch geweint. Wer wird weinen, wenn ich tot bin? O, wie schön wäre das tot zu sein. Aufgebahrt liege ich im Salon, die Kerzen brennen. Lange Kerzen. Zwölf lange Kerzen. Unten steht schon der Leichenwagen. Vor dem Haustor stehen Leute. shift#213Feature: pitch; New State: highWie alt war sie denn? Erst neunzehn. Wirklich erst neunzehn? ‐ Denken Sie sich, ihr Papa ist im Zuchthaus. Warum hat sie sich denn umgebracht? Aus unglücklicher Liebe zu einem Filou.shift#214Feature: pitch; New State: normal Aber was fällt Ihnendel#174 denn ein? Sie hätte ein Kind kriegen sollen. del#175Nein, sie ist vom Cimone heruntergestürzt. Es ist ein Unglücksfall. shift#215Feature: pitch; New State: highGuten Tag, Herr Dorsday, Sie erweisen der kleinen Else auch die letzte Ehre?shift#216Feature: pitch; New State: normal del#176Kleine Else, sagt das alte Weib. ‐ Warum denn? Natürlich, ich muß ihr die letzte Ehre erweisen. Ich habe ihr ja auch die erste Schande erwiesen. O, es war der Mühe wert, Frau Winawer, ich habe noch nie einen so schönen Körper gesehen. Es hat mich nur dreißig Millionen gekostet. Ein Rubens kostet dreimal so viel. Mit Haschisch hat sie sich vergiftet. Sie wollte nur schöne Visionen haben, aber sie hat zu viel genommen und ist nicht mehr aufgewacht. Warum hat er denn ein rotes Monokel der Herr Dorsday? Wem winkt er denn mit dem Taschentuch? Die Mama kommt die Treppe herunter und küßt ihm die Hand. del#177Pfui, pfui. Jetzt add#95f-flüstern sie miteinander. Ich kann nichts verstehen, weil ich aufgebahrt bin. Der Veilchenkranz um meine Stirn ist subst#125vonvom Paul. Die Schleifen fallen bis auf den Boden. Kein Mensch traut sich ins Zimmer. Ich stehe lieber auf und schaue zum Fenster hinaus. Was für ein großer blauer See! Hundert Schiffe mit gelben Segeln —. Die Wellen glitzern. So viel Sonne. Regatta. shift#217Feature: voice; New State: laughadd#96Ha! shift#218Feature: voice; New State: normalDie Herren haben alle Ruderleibchen. del#178Die Damen sind im Schwimmkostüm. Das ist unanständig. Sadd#97-sie bilden sich ein, ich bin nackt. shift#219Feature: loud; New State: fWie dumm sie sind. shift#220Feature: tempo; New State: aIch habe ja schwarze Trauerkleider an, weil ich tot bin. del#179Ich werde es euch beweisen. Ich lege mich gleich wieder auf die Bahre hin. Wo ist sie denn? Fort ist sie. Man hat sie davongetragen. Man hat sie unterschlagen. Darum ist der Papa im Zuchthaus. Und sie haben ihn doch freigesprochen auf drei Jahre. Die Geschworenen sind alle bestochen von Fiala. Ich werde jetzt zu Fuß auf den Friedhof gehen, da erspart die Mama das Begräbnis. Wir müssen uns einschränken. Ich gehe so schnell, daß mir keiner nachkommt. Ah, wie schnell ich gehen kann. Da bleiben sie alle auf den Straßen stehen und wundern sich. Wie darf man jemanden so anschaun, der tot ist! Das ist zudringlich. Ich gehe lieber übers Feld, das ist ganz blau von Vergißmeinnicht und Veilchen. Die Marineoffiziere stehen Spalier. Guten Morgen, meine Herren. Öffnen Sie das Tor, Herr Matador. Erkennen Sie mich nicht? Ich bin ja die Tote... Sie müssen mir darum nicht die Hand küssen... Wo ist denn meine Gruft? Hat man die auch unterschlagen? Gott sei Dank, es ist gar nicht der Friedhof. Das ist ja der Park in Mentone. Der Papa wird sich freuen, daß ich nicht begraben bin. Vor den Schlangen habehab’ ich keine Angst. Wenn mich nur keine in den Fuß beißt.shift#221Feature: loud; New State: normalshift#222Feature: tempo; New State: normal subst#127O wehOh.

Was ist denn? Wo bin ich denn? HabeHab’ ich geschlafen? Ja. Geschlafen habehab’ ich. Ich muß sogar geträumt haben. Mir istis’ so kalt in den Füßen. Im rechten Fuß istis’ miradd#98 so kalt.del#180 Wieso denn? Da ist am Knöchel ein kleiner Riß im Strumpf. Warum sitze ich denn noch im Wald? Es muß ja längst geläutet haben zum Diner. Dinner.

O Gott, wo war ich denn? So weit war ich fort. Was hab ich denn geträumt? del#181Ich glaube ich war schon tot. Und kKeine Sorgen habehab’ ich gehabt und mir nicht den Kopf zerbrechen müssen. shift#223Feature: voice; New State: breathDreißigtausend, dreißigtausend...shift#224Feature: voice; New State: normal ich habehab’ sie noch nicht. shift#225Feature: loud; New State: fIch muß sie mir erst verdienen.shift#226Feature: loud; New State: normal Und da sitz’ ich allein am Waldesrand. del#182Das Hotel leuchtet bis her. Ich muß zurück. Es ist schrecklich, daß ich zurück muß. Aber es ist keine Zeit mehr zu verlieren. Herr von Dorsday erwartet meine Entscheidung. Entscheidung. Entscheidung! Nein. Nein, Herr von Dorsday, kurz und gut, nein. Sie haben gescherzt, Herr von Dorsday, selbstverständlich. Ja, das werde ich ihm sagen. O, das ist ausgezeichnet. Ihr Scherz war nicht sehr vornehm, Herr von Dorsday, aber ich will Ihnen verzeihen. Ich telegraphiere morgen früh an Papa, Herr von Dorsday, daß das Geld pünktlich in Doktor Fialas Händen sein wird. Wunderbar. Das sage ich ihm. Da bleibt ihm nichts übrig, er muß das Geld abschicken. Muß? Muß er? Warum muß er denn? Und wenn er’s täte, so würde er sich dann rächen irgendwie. Er würde es so einrichten, daß das Geld zu spät kommt. Oder er würde das Geld schicken und dann überall erzählen, daß er mich gehabt hat. Aber er schickt ja das Geld gar nicht ab. Nein, Fräulein Else, so haben wir nicht gewettet. Telegraphieren Sie dem Papa, was Ihnen beliebt, ich schicke das Geld nicht ab. Sie sollen nicht glauben, Fräulein Else, daß ich mich von so einem kleinen Mädel übertölpeln lasse, ich der Vicomte von Eperies.

del#183Ich muß vorsichtig gehen. Der Weg ist ganz dunkel. Sonderbar, es ist mir wohler als vorher. Es hat sich doch gar nichts geändert und mir ist wohler. Was habe ich denn nur geträumt? Von einem Matador? Was war denn das für ein Matador? Es ist doch weiter zum Hotel, als ich gedacht habe. Sie sitzen gewiß noch alle beim Diner. Ich werde mich ruhig an den Tisch setzen und sagen, daß ich Migräne gehabt habe und lasse mir nachservieren. Herr von Dorsday wird am Ende selbst zu mir kommen und mir sagen, daß das Ganze nur ein Scherz war. Entschuldigen Sie, Fräulein Else, entschuldigen Sie den schlechten Spaß, ich habe schon an meine Bank telegraphiert. Aber er wird es nicht sagen. Er hat nicht telegraphiert. Es ist alles noch genau so wie früher. Er wartet. Herr von Dorsday wartet. Nein, ich will ihn nicht sehen. Ich kann ihn nicht mehr sehen. Ich will niemanden mehr sehen. Ich will nicht mehr ins Hotel, ich will nicht mehr nach Hause, ich will nicht nach Wien, zu niemandem will ich, zu keinem Menschen, nicht zu Papa und nicht zu Mama, nicht zu Rudi und nicht zu Fred, nicht zu Berta und nicht zu Tante Irene. Die ist noch die beste, die würde alles verstehen. Aber ich habe nichts mehr mit ihr zu tun und mit niemandem mehr. Wenn ich zaubern könnte, wäre ich ganz wo anders in der Welt. Auf irgendeinem herrlichen Schiff im Mittelländischen Meer, aber nicht allein. Mit Paul zum Beispiel. Ja, das könnte ich mir ganz gut vorstellen. Oder ich wohnte in einer Villa am Meer, und wir lägen auf den Marmorstufen, die ins Wasser führen, und er hielte mich fest in seinen Armen und bisse mich in die Lippen, wie es Albert vor zwei Jahren getan hat beim Klavier, der unverschämte Kerl. Nein. Allein möchte ich am Meer liegen auf den Marmorstufen und warten. Und endlich käme Einer oder mehrere, und ich hätte die Wahl und die Andern, die ich verschmähe, die stürzen sich aus Verzweiflung alle ins Meer. Oder sie müßten Geduld haben bis zum nächsten Tag. Ach, was wäre das für ein köstliches Leben. Wozu habe ich denn meine herrlichen Schultern und meine schönen schlanken Beine? Und wozu bin ich denn überhaupt auf der Welt? Und es geschähe ihnen ganz recht, ihnen allen, sie haben mich ja doch nur daraufhin erzogen, daß ich mich verkaufe, so oder so. Vom Theaterspielen haben sie nichts wissen wollen. Da haben sie mich ausgelacht. Und es wäre ihnen ganz recht gewesen im vorigen Jahr, wenn ich den Direktor Wilomitzer geheiratet hätte, der bald fünfzig ist. Nur daß sie mir nicht zugeredet haben. Da hat sich der Papa doch geniert. Aber die Mama hat ganz deutliche Anspielungen gemacht.

Wie riesig es dasteht das Hotel, wie eine ungeheuere beleuchtete Zauberburg. Alles ist so riesig. Die Berge auch. Man könnte sich fürchten. Noch nie waren sie so schwarz. Der Mond ist noch nicht da. Der geht erst zur Vorstellung auf, zur großen Vorstellungdel#184 auf der Wiese, wenn der Herr von Dorsday seine Sklavin nackt tanzen läßt. Was geht mich denn der Herr Dorsday an? shift#227Feature: pitch; New State: highNun, Mademoiselle Else, was machen Sie denn für Geschichten?shift#228Feature: pitch; New State: normal del#185Sie waren doch schon bereit auf und davon zu gehen, die Geliebte von fremden Männern zu werden, von einem nach dem andern. Und auf die Kleinigkeit, die Herr von Dorsday von Ihnen verlangt, kommt es Ihnen an? Für einen Perlenschmuck, del#186für schöne Kleider, für eine Villa am Meer sind Sie bereit sich zu verkaufen? Und das Leben Ihres Vaters ist Ihnen nicht so viel wert? Es wäre gerade der richtige Anfang. Es wäre dann gleich die Rechtfertigung für alles andere. Ihr wart es, könnt’ ich sagen, Ihr habt mich dazu gemacht, Ihr alle seid schuld, daß ich so geworden bin, del#187nicht nur Papa und Mama. Auch der Rudi ist schuld und der Fred und alle, alle, weil sich ja niemand um einen kümmert. Ein bißchen Zärtlichkeit, wenn man hübsch aussieht, und ein bißl Besorgtheit, wenn man Fieber hat, und in die Schule schicken sie einen, und zu Hause lernt man Klavier und Französisch, del#188und im Sommer geht man auf’s Land und zum Geburtstag kriegt man Geschenkedel#189 und bei Tisch reden sie über allerlei. Aber was in mir vorgeht und was in mir wühlt und Angst hat, habt ihr euch darum je gekümmert? Manchmal im Blick von Papa war eine Ahnung davon, aber ganz flüchtig. Und dann war gleich wieder der Beruf da, und die Sorgen und das Börsenspiel — und shift#229Feature: voice; New State: laughwahrscheinlich irgendein Frauenzimmershift#230Feature: voice; New State: normal ganz im geheimen, ‚nichts sehr Feines unter uns‘, — und ich war wieder allein. subst#135NunNa, was tätst du Papa, was tätst du heute, wenn ich nicht da wäre?

Da stehe ich, ja da stehe ich vor dem Hotel. ‐ Furchtbar da hineingehen zu müssen, alleall’ die Leute sehen, den Herrn von Dorsday, die Tantedel#190, Cissy. Wie schön war das früher auf der Bank am Waldesrand, wie ich schon tot war. Matador — wenn ich nur drauf käm’, was — eine Regatta war es, richtig und ich habe vom Fenster aus zugesehen. Aber wer war der Matador? ‐ Wenn ich nur nicht so müd’ wäre, so furchtbar müde. Und da soll ich bis Mitternacht aufbleiben und mich dann ins Zimmer von Herrn von Dorsday schleichen? Vielleicht begegne ich der Cissy auf dem Gang. Hat sie was an unter dem Schlafrock, wenn sie zu ihm kommt? Es ist schwer, wenn man in solchen Dingen nicht geübt ist. Soll ich sie nicht um Rat fragen, die Cissy? Natürlich würde ich nicht sagen, daß es sich um Dorsday handelt, sondern sie müßte sich denken, ich habe ein nächtliches Rendezvous mit einem von den hübschen jungen Leuten hier im Hotel. Zum Beispiel mit dem langen blonden Menschen, der die leuchtenden Augen hat. Aber der ist ja nicht mehr da. Plötzlich war er verschwunden. Ich habe doch gar nicht an ihn gedacht bis zu diesem Augenblick. Aber es ist leider nicht der lange blonde Mensch mit den leuchtenden Augen, auch der Paul ist es nicht, es ist der Herr von Dorsday. Also wie mach’ ich es denn? Was sagesag’ ich ihm? Einfach Ja? Ich kann doch nicht zu Herrn Dorsday ins Zimmer kommen. Er hat sicher lauter elegante Flakons auf dem Waschtisch, und das Zimmer riecht nach französischem ParfümParfum. shift#231Feature: loud; New State: fNein,add#99 nein, nicht um die Welt zu ihm.shift#232Feature: loud; New State: normal Lieber im Freien. Da geht er mich nichts an. Der Himmel ist so hoch und die Wiese ist so groß. Ich muß gar nicht an den Herrn Dorsday denken. Ich muß ihn nicht einmal anschauen. shift#233Feature: pitch; New State: lowUnd wenn er es wagen würde, mich anzurühren, einen shift#234Feature: loud; New State: fTrittshift#235Feature: loud; New State: normal bekäme er mit meinen nackten Füßen.shift#236Feature: pitch; New State: normal del#191Ach, wenn es doch ein anderer wäre, irgendein anderer. Alles, alles könnte er von mir haben heute Nacht, jeder andere, nur Dorsday nicht. Und gerade der! Gerade der! Wie seine Augen stechen und bohren werden. Mit dem Monokel wird er dastehen und grinsen. Aber nein, er wird nicht grinsen. Er wird ein vornehmes Gesicht schneiden. Elegant. Er ist ja solche Dinge gewohnt. Wie viele hat er schon so gesehen? Hundert oder tausend? Aber war schon eine darunter wie ich? Nein, gewiß nicht. Ich werde ihm sagen, daß er nicht der Erste ist, der mich so sieht. Ich werde ihm sagen, daß ich einen Geliebten habe. Aber erst, wenn die dreißigtausend Gulden an Fiala abgesandt sind. Dann werdewerd’ ich ihm sagen, daß er ein Narr war, daß er mich auch hätte shift#237Feature: loud; New State: fhaben können um dasselbe Geld. ‐ Daß ich schon zehn Liebhaber gehabt habe, zwanzig, hundert.shift#238Feature: loud; New State: normaldel#192Aber dDas wird er mir ja alles nicht glauben. ‐ del#193Und wenn er es mir glaubt, was hilft es mir? ‐ Wenn ich ihm nur irgendwie die Freude verderben könnte. Wenn noch einer dabei wäre? Warum nicht? Er hat ja nicht gesagt, daß er mit mir allein sein muß. Ach, Herr von Dorsday, ich habe solche Angst vor Ihnen. Wollen Sie mir nicht freundlichst gestatten, einen guten Bekannten mitzubringen? O, das ist keineswegs gegen die Abrede, Herr von Dorsday. Wenn es mir beliebte, dürfte ich das ganze Hotel dazu einladen, und Sie wären trotzdem verpflichtet, die dreißigtausend Gulden abzuschicken. Aber ich begnüge mich damit, meinen Vetter Paul mitzubringen. Oder ziehen Sie etwa einen andern vor? Der lange blonde Mensch ist leider nicht mehr da und der Filou mit dem Römerkopf leider auch nicht. Aber ich find’ schon noch wen andern. Sie fürchten Indiskretion? Darauf kommt es ja nicht an. Ich lege keinen Wert auf Diskretion. Wenn man einmal so weit ist wie ich, dann ist alles ganz egal. Das ist heute ja nur der Anfang. Oder denken Sie, aus diesem Abenteuer fahre ich wieder nach Hause als anständiges Mädchen aus guter Familie? Nein, weder gute Familie noch anständiges junges Mädchen. Das wäre erledigt. Ich stelle mich jetzt auf meine eigenen Beine. Ich habe schöne Beine, Herr von Dorsday, wie Sie und die übrigen Teilnehmer des Festes bald zu bemerken Gelegenheit haben werden. Also die Sache ist in Ordnung, Herr von Dorsday. Um zehn Uhr, während alles noch in der Halle sitzt, wandern wir im Mondenschein über die Wiese, durch den Wald nach Ihrer berühmten selbstentdeckten Lichtung. Das Telegramm an die Bank bringen Sie für alle Fälle gleich mit. Denn eine Sicherheit darf ich doch wohl verlangen von einem solchen Spitzbuben wie Sie. Und um Mitternacht können Sie wieder nach Hause gehen, und ich bleibe mit meinem Vetter oder sonst wem auf der Wiese im Mondenschein. Sie haben doch nichts dagegen, Herr von Dorsday? Das dürfen Sie gar nicht. Und wenn ich morgen früh zufällig tot sein sollte, so wundern sie sich weiter nicht. Dann wird eben Paul das Telegramm aufgeben. Dafür wird schon gesorgt sein. Aber bilden Sie sich dann um Gottes willen nicht ein, daß Sie, elender Kerl, mich in den Tod getrieben haben. Ich weiß ja schon lange, daß es so mit mir enden wird. Fragen Sie doch nur meinen Freund Fred, ob ich es ihm nicht schon öfters gesagt habe. Fred, das ist nämlich Herr Friedrich Wenkheim, nebstbei der einzige anständige Mensch, den ich in meinem Leben kennengelernt habe. Der einzige, den ich geliebt hätte, wenn er nicht ein gar so anständiger Mensch wäre. Ja, ein so verworfenes Geschöpf bin ich. Bin nicht geschaffen für eine bürgerliche Existenz, und Talent habe ich auch keines. Für unsere Familie wäre es sowieso das Beste, sie stürbe aus. Mit dem Rudi wird auch schon irgendein Malheur geschehen. Der wird sich in Schulden stürzen für eine holländische Chansonette und bei Vanderhulst defraudieren. Das ist schon so in unserer Familie. Und der jüngste Bruder von meinem Vater, der hat sich erschossen, wie er fünfzehn Jahre alt war. Kein Mensch weiß warum. Ich habe ihn nicht gekannt. Lassen Sie sich die Photographie zeigen, Herr von Dorsday. Wir haben sie in einem Album... Ich soll ihm ähnlich sehen. Kein Mensch weiß, warum er sich umgebracht hat. Und von mir wird es auch keiner wissen. Ihretwegen keinesfalls, Herr von Dorsday. Die Ehre tue ich Ihnen nicht an. Ob mit neunzehn oder einundzwanzig, das ist doch egal. Oder soll ich Bonne werden oder Telephonistin oder einen Herrn Wilomitzer heiraten oder mich von Ihnen aushalten lassen? Es ist alles gleich ekelhaft, und ich komme überhaupt gar nicht mit Ihnen auf die Wiese. Nein, das ist alles viel zu anstrengend und zu dumm und zu widerwärtig. Wenn ich tot bin, werden Sie schon die Güte haben und die paar tausend Gulden für den Papa absenden, denn es wäre doch zu traurig, wenn er gerade an dem Tage verhaftet würde, an dem man meine Leiche nach Wien bringt. Aber ich werde einen Brief hinterlassen mit testamentarischer Verfügung: Herr von Dorsday hat das Recht, meinen Leichnam zu sehen. Meinen schönen nackten Mädchenleichnam. So können Sie sich nicht beklagen, Herr von Dorsday, daß ich Sie übers Ohr gehaut habe. Sie haben doch was für Ihr Geld. Daß ich noch lebendig sein muß, das steht nicht in unserem Kontrakt. O nein. Das steht nirgends geschrieben. Also den Anblick meines Leichnams vermache ich dem Kunsthändler Dorsday, und Herrn Fred Wenkheim vermache ich mein Tagebuch aus meinem siebzehnten Lebensjahr — weiter habe ich nicht geschrieben — und dem Fräulein bei Cissy vermache ich die fünf Zwanzigfranks‐Stücke, die ich vor Jahren aus der Schweiz mitgebracht habe. Sie liegen im Schreibtisch neben den Briefen. Und Bertha vermache ich das schwarze Abendkleid. Und Agathe meine Bücher. Und meinem Vetter Paul, dem vermache ich einen Kuß auf meine blassen Lippen. Und der Cissy vermache ich mein Rakett, weil ich edel bin. Und man soll mich gleich hier begraben in San Martino di Castrozza auf dem schönen kleinen Friedhof. Ich will nicht mehr zurück nach Hause. Auch als Tote will ich nicht mehr zurück. Und Papa und Mama sollen sich nicht kränken, mir geht es besser als ihnen. Und ich verzeihe ihnen. Es ist nicht schade um mich. ‐ Haha, was für ein komisches Testament. Ich bin wirklich gerührt. Wenn ich denke, daß ich morgen um die Zeit, während die andern beim Diner sitzen, schon tot bin? ‐ Die Tante Emma wird natürlich nicht zum Diner herunterkommen und Paul auch nicht. Sie werden sich auf dem Zimmer servieren lassen. Neugierig bin ich, wie sich Cissy benehmen wird. Nur werde ich es leider nicht erfahren. Gar nichts mehr werde ich erfahren. Oder vielleicht weiß man noch alles, so lange man nicht begraben ist? Und am Ende bin ich nur scheintot. Und wenn der Herr von Dorsday an meinen Leichnam tritt, so erwache ich und schlage die Augen auf, da läßt er vor Schreck das Monokel fallen.

del#194Aber es ist ja leider alles nicht wahr. Ich werde nicht scheintot sein und tot auch nicht. Ich werde mich überhaupt gar nicht umbringen, ich bin ja viel zu feig. Wenn ich auch eine couragierte Kletterin bin, feig bin ich doch. Und vielleicht habe ich nicht einmal genug Veronal. Wieviel Pulver braucht man denn? Sechs glaube ich. Aber zehn ist sicherer. Ich glaube, es sind noch zehn. Ja, das werden genug sein.

Zum wievielten Mal lauf’ ich jetzt eigentlich um das Hotel herum? Also was jetzt? Da steh’ ich vor dem Tor. In der Halle ist noch niemand. Natürlich — del#195sie sitzen ja noch alle beim Diner. Seltsam sieht die Halle aus so ganz ohne Menschen. del#196Auf dem Sessel dort liegt ein Hut, ein Touristenhut, ganz fesch. Hübscher Gemsbart. Dort im Fauteuil sitzt ein alter Herr. Hat wahrscheinlich keinen Appetit mehr. Liest Zeitung. Dem geht’s gut. Er hat keine Sorgen. Er liest ruhig Zeitung, und ich muß mir den Kopf zerbrechen, wie ich dem Papa dreißigtausend Gulden verschaffen soll. Aber nein. Ich weiß ja wie. Es ist ja so furchtbar einfach. Was will ich denn? Was will ich denn? Was tu’ ich denn da in der Halle? Gleich werden sie alle kommen vom Diner. Was soll ich denn tun? Herr von Dorsday sitzt gewiß auf Nadeln. Wo bleibt sie, denkt er sich. Hat sie sich am Ende umgebracht? Oder engagiert sie jemanden, daß er mich umbringt? Oder hetzt sie ihren Vetter Paul auf mich? Haben Sie keine Angst, Herr von Dorsday, ich bin keine so gefährliche Person. Ein kleines Luder bin ich, weiter nichts. Für die Angst, die Sie ausgestanden haben, sollen Sie auch Ihren Lohn haben. Zwölf Uhr, Zimmer Nummer fünfundsechzig. Im Freien wäre es mir doch zu kühl. Und von Ihnen aus, Herr von Dorsday, begebe ich mich direkt zu meinem Vetter Paul. Sie haben doch nichts dagegen, Herr von Dorsday?

shift#239Feature: loud; New State: fshift#240Feature: pitch; New State: low„Else! Else!“shift#241Feature: loud; New State: normalshift#242Feature: pitch; New State: normal

Wie? Was? Das ist ja Pauls Stimme. Das Diner schon aus? ‐ shift#243Feature: loud; New State: fshift#244Feature: pitch; New State: low„Else!“shift#245Feature: loud; New State: normalshift#246Feature: pitch; New State: normal ‐ „Ach, Paul, was gibt’s denn, Paul?“ Ich stell’ mich ganz unschuldig. ‐ shift#247Feature: pitch; New State: lowsubst#142JaNaja, wo steckst du denn, Else?“shift#248Feature: pitch; New State: normal ‐ „add#100Ja, Wwo soll ich denn stecken? Ich bin spazieren gegangen.“ ‐ shift#249Feature: pitch; New State: low„Jetzt, während des Diners?“shift#250Feature: pitch; New State: normal ‐ „shift#251Feature: voice; New State: laughadd#101Ha! shift#252Feature: voice; New State: normalNa, wann denn?del#197 Es iIst doch die schönste Zeit dazu.“ Ich red’ Blödsinn. ‐ shift#253Feature: pitch; New State: low„Die Mama hat sich schon alles Mögliche eingebildet. Ich war an deiner Zimmertür, hab’ geklopft.“shift#254Feature: pitch; New State: normal ‐ „Hab’ nichts gehört.“ ‐ shift#255Feature: pitch; New State: low„Aber im Ernst, Else, wie kannst du uns in eine solche Unruhe versetzen!shift#256Feature: pitch; New State: normaldel#198 Du hättest Mama doch wenigstens verständigen können, daß du nicht zum Diner kommst.“ ‐ „add#102Mh. Du hast ja recht, Pauldel#199, aber wenn du eine Ahnung hättest, was ich für Kopfschmerzen gehabt habe.“ Ganz schmelzend red’ ich. O, ich Luder. ‐ „Ist dir jetzt wenigstens besser?“ ‐ „Könnt’ ich eigentlich nicht sagen.“ ‐ „Ich will vor allem der Mama“ ‐ „Halt Paul, noch nicht. Entschuldige mich bei der Tante, ich will nur für ein paar Minuten auf mein Zimmer, mich ein bißl herrichten. Dann kommekomm’ ich gleich herunterdel#200 und werde mir eine Kleinigkeit nachservieren lassen.“ ‐ shift#257Feature: pitch; New State: low„Du bist so blaß, Else? ‐ Soll ich dir die Mama hinaufschicken?“shift#258Feature: pitch; New State: normal ‐ „Aber mach’ doch keine solchen GeschichtenG’schichten mit mir, shift#259Feature: voice; New State: laughPaulshift#260Feature: voice; New State: normal, und schau’ mich nicht so an. Hast du noch nie ein weibliches Wesen mit Kopfschmerzen gesehen? Ich kommekomm’ bestimmt noch subst#148herunterrunter. In zehn Minuten spätestens. Grüß dich Gott, Paul.“ ‐ shift#261Feature: pitch; New State: low„Also auf Wiedersehen, Else.“shift#262Feature: pitch; New State: normal ‐ Gott sei Dank, daß er geht. Dummer Bub’, aber lieb. Was will denn der Portier von mir? Wie, ein Telegramm? „add#103Äh, Ddanke. Wann ist denn subst#150die Depeschedas Telegramm gekommen, Herr Portier?“ ‐ shift#263Feature: pitch; New State: low„Vor einer Viertelstunde, Fräulein.“shift#264Feature: pitch; New State: normal ‐ Warum schaut er mich denn so an, so — bedauernd. shift#265Feature: tempo; New State: aUm Himmels willen, was wird denn da drin stehn? Ich mach’ subst#151siedas Telegramm erst oben auf,shift#266Feature: tempo; New State: normal sonst fall’ ich vielleicht in Ohnmacht. Am Ende hat sich der Papa — Wenn der Papa tot ist, dann ist ja alles in Ordnung, dann muß ich nicht mehr mit Herrn von Dorsday auf die Wiese gehn... shift#267Feature: voice; New State: breathO, ich elende Person. Lieber Gottshift#268Feature: voice; New State: normal, mach’, daß in subst#152der Depeschedem Telegramm nichts Böses steht. shift#269Feature: voice; New State: sobLieber Gott, mach’, daß der Papa lebt.shift#270Feature: voice; New State: normal Verhaftet meinetwegen, nur nicht tot. Wenn nichts Böses drin steht, dann will ich ein Opfer bringen. del#201Ich werde Bonne, shift#271Feature: tempo; New State: aiIch nehme eine subst#154StellungStelle in einem Bureau an. Sei nicht tot, Papaadd#104, sei nicht tot. Ich bin ja bereit. Ich tuetu’ ja alles, was du willst...

Gott sei Dank, daß ich oben bin. Licht gemacht, Licht gemacht. Kühl istis’ es geworden. Das Fenster war zu lange offen. Courage, Courage. del#202Ha, vielleicht steht drin, daß die Sache geordnet ist. Vielleicht hat der Onkel Bernhard das Geld hergegeben und sie telegraphieren mir: Nicht mit Dorsday reden. Ich werde es ja gleich sehen. Aber wenn ich auf den Plafond schaue, kann ich natürlich nicht lesen, was in der Depesche steht. [singend] shift#272Feature: voice; New State: sing Tralaadd#105 la, tralaadd#106la, Courage. Es muß ja sein.shift#273Feature: voice; New State: normalshift#274Feature: tempo; New State: normal ‚Wiederhole flehentliche Bitte mit Dorsday reden. Summe nicht dreißig, sondern fünfzig. Sonst alles vergeblich. Adresse bleibt Fiala.‘ ‐ Sondern fünfzig. Sonst alles vergeblich. [shift#275Feature: voice; New State: singsingend] Tralaadd#107 la, tralaadd#108la.shift#276Feature: voice; New State: normal Fünfzig. Adresse bleibt Fiala. Aber gewiß, ob fünfzig oder dreißig, darauf kommt es ja nicht an. Auch dem Herrn von Dorsday nicht. del#203Das Veronal liegt unter der Wäsche, für alle Fälle. Warum habehab’ ich nicht gleich gesagt: fünfzig. Ich habe doch daran gedacht! Sonst alles vergeblich. Also hinunter, geschwind, nicht da auf dem Bett sitzen bleiben. Ein kleiner Irrtum, Herr von Dorsday, verzeihen Sie. Nicht dreißig, sondern fünfzig, sonst alles vergeblich. Adresse bleibt Fiala. ‐ shift#277Feature: pitch; New State: low‚Sie halten mich wohl für einen Narren, Fräulein Else?del#204‘ Keineswegs, Herr Vicomte, wie sollte ich. ‚ Für fünfzig müßte ich jedesfalls entsprechend mehr fordern, Fräulein.‘ Sonst alles vergeblich, Adresse bleibt Fiala.shift#278Feature: pitch; New State: normal Wie Sie wünschen, Herr von Dorsday. Bitte,add#111 bitte, befehlen Sie nur. Vor allem aber, shift#279Feature: loud; New State: fschreiben Sie die Depesche an Ihr Bankhausshift#280Feature: loud; New State: normal, natürlich, sonst habehab’ ich ja keine Sicherheit. ‐

Ja,add#112 ja, so mach’ ich es. Ich komme zu ihm ins Zimmer und erst, wenn er vor meinen Augen die Depesche geschriebenadd#113 hat — ziehe ich mich aus. Und die Depesche behalte ich in der Hand. subst#159HaAh, wie unappetitlich.del#205 Und wWo soll ich denn meine Kleider hinlegen? Nein, add#114ne-nein, ich ziehe mich schon hier aus und nehme den großen schwarzen Mantel um, der mich ganz einhüllt. del#206So ist es am bequemsten. Für beide Teile. Adresse bleibt Fiala. Mir klappern die Zähne. Das Fenster ist noch offen. Zugemacht. Im Freien? Den Tod hätte ich davon haben können. Schuft! Fünfzigtausend. Er kann nicht Nein sagen. Zimmer fünfundsechzig. Aber vorher sag’ ich Paul, er soll in seinem Zimmer auf mich warten. Von Dorsday geh’gehe ich direkt zu Paul und erzähle ihm alles. Und dann soll Paul ihn ohrfeigen. Ja, noch heute Nacht. Ein reichhaltiges Programm. Und dann kommt das Veronal. Neinadd#115, nein, wozu denn? Warum denn sterben? Keine Spur. shift#281Feature: voice; New State: laughLustigshift#282Feature: voice; New State: normal, lustig, jetzt fängt ja das Leben erst an. Ihr sollt EuereEure Freude haben. Ihr sollt stolz werden auf Euer Töchterlein. del#207Ein Luder will ich werden, wie es die Welt noch nicht gesehen hat. Adresse bleibt Fiala. Du sollst deine fünfzigtausend Gulden haben, Papa. Aber die nächsten, die ich mir verdiene, um die kaufe ich mir neue Nachthemden mit Spitzen besetzt, ganz durchsichtig und köstliche Seidenstrümpfe. shift#283Feature: voice; New State: laughadd#116Hm. Man lebt nur einmal.shift#284Feature: voice; New State: normal Wozu schaut man denn so aus wie ich. Licht gemacht, ‐ die Lampe über dem Spiegel schalt’ ich ein. Wie schön meine blondroten Haare sind, und meine Schultern; meine Augen sind auch nicht übel. subst#163HuAh, wie groß sie sind. Es wär’ schad’ um mich. del#208Zum Veronal ist immer noch Zeit. ‐ Aber ich muß ja hinunter. Tief hinunter. Herr Dorsday wartet, und er weiß noch nicht einmal, daß es indes fünfzigtausend geworden sind. Ja, ich bin im Preis gestiegen, Herr von Dorsdaydel#209. Ich muß ihm das Telegramm zeigen, sonst glaubt er mir am Ende nicht und denkt, ich will ein Geschäft bei der Sache machen. Ich werde die Depesche auf sein Zimmer schicken und etwas dazu schreiben. Zu meinem lebhaften Bedauern sind es nun fünfzigtausend geworden, Herr von Dorsday, das kann Ihnen ja ganz egal sein. Und ich bin überzeugt, Ihre Gegenforderung war gar nicht ernst gemeint. Denn Sie sind ein Vicomte und ein Gentleman. Morgen früh werden Sie die fünfzigtausend, an denen das Leben meines Vaters hängt, ohne weiters an Fiala senden. Ich rechne darauf. ‐ ‚Selbstverständlich, mein Fräulein, ich sende für alle Fälle gleich hunderttausend, ohne jede Gegenleistung und verpflichte mich überdies, von heute an für den Lebensunterhalt Ihrer ganzen Familie zu sorgen, die Börsenschulden Ihres Herrn Papas zu zahlen und sämtliche veruntreute Mündelgelder zu ersetzen.‘ Adresse bleibt Fiala. Hahaha! Ja, genau so ist der Vicomte von Eperies. Das ist ja alles Unsinn. Was bleibt mir denn übrig? Es muß ja sein, ich muß es ja tun, alles, alles muß ich tun, was Herr von Dorsday verlangt, damit der Papa morgen das Geld hat, — damit er nicht eingesperrt wird, damit er sich nicht umbringt. Und ich werde es auch tun. Ja, ich werde es tun, obzwar doch alles für die Katz’ ist. In einem halben Jahr sind wir wieder gerade so weit wie heute! In vier Wochen! ‐ Aber dann geht es mich nichts mehr an. Das eine Opfer bringe ich — und dann keines mehr. Nie, nie, niemals wieder. Ja, das sage ich dem Papa, sobald ich nach Wien komme. Und dann fort aus dem Haus, wo immer hin. Ich werde mich mit Fred beraten. Er ist der einzige, der mich wirklich gern hat. Aber so weit bin ich ja noch nicht. Ich bin nicht in Wien, ich bin noch in Martino di Castrozza. Noch nichts ist geschehen. Also wie, wie, was? Da ist das Telegramm. Was tue ich denn mit dem Telegramm? Ich habe es ja schon gewußt. Ich muß es ihm auf sein Zimmer schicken. Aber was sonst? Ich muß ihm etwas dazu schreiben. Nun ja, was soll ich ihm schreiben? Erwarten Sie mich um zwölf. shift#285Feature: voice; New State: creakadd#117Also wie, wie, wie, was! Nein, nein, nein!shift#286Feature: voice; New State: normal subst#164Den TriumphDiesen Triumph, den soll er nicht haben. shift#287Feature: loud; New State: fIch will nicht,add#118 ich will nicht,shift#288Feature: loud; New State: normaladd#119 ich will nicht. Gott sei Dank, daß ich die Pulver da habe. Das ist die einzige Rettung. Wo sind sie denn? Um Gottes willen, man wird sie mir doch nicht gestohlen haben. Aber nein, da sind sie ja. Da in der Schachtel. Sind sie noch alle da? Jadel#210, da sind sie. Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs. Ich will sie ja nur ansehen, die lieben Pulver. Es verpflichtet ja zu nichts. Auch daß ich sie ins Glas schütte, verpflichtet ja zu nichts. subst#165Eins, zwei,Sechs, sieben, acht,del#211 aber add#120ich — ich bringe mich ja sicher nicht um. Fällt mir gar nicht ein. subst#166Drei, vier, fünfAcht, neun, zehn — davon stirbt man auch noch lange nicht. Es wärewär’ schrecklich, wenn ich das Veronal nicht subst#168mitmehr hätte. Da müßtemüßt’ ich mich zum Fenster hinunterstürzen und dazu hätt’ ich doch nicht den Mut. Aber das Veronal, — man schläft langsam ein, wacht nicht mehr auf, keine Qual, kein Schmerz. Man legt sich ins Bett; in einem Zuge trinkt man es aus, träumt, und alles istis’ vorbei. Vorgestern habehab’ ich auch ein Pulver genommen und neulich sogar zwei. Pst, niemandem sagen. Heut’Heute werden es halt ein bißl mehr sein. subst#173Es istIs’ ja nur für alle Fälle. Wenn es mich gar gar zu sehr grausen sollte. shift#289Feature: voice; New State: laughAber warumshift#290Feature: voice; New State: normal soll es mich denn grausen? Wenn er mich anrührt, so shift#291Feature: tension; New State: prspuckeshift#292Feature: tension; New State: normal ich ihm ins Gesicht. Ganz einfach.

del#212Aber wie soll ich ihm denn den Brief zukommen lassen? Ich kann doch nicht dem Herrn von Dorsday durch das Stubenmädchen einen Brief schicken. Das Beste, ich gehe hinunter und rede mit ihm und zeige ihm das Telegramm. Hinunter muß ich ja jedenfalls. Ich kann doch nicht da heroben im Zimmer bleiben. Ich hielte es ja gar nicht aus, drei Stunden lang — bis der Moment kommt. Auch wegen der Tante muß ich hinunter. Ha, was geht mich denn die Tante an. Was gehen mich die Leute an? Sehen Sie, meine Herrschaften, da steht das Glas mit dem Veronal. So, jetzt nehme ich es in die Hand. So, jetzt führe ich es an die Lippen. Ja, jeden Moment kann ich drüben sein, wo es keine Tanten gibt und keinen Dorsday und keinen Vater, der Mündelgelder defraudiert...

Aber ich werde mich nicht umbringen. Das habehab’ ich nicht notwendig. Ich werde auch nicht zu Herrn von Dorsday ins Zimmer gehen. Fällt mir gar nicht ein. Ich shift#293Feature: voice; New State: laughwerdeshift#294Feature: voice; New State: normal mich doch nicht um fünfzigtausend Gulden nackt hinstellen vor einen alten Lebemann, um einen Lumpen vor dem subst#175KriminalGefängnis zu retten. Nein, shift#295Feature: voice; New State: laughnein, entweder oder.shift#296Feature: voice; New State: normal Wie kommt denn der Herr von Dorsday dazu? Gerade der? Wenn einer mich sieht, dann sollen mich auch andere sehen. shift#297Feature: voice; New State: laughJa! ‐ Herrlicher Gedanke!shift#298Feature: voice; New State: normalshift#299Feature: loud; New State: fAlleadd#121, alle sollendel#213 sie mich sehen. Die ganze Welt soll mich sehen.shift#300Feature: loud; New State: normal Und dann kommt das Veronal.shift#301Feature: loud; New State: fshift#302Feature: voice; New State: laugh Nein,add#122 nein,shift#303Feature: voice; New State: normalshift#304Feature: loud; New State: normal nicht das Veronal, — wozu denn?! del#214dann kommt die Villa mit den Marmorstufen und die schönen Jünglinge und die Freiheit und die weite Welt! shift#305Feature: pitch; New State: highGuten Abend, Fräulein Else, so gefallen Sie mir.shift#306Feature: pitch; New State: normal del#215Haha. Da unten werden sie meinen, ich bin verrückt geworden. Aber ich war noch nie so vernünftig. Zum erstenmal in meinem Leben bin ich wirklich vernünftig. Alle, alleadd#123, alle sollendel#216 sie mich sehen! ‐ Dann gibt es kein Zurück, kein nach Hause zu Papa und Mama, zu den Onkeln und Tanten. Dann bin ich nicht mehr das Fräulein Else, del#217das man an irgendeinen Direktor Wilomitzer verkuppeln möchte; alle subst#176hab’halt’ ich sie so zum Narren;del#218 — den Schuften Dorsday vor allem — und komme zum zweitenmal auf die Welt...del#219 sonst alles vergeblich — Adresse bleibt Fiala. Haha!

shift#307Feature: pitch; New State: highKeine Zeit mehr verlieren, nicht wieder feig werden.shift#308Feature: pitch; New State: normal Herunter das Kleid. Wer wird der Erste sein? Wirst du es sein, Vetter Paul? Dein Glück, daß der Römerkopf nicht mehr da istis’. Wirst du diese schönen Brüste küssen heute Nacht? del#220Ah, wie bin ich schön. Bertha hat ein schwarzes Seidenhemd. Raffiniert. Ich werde noch viel raffinierter sein. Herrliches Leben. Fort mit den Strümpfen, das wäre unanständig. Nackt, ganz nackt. shift#309Feature: voice; New State: laughadd#124Hehehe, shift#310Feature: voice; New State: normalWwie wird mich Cissy beneiden! Und andere auch. Aber sie trauen sich nicht. Sie möchten ja alle so gern. Nehmt Euch ein Beispiel. Ich, die Jungfrau, ich traue mich. shift#311Feature: voice; New State: laughIch werde mich ja zu Tod lachen über Dorsday.shift#312Feature: voice; New State: normal shift#313Feature: loud; New State: fDa bin ich, Herr von Dorsday. Rasch auf die Post. Fünfzigtausend. So viel istis’ es doch wert?shift#314Feature: loud; New State: normal

Schönadd#125 bin ich, schön bin ich! Schau’ mich an, Nacht! shift#315Feature: loud; New State: fBerge schaut mich an! Himmel schau’ mich an, wie schön ich bin.shift#316Feature: loud; New State: normal Aber ihr seid ja blind. Was habe ich von euch. Die da unten haben Augen. Soll ich mir die Haare lösen? Nein. add#126Nein, Dda säh ich aus wie eine Verrückte. Aber Ihr sollt mich nicht für verrückt halten. shift#317Feature: pitch; New State: lowNur für schamlosshift#318Feature: pitch; New State: normal sollt Ihr mich halten. del#221Für eine Kanaille. Wo ist das Telegramm? Um Gottes willen, wo habe ich denn das Telegramm? Da liegt es ja, friedlich neben dem Veronal. ‚Wiederhole flehentlich ‐ fünfzigtausend ‐ sonst alles vergeblich. Adresse bleibt Fiala.‘ Ja, das ist das Telegramm. Das ist ein Stück Papier und da stehen Worte darauf. Aufgegeben in Wien vier Uhr dreißig. Nein, ich träume nicht, es ist alles wahr. Und zu Hause warten sie auf die fünfzigtausend Gulden. Und Herr von Dorsday wartet auch. Er soll nur warten. Wir haben ja Zeit. Ah, wie hübsch ist es, so nackt im Zimmer auf und abzuspazieren. Bin ich wirklich so schön wie im Spiegel? Ach, kommen Sie doch näher, schönes Fräulein. Ich will Ihre blutroten Lippen küssen. Ich will Ihre Brüste an meine Brüste pressen. Wie schade, daß das Glas zwischen uns ist, das kalte Glas. Wie gut würden wir uns miteinander vertragen. Nicht wahr? Wir brauchten gar niemanden andern. Es gibt vielleicht gar keine andernanderen Menschen. del#222Es gibt Telegramme und Hotels und Berge und Bahnhöfe und Wälder, aber Menschen gibt es nicht. Die träumen wir nur. del#223Nur der Doktor Fiala existiert mit der Adresse. Es bleibt immer dieselbe. subst#182OHa, ich bin keineswegs verrückt. Ich bin nur ein wenig erregt. Das ist doch ganz selbstverständlich, bevor man zum zweitenmal auf die Welt kommt. Denn die frühere Else ist schon gestorben. Ja, ganz bestimmt bin ich tot. Da braucht man kein Veronal dazu. shift#319Feature: voice; New State: laughSollshift#320Feature: voice; New State: normal ich es’s nicht weggießen? Das Stubenmädel könntekönnt’ es aus Versehen trinken. Ich werdewerd’ einen Zettel hinlegen und darauf schreiben: Gift; nein, lieber: Medizin, — damit dem Stubenmädel nichts geschieht. So edel bin ich. So. shift#321Feature: tension; New State: prMedizin,shift#322Feature: tension; New State: normal zweimal unterstrichen und drei Ausrufungszeichen. Jetzt kann nichtsadd#127 mehr passieren. Und wenn ich dann heraufkomme und keine Lust habe mich umzubringen und nur schlafen will, dann trinke ich eben nicht das ganze Glas aus, sondern nur ein Viertel davon oder noch weniger. Ganz einfach. Alles habe ich in meiner Hand. del#224Am einfachsten wäre, ich liefe hinunter — so wie ich bin über Gang und Stiegen. Aber nein, da könnte ich aufgehalten werden, ehe ich unten bin — und ich muß doch die Sicherheit haben, daß der Herr von Dorsday dabei ist! Sonst schickt er natürlich das Geld nicht ab, der Schmutzian. ‐ Aber ich muß subst#186ihmDorsday ja noch schreiben. Das ist doch das Wichtigste. del#225O, kKalt ist die Sessellehne, aber angenehm. del#226Wenn ich meine Villa am italienischen See haben werde, dann werde ich in meinem Park immer nackt herumspazieren... Die Füllfeder vermache ich Fred, wenn ich einmal sterbe. Aber vorläufig habe ich etwas Gescheiteres zu tun als zu sterben. ‚Hochverehrter Herrdel#227 Vicomte‘ ‐ also vernünftig Else, keine Aufschrift, weder hochverehrt, noch hochverachtet. shift#323Feature: voice; New State: emphasisadd#128Mh. Ihre Bedingung, Herr von Dorsday,add#129 mh — istadd#130, ähm del#228erfüllt‘ ‐ ‐ ‐ ‚In dem Augenblick, da Sie diese ZeilenZeil’ lesen, Herr von Dorsdayadd#131, ähm, ist ihre Bedingung erfüllt, wenn auch nicht ganz in der von Ihnen vorgesehenen Weise.‘shift#324Feature: voice; New State: normal ‐ ‚add#132Hm. Nein, wie gut das Mädel schreibt‘, möcht’ der Papa sagen. ‐ ‚Uadd#133-und so rechne ich darauf, daß Sie Ihrerseits Ihr Wort halten und die fünfzigtausend Gulden telegraphisch an die bekannte Adresse unverzüglich anweisen lassen werden, Else.‘ Nein, nicht Else. Gar keine Unterschrift.del#229 So. Mein schönes gelbes Briefpapier! Hab’ ich zu Weihnachten bekommen. Schad’ drum. So — und jetzt Telegramm und Brief ins Kuvert. ‐ ‚Herrdel#230n von Dorsdaydel#231, Zimmer Nummer fünfundsechzig.add#134 add#135Hm, Wwozu die Nummer? Ich legeleg’ ihm den Brief einfach vor die Tür im Vorbeigehen. del#232Aber ich muß nicht. Ich muß überhaupt gar nichts. Wenn es mir beliebt, kann ich mich jetzt auch ins Bett legen und schlafen und mich um nichts mehr kümmern. Nicht um den Herrn von Dorsday und nicht um den Papa. Ein gestreifter Sträflingsanzug ist auch ganz elegant. Und erschossen haben sich schon viele. Und sterben müssen wir alle.

del#233Aber du hast ja das alles vorläufig nicht nötig, Papa. Du hast ja deine herrlich gewachsene Tochter, und Adresse bleibt Fiala. Ich werde eine Sammlung einleiten. Mit dem Teller werde ich herumgehen. Warum sollte nur Herr von Dorsday zahlen? Das wäre ein Unrecht. Jeder nach seinen Verhältnissen. Wieviel wird Paul auf den Teller legen? Und wieviel der Herr mit dem goldenen Zwicker? Aber bildet Euch nur ja nicht ein, daß das Vergnügen lange dauern wird. Gleich hülle ich mich wieder ein, laufe die Treppen hinauf in mein Zimmer, sperre mich ein und, wenn es mir beliebt, trinke ich das ganze Glas auf einen Zug. Aber es wird mir nicht belieben. Es wäre nur eine Feigheit. Sie verdienen gar nicht so viel Respekt, die Schufte. Schämen vor Euch? Ich mich schämen vor irgend wem? Das habe ich wirklich nicht nötig. Laß dir noch einmal in die Augen sehen, schöne Else. Was du für Riesenaugen hast, wenn man näher kommt. Ich wollte, es küßte mich einer auf meine Augen, auf meinen blutroten Mund. Kaum über die Knöchel reicht mein Mantel. Man wird sehen, daß meine Füße nackt sind. Was tut’s, man wird noch mehr sehen! Aber ich bin nicht verpflichtet. Ich kann gleich wieder umkehren, noch bevor ich unten bin. Im ersten Stock kann ich umkehren. Ich muß überhaupt nicht hinuntergehen. Aber ich will ja. Ich freue mich drauf. Hab’ ich mir nicht mein ganzes Leben lang so was gewünscht?

Worauf wartewart’ ich denn noch? Ich bin ja bereit. Die Vorstellung kann beginnen. del#234Den Brief nicht vergessen. Eine aristokratische Schrift behauptet Fred. Auf Wiedersehen, Elseadd#136, auf Wiedersehen. del#235Du bist schön mit dem Mantel. Florentinerinnen haben sich so malen lassen. In den Galerien hängen ihre Bilder und es ist eine Ehre für sie. ‐ Man muß gar nichts bemerken, wenn ich den Mantel um habe. Nur die Füße, nur die Füße. Ich nehme die schwarzen Lackschuhe, dann denkt man, es sind fleischfarbene Strümpfe. So werde ich durch die Halle gehen, und kein Mensch wird ahnen, daß unter dem Mantel nichts ist, als ich, ich selber. del#236Und dann kann ich immer noch herauf... ‐ Wer spielt denn da unten so schön Klavier? add#137Ist das Chopin? ‐ Herr von Dorsday wird etwas nervös sein. shift#325Feature: voice; New State: laughadd#138Hmhm. shift#326Feature: voice; New State: normalVielleicht hat er Angst vor Paul. Nur Geduld, Geduld, wird sich alles finden. Ich weiß noch gar nichts, Herr von Dorsday, ich bin selber schrecklich gespannt. del#237Licht ausschalten! Ist alles in Ordnung in meinem Zimmer? Leb’ wohl, Veronal, auf Wiedersehen. Leb’ wohl,add#139 leb’ wohl, mein heißgeliebtes Spiegelbild. Wie du im Dunkel leuchtestshift#327Feature: voice; New State: laughadd#140, hm.shift#328Feature: voice; New State: normal del#238Ich bin schon ganz gewohnt, unter dem Mantel nackt zu sein. Ganz angenehm. Wer weiß, ob nicht manche so in der Halle sitzen und keiner weiß es? Ob nicht manche Dame so ins Theater geht und so in ihrer Loge sitzt — zum Spaß oder aus anderen Gründen.

del#239Soll ich zusperren? Wozu? Hier wird ja nichts gestohlen. Und wenn auch ‐ ich brauche ja nichts mehr. Schluß... add#141Hm, Wwo ist dennadd#142 die Nummer fünfundsechzig? Niemand ist auf dem Gang. Alles noch unten beim Diner. Einundsechzig... zweiundsechzig... del#240das sind ja riesige Bergschuhe, die da vor der Türe stehen. Da hängt eine Hose am Haken. Wie unanständig. Vvierundsechzig,add#143 ja, fünfundsechzig. So. del#241Da wohnt er, der Vicomte... Da unten lehn’ ich den Brief hin, an die Tür. Da muß er ihn gleich sehendel#242. Es wird ihn doch keiner stehlen? So, da liegt er... Macht nichts... Ich kann noch immer tun, was ich will. Hab’ ich ihn halt zum Narrn gehalten... Wenn ich ihm nur jetzt nicht auf der Treppe begegne. Da kommtadd#144 er ja... add#145nei-nein, das istis’ er nicht!... shift#329Feature: voice; New State: laughadd#146Hm. shift#330Feature: voice; New State: normalDer istis’ viel hübscher als der Herr von Dorsday, sehr elegant, mit dem kleinen schwarzen Schnurrbart. Wann ist denn der angekommen? Ich könnte eine kleine Probe veranstalten — ein ganz klein wenig den Mantel lüften. shift#331Feature: voice; New State: laughIch habe große Lust dazu.shift#332Feature: voice; New State: normal Schauen Sie mich nur an, mein Herr. Sie ahnen nicht, an wem Sie da vorübergehen. Schade, daß Sie gerade jetzt sich heraufbemühen. Warum bleiben Sie nicht in der Halle? Sie versäumen etwas. Große Vorstellung. Warum halten Sie mich nicht auf? Mein Schicksal liegt in Ihrer Hand. Wenn Sie mich grüßen, so kehre ich wieder um. So grüßen Sie mich doch. Ich sehe Sie doch so liebenswürdig an... Er grüßt nicht. Vorbei ist er. shift#333Feature: tempo; New State: aEr wendet sich um, ich spüre es. Rufen Sie, grüßen Sie! Retten Sie mich! Vielleicht sind Sie an meinem TodeTod’ schuld, mein Herr! Aber Sie werden es nie erfahren.shift#334Feature: tempo; New State: normal Adresse bleibt Fiala...

Wo bin ich? Schon in der Halle? Wie bin ich daher gekommen? So wenig Leute und so viele Unbekannte. del#243Oder sehe ich so schlecht? Wo ist Dorsday? Er istis’ nicht da. del#244Ist es ein Wink des Schicksals? Ich will zurück. Ich will einen andern Brief an Dorsday schreiben. Ich erwarte Sie in meinem Zimmer um Mitternacht. Bringen Sie die Depesche an Ihre Bank mit. Nein. Er könnte es für eine Falle halten. Könnte auch eine sein. Ich könnte Paul bei mir versteckt haben, und er könnte ihn mit dem Revolver zwingen, uns die Depesche auszuliefern. Erpressung. Ein Verbrecherpaar. Wo ist Dorsday? Dorsday, wo bist du? del#245Hat er sich vielleicht umgebracht aus Reue über meinen Tod? Im Spielzimmer wird er sein. Gewiß. An einem Kartentisch wird er sitzen. Dann will ich ihm von der Tür aus mit den Augen ein Zeichen geben. Er wird sofort aufstehen. ‚Hier bin ich, mein Fräulein.‘ Seine Stimme wird klingen. ‚Wollen wir ein wenig promenieren, Herr Dorsday?‘ ‚Wie es beliebt, Fräulein Else.‘ Wir gehen über den Marienweg zum Walde hin. Wir sind allein. Ich schlage den Mantel auseinander. Die fünfzigtausend sind fällig. Die Luft ist kalt, ich bekomme eine Lungenentzündung und sterbe... Warum sehen mich die zwei Damen an? Merken sie was? Warum bin ich denn da? Bin ich verrückt? Ich werde zurückgehen in mein Zimmer, mich geschwind ankleiden, das blaue, drüber den Mantel wie jetzt, aber offen, da kann niemand glauben, daß ich vorher nichts angehabt habe... Ich kann nicht zurück. Ich will auch nicht zurück. Wo ist Paul? Wo ist Tante Emma? Wo ist Cissy? Wo sind sie denn alle? Keiner wird es merken... Man kann es ja gar nicht merken. Wer spielt so schön? Chopin? Neiadd#147-nein,add#148 das is’ Schumann.

Ich irre in der Halle umher wie eine Fledermaus. Fünfzigtausend!add#149 Fünfzigtausend! Die Zeit vergeht. Ich muß diesen verfluchten Herrn von Dorsday finden. del#246Nein, ich muß in mein Zimmer zurück... Ich werde Veronal trinken. Nur einen kleinen Schluck, dann werde ich gut schlafen... Nach getaner Arbeit ist gut ruhen... Aber die Arbeit ist noch nicht getan... Wenn der Kellner den schwarzen Kaffee dem alten Herrn dort serviert, so geht alles gut aus. Und wenn er ihn dem jungen Ehepaar in der Ecke bringt, so ist alles verloren. Wieso? Was heißt das? Zu dem alten Herrn bringt er den Kaffee. Triumph! Alles geht gut aus. Ha, Cissy und Paul! Da draußen vor dem Hotel gehen sie auf und ab. Sie reden ganz vergnügt miteinander. Er regt sich nicht sonderlich auf wegen meiner Kopfschmerzen. Schwindler!... Cissy hat keine so schönen Brüste wie ich. Freilich, sie hat ja ein Kind... Was reden die Zwei? Wenn man es hören könnte! Was geht es mich an, was sie reden? Aber ich könnte auch vors Hotel gehen, ihnen guten Abend wünschen und dann weiter, weiterflattern über die Wiese, in den Wald, hinaufsteigen, klettern, immer höher, bis auf den Cimone hinauf, mich hinlegen, einschlafen, erfrieren. Geheimnisvoller Selbstmord einer jungen Dame der Wiener Gesellschaft. Nur mit einem schwarzen Abendmantel bekleidet, wurde das schöne Mädchen an einer unzugänglichen Stelle des Cimone della Pala tot aufgefunden... Aber vielleicht findet man mich nicht... Oder erst im nächsten Jahr. Oder noch später. Verwest. Als Skelett. Doch besser, hier in der geheizten Halle sein und nicht erfrieren. Nun, Herr von Dorsday, wo stecken Sie denn eigentlich? Bin ich verpflichtet zu warten? Sie haben mich zu suchen, nicht ich Sie. Ich will noch im Spielsaal nachschauen. Wenn er dort nicht ist, hat er sein Recht verwirkt. Und ich schreibe ihm: Sie waren nicht zu finden, Herr von Dorsday, Sie haben freiwillig verzichtet; shift#335Feature: loud; New State: fdas entbindet Sie nicht von der Verpflichtung, das Geld sofort abzuschicken. Das Geld.shift#336Feature: loud; New State: normal Was für ein Geld denn? Was kümmert mich das?del#247 Es ist mir doch ganz gleichgültig, ob er das Geld abschickt oder nicht. Ich habe nicht das geringste Mitleid mehr mit Papa. Mit keinem Menschen habe ich Mitleid. Auch mit mir selber nicht. Mein Herz ist tot. Ich glaube, es schlägt gar nicht mehr. del#248Vielleicht habe ich das Veronal schon getrunken... Warum schaut mich die holländische Familie so an? Man kann doch unmöglich was merken. Der Portier sieht mich auch so verdächtig an. Ist vielleicht noch eine Depesche gekommen? Achtzigtausend? Hunderttausend? Adresse bleibt Fiala. Wenn eine Depesche da wäre, würde er es mir sagen. Er sieht mich hochachtungsvoll an. Er weiß nicht, daß ich unter dem Mantel nichts an habe. Niemand weiß es. Ich gehe zurück in mein Zimmer. Zurück, zurück, zurück! Wenn ich über die Stufen stolperte, das wäre eine nette Geschichte. Vor drei Jahren auf dem Wörthersee ist eine Dame ganz nackt hinausgeschwommen. Aber noch am selben Nachmittag ist sie abgereist. Die Mama hat gesagt, es ist eine Operettensängerin aus Berlin. Schumann? Ja, Karneval. Die oder der spielt ganz schön. Das Kartenzimmer ist aber rechts. Letzte Möglichkeit, Herr von Dorsday. Wenn er dort ist, winke ich ihn mit den Augen zu mir her und sage ihm, um Mitternacht werde ich bei Ihnen sein, Sie Schuft. ‐ Nein, Schuft sage ich ihm nicht. Aber nachher sage ich es ihm... Irgendwer geht mir nach. add#150Irgendwer geht mir nach! Ich wende mich nicht um. Nein, nein. ‐

shift#337Feature: loud; New State: f„Else!“shift#338Feature: loud; New State: normal ‐ Um Gottes willen die Tante. Weiter, weiter! ‐ shift#339Feature: loud; New State: f„Else!“shift#340Feature: loud; New State: normal ‐ Ich muß mich umdrehen, es hilft mir nichts. „O, guten Abend, Tante.“ ‐ „Ja, Else, was ist denn mit dir? Grad’ wolltewollt’ ich zu dir hinaufschauen. Paul hat mir gesagtg’sagt ‐ ‐ Ja, wie schaust du denn aus?“ ‐ „Wie schau ich denn aus, Tante? Es geht mir schon ganz gut. Ich habehab’ auch eine Kleinigkeit gegessen.“ Sie merkt was, sie merkt was. ‐ shift#341Feature: loud; New State: f„Elseshift#342Feature: loud; New State: normal — du hast ja — keine Strümpfe an!“ ‐ „Was sagst du da, Tante? shift#343Feature: voice; New State: laughMeiner Seel, ich habehab’ keine Strümpfe an.shift#344Feature: voice; New State: normal Nein —!“ ‐ „Ist dir nicht wohl, Else? Deine Augen — add#151na, du hast Fieber.“ ‐ „Fieber? Ich glaub’ nicht. Ichadd#152 — ich hab’ nur so furchtbare Kopfschmerzen gehabt, wie nie in meinem Leben noch.“ ‐ „add#153Ja, Ddu mußt sofort zu Bett, Kind, du bist totenblaß.“ ‐ del#249„Das kommt von der Beleuchtung, Tante. Alle Leute sehen hier blaß aus in der Halle.“ Sie schaut so sonderbar an mir herab. Sie kann doch nichts merken? Jetzt nur die Fassung bewahren. Papa ist verloren, wenn ich nicht die Fassung bewahre. Ich muß etwas reden. shift#345Feature: voice; New State: laughadd#154Äh - Wweißt du, Tante, was mir heuer in Wien passiert ist? Da bin ich einmal mit einem gelben und einem schwarzen Schuh auf die Straße gegangen.“shift#346Feature: voice; New State: normal Kein Wort ist wahr. Ich muß weiterreden. Was sag’ ich nur? „add#155Äh - Wweißt du, Tante, nach Migräneanfällenadd#156, da habehab’ ich manchmaladd#157, äh, solche Anfälle von Zerstreutheit. Dadd#158-die Mama hat subst#206dases auch früher gehabt.“ Nicht ein Wort ist wahr. ‐ „Ich werde jedenfalls um den Doktor schicken.“ ‐ „Aber ich bitte dich, Tante, es add#159i-i-istis’ ja gar keiner im Hotel. Man müßt’müßte einen del#250aus einer anderen Ortschaft holen.add#160 shift#347Feature: voice; New State: laughUnd Dder würdewürd’ schön lachen, daß man ihn holen läßt, weil ich keine Strümpfe anhabe. Haha.“shift#348Feature: voice; New State: normal del#251Ich sollte nicht so laut lachen. Das Gesicht von der Tante ist angstverzerrt. Die Sache ist ihr unheimlich. Die Augen fallen ihr heraus. ‐ „Sag’, Else, hast du nicht zufällig Paul gesehen?“ ‐ Ah, sie will sich Sukkurs verschaffen. Fassung, alles steht auf dem Spiel. „Ich glaube, er geht auf und ab vor dem Hotel mit Cissy Mohr, wenn ich nicht irre.“ ‐ „Vor dem Hotel? Ich werde sie beide hereinholen. Wir wollen noch alle einen Tee trinken, nicht wahr?“ ‐ „Gern.“ Was für ein dummes Gesicht subst#211siedie Tante macht. Ich nicke ihr ganz freundlich und harmlos zu. Fort ist sie. Ich werde jetzt in mein Zimmer gehen. Nein, was soll ich denn in meinem Zimmer tun? Es ist höchste Zeit, höchste Zeit. Fünfzigtausend, fünfzigtausend. Warum laufe ich denn so? del#252Nur lLangsam, langsam... Was will ich denn? Wie heißt der Mann? Herr von Dorsday. shift#349Feature: voice; New State: laughKomischer Name...shift#350Feature: voice; New State: normal Da istis’ ja das Spielzimmer. Grüner Vorhang vor der Tür. Man sieht nichts. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen.shift#351Feature: voice; New State: emphasisdel#253 Die Whistpartie. Die spielen jeden Abend. Dort spielen zwei Herren Schach.shift#352Feature: voice; New State: normal Herr von Dorsday ist nicht da. Viktoria. Gerettet! add#161Ha, Wwieso denn?add#162 Wieso denn? Ich muß weiter suchenadd#163, weiter suchen. shift#353Feature: loud; New State: fIch bin verdammt, Herrn von Dorsday zu suchen bis an mein Lebensende.shift#354Feature: loud; New State: normal del#254Er sucht mich gewiß auch. Wir verfehlen uns immerfort. Vielleicht sucht er mich oben. Wir werden uns auf der Stiege treffen. Die Holländer sehen mich wieder an. Ganz hübsch die Tochter. Der alte Herr hat eine Brille, eine Brille, eine Brille... Fünfzigtausend. Es ist ja nicht so viel. Fünfzigtausend, Herr von Dorsday. add#164Wer spielt denn da so schön Klavier? Schumann? Ja, Karneval...add#165 D-dasshift#355Feature: voice; New State: emphasis Hhab’ ich auch einmal studiert. add#166 [singend] shift#356Feature: voice; New State: singDadandada — dadadadadadi — dadanda — dadandadadadadadadadada.shift#357Feature: voice; New State: normal Schönadd#167, schön spielt sie.shift#358Feature: voice; New State: normal shift#359Feature: voice; New State: laughadd#168Aha, shift#360Feature: voice; New State: normalWwarum denn sie? Vielleicht ist es ein Er? del#255Vielleicht ist es eine Virtuosin? Ich will einen Blick in den Musiksalon tun.

del#256Da ist ja die Tür. ‐ ‐ Dorsday! Ich falle um. Dorsday! Dort steht er am Fenster und hört zu. shift#361Feature: loud; New State: fWie ist das möglich? Ich verzehre mich — ich werde verrückt — ich bin tot — und er hört einer fremden Dame Klavier spielen zu.shift#362Feature: loud; New State: normal del#257Dort auf dem Divan sitzen zwei Herren. Der Blonde ist erst heute angekommen. Ich hab’ ihn aus dem Wagen steigen sehen. Die Dame ist gar nicht mehr jung. Sie istis’ schon ein paar Tage lang hier. Ich habehab’ nicht gewußt, daß sie so schön Klavier spielt.add#169 [singend] shift#363Feature: voice; New State: singDadandada — dadadadadada.shift#364Feature: voice; New State: sing Sie hat es gut. Alle Menschen haben es gut... nur ich bin verdammt... Dorsday! Dorsday! del#258Ist er das wirklich? Er sieht mich nicht. Jetzt schaut er aus wie ein anständiger Mensch. Er hört zu. Fünfzigtausend! Jetzt oder nie. del#259Leise die Tür aufgemacht. Da bin ich, Herr von Dorsday! Er sieht mich nicht. Ich will ihm nur ein Zeichen mit den Augen geben, dann werde ich den Mantel ein wenig lüften, das ist genug. Ich bin ja ein junges Mädchen. add#170Ich Bbinadd#171 ja ein anständiges junges Mädchen aus guter Familie. add#172Ich Bbin ja keine Dirne... del#260Ich will fort. Ich will Veronal nehmen und schlafen. Sie haben sich geirrt, Herr von Dorsday, ich bin keine Dirne. del#261Adieu, adieu!... subst#221HaAh, er schaut auf. Da bin ich, Herr von Dorsday. Was für Augen er macht. Seine Lippen zittern. del#262Er bohrt seine Augen in meine Stirn. Er ahnt nicht, daß ich nackt bin unter dem Mantel. Lassen Sie mich fort, lassen Sie mich fort! Seine Augen glühen. Seine Augen drohen. Was wollen Sie von mir? del#263Sie sind ein Schuft. Keiner sieht mich als er. Sie hören zu. So kommen Sie doch, Herr von Dorsday! Merken Sie nichts? Dort im Fauteuil — shift#365Feature: voice; New State: laughHerrgott, im Fauteuilshift#366Feature: voice; New State: normal — dadel#264s istis’ ja der Filou! Himmel, ich danke dir. Er ist wieder da, er ist wieder da! Er war nur auf einer Tour! Jetzt istis’ er wieder da. Der Römerkopf ist wieder da. Mein Bräutigam, mein Geliebter. Aber er sieht mich nicht. Er soll mich auch nicht sehen. shift#367Feature: loud; New State: fWas wollen Sie, Herr von Dorsday? del#265Sie schauen mich an, als wenn ich Ihre Sklavin wäre. Ich bin nicht Ihre Sklavin. Fünfzigtausend! Bleibt es bei unserer Abmachung, Herr von Dorsday?shift#368Feature: loud; New State: normal Ich bin bereit. Da bin ich. Ich bin ganz ruhig. Ich lächle. del#266Verstehen Sie meinen Blick? Sein Auge spricht zu mir: komm! Sein Auge spricht: ich will dich nackt sehen. Nun, du Schuft, ich bin ja nackt. shift#369Feature: voice; New State: breathWas willst du denn noch?shift#370Feature: voice; New State: normal Schick die Depesche ab... Sofort... Es rieselt durch meine Haut. del#267Die Dame spielt weiter. Köstlich rieselt es durch meine Haut. Wie wundervoll ist es nackt zu sein. Die Dame spielt weiter, sie weiß nicht, was hier geschieht. Niemand weiß es. Keiner noch sieht mich. Filou, Filou! Nackt stehe ich da. Dorsday reißt die Augen auf. Jetzt endlich glaubt er es. Der Filou steht auf. Seine Augen leuchten. shift#371Feature: loud; New State: fDu verstehst mich, shift#372Feature: voice; New State: laughschöner Jüngling. „Haha!“shift#373Feature: voice; New State: normalshift#374Feature: loud; New State: normal Die Dame spielt nicht mehr. Der Papa ist gerettet. shift#375Feature: loud; New State: fFünfzigtausend! Adresse bleibt Fiala! shift#376Feature: voice; New State: laugh„Ha, ha, ha!“shift#377Feature: voice; New State: normalshift#378Feature: loud; New State: normal Wer lacht denn da? Ich selber?del#268 „Ha, ha, ha!“ Was sind denn das für Gesichter um mich?del#269 „Ha, ha, ha!“ Zu dumm, daß ich lache. shift#379Feature: loud; New State: fadd#173Ich will nicht.shift#380Feature: loud; New State: normal Ich will nicht lachen, shift#381Feature: loud; New State: fich will nicht.shift#382Feature: loud; New State: normaldel#270 „Haha!“shift#383Feature: pitch; New State: low„Else!“shift#384Feature: pitch; New State: normal ‐ Wer ruft Else? add#174Ja, Ddas ist Paul. Er muß hinter mir sein. Ich spüre einen Luftzug über meinen nackten Rücken. Es saust in meinen Ohren. Vielleicht bin ich schon tot? shift#385Feature: loud; New State: fWas wollen Sie, Herr von Dorsday? Warum sind Sie so groß und stürzen über mich her?del#271 „Ha, ha, ha!“

Was habehab’ ich del#272denn getan? Was habehab’ ich getan?shift#386Feature: loud; New State: normal Was habehab’ ich getan? Ich falle um. Alles ist vorbei. Warum ist denn keine Musik mehr? Ein Arm schlingt sich um meinen Nacken. Das ist Paul. del#273Wo ist denn der Filou? Da liegliege ich. del#274„Ha, ha, ha!“ Der Mantel fliegt auf mich herab. Und ich liege da. Die Leute halten mich für ohnmächtig. Nein, ich bin nicht ohnmächtig. Ich bin bei vollem Bewußtsein. shift#387Feature: loud; New State: fIch bin hundertmal wach, ich bin tausendmal wach. shift#388Feature: voice; New State: laughIch muß nur immer lachen.shift#389Feature: voice; New State: normaldel#275 „Ha, ha, ha!“ Jetzt haben Sie Ihren Willen, Herr von Dorsday, Sie müssen das Geld für Papa schicken. Sofort.shift#390Feature: loud; New State: normaldel#276 „Haaaah!“ Ich will nicht schreien, und ich muß immer schreien. Warum muß ich denn schreien. ‐ Meine Augen sind zu. Niemand kann mich sehen. Papa ist gerettet. ‐ shift#391Feature: loud; New State: f„Else!“shift#392Feature: loud; New State: normaladd#175Ah, Ddas ist die Tante. ‐ shift#393Feature: loud; New State: f„Else! Else!“shift#394Feature: loud; New State: normal ‐ „subst#230EinEinen Arzt, subst#231eineinen Arzt!“ ‐ „Geschwind zum Portier!“ ‐ „Was ist denn passiert?“ ‐ „Das ist subst#232jadoch nicht möglich.“ ‐ „Das arme Kind.“ ‐ del#277Was reden sie denn da? Was murmeln sie denn da? Ich bin kein armes Kind. Ich bin glücklich. Der Filou hat mich nackt gesehen. O, ich schäme mich so. Was habe ich getan? Nie wieder werde ich die Augen öffnen. ‐ „Bitte, die Türe schließen.“ ‐ Warum soll man die Türe schließen? Was für Gemurmel. Tausend Leute sind um mich. Sie halten mich alle für ohnmächtig. Ich bin nicht ohnmächtig. Ich träume nur.del#278 ‐ „Beruhigen Sie sich doch, gnädige Frau.“ ‐ „Ist schon um den Arzt geschickt?“ ‐ „Es ist ein Ohnmachtsanfall.“ ‐ Wie weit sie alle weg sind. Sie sprechen alle vom Cimone herunter. ‐ „Man kann sie doch nicht auf dem Boden liegen lassen.“ ‐ „Hier ist ein Plaid.“ ‐ „Eine Decke.“ ‐ „Decke oder Plaid, das ist ja gleichgültig.“ ‐ „Bitte doch um Ruhe.“ ‐ „Auf den Diwan.“ ‐ „Bitte doch endlich die Türe zu schließen.“ ‐ „Nicht so nervös sein, sie ist ja geschlossen.“shift#395Feature: loud; New State: f„Else! Else!“shift#396Feature: loud; New State: normaladd#176Mh, Wwenn die Tante nur endlich still wär!del#279 ‐ „Hörst du mich Else?“shift#397Feature: pitch; New State: low„Du siehst doch, Mama, daß sie ohnmächtig istis’.“shift#398Feature: pitch; New State: normaldel#280 ‐ Ja, Gott sei Dank, für Euch bin ich ohnmächtig. Und ich bleibe auch ohnmächtig. ‐ „Wir müssen sie auf ihr Zimmer bringen.“ ‐ „Was ist denn da geschehen? Um Gottes willen!“ ‐ add#177Ach, Cissy. del#281Wie kommt denn Cissy auf die Wiese. Ach, es ist ja nicht die Wiese. ‐ „Else!“ ‐ „Bitte um Ruhe.“ ‐ „Bitte ein wenig zurückdel#282zutreten.“ ‐ Hände, Hände unter mir. del#283Was wollen sie denn? Wie schwer ich bin. Pauls Hände. Fort, fort. Der Filou ist in meiner Nähe, ich spüre es. Und Dorsday ist fortadd#178, fort. Man muß ihn suchen. del#284Er darf sich nicht umbringen, ehe er die fünfzigtausend abgeschickt hat. shift#399Feature: loud; New State: fMeine Herrschaften, er ist mir Geld schuldig.add#179 Fünfzigtausend. Verhaften Sie ihn.shift#400Feature: loud; New State: normal del#285„Hast du eine Ahnung, von wem die Depesche war, Paul?“ ‐ „Guten Abend, meine Herrschaften.“ ‐ „Else, hörst du mich?“ ‐ „Lassen Sie sie doch, Frau Cissy.“ ‐ „Ach Paul.“ ‐ „Der Direktor sagt, es kann vier Stunden dauern, bis der Doktor da ist.“ ‐ „Sie sieht aus, als wenn sie schliefe.“mod#6Ich liege auf subst#235dem Diwanmeinem Bett, Paul hält subst#236meine Handmeine Hände, er fühlt mir den Puls. Richtig, er ist ja Arzt. ‐ „Von Gefahr ist keine Rede, Mama. Ein — Anfall.“ ‐ „Keinen Tag länger bleibe ich im Hotel.“ ‐ „Bitte dich, Mama.“ ‐ „Morgen früh reisen wir ab.“ ‐ del#286„Aber einfach über die Dienerschaftsstiege. Die Tragbahre wird sofort hier sein.“ ‐ Bahre? Bin ich nicht heute schon auf einer Bahre gelegen? War ich nicht schon tot? Muß ich denn noch einmal sterben? ‐ „Wollen Sie nicht dafür sorgen, Herr Direktor, daß die Leute sich endlich von der Türe entfernen.“ ‐ „Rege dich doch nicht auf, Mama.“ ‐ „Es ist eine Rücksichtslosigkeit von den Leuten.“ ‐ Warum flüstern sie denn alle? Wie in einem Sterbezimmerdel#286. Gleich wird die Bahre da sein. Mach’ auf das Tor, Herr Matador! ‐ „Der Gang ist frei.“ ‐ „Die Leute könnten doch wenigstens so viel Rücksicht haben.“ ‐ „Ich bitte dich, Mama, beruhige dich doch.“ ‐ „Bitte, gnädige Frau.“ ‐ „Wollen Sie sich nicht ein wenig meiner Mutter annehmen, Frau Cissy?“ ‐ Sie ist seine Geliebte, aber sie ist nicht so schön wie ich. Was ist denn schon wieder? Was geschieht denn da? Sie bringen die Bahre. Ich sehe es mit geschlossenen Augen. Das ist die Bahre, auf der sie die Verunglückten tragen. Auf der ist auch der Doktor Zigmondi gelegen, der vom Cimone abgestürzt ist. Und jetzt werde ich auf der Bahre liegen. Ich bin auch abgestürzt. „Ha!“ Nein, ich will nicht noch einmal schreien. Sie flüstern. Wer beugt sich über meinen Kopf? Es riecht gut nach Zigaretten. Seine Hand ist unter meinem Kopf. Hände unter meinem Rücken, Hände unter meinen Beinen. Fort, fort, rührt mich nicht an. Ich bin ja nackt. Pfui, pfui. Was wollt Ihr denn? Laßt mich in Ruhe. Es war nur für Papa. ‐ „Bitte vorsichtig, so, langsam.“ ‐ „Der Plaid?“ ‐ „Ja, danke, Frau Cissy.“ ‐ Warum dankt er ihr? Was hat sie denn getan? Was geschieht mit mir? Ah, wie gut, wie gut. Ich schwebe. Ich schwebe. Ich schwebe hinüber. Man trägt mich, man trägt mich, man trägt mich zu Grabe. ‐ „Aber mir sein das g’wohnt, Herr Doktor. Da sind schon Schwerere darauf gelegen. Im vorigen Herbst einmal zwei zugleich.“ ‐ „Pst, pst.“ ‐ „Vielleicht sind Sie so gut, vorauszugehen, Frau Cissy und sehen, ob in Elses Zimmer alles in Ordnung ist.“ ‐ Was hat Cissy in meinem Zimmer zu tun? Das Veronal, das Veronal! Wenn sie es nur nicht weggießen. Dann müßte ich mich doch zum Fenster hinunterstürzen. ‐ „Danke sehr, Herr Direktor, bemühen Sie sich nicht weiter.“ ‐ „Ich werde mir erlauben, später wieder nachzufragen.“ ‐ Die Treppe knarrt, die Träger haben schwere Bergstiefel. Wo sind meine Lackschuhe? Im Musikzimmer geblieben. Man wird sie stehlen. Ich habe sie der Agathe vermachen wollen. Fred kriegt meine Füllfeder. Sie tragen mich, sie tragen mich. Trauerzug.add#180 — Sterbezimmer. Aber Wwo ist Dorsday, der Mörder? Fortadd#180, fort ist er. Auch der Filou ist fort. Er ist gleich wieder auf die Wanderschaft gegangen. Er ist nur zurückgekommen, um einmal meine weißen Brüste zu sehen. Und jetzt ist er wieder fort. Er geht einen schwindligen Weg zwischen Felsen und Abgrund; ‐ leb’ wohl, leb’ wohl. ‐ add#180Sie tragen mich hinauf. Ich schwebe, ich schwebe. Sie sollen mich nur hinauftragen, immer weiter, bis zum Dach, bis zum Himmel. Das wäre so bequem.add#180Sie tragen mich hinauf. Ich schwebe, ich schwebe. Sie sollen mich nur hinauftragen, immer weiter, bis zum Dach, bis zum Himmel. Das wäre so bequem. Ich liege auf subst#238dem Diwanmeinem Bett, Paul hält subst#239meine Handmeine Hände, er fühlt mir den Puls. Richtig, er ist ja Arzt. ‐ shift#401Feature: pitch; New State: low„Von Gefahr ist keine Rede, Mama. Ein ‐ Anfall.“shift#402Feature: pitch; New State: normal ‐ „add#180Na, Kkeinen Tag länger bleibebleib’ ich im Hotel.“ ‐ shift#403Feature: pitch; New State: low„Bitte dich, Mama.“shift#404Feature: pitch; New State: normal ‐ „Morgen früh reisen wir ab.“del#286 ‐ „Aber einfach über die Dienerschaftsstiege. Die Tragbahre wird sofort hier sein.“ ‐ Bahre? Bin ich nicht heute schon auf einer Bahre gelegen? War ich nicht schon tot? Muß ich denn noch einmal sterben? ‐ „Wollen Sie nicht dafür sorgen, Herr Direktor, daß die Leute sich endlich von der Türe entfernen.“ ‐ shift#405Feature: pitch; New State: low„Rege dich doch nicht auf, Mama.“shift#406Feature: pitch; New State: normal ‐ „Es ist eine Rücksichtslosigkeit von den Leuten.“ ‐ Warum flüstern sie denn alle? Wie in einem Sterbezimmerdel#286. Gleich wird die Bahre da sein. Mach’ auf das Tor, Herr Matador! ‐ „Der Gang ist frei.“ ‐ „Die Leute könnten doch wenigstens so viel Rücksicht haben.“ ‐ „Ich bitte dich, Mama, beruhige dich doch.“‐ „Bitte, gnädige Frau.“ ‐ „Wollen Sie sich nicht ein wenig meiner Mutter annehmen, Frau Cissy?“ ‐ Sie ist seine Geliebte, aber sie ist nicht so schön wie ich. Was ist denn schon wieder? Was geschieht denn da? Sie bringen die Bahre. Ich sehe es mit geschlossenen Augen. Das ist die Bahre, auf der sie die Verunglückten tragen. Auf der ist auch der Doktor Zigmondi gelegen, der vom Cimone abgestürzt ist. Und jetzt werde ich auf der Bahre liegen. Ich bin auch abgestürzt. „Ha!“ Nein, ich will nicht noch einmal schreien. Sie flüstern. Wer beugt sich über meinen Kopf? Es riecht gut nach Zigaretten. Seine Hand ist unter meinem Kopf. Hände unter meinem Rücken, Hände unter meinen Beinen. Fort, fort, rührt mich nicht an. Ich bin ja nackt. Pfui, pfui. Was wollt Ihr denn? Laßt mich in Ruhe. Es war nur für Papa. ‐ „Bitte vorsichtig, so, langsam.“ ‐ „Der Plaid?“ ‐ „Ja, danke, Frau Cissy.“ ‐ Warum dankt er ihr? Was hat sie denn getan? Was geschieht mit mir? Ah, wie gut, wie gut.Ich schwebe. Ich schwebe. Ich schwebe hinüber. Man trägt mich, man trägt mich, man trägt mich zu Grabe. ‐ „Aber mir sein das g’wohnt, Herr Doktor. Da sind schon Schwerere darauf gelegen. Im vorigen Herbst einmal zwei zugleich.“ ‐ „Pst, pst.“ ‐ „Vielleicht sind Sie so gut, vorauszugehen, Frau Cissy und sehen, ob in Elses Zimmer alles in Ordnung ist.“ ‐ Was hat Cissy in meinem Zimmer zu tun? Das Veronal, das Veronal! Wenn sie es nur nicht weggießen. Dann müßte ich mich doch zum Fenster hinunterstürzen. ‐ „Danke sehr, Herr Direktor, bemühen Sie sich nicht weiter.“ ‐ „Ich werde mir erlauben, später wieder nachzufragen.“ ‐ Die Treppe knarrt, die Träger haben schwere Bergstiefel. Wo sind meine Lackschuhe? Im Musikzimmer geblieben. Man wird sie stehlen. Ich habe sie der Agathe vermachen wollen. Fred kriegt meine Füllfeder. Sie tragen mich, sie tragen mich. Trauerzug.add#180 — Sterbezimmer. Aber Wwo ist Dorsday, der Mörder? Fortadd#180, fort ist er. Auch der Filou istadd#180 fort, fort. Er ist gleich wieder auf die Wanderschaft gegangen. Er ist nur zurückgekommen, um einmal meine weißen Brüste zu sehen. Und jetzt ist er wieder fort. shift#407Feature: tempo; New State: lEr geht einen schwindligen Weg zwischen Felsen und Abgrund; ‐ leb’ wohl, leb’ wohl.shift#408Feature: tempo; New State: normal ‐ „Ich habehab’ es ja kommen gesehen, Paul.“ ‐ Was hat die Tante kommen gesehen? ‐ „Schon die ganzen letzten Tage habehab’ ich so etwas kommen gesehen. subst#245SieDas ist überhaupt nicht normal. Sie muß natürlich in eine Anstalt.“ ‐ shift#409Feature: pitch; New State: low„Aber Mama, jetzt ist doch nicht der Moment davon zu reden.“shift#410Feature: pitch; New State: normal ‐ Anstalt —? Anstalt —?! ‐ „add#180Na, Ddu denkst doch nicht, Paul, daß ich in ein und demselben Coupé mit dieser Person nach Wien fahren werde. Da könntekönnt’ manma’ add#181ja schöne Sachen erleben.“ ‐ shift#411Feature: pitch; New State: low„Es wird nicht das Geringste passieren, Mama. Ich garantiere dir, daß du keinerlei Ungelegenheiten haben wirst.“shift#412Feature: pitch; New State: normaldel#286„Wie kannst du das garantieren?“shift#413Feature: voice; New State: emphasisNein, Tante, du sollst keine Ungelegenheiten haben. Niemand wird Ungelegenheiten haben. Nicht einmal Herr von Dorsday.shift#414Feature: voice; New State: normal del#287Wo sind wir denn? Wir bleiben stehen. Wir sind im zweiten Stock. Ich werde blinzeln. Cissy steht in der Tür und spricht mit Paul. ‐ „Hieher bitte. So. So. Hier. Danke. Rücken Sie die Bahre ganz nah ans Bett heran.“ ‐ Sie heben die Bahre. Sie tragen mich. Wie gut. Nun bin ich wieder zu Hause. Ah! ‐ „Danke. So, es ist schon recht. Bitte die Türe zu schließen. ‐ Wenn Sie so gut sein wollten mir zu helfen, Cissy.“ ‐ „O, mit Vergnügen, Herr Doktor.“ ‐ „Langsam, bitte. Hier, bitte, Cissy, fassen Sie sie an. Hier an den Beinen. Vorsichtig. Und dann add#182shift#415Feature: pitch; New State: low— — Else — —? Hörst du mich, Else?“shift#416Feature: pitch; New State: normal ‐ Aber natürlich hörehör’ ich dich, Paul. Ich höre alles. Aber was geht Euch das an. shift#417Feature: voice; New State: laughEs istshift#418Feature: voice; New State: normal ja so schön, ohnmächtig zu sein. Ach, macht, was Ihr wollt.del#288 ‐ „Paul!“ ‐ „Gnädige Frau?“ ‐ „Glaubst du wirklich, daß sie bewußtlos ist, Paul?“ ‐ Du? Sie sagt ihm du. Hab’ ich Euch erwischt! Du sagt sie ihm! ‐ „Ja, sie ist vollkommen bewußtlos. Das kommt nach solchen Anfällen gewöhnlich vor.“ ‐ „Nein, Paul, du bist zum Kranklachen, wenn du dich so erwachsen als Doktor benimmst.“ ‐ Hab’ ich Euch, Schwindelbande! Hab’ ich Euch? ‐ „Still, Cissy.“ ‐ „Warum denn, wenn sie nichts hört?!“ ‐ Was ist denn geschehen? Nackt liege ich im Bett unter der Decke. Wie haben sie das gemacht? ‐ „Nun, wie geht’s? Besser?“ ‐ Das ist ja die Tante. Was will sie denn da? ‐ „Noch immer ohnmächtig?“ ‐ Auf den Zehenspitzen schleicht sie heran. Sie soll zum Teufel gehen. Ich laß mich in keine Anstalt bringen. Ich bin nicht irrsinnig. ‐ „Kann man sie nicht zum Bewußtsein erwecken?“shift#419Feature: pitch; New State: low„Sie wird bald wieder zu sich kommen, Mama. Jetzt braucht sie nichts als Ruhe. Übrigens du auch, Mama. Möchtest du nicht schlafen gehen? Es besteht absolut keine Gefahr. Ich werde zusammen mit Frau Cissy bei Else Nachtwache halten.“shift#420Feature: pitch; New State: normalshift#421Feature: voice; New State: laugh„Jawohl, gnädige Frau,shift#422Feature: voice; New State: normal ich bin die Gardedame. Oder Else, wie man’s nimmt.“ ‐ Elendes Frauenzimmer. Ich liege hier ohnmächtig und sie macht Späße. ‐ del#289„Und ich kann mich darauf verlassen, Paul, daß du mich wecken läßt, sobald der Arzt kommt?“ ‐ „Aber Mama, der kommt nicht vor morgen früh.“ ‐ „Sie sieht aus, als wenn sie schliefe. Ihr Atem geht ganz ruhig.“ ‐ „Es ist ja auch eine Art von Schlaf, Mama.“ ‐ „del#290Ich kKann mich mod#7noch immerimmer noch nicht fassen, Paul,del#291 ein solcher Skandal! ‐ del#292Du wWirst sehen, es kommt in die Zeitung!“ ‐ shift#423Feature: pitch; New State: low„Mama!“shift#424Feature: pitch; New State: normal ‐ „add#183Ja, Aaber sie kann doch nichts hören, wenn sie ohnmächtig istis’. Wir reden doch ganz leise.“ ‐ shift#425Feature: pitch; New State: low„In diesem Zustand sind die Sinne manchmal unheimlich geschärft.“shift#426Feature: pitch; New State: normalshift#427Feature: voice; New State: laughadd#184Hm! shift#428Feature: voice; New State: normalSie haben einen so gelehrten Sohn, gnädige Frau.“ ‐ shift#429Feature: pitch; New State: low„Bitte dich, Mama, geh’ zu Bette.“shift#430Feature: pitch; New State: normal ‐ „Morgen reisen wir ab unter jeder Bedingung. Und in Bozen nehmen wiradd#185 uns eine Wärterin für Else.“ ‐ Was? Eine Wärterin? Da werdet Ihr Euch aber täuschen. ‐ del#293„Über all’ das reden wir morgen, Mama. Gute Nacht, Mama.“ ‐ „Ich will mir einen Tee aufs Zimmer bringen lassen und in einer Viertelstunde schau ich noch einmal her.“ ‐ „Das ist doch absolut nicht notwendig, Mama.“ ‐ Nein, notwendig ist es nicht. Du sollst überhaupt zum Teufel gehen. Wo ist das Veronal? Ich muß noch warten. Sie begleiten die Tante zur Türe. Jetzt sieht mich niemand. Auf dem Nachttisch muß es ja stehen, das Glas mit dem Veronal. Wenn ich es austrinke ist alles vorbei. Gleich werdewerd’ ich es trinken. Die Tante ist fort. Paul und Cissy stehen noch an der Tür. shift#431Feature: voice; New State: emphasissubst#255Ha.Ah! Sie küßt ihn. Sie küßt ihn.shift#432Feature: voice; New State: normal Und ich liege nackt unter der Decke. Schämt Ihr Euch denn gar nicht? Sie küßt ihn wieder. Schämt Ihr Euch nicht? ‐ shift#433Feature: voice; New State: laughadd#186Hm. Siehst du,shift#434Feature: voice; New State: normal Paul, jetzt weiß ich, daß sie ohnmächtig ist. Sonst wärewär’ sie mir unbedingt an die Kehle gesprungen.“ ‐ shift#435Feature: pitch; New State: low„Möchtest du mir nicht den Gefallen tun und schweigen, Cissy?“shift#436Feature: pitch; New State: normal ‐ „add#187Ja, Aaber was willst du denn, Paul? Entweder ist sie wirklich bewußtlos. Dann hört und sieht sie nichts. Oder sie hält uns zum Narren. Dann geschieht ihr ganz recht.“ ‐ shift#437Feature: pitch; New State: low„Es hat geklopftdel#294, Cissy.“ ‐ „Mir kam es auch so vor.“ ‐ „add#188. Ich will leise aufmachen und sehen wer es ist.shift#438Feature: pitch; New State: lowadd#191Guten Abend, Herr von Dorsday.del#295“ ‐ „ Verzeihen Sie, add#194ich — ich wollte nur fragen, wieadd#195 — wie sich die Kranke“shift#439Feature: pitch; New State: normal ‐ Dorsday! Dorsday! Wagt er es wirklich? del#296Alle Bestien sind losgelassen. Wo ist er denn? Ich höre sie flüstern vor der Tür. Paul und Dorsday. Cissy stellt sich vor den Spiegel hin. Was machen Sie vor dem Spiegel dort? Mein Spiegel ist es. Ist nicht mein Bild noch drin? Was reden sie draußen vor der Tür, Paul und Dorsday? Ich fühle Cissys Blick. Vom Spiegel aus sieht sie zu mir her. Was will sie denn? Warum kommt sie denn näher? shift#440Feature: loud; New State: fHilfe! Hilfe! Ich schreie doch, und keiner hört mich. Was wollen Sie an meinem Bett, Cissy?! Warum beugen Sie sich herab? wollen Sie mich erwürgen? Ich kann mich nicht rühren.shift#441Feature: loud; New State: normal ‐ „Elsedel#297!“ ‐ Was will sie denn? ‐ „Else! Hören Sie mich, Else?“ ‐ Ich höre, aber ich schweige. Ich bin ohnmächtig, ich muß schweigen. ‐ „Else, Sie haben uns in einen schönen Schreck versetzt.“ ‐ Sie spricht zu mir. Sie spricht zu mir, als wenn ich wach wäre. del#298Was will sie denn? ‐ „Wissen Sie, was Sie getan haben, Else? Denken Sie, nur mit dem Mantel bekleidet sind Sie ins Musikzimmer getreten, sind plötzlich nackt dagestanden vor allen Leuten und dann sind Sie ohnmächtig hingefallen. Ein hysterischer Anfall wird behauptet. Ich glaube kein Wort davon. Ich glaube auch nicht, daß Sie bewußtlos sind. Ich wette, Sie hören jedes Wort, das ich rede.“ ‐ shift#442Feature: voice; New State: emphasisJa, ich höre, ja, ja, ja. Aber sie hört mein Ja nicht. Warum denn nicht? Ich kann meine Lippen nicht bewegen. Darum hört sie mich nicht. Ich kann mich nicht rühren. Was ist denn mit mir? Bin ich tot? Bin ich scheintot? Träume ich? Wo ist das Veronal? Ich möchte mein Veronal trinken. Aber ich kann den Arm nicht ausstrecken. Gehen Sie fort, Cissy. Warum sind Sie über mich gebeugt? Fort, fort! shift#443Feature: tempo; New State: aNie wird sie wissen, daß ich sie gehört habe. Niemand wird es je wissen. Nie wieder werde ich zu einem Menschen sprechen. Nie mod#8wache ich wiederwieder wache ich auf.shift#444Feature: tempo; New State: normalshift#445Feature: voice; New State: normal Sie geht zur Türe. Sie wendet sich noch einmal nach mir um. Sie öffnet die Türe. Dorsday! Dort steht er. Ich habehab’ ihn gesehen mit geschlossenen Augen. Nein, ich seheseh’ ihn wirklich. Ich habe ja die Augen offen. Die Türe ist angelehnt. Cissy ist auch draußen. Nun flüstern sie alle. Ich bin allein. Wenn ich mich jetzt rühren könnte.

subst#260Ha,Aber ich kann ja,add#196 ich kann ja. Ich bewege die Hand, ich rege die Finger, ich strecke den Arm, ich sperre die Augen weit auf. Ich sehe, ich sehe. Da steht mein Glas. shift#446Feature: voice; New State: emphasisGeschwindshift#447Feature: voice; New State: normal, eheeh’ sie wieder ins Zimmer kommen. Sind es nur Pulver genug?! Nie wieder darf ich erwachen. Was ich zu tun hatte auf der Welt, habehab’ ich getan. Der Papa ist gerettet. Niemals könntekönnt’ ich wieder unter Menschen gehen. del#299Paul guckt durch die Türspalte herein. Er denkt, ich bin noch ohnmächtig. Er sieht nicht, daß ich den Arm beinahe schon ausgestreckt habe. Nun stehen sie wieder alle drei draußen vor der Tür, die Mörder! ‐ Alle sind sie Mörder. Dorsday und Cissy und Paul, auch Fred ist ein Mörder und die Mama ist eine Mörderin. Alle haben sie mich gemordet und machen sich nichts wissen. Sie hat sich selber umgebracht, werden sie sagen. shift#448Feature: voice; New State: emphasisIhr habt mich umgebracht, Ihr Alle, Ihr Alle! Hab’ ich subst#264esdas Glas endlich? Geschwind, geschwind! Ich muß. Keinen Tropfen verschütten. So. Geschwind. Es schmeckt gutadd#197, schmeckt gut. Weiter, weiter. Es ist gar kein Gift. Nie hat mir was so gut geschmeckt. Wenn Ihr wüßtet, wie gut der Tod schmeckt! add#198Ah. Gute Nacht, mein Glas. del#300Klirr, klirr! add#199O, Wwas ist denn das? Auf dem Boden liegt das Glas. Unten liegt es. Gute Nacht.shift#449Feature: voice; New State: normalshift#450Feature: pitch; New State: low„Else! Else!“shift#451Feature: pitch; New State: normalshift#452Feature: voice; New State: laughWasshift#453Feature: voice; New State: normal wollt Ihr denn? ‐ „Else!“ ‐ add#200Ja, Sseid Ihr wieder da? del#301Guten Morgen. Da lieg’liege ich bewußtlos mit geschlossenen Augen. Nie wieder sollt Ihr meine Augen sehen. ‐ „add#201Na, Ssie muß sich bewegt haben, Paul, wie hätte es sonst herunterfallen können?“ ‐ shift#454Feature: pitch; New State: lowadd#202Na, Eeine unwillkürliche Bewegung, das wärewär’ subst#271schondoch möglich.“shift#455Feature: pitch; New State: normal ‐ „add#203Mh! Wenn sie nicht wach ist.“ ‐ shift#456Feature: pitch; New State: lowadd#204Na, aber Wwas fällt dir ein, Cissy. Sieh sie doch nur an.“shift#457Feature: pitch; New State: normal ‐ Ich habe Veronal getrunken. Ich werde sterben. Aber es ist geradeso wie vorher. Vielleicht war es nicht genug... Paul faßt meine Hand. ‐ shift#458Feature: pitch; New State: low„Der Puls geht ruhig. add#205So Llach’ doch nicht, Cissy. Das arme Kind.“shift#459Feature: pitch; New State: normal ‐ „add#206Hm, Oob du mich auch ein armes Kind nennen würdest, wenn ich mich im Musikzimmer nackt hingestellt hätte?“ ‐ shift#460Feature: pitch; New State: low„Schweig’ doch, Cissy.“shift#461Feature: pitch; New State: normal ‐ „add#207Na, Gganz nach Belieben, mein Herr. Vielleicht soll ich mich entfernen, dich mit dem nackten Fräulein allein lassen. subst#276AchBitte, bitte, genieregenier’ dich nicht. Tu’, als ob ich nicht da wäre.“ ‐ Ich habe Veronal getrunken. Es istis’ gut. Ich werde sterben. Gott sei Dank.del#302 ‐ „Übrigens weißt du, was mir vorkommt. Daß dieser Herr von Dorsday in das nackte Fräulein verliebt ist. Er war so erregt, als ginge ihn die Sache persönlich an.“shift#462Feature: voice; New State: emphasisadd#208Aber - Dorsday, Dorsday! Das istis’ ja der — add#209Ha, shift#463Feature: voice; New State: breathfü-fü-shift#464Feature: voice; New State: normalFfünfzigtausend! Wird er sie abschicken? Um Gottes willen, wenn er sie nicht abschickt? Ich muß es ihnen sagen. Sie müssen ihn zwingen. Um Gottes willen, wenn alles umsonst gewesen ist? Aber jetzt kann man mich noch retten. Paul! Cissy! Warum hört Ihr mich denn nicht? Wißt Ihr denn nicht, daß ich sterbe? Aber ich spüre nichts. Nur müde bin ich. Paul! Ich bin müde. Hörst du mich denn nicht? Ich bin müde, Paul. Ich kann die Lippen nicht öffnen. Ich kann die Zunge nicht bewegen, aber ich bin noch nicht tot. Das ist das Veronal. Wo seid Ihr denn? Gleich schlafe ich ein. Dann wird es zu spät sein! Ich höre sie gar nicht reden. Sie reden und ich weiß nicht was. Ihre Stimmen brausen so. So hilf mir doch, Paul! die Zunge ist mir so schwer.shift#465Feature: voice; New State: normalshift#466Feature: pitch; New State: low„Ich glaube, Cissy, daß sie bald erwachen wird. Es ist, als wenn sie sich schon mühte, die Augen zu öffnen.shift#467Feature: pitch; New State: normal del#303Aber Cissy, was tust du denn?“ ‐ „Nun, ich umarme dich. Warum denn nicht? Sie hat sich auch nicht geniert.“ ‐ Nein, ich habe mich nicht geniert. Nackt bin ich dagestanden vor allen Leuten. Wenn ich nur reden könnte, so würdet Ihr verstehen warum. shift#468Feature: voice; New State: emphasisPaul! Paul! Ich will, daß Ihr mich hört. Ich habe Veronal getrunken, Paul, zehn Pulver, hundert. Ich hab’ ess nicht tun wollen. Ich war verrückt. Ich will nicht sterben. Du sollst mich retten, Paul. Du bist ja subst#282DoktorArzt. del#304Rette mich! ‐ „Jetzt scheint sie wieder ganz ruhig geworden. Der Puls — der Puls ist ziemlich regelmäßig.“ ‐ Rette mich, Paul. Ich beschwöre dich. Laß mich doch nicht sterben. Jetzt istdel#305’s noch Zeit. Aber dann werde ich einschlafen und Ihr werdet es nicht wissen. Ich will nicht sterben.shift#469Feature: voice; New State: normal del#306So rette mich doch. Es war nur wegen Papa. Dorsday hat es verlangt. Paul! Paul!shift#470Feature: pitch; New State: low„Schau mal her Cissy, scheint dir nicht, daß sie lächelt?“shift#471Feature: pitch; New State: normal ‐ „add#211Hm! Wie sollte sie nicht lächeln, Paul, wenn du immerfort zärtlich ihre Hand hältst.“ ‐ shift#472Feature: voice; New State: sobadd#212Ha, Cissy, Cissy, was habehab’ ich dir denn getan, daß du so böse zu mir bist. Behalte deinen Paul — aber subst#284laßtlaß mich nicht sterben. Ich bin noch so jung.shift#473Feature: voice; New State: normal Die Mama wird sich kränken. Ich will noch auf viele Berge klettern. Ich will noch tanzen. Ich will auch einmal heiraten. Ich will noch reisen. Morgen machen wir subst#285die Partieeine Tour auf den Cimone. Morgen wird ein wunderschöner Tag sein. Der Filou soll mitkommen. Ich lade ihn ergebenst ein. Lauf’ ihm doch nach, Paul, er geht einen so schwindligen Weg. Er wird dem Papa begegnen. shift#474Feature: loud; New State: fAdresse bleibt Fiala, vergiß nicht. Es sind nur fünfzigtausend, und dann ist alles in Ordnung.shift#475Feature: loud; New State: normal del#307Da marschieren sie alle im Sträflingsgewand und singen. Mach’ auf das Tor, Herr Matador! Das ist ja alles nur ein Traum. Da geht auch Fred mit dem heiseren Fräulein und uUnter dem freien Himmel steht subst#287dasmein Klavier. Der Klavierstimmer wohnt in der Bartensteinstraße, Mama! Warum hast du ihm denn nicht geschrieben, Kind? Du vergißt aber alles. shift#476Feature: voice; New State: emphasisSie sollten mehr Skalen üben, Else.add#213 Skalen üben! Ein Mädel mit dreizehn Jahren sollte fleißiger sein.add#214 Fleißiger sein.shift#477Feature: voice; New State: normaldel#308Rudi war auf dem Maskenball und ist erst um acht Uhr früh nach Hause gekommen. Was hast du miradd#215 denn mitgebracht, Papa? Dreißigtausend Puppen. Da brauch ich ein eigenes Haus dazu. del#309Aber sie können auch im Garten spazierengehen. Oder auf den Maskenball mit Rudi. Grüß dich Gott, Else. Ach Bertha, bist du wieder aus Neapel zurück? Ja, aus Sizilien. Erlaube, daß ich dir meinen Mann vorstelle, Else. Enchanté, Monsieur.shift#478Feature: pitch; New State: low„Else, hörst du michdel#310, Else? Ich bin es, Paul.“shift#479Feature: pitch; New State: normalshift#480Feature: voice; New State: laughsubst#288HahaHa, ha, ha, ha, hashift#481Feature: voice; New State: normal, Paul. Warum sitzdel#311est du denn auf der Giraffe im Ringelspiel?del#312 ‐ „Else, Else!“ ‐ So reit’ mir doch nicht davon. add#216Mh, Ddu kannst mich doch nicht hören, wenn du so schnell durch die Hauptallee reitest. Du sollst mich ja retten. Ich habe Veronalica genommen. Das läuft mir über die Beine, rechts und links, wie Ameisen. shift#482Feature: voice; New State: emphasisshift#483Feature: loud; New State: fJa, fang’ ihn nur, den Herrn von Dorsday. Dort läuft er. Siehst du ihn denn nicht? Da springt er über den Teich. Er hat ja den Papa umgebracht. So lauf’ ihm doch nach. Ich laufe mit. Sie haben mir die Bahre auf den Rücken geschnallt, aber ich laufe mit. Meine Brüste zittern so. Aber ich laufe mit. Wo bist du denn, Paul? Fred, wo bist du? Mama, wo bist Du?shift#484Feature: voice; New State: normalshift#485Feature: loud; New State: normal del#313Cissy? Warum laßt Ihr mich denn alleinalleine durch die Wüste laufen? Ich habe ja Angst so alleinalleine. Ich werde lieber fliegen. Ich habe ja gewußt, daß ich fliegen kann.

shift#486Feature: pitch; New State: low„Else!“...

„Else!“shift#487Feature: pitch; New State: normal...

Wo seid Ihr denn? Ich höre Euch, aber ich sehe Euch nicht.

shift#488Feature: pitch; New State: low„Else!“shift#489Feature: pitch; New State: normal...

shift#490Feature: voice; New State: emphasis„Else!“...

„Else!“shift#491Feature: voice; New State: normal...

Was ist denn das? Ein ganzer Chor? Und Orgel auch? Ich singe mit. Was ist mod#9subst#292esdas denndenn subst#293esdas für ein Lied? Alle singen mit. Die Wälder auch und die Berge und die Sterne. Nie habe ich etwas so Schönes gehört. Noch nie habe ich eine so helle Nacht gesehen. Gib mir die Hand, Papa. Wir fliegen zusammen. So schön ist die Welt, wenn man fliegen kann. add#217Mh, Kküss’ mir doch nicht die Hand. Ich bin ja dein Kind, Papa.

shift#492Feature: voice; New State: emphasis„Else! Else!“

Sie rufen von so weit! Was wollt Ihr denn? Nicht wecken. Ich schlafe ja so gut. Morgen früh. Ich träume und fliege. shift#493Feature: voice; New State: whispIch fliege... fliege... fliegeshift#494Feature: voice; New State: normal... schlafe und träume... und fliege... nicht wecken... morgen früh...

shift#495Feature: loud; New State: psubst#295El...“Else!“...

Ich fliege... shift#496Feature: voice; New State: whispich träume... ich schlafe... del#314ich träu... träu — ich flieadd#218ge...... shift#497Feature: voice; New State: normalshift#498Feature: loud; New State: normalshift#499Feature: voice; New State: normal