„Du willst wirklich nicht mehr weiterspielen, Else?“ ‐ „Nein, Paul, ich kann nicht mehr. Adieu. ‐ Auf Wiedersehen, subst#1gnädige FrauFrau Cissy.“ ‐ del#1„Aber, Else, sagen Sie mir doch: Frau Cissy. ‐ Oder lieber noch: Cissy, ganz einfach.“ ‐ „Auf Wiedersehen, Frau Cissy.“ ‐ „Aber warum gehen Sie denn schon, Else? Es sindadd#1 doch noch del#2volle zwei Stunden bis zum Dinner.“ ‐ „add#2Nein, Nein. Spielen Sie nur Ihr Single mit Paul, Frau Cissy, mit mir istdel#3’s doch heut’ wahrhaftig kein Vergnügen.del#4“ ‐ „Lassen Sie sie, gnädige Frau, sie hat heut’ ihren ungnädigen Tag. ‐ Steht dir übrigens ausgezeichnet zu Gesicht, das Ungnädigsein, Else. ‐ Und der rote Sweater noch besser.“ ‐ „Bei Blau wirst du hoffentlich mehr Gnade finden, Paul. Adieu.“
del#5Das war ein ganz guter Abgang. Hoffentlich glauben die Zwei nicht, daß ich eifersüchtig bin. ‐ Daß subst#2siedie was miteinander haben, Cousin Paul und Cissy Mohr, daraufdrauf schwör’ ich. Nichts auf der Welt ist mir gleichgültiger.del#6 ‐ Nun wende ich mich noch einmal um und winke ihnen zu. Winke und lächle. Sehe ich nun gnädig aus? ‐ Ach Gott, sie spielen schon wieder. Eigentlich spiele ich besser als Cissy Mohr; und Paul ist auch nicht gerade ein Matador. Aber gut sieht er aus — mit dem offenen Kragen und dem Bösen-Jungen-Gesicht. Wenn er nur weniger affektiert wäre. Brauchst keine Angst zu haben, Tante Emma...
Was für ein wundervoller Abendadd#3 heute! mod#1Heut’ wär’ das richtige Wetter gewesen für die Tour auf die Rosetta-Hütte. Wie herrlich der Cimone in den Himmel ragt!Wie herrlich der Cimone in den Himmel ragt! Heut’ wär’ das richtige Wetter gewesen für die Tour auf die Rosetta-Hütte. ‐ Um fünf Uhr früh wär’ man aufgebrochen. del#7Anfangs wär’ mir natürlich übel gewesen, wie gewöhnlich. Aber das verliert sich. ‐ Nichts add#4ist köstlicher als das Wandern im Morgengrauen. ‐ Der del#8einäugige Amerikaner auf der Rosettaadd#5-Hütte hat ausgesehen wie ein Boxkämpfer. del#9Vielleicht hat ihn beim Boxen wer das Aug’ ausgeschlagen. add#6Einen Amerikaner würd’ ich ganz gern heiraten. Nein, Nnach Amerika würd’ ich ganz gern heiraten, aber keinen Amerikaner. Oder ich heiratsubst#5’e einen Amerikaner und wir leben in Europa. Villa an der Riviera. Marmorstufen ins Meer. Ich liege nackt auf dem Marmor. ‐del#10 Wie lang ist’s her, daß wir in Mentone waren? Sieben oder acht Jahre. Ich war dreizehn oder vierzehn. Ach ja, damals waren wir noch in besseren Verhältnissen. ‐ Es war eigentlich ein Unsinn die Partie aufzuschieben. Jetzt wären wir jedenfalls schon zurück. ‐ Um vier, wie ich zum Tennis gegangen bin, war der telegraphisch angekündigte Expreßbrief von Mama noch nicht da. Wer weiß, ob jetzt. Ich hätt’ noch ganz gut ein Set spielen können. ‐ Warum grüßen mich diese zwei jungen Leute? Ich kenn’ sie gar nicht. Seit gestern wohnen sie im Hotel, sitzen beim Essen links am Fenster, wo früher die Holländer gesessen sind. Hab’ ich ungnädig gedankt? Oder gar hochmütig? Ich bin’s ja gar nicht. Wie sagte Fred auf dem Weg vom ‚Coriolan‘ nach Hause? Frohgemut. Nein, hochgemut. Hochgemut sind Sie, nicht hochmütig, Else. ‐ Ein schönes Wort. Er findet immer schöne Worte. ‐ Warum geh’ ich add#7denn so langsam? Fürcht’ ich mich am Ende vor Mamas add#8angekündigtem Brief? Nun, Angenehmes wird er wohl nicht enthalten. Expreß! Vielleicht muß ich wieder zurückfahren. O wehadd#9, o weh, o weh. Was für ein Leben — del#11trotz rotem Seidensweater und Seidenstrümpfen. Drei Paar! Die arme Verwandte, von der reichen Tante eingeladen. del#12Sicher bereut sie’s schon.add#10Brauchst keine Angst haben, teure Tante. Soll mod#2ich’s dirich dir’s schriftlich gebendel#13, teuere Tante, daß ich an add#11deinen Paul nicht im Traum denke? del#14Ach, aAn niemandenniemand’ denkedenk’ ich. Ich bin nicht verliebt. In niemanden. subst#9UndIch war add#12überhaupt noch nie verliebt. add#13Wird langsam Zeit. del#15Auch in Albert bin ich’s nicht gewesen, obwohl ich es mir acht Tage lang eingebildet habe. Ich glaube, ich kann mich nicht verlieben. Eigentlich merkwürdig. Denn sinnlich bin ich gewiß. Aber auch hochgemut und ungnädig Gott sei Dank. Mit dreizehn war ich vielleicht das einzige Mal wirklich verliebt. In den Van Dyck — oder vielmehr in den Abbé Des Grieux, und in die Renard auch. Und wie ich sechzehn war, am Wörthersee. ‐ Ach nein, das war nichts. Wozu nachdenken, ich schreibe ja keine Memoiren. Nicht einmal ein Tagebuch wie die Bertha. Fred ist mir sympathisch, nicht mehr. Vielleicht, wenn er eleganter wäre. Ich bin ja doch ein Snob. Der Papa findet’s auch und lacht mich aus. Ach, lieber Papa, du machst mir viel Sorgen. Ob er die Mama einmal betrogen hat? Sicher. Öfters. Mama ist ziemlich dumm. Von mir hat sie keine Ahnung. Andere Menschen auch nicht. Fred? ‐ Aber eben nur eine Ahnung. ‐ add#14Ein Hhimmlischer Abend. Wie festlich das Hotel aussieht. Man spürt: Lauter Leute, denen es gut gehtsubst#11 und, die keine Sorgen haben. mod#3Ich zum BeispielzZum Beispiel Iich. Haha! Schad’. Ich wär’ zu einem sorgenlosen Leben geboren. del#16Es kKönnt’ so schön sein. Schad’.add#15 Schad’. ‐ Auf dem Cimone liegt ein roter Glanz. Paul würde sagen: Alpenglühen. add#16shift#1Feature: voice; New State: laughHm!shift#2Feature: voice; New State: normal Das ist noch lang’ kein Alpenglühen. subst#15Es istAber zum Weinen schönadd#17 ist das. Ach, warum muß man wieder zurück in die Stadt!
del#17„Guten Abend, Fräulein Else.“ ‐ „Küss’ die Hand gnädige Frau.“ ‐ „Vom Tennis?“ ‐ Sie sieht’s doch, warum fragt sie? „Ja, gnädige Frau. Beinah’ drei Stunden lang haben wir gespielt. ‐ Und gnädige Frau machen noch einen Spaziergang?“ ‐ „Ja, meinen gewohnten Abendspaziergang. Den Rolleweg. Der geht so schön zwischen den Wiesen, bei Tag ist er beinahe zu sonnig.“ ‐ „Ja, die Wiesen hier sind herrlich. Besonders im Mondenschein von meinem Fenster aus.“ ‐
shift#3Feature: pitch; New State: low„Guten Abend, Fräulein Else.shift#4Feature: pitch; New State: normal ‐ del#18Küss’ die Hand, gnädige Frau.“ ‐ „add#18Ah, Gguten Abend, Herr von Dorsday.“ ‐ shift#5Feature: pitch; New State: low„Vom Tennis, Fräulein Else?“shift#6Feature: pitch; New State: normal ‐ „Was für ein Scharfblick, Herr von Dorsday.“ ‐ shift#7Feature: pitch; New State: lowshift#8Feature: voice; New State: laugh„Spotten Sie nichtadd#19 immer, add#20Fräulein Else.del#19“ ‐ Warum sagt er nicht ‚Fräulein Else‘? ‐ „shift#9Feature: voice; New State: normalWenn man mit dem Rakett add#21in der Hand so gut ausschaut, darf man es gewissermaßen auch als Schmuck tragen.“shift#10Feature: pitch; New State: normal ‐ Esel, daraufdrauf antworteantwort’ ich gar nicht. del#20„Den ganzen Nachmittag haben wir gespielt. Wir waren leider nur Drei. Paul, Frau Mohr und ich.“ ‐ shift#11Feature: pitch; New State: low„Ich war früheradd#22 auch ein enragierter Tennisspieler.“shift#12Feature: pitch; New State: normal ‐ „add#23So? Und jetzt nicht mehr?“ ‐ „add#24Ne-hein. Jetzt bin ich zu altdel#21 dazu.“ ‐ „shift#13Feature: voice; New State: laughAchshift#14Feature: voice; New State: normal, alt, in Marienlyst, da war ein fünfundsechzigjähriger Schwede, der spielte jeden Abend von sechs bis acht Uhr. Und im Jahr vorher hat er sogar noch bei einem Turnier mitgespielt.“ ‐ shift#15Feature: pitch; New State: low„Nun, fünfundsechzig bin ich Gott sei Dank noch nicht, aber leider auch kein Schwede.“shift#16Feature: pitch; New State: normal ‐ Warum leider? Das hält er wohl für einen Witz. Das Beste, ich lächle höflich und gehe. „del#22Küss’ die Hand, gnädige Frau. Adieu, Herr von Dorsday.“ Wie tief er sich subst#19verbeugtverneigtsubst#20 und. wWas add#25der für Augen del#23er macht. shift#17Feature: voice; New State: laughKalbsaugen.,add#26 wirklich.shift#18Feature: voice; New State: normal Hab ich ihn am Ende verletzt mit dem fünfundsechzigjährigen Schweden? shift#19Feature: voice; New State: laughSchad’t auch nichts.shift#20Feature: voice; New State: normaldel#24 Frau Winawer muß eine unglückliche Frau sein. Gewiß schon nah an fünfzig. Diese Tränensäcke, — als wenn sie viel geweint hätte. Ach wie furchtbar, so alt zu sein. Herr von Dorsday nimmt sich ihrer an. Da geht er an ihrer Seite. Er sieht mod#4noch immerimmer noch ganz gut ausdel#25 mit dem graumelierten Spitzbart. del#26Aber sSympathisch istis’ er nicht.del#27 Schraubt sich künstlich hinauf. Was hilft Ihnen Ihr erster Schneider, Herr von Dorsday? Dorsday! Sie haben sicher einmal anders geheißen. ‐ Da kommt das süße kleine Mädeadd#27rl von add#28der Cissy mit subst#25ihremdem Fräulein. ‐ „Grüß dich Gott, Fritzi. Bonsoir, Mademoiselle. del#28Vous allez bien?“ ‐ „Merci, Mademoiselle. Et vous?“ ‐ „add#29Ja, Wwas seh’ ich, Fritzi, du hast ja einen Bergstock. Willst du am End’ den Cimone besteigen?“ ‐ shift#21Feature: pitch; New State: highshift#22Feature: voice; New State: laugh„Aber nein, so hoch hinauf darf ichadd#30 doch noch add#31gar nicht.“shift#23Feature: voice; New State: normalshift#24Feature: pitch; New State: normal ‐ „add#32Nein, natürlich. Aber Iim nächsten Jahr wirst du es schon dürfen. subst#28PahBye, bye, Fritzi. A bientôt, Mademoiselle.“del#29 ‐ „Bonsoir, Mademoiselle.“
add#33Ist Eeine hübsche Person. Warum ist subst#30sdie eigentlich subst#31BonneKinderfräulein? shift#25Feature: voice; New State: laughNoch dazu bei add#34der Cissy.shift#26Feature: voice; New State: normal Ein bitteres Los. subst#32Ach GottNa, kann mir auch noch blühen.del#30 Nein, ich wüßte mir jedesfalls was Besseres. Besseres? ‐ add#35Ein Kköstlicher Abend. del#31‚Die Luft del#32ist wie Champagnerdel#33‘, sagte gestern Doktor Waldberg. Vorgestern hat es auch einer gesagt. ‐ Warum die LeuteLeut’ bei dem wundervollen Wetter in der Halle sitzendel#34?add#36, das ist mir Uunbegreiflich. Oder wartet jeder auf einen Expreßbriefadd#37 von seiner Mama? Der Portier hat mich schon gesehen; ‐ shift#27Feature: tempo; New State: awenn ein Expreßbrief für mich da wäre, hättehätt’ er mod#5mir ihnihn mir sofort hergebracht. Alsoadd#38 ist keiner da. Gott sei Dank. add#39Da mod#6Ich werdewerdewerd’ ich mich noch ein bißl hinlegen vor dem DinerDinner.shift#28Feature: tempo; New State: normal del#35Warum sagt Cissy ‚Dinner‘? Dumme Affektation. Passen zusammen, Cissy und Paul. ‐ Ach, wär’ der Brief lieber schon da. Am Ende kommt er während des ‚Dinner‘. Und wenn er nicht kommt, hab’ ich eine unruhige Nacht. Auch die vorige Nacht hab’ ich so miserabel geschlafen. Freilich, es sind gerade diese Tage. Drum hab’ ich auch das Ziehen in den Beinen. Dritter September ist heute. Also wahrscheinlich am sechsten. Ich werde heute Veronal nehmen. O, ich werde mich nicht daran gewöhnen. Nein, lieber Fred, du mußt nicht besorgt sein. In Gedanken bin ich immer per Du mit ihm. ‐ Versuchen sollte man alles, — auch Haschisch. Der Marinefähnrich Brandel hat sich aus China, glaub’ ich, Haschisch mitgebracht. Trinkt man oder raucht man Haschisch? Man soll prachtvolle Visionen haben. Brandel hat mich eingeladen mit ihm Haschisch zu trinken oder — zu rauchen — Frecher Kerl. Aber hübsch. ‐
„Bitte sehr, Fräulein, ein Brief.“ ‐ Der Portier! Also doch! ‐del#36 Ich wende mich ganz unbefangen um. Es könnte auch ein Brief von der Karoline sein oder von der Bertha oder von Fred oder Miß Jackson? „Danke schön.“ Doch von Mama. Expreß. Warum sagt er nicht gleich: ein Expreßbrief? „O, ein Expreß!“ Ich mach’ ihn erst auf dem Zimmer auf und les’ ihn in aller Ruhe. ‐ add#40Da sitzt Ddie Marchesa. Wie jung subst#40sdie im Halbdunkel aussieht. add#41Die ist doch Ssicher fünfundvierzig. Wo werd’ ich mit fünfundvierzig sein? add#42Hm. Vielleicht schon tot. Hoffentlich. Sie lächelt mich add#43immer so nett andel#37, wie immer. Ich lasse sie vorbei, nicke ein wenig, — nicht als wenn ich mir eine besondere Ehre daraus machte, daß mich eine Marchesa anlächelt. ‐ „Buona sera.“ ‐ del#38Sie sagt mir buona sera. Jetzt muß ich mich doch wenigstens verneigen. War das zu tief? Sie ist ja um so viel älter. Was für einen herrlichen Gang sie hat. Ist sie geschieden? Mein Gang ist auch schön. Aber — ich weiß es. Ja, das ist der Unterschied. ‐ Ein Italiener könntekönnt’ mir add#44auch gefährlich werden. Schade, daß der schöne Schwarze mit dem Römerkopf schon wieder subst#43fortabgereist ist. ‚Er sieht aus wie ein Filou‘, sagtdel#39eshift#29Feature: voice; New State: laugh Paul. subst#44Ach GottHm, ich hab’ nichts gegen Filous, im Gegenteil.shift#30Feature: voice; New State: normal ‐ So, da wär’ ich. Nummer siebenundsiebzig. Eigentlich eine Glückssubst#45nummerzahl. Hübsches Zimmer. Zirbelholz. Dort steht mein jungfräuliches Bett. ‐ subst#46NunJetzt ist es richtig ein Alpenglühen geworden. del#40Aber Paul gegenüber werde ich es abstreiten. Eigentlich ist Paul schüchtern. Ein Arzt, ein Frauenarzt! Vielleicht gerade deshalb. Vorgestern im Wald, wie wir so weit voraus waren, hätt’ er schon etwas unternehmender sein dürfen. Aber dann wäre es ihm übel ergangen. Wirklich unternehmend war eigentlich mir gegenüber noch niemand. Höchstens am Wörthersee vor drei Jahren im Bad. Unternehmend? Nein, unanständig war er ganz einfach. Aber schön. Apoll vom Belvedere. Ich hab’ es ja eigentlich nicht ganz verstanden damals. Nun ja mit — sechzehn Jahren. shift#31Feature: tempo; New State: ladd#45Ach! Meine himmlische Wiese! Meine subst#47—himmlische Wiese! Wenn man sich die nach Wien mitnehmen könnte. Zarte Nebel.shift#32Feature: tempo; New State: normal Herbstsubst#48? Nun, ja, dritter September, Hochgebirge.
Nun, Fräulein Else, möchten Sie sich nicht doch entschließen, den Brief zu lesen? del#41Er mMuß sich ja gar nicht subst#50aufum den Papa subst#51beziehenhandeln.del#42 Könnte es nicht auch etwas mit meinem Bruder sein? Vielleicht hat er sich verlobt mit einer seiner Flammen? Mit einer Choristin oder einem Handschuhmädel. Ach nein, dazu ist er wohl doch zu gescheit. Eigentlich weiß ich ja nicht viel von ihm. Wie ich sechzehn war und er einundzwanzig, da waren wir eine Zeitlang geradezu befreundet. Von einer gewissen Lotte hat er mir viel erzählt. Dann hat er plötzlich aufgehört. Diese Lotte muß ihm irgend etwas angetan haben. Und seitdem erzählt er mir nichts mehr. ‐ Nun ist er offen, der Brief, und ich hab’ gar nicht bemerkt, daß ich ihn aufgemacht habe. Ich setzesetz’ mich aufs Fensterbrett und lesedel#43 ihnadd#46, also los.del#44 Achtgeben, daß ich nicht hinunterstürze. Wie uns aus San Martino gemeldet wird, hat sich dort im Hotel Fratazza ein beklagenswerter Unfall ereignet. Fräulein Else T., ein neunzehnjähriges bildschönes Mädchen, Tochter des bekannten Advokaten... Natürlich würde es heißen, ich hätte mich umgebracht aus unglücklicher Liebe oder weil ich in der Hoffnung war. Unglückliche Liebe, ah nein.
del#45‚Mein liebes Kind‘ ‐ Ich will mir vor allem den Schluß anschaun. ‐ ‚Also nochmals, sei uns nicht böse, mein liebes gutes Kind und sei tausendmal‘ ‐ Um Gottes willen, sie werden sich doch nicht umgebracht haben! Nein, — in dem Fall wär’ ein Telegramm von Rudi da. ‐ ‚Mein liebes Kind, du kannst mir glauben, wie leid es mir tut, daß ich dir in deine schönen Ferialwochendel#46‘ ‐ Als wenn ich nicht immer Ferien hätt’, leider ‐ ‚ mit einer so unangenehmen Nachricht hineinplatze.‘ ‐ shift#33Feature: voice; New State: laughEinenshift#34Feature: voice; New State: normal furchtbaren Stil schreibt Mama ‐ ‚Aber nach reiflicher Überlegung bleibt mir wirklich nichts anderes übrig. Also, kurz und gut, die Sache mit Papa ist akut geworden. Ich weiß mir nicht zu raten, noch zu helfen.del#47‘ ‐ Wozu die vielen Worte? ‐ ‚ Es handelt sich um eine verhältnismäßig lächerliche Summe — dreißigtausend Gulden,‘ ‐ lächerlich? ‐ ‚die in drei Tagen herbeigeschafft sein müssen, sonst ist alles verloren,‘ ‐ Um Gottes willen, was heißt add#49denn das? ‐ ‚Denk’ dir, mein geliebtes Kind, daß der Baron Höning‘ ‐ subst#53wiewas, der Staatsanwalt? ‐ ‚add#50daß der Baron Höning sich heut’ früh den Papa hat kommen lassen. Du weißt ja, wie der Baron den Papa hochschätzt, ja geradezu liebt. Vor anderthalb Jahren, damals, wie es auch an einem Haar gehangen hat,add#51 da hat er persönlich mit den Hauptgläubigern gesprochen und die Sache noch im letzten Moment in Ordnung gebracht. Aber diesmal ist absolut nichts zu machen, wenn das Geld nicht subst#54beschafftherbeigeschafft wird. Und abgesehen davon, daß wir alle ruiniert sind, wird es ein Skandal, wie er noch nicht da war. Denk’ dir, ein subst#55AdvokatAnwalt, ein berühmter Advokat, — der, — nein, ich kann es gar nicht niederschreiben. Ich kämpfe immer mit den Tränen. Du weißt ja, Kind, du bist ja klug, wir waren ja, Gott sei’s geklagt, schon ein paar Mal in einer ähnlichen Situation und die Familie hat immer herausgeholfen. Zuletzt hat es sich add#52ja sogar um hundertzwanzigtausend gehandelt. Aber damals hat der Papa einen Revers unterschreiben müssen, daß er niemals wieder an die Verwandten, speziell an den Onkel Bernhard, herantreten wird.del#48‘ ‐ Na weiter, weiter, wo will denn das hin? Was kann denn ich dabei tun? ‐ ‚ Der Einzige, an den man eventuell noch denken könnte, wärewär’ der Onkel Viktor, der befindet sich aber unglücklicherweise auf einer Reise zum Nordkap oder nach Schottlanddel#49‘ ‐ Ja, der hat’s gut, der ekelhafte Kerl ‐ ‚ und istis’ absolut unerreichbar, wenigstens für den Moment. An die Kollegen, speziell Dr. Sdel#50ch., der Papa schon subst#58öfterfrüher ausgeholfen hatdel#51,‘ ‐ Herrgott, wie stehn wir da ‐ ‚ ist nicht mehr zu denken, subst#59seitweil er sich wieder verheiratet hat‘ ‐ also was add#56is’ denn, was add#57ist dennadd#58 das, was wollt ihr denn von miradd#59, was kann denn ich tu‐? ‐ ‚Und da ist nun dein Brief gekommen, mein liebes Kind, wo du unter subst#60andernanderem shift#35Feature: tempo; New State: lDorsday erwähnstshift#36Feature: tempo; New State: normal, der sich auch im Fratazza aufhält, und das ist uns wie ein Schicksalswink erschienen. Du weißt ja, wie oft Dorsday in früheren Jahren zu uns gekommen ist;del#52‘ ‐ na, gar so oft ‐ ‚ es ist der reine Zufall, daß er sich seit zwei, drei Jahren seltener blicken läßt; del#53er soll in ziemlich festen Banden sein — unter uns, nichts sehr Feines‘ ‐ warum ‚unter uns‘? ‐ ‚Im Residenzklub hat Papa jeden Donnerstag noch immer seine Whistpartie mit ihm, und im verflossenen Winter hat subst#61erPapa ihm subst#62imin einem Prozeß gegen einen andern Kunsthändler ein hübsches Stück Geld gerettet. Im übrigen, warum sollst du es nicht wissen, er ist schon früher einmal dem Papa beigesprungen.‘ ‐ Hab’ ich mir gedacht ‐ ‚Es hat sich damals um eine Bagatelle gehandelt, achttausend Gulden, — aber schließlich — dreißig bedeuten für Dorsday auch keinen Betrag. Darum hab’ ich mir gedacht, ob du uns nicht die Liebe erweisen und mit Dorsday reden könntest‘ ‐ shift#37Feature: tempo; New State: lWas?shift#38Feature: tempo; New State: normal ‐ ‚Dich hat er ja immer besonders gern gehabt‘ ‐ Hab’ nichts davon subst#63gbemerkt. Die Wange hat er mir gestreichelt, wie ich zwölf oder dreizehn Jahre alt war.del#54 ‚Schon ein ganzes Fräulein.‘ ‐ ‚Und da Papa seit den achttausend glücklicherweise nicht mehr an ihn herangetreten ist, so wird er ihm diesen Liebesdienst nicht verweigern. Neulich soll er an einem Rubens, den er nach Amerika verkauft hat, allein achtzigtausend verdient haben. Das darfst du add#62aber selbstverständlich nicht erwähnen.del#55‘ ‐ Hältst du mich für eine Gans, Mama? ‐ ‚ Aber im übrigen kannst du ganz aufrichtig zu ihm reden.del#56 Auch, daß der Baron Höning sich den Papa hat kommen lassen, kannst du erwähnen, wenn es sich so ergeben sollte. Und daß mit den dreißigtausend tatsächlich das Schlimmste abgewendet ist, nicht nur für den Moment, sondern, so Gott will, für immer.‘ ‐ Glaubst du wirklich, Mama? ‐ ‚Denn dDer Prozeß Erbesheimer, der glänzend steht, trägt dem Papa sicher hunderttausend, aber selbstverständlich kann er gerade in diesem Stadium von den Erbesheimers nichts verlangen. Also, ich bitte dich, Kind, sprich mit Dorsday. Ich versichere subst#65dichdir, es ist nichts dabei. Papa hätte ihm ja einfach telegraphieren können, wir haben es ernstlich überlegt, aber es istadd#64 ja doch etwas ganz anderes, Kind, wenn man mit einem Menschen persönlich spricht. Am sechsten um zwölf add#65Uhr muß das Geld da sein, Doktor F.‘ ‐ Wer ist add#66denn Doktor F.? Ach ja, add#67der Doktor Fialaadd#68, ja. ‐ ‚add#69Doktor F. ist unerbittlich.del#57 Natürlich ist da auch persönliche Rancune dabei. subst#66AberUnd da es sich unglücklicherweise um shift#39Feature: tempo; New State: lMündelgelder handelt,shift#40Feature: tempo; New State: normal‘ ‐ shift#41Feature: tempo; New State: ladd#70Mündelgelder? Um Gottes willen! Papa, was hast du getan?shift#42Feature: tempo; New State: normal ‐ ‚add#71da kann man add#72leider nichts machen. Und wenn das Geld am fünften um zwölf Uhr subst#67mittagsMittag nicht in Fialas Händen ist, wird der Haftbefehl erlassen, vielmehr so lange hält der Baron Höning ihn noch zurück. Also Dorsday müßte die Summe telegraphisch durch seine Bank an Doktor F. überweisen lassen. Dann sind wir gerettet. Im andern Fall weiß Gott was geschieht. Glaub’ mir, du vergibst dir nicht das Geringste, mein geliebtes Kind. Papa hatdel#58te ja anfangs Bedenken gehabt. Er hat sogar noch Versuche gemacht add#73und auf zwei verschiedenen Seiten. Aber er ist ganz verzweifelt nach Hause gekommen.del#59‘ ‐ Kann Papa überhaupt verzweifelt sein? ‐ ‚ Vielleicht nicht einmal so sehr wegen des Geldes, als darum, weil die Leute sich so schändlich gegen ihn benehmen. Der eine von ihnen war einmal Papas bester Freund. Du kannst dir add#75schon denken, wen ich meine.‘ ‐ Ich kann mir gar nichts denken. Papa hat so viel beste Freunde gehabt und in Wirklichkeit keinenadd#76 einzigen. del#60Warnsdorf vielleicht? ‐ ‚Um ein Uhr ist Papa nach Hause gekommen, und jetzt ist es vier Uhr früh. Jetzt schläft er endlich, Gott sei Dank.del#61‘ ‐ Wenn er lieber nicht aufwachte, das wär’ das beste für ihn. ‐ ‚Ich gebe den Brief in aller Früh selbst auf die Post, expreß, da mußt du ihn vormittag am dritten haben.‘ ‐ Wie hat sich Mama das vorgestellt? Sie kennt sich doch in diesen Dingen nie aus. ‐ ‚ Also sprich sofort mit Dorsday, ich beschwöre dich, und telegraphiere sofort, wie es ausgefallen ist. Vor Tante Emma laß dir um Gottes willen nichts merken, es ist ja traurig genug, daß man sich in einem solchen Fall an die eigene Schwester nicht wenden kann, aber da könnte man ja ebensogut zu einem Stein reden. del#62Mein liebes, liebes Kind, mir tut es ja so leid, daß du in deinen jungen Jahren solche Dinge mitmachen mußt, aber glaub’ mir, der Papa ist zum geringsten Teil selber daran schuld.‘ ‐ Wer denn, Mama? ‐ ‚Nun, hoffen wir zu Gott, daß der Prozeß Erbesheimer in jeder Hinsicht einen Abschnitt in unserer Existenz bedeutet. Nur über diese paar Wochen müssen wir hinaus sein. Es wäre doch ein wahrer Hohn, wenn wegen der dreißigtausend Gulden ein Unglück geschähe?‘ ‐ Sie meint doch nicht im Ernst, daß Papa sich selber... Aber wäre — das andere nicht noch schlimmer? ‐ ‚Nun schließe ich, mein Kind, ich hoffe, du wirst unter allen Umständendel#63‘ ‐ Unter allen Umständen? ‐ ‚ noch über die Feiertage, wenigstens bis neunten oder zehnten in San Martino bleiben können. Unseretwegen mußt du subst#68keineswegskeinesfalls zurück. GrüßeGrüß’ die Tante, sei nur weiter nett mit ihr. Also nochmals, sei uns nicht böse, mein liebes gutes Kind, und sei tausendmal‘ ‐ shift#43Feature: tempo; New State: ajaadd#79, ja, ja, jashift#44Feature: tempo; New State: normal, das weiß ich schonadd#80, das weiß ich schon.
Also, ich soll Herrn Dorsday anpumpen... add#81IstIs’ ja Iirrsinnig. Wie stellt sich add#82die Mama das vor? del#64Warum hat sich Papa nicht einfach auf die Bahn gesetzt und ist hergefahren? ‐ Wär’ grad’ so geschwind gegangen wie der Expreßbrief. Aber vielleicht hätten sie ihn auf dem Bahnhof wegen Fluchtverdacht ‐ ‐ Furchtbar, furchtbar! Auch mit den dreißigtausend wird uns ja nicht geholfen sein. Immer diese Geschichten! Seit sieben Jahren! Nein — länger. Wer möcht’ mir das ansehen? Niemand sieht mir was an, auch dem Papa nicht. Und doch wissen es alle Leute. Rätselhaft, daß wir uns immer noch halten. Wie man alles gewöhnt! Dabei leben wir eigentlich ganz gut. Mama ist wirklich eine Künstlerin. Das Souper am letzten Neujahrstag für vierzehn Personen — unbegreiflich. Aber dafür meine zwei Paar Ballhandschuhe, die waren eine Affäre. Und wie der Rudi neulich dreihundert Gulden gebraucht hat, da hat die Mama beinah’ geweint. Und der Papa ist dabei immer gut aufgelegt. Immer? Nein. O nein. In der Oper neulich bei Figaro sein Blick, — plötzlich ganz leer — ich bin erschrocken. Da war er wie ein ganz anderer Mensch. Aber dann haben wir im Grand Hotel soupiert und er war so glänzend aufgelegt wie nur je.
del#65Und da halte ich den Brief in der Hand. Der Brief ist ja irrsinnig. Ich soll mit Dorsday subst#72sprechenreden? Zu subst#73Tod’Tode würdewürd’ ich mich schämen. ‐ del#66‐ Schämen, ich mich? Warum? Ich bin ja nicht schuld. ‐ Wenn ich doch mit Tante Emma spräche? Unsinn. Sie hat wahrscheinlich gar nicht so viel Geld zur Verfügung. Der Onkel ist ja ein Geizkragen. Ach Gott, shift#45Feature: tempo; New State: awarum habehab’ ich add#83denn kein Geld? Warum hab’ ich mir add#84denn noch nichts verdient? Warum habehab’ ich nichts gelernt?shift#46Feature: tempo; New State: normaldel#67 O, iIch habeadd#85 ja was gelernt!del#68 Wer darf sagen, daß ich nichts gelernt habe? shift#47Feature: tempo; New State: aIch spielespiel’ Klavier, ich kann Französisch, Englisch, auch ein bißl Italienisch,add#86 ich habehab’ kunstgeschichtliche Vorlesungen besucht! ‐ del#69Haha! subst#80UndNa wenn ich schon was Gescheiteres gelernt hätte, was hülfe es mir? Dreißigtausend Gulden hättehätt’ ich mir add#88noch keineswegs erspart.shift#48Feature: tempo; New State: normal ‐ ‐
Aus ist es’s mit dem Alpenglühen. Der Abend istis’ nicht mehr wunderbar. Traurig istis’ die Gegend. Nein, nicht die Gegend, aber das Leben ist traurig. del#70Und mod#7ich sitz’ dadDa sitz’ ich ruhig auf dem Fensterbrett. Und subst#86dermein Papa soll eingesperrt werden. subst#87Nein. Nie und nimmer. Es darf nicht sein.Aber nein, is’ ja unmöglich. Nein, nein, Papa. Ich werde subst#88ihndich retten.del#71 Ja, Papa, ich werde dich retten. subst#89Es istIs’ ja ganz einfach. Ein paar Worte ganz nonchalantdel#72, das ist ja mein Fall, ‚hochgemut‘, ‐ haha, ich werde Herrn Dorsday behandeln, als wenn es eine Ehre für ihn wäre, uns Geld zu leihen. Es ist ja auch eine. ‐ Herr von Dorsday, haben Sie vielleicht einen Moment Zeit für mich? Ich bekomme da eben einen Brief von add#89der Mama, sie ist in augenblicklicher Verlegenheit, — vielmehr der Papa ‐ ‐ shift#49Feature: tempo; New State: lshift#50Feature: pitch; New State: low‚Aber selbstverständlich, mein Fräulein, mit dem größten Vergnügen. Um wieviel handelt es sich denn?‘shift#51Feature: pitch; New State: normalshift#52Feature: tempo; New State: normal ‐ Wenn er mir nur nicht so unsympathisch wäre. Auch die Art, wie er mich add#90immer ansieht. del#73Nein, Herr Dorsday, ich glaube Ihnen Ihre Eleganz nicht und nicht Ihr Monokel und nicht Ihre Noblesse. Sie könnten ebensogut mit alten Kleidern handeln wie mit alten Bildern. ‐ Aber Else! Else, was fällt dir denn ein. ‐ O, ich kann mir das erlauben. Mir sieht’s niemand an. Ich bin sogar blond, rötlichblond, und Rudi sieht absolut aus wie ein Aristokrat. Bei der Mama merkt man es freilich gleich, wenigstens im Reden. Beim Papa wieder gar nicht. Übrigens sollen sie es merken. Ich verleugne es durchaus nicht und Rudi erst recht nicht. Im Gegenteil. Was täte der Rudi, wenn der Papa eingesperrt würde? Würde er sich erschießen? Aber Unsinn! Erschießen und Kriminal, all die Sachen gibt’s ja gar nicht, die stehn nur in der Zeitung.
del#74Die Luft ist wie Champagner. subst#90In einer Stunde ist dasNoch eine Stunde bis zum DinerDinnerdel#75, das ‚Dinner‘. Ich kann die Cissy nicht leiden. Um ihr Mäderl kümmert sie sich überhaupt nicht. Was zieh’ ichadd#91 denn an? Das blaue oder das schwarze?del#76 Heut’ wär vielleicht das schwarze richtiger. Zu dekolletiert? Toilette de circonstance heißt es in den französischen Romanen. Jedesubst#92snfalls muß ich berückend aussehen, wenn ich mit Dorsday rede. Nach dem Dinner, add#92ganz nonchalant. del#77Seine Augen werden sich in meinen Ausschnitt bohren. Widerlicher Kerl. Ich hasse ihn. Alle Menschen hasse ich. Muß es gerade Dorsday sein?shift#53Feature: tempo; New State: ladd#93Grad’ Dorsday, grad’ Dorsday!shift#54Feature: tempo; New State: normal Gibt es’s denn wirklich nur diesen Dorsday auf der Welt, der dreißigtausend Gulden hat? Wenn ich mit Paul spräche? Wenn er der Tante subst#94sagtesagen würde, er hat Spielschulden, — da del#78würde mod#8sie sich das Geld sicher verschaffen können.könnte sie sich doch das Geld sicher vom Onkel verschaffen. ‐
del#79Beinah’ schon dunkel. Nacht. Grabesnacht. Am liebsten möcht’ ich tot sein. ‐ Es ist ja gar nicht wahr. Wenn ich jetzt gleich hinunterginge, Dorsday noch vor dem Diner spräche? Ah, wie entsetzlich! ‐ shift#55Feature: loud; New State: fPaulshift#56Feature: loud; New State: normal, wenn du mir die dreißigtausend verschaffst, add#94dann kannst du von mir haben, was du willst. subst#95Das ist ja schon wieder aus einem Roman.Is’ ja aus einem Schundroman. Die edle Tochter verkauft sich für den geliebten Vater, und hat am End’ noch ein Vergnügen davon. Pfui Teufel!del#80 Nein, Paul, auch für dreißigtausend kannst du von mir nichts haben. Niemand. Aber für eine Million? ‐ Für ein Palais? Für eine Perlenschnur? Wenn ich einmal heirate, werde ich es wahrscheinlich billiger tun. Ist es denn gar so schlimm? Die Fanny hat sich am Ende auch verkauft. Sie hat mir selber gesagt, daß sie sich vor ihrem Manne graust. Nun, wie wär’s, Papa, wenn ich mich heute Abend versteigerte? Um dich vor dem Zuchthaus zu retten. Sensation —! Ich habe Fieber, ganz gewiß. Oder bin ich schon unwohl? Nein, Fieber habe ich. Vielleicht von der Luft. Wie Champagner. ‐ Wenn Fred hier wäre, könnte er mir raten? Ich brauche keinen Rat. Es gibt ja auch nichts zu raten. Ich werde mit Herrn Dorsday aus Eperies sprechen, werde ihn anpumpen, ich die Hochgemute, die Aristokratin, die Marchesa, die Bettlerin, die Tochter des Defraudanten. Wie komm’ ich dazu? Wie komm’ ich dazu? Keine klettert so gut wie ich, keine hat so viel Schneid, — sporting girl, in England hätte ich auf die Welt kommen sollen, oder als Gräfin.
del#81Da hängen die Kleider im Kasten! Ist das grüne Loden überhaupt schon bezahlt, Mama? Ich glaube nur eine Anzahlung. Das schwarze zieh’ ich an. Sie haben mich gestern alle angestarrt. Auch der blasse kleine Herr mit dem goldenen Zwicker. Schön bin ich eigentlich nicht, aber interessant. Zur Bühne hätte ich gehen sollen. Bertha hat schon drei Liebhaber, keiner nimmt es ihr übel... In Düsseldorf war es der Direktor. Mit einem verheirateten Manne war sie in Hamburg und hat im Atlantic gewohnt, Appartement mit Badezimmer. Ich glaub’ gar, sie ist stolz darauf. Dumm sind sie alle. Ich werde hundert Geliebte haben, tausend, warum nicht? Der Ausschnitt istis’ nicht tief genug; wenn ich verheiratet wärewär’, subst#98dürftekönnt’ er tiefer sein.add#95 Hm. ‐ shift#57Feature: pitch; New State: highGut, daß ich Sie treffe, Herr von Dorsday.shift#58Feature: pitch; New State: normaldel#82, ich bekomme da eben einen Brief aus Wien... Den Brief stecke ich für alle Fälle zu mir. Soll ich dem Stubenmädchen läuten? Nein, ich mache mich allein fertig. Zu dem schwarzen Kleid brauche ich niemanden. Wäre ich reich, würde ich nie ohne Kammerjungfer reisen.
del#83Ich muß Licht machen. Kühl wird es. Fenster zu. Vorhang herunter? ‐ Überflüssig. Steht keiner auf dem Berg drüben mit einem Fernrohr. Schade. ‐ Ich bekomme da eben einen Brief, Herr von Dorsday. ‐ Nach dem Dinner wäre es doch vielleicht besser. Man ist in leichterer Stimmung. Auch Dorsday — ich könnt’ ja ein Glas Wein vorher trinken. Aber wenn die Sache vor dem Diner abgetan wäre, würde mir das Essen besser schmecken. Pudding à la merveille, fromage et fruits divers. Und wenn Herr von Dorsday Nein sagt? ‐ Oder wenn er gar frech wird? Ah nein, mit mir ist noch keiner frech gewesen. Das heißt, der Marineleutnant Brandl, aber es war nicht bös gemeint. ‐ Ich bin wieder etwas schlanker geworden. Das steht mir gut. ‐ Die Dämmerung starrt herein. Wie ein Gespenst starrt sie herein. Wie hundert Gespenster. Aus meiner Wiese herauf steigen die Gespenster. Wie weit ist Wien? Wie lange bin ich schon fort? Wie allein bin ich da! Ich habe keine Freundin, ich habe auch keinen Freund. Wo sind sie alle? Wen werd’ ich heiraten? Wer heiratet die Tochter eines Defraudanten? ‐ Eben erhalteerhalt’ ich einen Briefadd#97 von der Mamadel#84, Herr von Dorsday. ‐ shift#59Feature: pitch; New State: high‚Abershift#60Feature: pitch; New State: normal subst#100esdas istis’ subst#102dochja gar nicht der Rede wert, shift#61Feature: tempo; New State: lsubst#103Fräulein Elsemein Fräuleinshift#62Feature: tempo; New State: normal, gestern erst habehab’ ich einen Rembrandt verkauftdel#85, Sie beschämen mich, Fräulein Else.‘ ‐ Und jetzt reißt er ein Blatt aus seinem Scheckbuch und unterschreibt mit seiner goldenen Füllfeder; und morgen früh fahr’ ich mit dem Scheck nach Wien. del#86Jedenfalls; auch ohne Scheck. Ich bleibe nicht mehr hier. Ich könnte ja gar nicht, ich dürfte ja gar nicht. Ich lebe hier als elegante junge Dame und Papa steht mit einem Fuß im Grab — nein im Kriminal. Das vorletzte Paar Seidenstrümpfe. Den kleinen Riß grad’ unterm Knie merkt niemand. Niemand? Wer weiß. Nicht frivol sein, Else. ‐ Bertha ist einfach ein Luder. Aber ist die Christine um ein Haar besser? Ihr künftiger Mann kann sich freuen. Mama war gewiß immer eine treue Gattin. Ich werde nicht treu sein. Ich bin hochgemut, aber ich werde nicht treu sein. Die Filous sind mir gefährlich. Die Marchesa hat gewiß einen Filou zum Liebhaber. Wenn Fred mich wirklich kennte, dann wäre es aus mit seiner Verehrung. ‐ ‚Aus Ihnen hätte alles Mögliche werden können, Fräulein, eine Pianistin, eine Buchhalterin, eine Schauspielerin, es stecken so viele Möglichkeiten in Ihnen. Aber es ist Ihnen immer zu gut gegangen.‘ ‐ Zu gut gegangen. Haha. Fred überschätzt mich. Ich hab’ ja eigentlich zu nichts Talent. ‐ Wer weiß? So weit wie Bertha hätte ich es auch noch gebracht. Aber mir fehlt es an Energie. Junge Dame aus guter Familie. Ha, gute Familie. Der Vater veruntreut Mündelgelder. add#98Ach! Warum tust du mir das an, Papa? Wenn du noch etwas davon hättest! Aber an der Börse verspieltadd#99, an der Börse! Ist das der Mühe wert? Und die dreißigtausend werden dir auch nichts helfen. del#87Für ein Vierteljahr vielleicht. Endlich wird er doch durchgehen müssen. Vor anderthalb Jahren war es ja fast schon so weit. Da kam noch Hilfe. Aber einmal wird sie nicht kommen — und was geschieht dann mit uns? Rudi wird nach Rotterdam gehen zu Vanderhulst in die Bank. Aber ich? Reiche Partie. O, wenn ich es darauf anlegte! Ich bin heute wirklich schön. Das macht wahrscheinlich die Aufregung. Für wen bin ich schön? Wäre ich froher, wenn Fred hier wäre? Ach Fred ist im Grunde nichts für mich. Kein Filou! Aber ich nähme ihn, wenn er Geld hätte. Und dann käme ein Filou — und das Malheur wäre fertig. ‐ Sie möchten wohl gern ein Filou sein, Herr von Dorsday? ‐ Von weitem sehen Sie manchmal auch so aus. Wie ein verlebter Vicomte, wie ein Don Juan — mit Ihrem blöden Monocle und Ihrem weißen Flanellanzug. Aber ein Filou sind Sie noch lange nicht. ‐ Habe ich alles? Fertig zum ‚Dinner‘? ‐ Was tue ich aber eine Stunde lang, wenn ich Dorsday nicht treffe? Wenn er mit der del#88unglücklichen Frau Winawer spazieren geht? Ach, sie ist gar nicht unglücklich, sie braucht keine dreißigtausend Gulden. Also ich werde mich in die Halle setzen, großartig in einen Fauteuil, schau mir die Illustrated News an und die Vie parisienne, schlage die Beine übereinander, — den Riß unter dem Knie wird man nicht sehen. Vielleicht ist gerade ein Milliardär angekommen. ‐ Sie oder keine. ‐ Ich nehmenehm’ den weißen Schal, der steht mir gut. Ganz ungezwungen legeleg’ ich ihn um meine herrlichen Schultern. Für wen habehab’ ich del#89sie denndel#90, subst#108diediese herrlichen Schultern? add#100Ach! Ich könnte einen Mann subst#109sehrso glücklich machen.del#91 Wäre nur der rechte Mann da. Aber Kind will ich keines haben. Ich bin nicht mütterlich. Marie Weil ist mütterlich. Mama ist mütterlich, Tante Irene ist mütterlich. Ich habe eine edle Stirn und eine schöne Figur. ‐ ‚Wenn ich Sie malen dürfte, wie ich wollte, Fräulein Else.‘ ‐ Ja, das möchte Ihnen passen. Ich weiß nicht einmal seinen Namen mehr. Tizian hat er keineswegs geheißen, also war es eine Frechheit. ‐ Eben erhalteerhalt’ ich einen Brief, Herr von Dorsday. ‐ del#92Noch etwas Puder auf den Nacken und Hals, einen Tropfen Verveine ins Taschentuch, Kasten zusperren, Fenster wieder auf, shift#63Feature: tempo; New State: lsubst#111ah, wie wunderbar!ach, ist das wunderbar heut’!shift#64Feature: tempo; New State: normal Zum Weinenadd#101 schön. del#93Ich bin nervös. Ach, soll man nicht unter solchen Umständen nervös sein. Die Schachtel mit dem Veronal hab’ ich bei den subst#112HemdenPyjamas. subst#113Auch neue Hemden brauchte ich.Neue Pyjamas brauch’ ich auch, hm. Das wird wieder eine AffäreAffaire subst#115seinwerden. shift#65Feature: pitch; New State: highAch Gottshift#66Feature: pitch; New State: normaladd#102, ach Gott, ach Gott.
shift#67Feature: tempo; New State: lUnheimlich, riesig subst#116derdieser Cimonedel#94, als wenn er auf mich herunterfallen wollte!shift#68Feature: tempo; New State: normal Noch kein Stern am Himmel. Die Luft ist wie Champagner. Und der Duft von den Wiesen!del#95 Ich werde auf dem Land leben. Einen Gutsbesitzer werde ich heiraten und Kinder werde ich haben. Doktor Froriep war vielleicht der Einzige, mit dem ich glücklich geworden wäre. Wie schön waren die beiden Abende hintereinander, der erste bei Kniep, und dann der auf dem Künstlerball. Warum ist er plötzlich verschwunden — wenigstens für mich? Wegen Papa vielleicht? Wahrscheinlich. add#103Ach! Ich möchte einen Gruß in die Luft hinausrufen, ehe ich wieder hinuntersteigedel#96 unter das Gesindel. Aber zu wem soll subst#117derdieser Gruß gehen? Ich bin ja ganz allein. Ich bin ja so furchtbar allein, wie del#97es sich add#104das überhaupt niemand vorstellen kann. Sei gegrüßt, mein Geliebter. Wer? add#105shift#69Feature: voice; New State: laughHa.shift#70Feature: voice; New State: normal Sei gegrüßt, mein Bräutigam! Wer? add#106shift#71Feature: voice; New State: laughHa.shift#72Feature: voice; New State: normal Sei gegrüßt, mein Freund! shift#73Feature: tempo; New State: aWeradd#107, wer, wer? add#108shift#74Feature: voice; New State: laughHa.shift#75Feature: voice; New State: normalshift#76Feature: tempo; New State: normal ‐ Fredadd#109 vielleicht? ‐ subst#118AberAh, keine Spur. So, das Fenster bleibt offen. Wenn’s auch kühl wird. Licht abdrehen. So. ‐ del#98Ja richtig, den Brief. Ich muß ihn zu mir nehmen für alle Fälle. Das Buch aufs Nachtkastel, ich lese heut’ Nacht noch weiter in ‚Notre Coeur‘, unbedingt, was immer geschieht. Guten Abend, subst#119schönstesschönes Fräulein im Spiegel, behalten Sie mich in gutem Angedenken, auf Wiedersehen...
del#99Warum sperre ich die Tür zu? Hier wird nichts gestohlen. Ob Cissy in der Nacht ihre Türe offen läßt? Oder sperrt sie ihm erst auf, wenn er klopft? Ist es denn ganz sicher? Aber natürlich. Dann liegen sie zusammen im Bett. Unappetitlich. Ich werde kein gemeinsames Schlafzimmer haben mit meinem Mann und mit meinen tausend Geliebten. ‐ Leer ist das ganze Stiegenhaus! Immer um diese Zeit. Meine Schritte hallen. Drei Wochen bin ich jetzt da. Am zwölften August bin ich von Gmunden abgereist. Gmunden war langweilig. Woher hat der Papa das Geld gehabt, Mama und mich aufs Land zu schicken? Und Rudi war sogar vier Wochen auf Reisen. Weiß Gott wo. Nicht zweimal hat er geschrieben in der Zeit. Nie werde ich unsere Existenz verstehen. Schmuck hat die Mama freilich keinen mehr. ‐ Warum war Fred nur zwei Tage in Gmunden? Hat sicher auch eine Geliebte! Vorstellen kann ich es mir zwar nicht. Ich kann mir überhaupt gar nichts vorstellen. Acht Tage sind es, daß er mir nicht geschrieben hat. Er schreibt schöne Briefe. ‐ Wer sitzt denn dort an dem kleinen Tisch? Nein, Dorsday ist es nicht. Gott sei Dank. Jetzt vor dem Diner wäre es doch unmöglich, ihm etwas zu sagen. ‐ Warum schaut mich add#111denn der Portier so merkwürdig an? Hat er am Ende den Expreßbrief von der Mama gelesen? Mir scheint, ich bin shift#77Feature: voice; New State: laughverrücktshift#78Feature: voice; New State: normal.del#100 Ich mMuß ihm shift#79Feature: voice; New State: laughnächstens wiedershift#80Feature: voice; New State: normal ein Trinkgeld geben. ‐ Die Blonde da istis’ auch schon zum DinerDinner angezogen. shift#81Feature: voice; New State: laughWie kann man add#112nur so dick sein!shift#82Feature: voice; New State: normal ‐ Ich werdewerd’ noch vor’s Hotel hinaus und ein bißchenbißl auf und abgehen.del#101 Oder ins Musikzimmer? Spielt da nicht wer? Eine Beethovensonate! Wie kann man hier eine Beethovensonate spielen! Ich vernachlässige mein Klavierspiel. In Wien werde ich wieder regelmäßig üben. Überhaupt ein anderes Leben anfangen. Das müssen wir alle. So darf es nicht weitergehen. Ich werde einmal ernsthaft mit Papa sprechen — wenn noch Zeit dazu sein sollte. Es wird, es wird. Warum habe ich es noch nie getan? Alles in unserem Haus wird mit Scherzen erledigt, und keinem ist scherzhaft zu Mut. Jeder hat eigentlich Angst vor dem Andern, jeder ist allein. Die Mama ist allein, weil sie nicht gescheit genug ist und von niemandem was weiß, nicht von mir, nicht von Rudi und nicht vom Papa. Aber sie spürt es nicht und Rudi spürt es auch nicht. Er ist ja ein netter eleganter Kerl, aber mit einundzwanzig hat er mehr versprochen. Es wird gut für ihn sein, wenn er nach Holland geht. Aber wo werde ich hingehen? Ich möchte fortreisen und tun können was ich will. Wenn Papa nach Amerika durchgeht, begleite ich ihn. Ich bin schon ganz konfus... Der Portier wird mich für wahnsinnig halten, wie ich da auf der Lehne sitze und in die Luft starre. Ich werde mir eine Zigarette anzünden. Wo ist meine Zigarettendose? Oben. Wo nur? Das Veronal habe ich bei der Wäsche. Aber wo habe ich die Dose? Da kommen Cissy und Paul. Ja, sie muß sich endlich umkleiden zum ‚Dinner‘, sonst hätten sie noch im Dunkeln weitergespielt. ‐ Sie sehen mich nicht. Was sagt er ihr denn? Warum lacht sie so blitzdumm? Wär’ lustig, ihrem Gatten einen anonymen Brief nach Wien zu schreiben. Wäre ich so was imstande? Nie. Wer weiß? Jetzt haben sie mich gesehen. Ich nicke ihnen zu. Sie ärgert sich, daß ich so hübsch aussehe. Wie verlegen sie ist.
del#102„Wie, Else, Sie sind schon fertig zum Diner?“ ‐ Warum sagt sie jetzt Diner und nicht Dinner. Nicht einmal konsequent ist sie. ‐ „Wie Sie sehen, Frau Cissy.“ ‐ „Du siehst wirklich entzückend aus, Else, ich hätte große Lust, dir den Hof zu machen.“ ‐ „Erspar’ dir die Mühe, Paul, gib mir lieber eine Zigarette.“ ‐ „Aber mit Wonne.“ ‐ „Dank’ schön. Wie ist das Single ausgefallen?“ ‐ „Frau Cissy hat mich dreimal hintereinander geschlagen.“ ‐ „Er war nämlich zerstreut. Wissen Sie übrigens, Else, daß morgen der Kronprinz von Griechenland hier ankommt?“ ‐ Was kümmert mich der Kronprinz von Griechenland? „So, wirklich?“ O Gott, — Dorsday mit Frau Winawer! Sie grüßen. Sie gehen weiter. Ich habe zu höflich zurückgegrüßt. Ja, ganz anders als sonst. O, was bin ich für eine Person. ‐ „Deine Zigarette brennt ja nicht, Else?“ ‐ „Also, gib mir noch einmal Feuer. Danke.“ ‐ „Ihr Schal ist sehr hübsch, Else, zu dem schwarzen Kleid steht er Ihnen fabelhaft. Übrigens muß ich mich jetzt auch umziehen.“ ‐ Sie soll lieber nicht weggehen, ich habe Angst vor Dorsday. ‐ „Und für sieben habe ich mir die Friseurin bestellt, sie ist famos. Im Winter ist sie in Mailand. Also adieu, Else, adieu, Paul.“ ‐ „Küss’ die Hand, gnädige Frau.“ ‐ „Adieu, Frau Cissy.“ ‐ Fort ist sie. Gut, daß Paul wenigstens da bleibt. ‐ „Darf ich mich einen Moment zu dir setzen, Else, oder stör’ ich dich in deinen Träumen?“ ‐ „Warum in meinen Träumen? Vielleicht in meinen Wirklichkeiten.“ Das heißt eigentlich gar nichts. Er soll lieber fortgehen. Ich muß ja doch mit Dorsday sprechen. Dort steht er noch immer mit der unglücklichen Frau Winawer, er langweilt sich, ich seh’ es ihm an, er möchte zu mir herüberkommen. ‐ „Gibt es denn solche Wirklichkeiten, in denen du nicht gestört sein willst?“ ‐ Was sagt er da? Er soll zum Teufel gehen. Warum lächle ich ihn so kokett an? Ich mein’ ihn ja gar nicht. Dorsday schielt herüber. Wo bin ich? Wo bin ich? ‐ „Was hast du denn heute, Else?“ ‐ „Was soll ich denn haben?“ ‐ „Du bist geheimnisvoll, dämonisch, verführerisch.“ ‐ „Red’ keinen Unsinn, Paul.“ ‐ „Man könnte geradezu toll werden, wenn man dich ansieht.“ ‐ Was fällt ihm denn ein? Wie redet er denn zu mir? Hübsch ist er. Der Rauch meiner Zigarette verfängt sich in seinen Haaren. Aber ich kann ihn jetzt nicht brauchen. ‐ „Du siehst so über mich hinweg. Warum denn, Else?“ ‐ Ich antworte gar nichts. Ich kann ihn jetzt nicht brauchen. Ich mache mein unausstehlichstes Gesicht. Nur keine Konversation jetzt. ‐ „Du bist mit deinen Gedanken ganz wo anders.“ ‐ „Das dürfte stimmen.“ Er ist Luft für mich. Merkt Dorsday, daß ich ihn erwarte? Ich sehe nicht hin, aber ich weiß, daß er hersieht. ‐ „Also, leb’ wohl, Else.“ ‐ Gott sei Dank. Er küßt mir die Hand. Das tut er sonst nie. „Adieu, Paul.“ Wo hab’ ich die schmelzende Stimme her? Er geht, der Schwindler. Wahrscheinlich muß er noch etwas abmachen mit Cissy wegen heute Nacht. Wünsche viel Vergnügen. Ich ziehe den Schal um meine Schulter und stehe auf und geh’ vors Hotel hinaus. Wird freilich schon etwas kühl sein. Schad’, daß ich meinen Mantel — Ah, ich habe ihn ja heute früh in die Portierloge hineingehängt. Ich fühle den Blick von Dorsday auf meinem Nacken, durch den Schal. Frau Winawer geht jetzt hinauf in ihr Zimmer. Wieso weiß ich denn das? Telepathie. „Ich bitte Sie, Herr Portier —“ ‐ „Fräulein wünschen den Mantel?“ ‐ „Ja, bitte.“ ‐ „Schon etwas kühl die Abende, Fräulein. Das kommt bei uns so plötzlich.“ ‐ „Danke.“ Soll ich wirklich vors Hotel? Gewiß, was denn? Jedesfalls zur Türe hin. Jetzt kommt einer nach dem andern. Der Herr mit dem goldenen Zwicker. Der lange Blonde mit der grünen Weste. Alle sehen sie mich an. Hübsch ist diese kleine Genferin. Nein, aus Lausanne ist sie.shift#83Feature: tempo; New State: lshift#84Feature: pitch; New State: highadd#113Ach, ist das schön heut’ Abend, ist das schön heut’ Abend!shift#85Feature: pitch; New State: normalshift#86Feature: tempo; New State: normal subst#125Es ist eigentlich gar nicht so kühl.Gar nicht kühl.
shift#87Feature: tempo; New State: lshift#88Feature: pitch; New State: low„Guten Abend, Fräulein Else.“shift#89Feature: pitch; New State: normalshift#90Feature: tempo; New State: normal ‐ Um Gotteswillen, subst#126er ist esda is’ er ja: Dorsday. shift#91Feature: tempo; New State: aIch sagesag’ nichtsdel#103 von Papa. Kein Wortadd#114, kein Wort, kein Wort. Erst nach dem Essen. Oder ich reise morgen nach Wien. Ich gehegeh’ persönlich subst#129zuzum Doktor Fiala. del#104Warum ist mir das nicht gleich eingefallen? Ich wende mich um mit einem Gesicht, als wüßte ich nicht, wer hinter mir steht.add#115Alles nur nicht, alles nur ni- shift#92Feature: tempo; New State: normal shift#93Feature: pitch; New State: highshift#94Feature: tempo; New State: l„Ah, Herr von Dorsdayadd#116, hm.“shift#95Feature: tempo; New State: normalshift#96Feature: pitch; New State: normal ‐ shift#97Feature: pitch; New State: low„Sie wollen noch einen Spaziergang machen, Fräulein Else?“shift#98Feature: pitch; New State: normal ‐ shift#99Feature: pitch; New State: high„Ach, nicht geradegrad’ einen Spaziergang, ein bißchen auf und abdel#105gehen vor dem DinerDinner.“shift#100Feature: pitch; New State: normal ‐ del#106„Es ist fast noch eine Stunde bis dahin.“ ‐ „Wirklich?“ Es ist gar nicht so kühl. Blau sind die Berge. Lustig wär’s, wenn er plötzlich um meine Hand anhielte. ‐ „add#117Hm. Es gibt del#107doch auf der Welt keinen schöneren Fleck als diesen hier.add#118 Finden Sie nicht, Fräulein Else?“ ‐ del#108„Finden Sie, Herr von Dorsday? Aber bitte, sagen Sie nicht, daß die Luft hier wie Champagner ist.“ ‐ „Nein, Fräulein Else, das sage ich erst von zweitausend Metern an. Und hier stehen wir kaum sechzehnhundertfünfzig über dem Meeresspiegel.“ ‐ „Macht das einen solchen Unterschied?“ ‐ „Aber selbstverständlich. Waren Sie schon einmal im Engadin?“ ‐ „Nein, noch nie. Also dort ist die Luft wirklich wie Champagner?“ ‐ „Man könnte es beinah’ sagen. Aber Champagner ist nicht mein Lieblingsgetränk. Ich ziehe diese Gegend vor. Schon wegen der wundervollen Wälder.“ ‐ Wie langweilig er ist. Merkt er das nicht? Er weiß offenbar nicht recht, was er mit mir reden soll. add#119shift#101Feature: voice; New State: laughHm. shift#102Feature: voice; New State: normalMit einer verheirateten Frau wärewär’ subst#133esdasadd#120 viel einfacher. Man sagt eine kleine Unanständigkeit und die Konversation subst#134geht weiterist in vollstem Gange. ‐ „Bleiben Sie noch längere Zeit hierdel#109 in San Martino, Fräulein Else?“ ‐ del#110Idiotisch. Warum schau’ ich ihn so kokett an? Und schon lächelt er in der gewissen Weise. Nein, wie dumm die Männer sind. „Das hängt zum Teil von den Dispositionen meiner Tante ab.“ Ist ja gar nicht wahr. Ich kann ja allein nach Wien fahren. „add#121Ja, Wwahrscheinlich bis zumadd#122 achten oder zehnten.“ ‐ shift#103Feature: pitch; New State: low„Die add#123Frau Mama ist wohl noch in Gmunden?“shift#104Feature: pitch; New State: normal ‐ „Nein, Herr von Dorsday. subst#136SieDie Mama istis’ schon in Wien. Schon seit drei Wochen. add#124Ja. Papa ist auch add#125schon in Wien. subst#138ErDer hat sich heuer kaum acht Tage Urlaub genommen. Ich glaube, der Prozeß Erbesheimer macht ihm sehr viel Arbeit.“ ‐ shift#105Feature: pitch; New State: low„add#126Ja, Ddas kann ich mir denken. Aber Ihr add#127Herr Papa istadd#128 ja wohl add#129auch der Einzige, der Erbesheimer subst#140herausreißenhinausreißen kann... del#111Es bBedeutet ja schon einen Erfolg,add#130 daß er — daß subst#142esdas überhaupt eine Zivilsache geworden ist.“shift#106Feature: pitch; New State: normal ‐ shift#107Feature: tempo; New State: aadd#131Ja, Ddas istis’ gut,shift#108Feature: tempo; New State: normal shift#109Feature: tempo; New State: adas istis’ gutshift#110Feature: tempo; New State: normaladd#132shift#111Feature: tempo; New State: a, dass er so lieb von Papa spricht.shift#112Feature: tempo; New State: normal Das istis’ sehr gut. „del#112Es ist mir angenehm zu hören, daß auch Sie ein so günstiges Vorgefühl haben.“ ‐ „Vorgefühl? Inwiefern?“ ‐ „Ja, daß der Papa den Prozeß für Erbesheimer gewinnen wird.“ ‐ „Das will ich nicht einmal mit Bestimmtheit behauptet haben.“ ‐ Wie, weicht er schon zurück? Das soll ihm nicht gelingen. „O, ich halte etwas von Vorgefühlen und von Ahnungen. Denken Sieadd#133 nur, Herr von Dorsday, geradegrade heute habehab’ ich einen Brief von zu HauseHaus’ bekommen.“ del#113Das war nicht sehr geschickt. Er macht ein etwas verblüfftes Gesicht. Nur weiter, add#134weiter. del#114nicht schlucken. Er ist ein guter alter Freund von Papa. Vorwärts. Vorwärts. Jetzt oder nie. „Herr von Dorsday, Sie haben eben so lieb von Papa gesprochen.del#115, es wäre geradezu häßlich von mir, wenn ich nicht ganz aufrichtig zu Ihnen wäre.“ Was macht er denn für Kalbsaugen? O weh, er merkt was. Weiter, weiter. „ Nämlich in dem Brief ist auch von Ihnen die Rede, Herr von Dorsday. add#137Ja. Es ist nämlich ein Brief von add#138der Mama.“ ‐ shift#113Feature: tempo; New State: lshift#114Feature: pitch; New State: low„So.?“shift#115Feature: pitch; New State: normalshift#116Feature: tempo; New State: normal ‐ „add#139Ja. Eigentlich ein sehr trauriger Brief. Sie kennen ja die Verhältnisse in unserem Haus, Herr von Dorsday.“ Um Himmels willen, ich habe ja Tränen in der Stimme.del#116 Vorwärts, vorwärts, jetzt gibt es kein Zurück mehr. Gott sei Dank. „add#140Äh - Kkurz und gut, Herr von Dorsday, wir wären wieder einmal so weit.del#117“ Jetzt möchte er am liebsten verschwinden. „ Es handelt sich — add#142um — um eine Bagatelle. shift#117Feature: tempo; New State: aWirklich nur um eine Bagatelle, Herr von Dorsday.shift#118Feature: tempo; New State: normal Und doch, wie add#143die Mama schreibt, steht alles auf dem Spiel.“ Ich redered’ so blöd’ daher wie eine Kuh. ‐ shift#119Feature: pitch; New State: low„add#144Ja, Aaber beruhigen Sie sich doch,shift#120Feature: tempo; New State: l Fräulein Else.shift#121Feature: tempo; New State: normaldel#118“ ‐ Das hat er nett gesagt. Aber meinen Arm brauchte er darum nicht zu berühren. ‐ „ Also, was gibt’s denndel#119 eigentlich, Fräulein Else? Was steht dennadd#146 eigentlich in dem traurigen Brief von add#147der Frau Mama!“shift#122Feature: pitch; New State: normal ‐ „Herr von Dorsday, der Papa —add#148 —del#120“ Mir zittern die Knie. „Ddie Mama schreibt mir, daß der Papa“ ‐ shift#123Feature: pitch; New State: low„add#149Ja, Aaber umadd#150 — um subst#156GottesHimmels willen, add#151Fräulein shift#124Feature: tempo; New State: lElseshift#125Feature: tempo; New State: normal, add#152ja, was ist Ihnen denn?add#153 Ja, Wwollen Sie nicht lieber — add#154kommen Sie doch, hier ist eine Bank. shift#126Feature: tempo; New State: ladd#155So.shift#127Feature: tempo; New State: normalshift#128Feature: pitch; New State: normaldel#121Darf ich Ihnen den Mantel umgeben? Es ist etwas kühl.“ ‐ del#122„Danke, Herr von Dorsday, o, es ist nichts, gar nichts Besonderes.“ So, da sitze ich nun plötzlich auf der Bank. Wer ist die Dame, die da vorüber kommt? Kenn’ ich gar nicht. Wenn ich nur nicht weiterreden müßte. Wie er mich ansieht!add#156Papa, Papa! Wie konntest du das von mir verlangendel#123, Papa?del#124 Das war nicht recht von dir, Papa. Nun ist es einmal geschehen. Ich hätte bis nach dem Diner warten sollen. ‐ shift#129Feature: tempo; New State: lshift#130Feature: pitch; New State: low„Nun, Fräulein Else?“shift#131Feature: pitch; New State: normalshift#132Feature: tempo; New State: normal ‐ del#125Sein Monokel baumelt. Dumm sieht das aus. Soll ich ihm antworten? Ich muß ja. Also geschwind, damit ich es hinter mir habe. Was kann mir denn passieren? Er ist ein Freund von Papa. shift#133Feature: tempo; New State: a„Ach Gott, Herr von Dorsday, Sie sind ja ein alter Freund unseres Hauses.shift#134Feature: tempo; New State: normal del#126shift#135Feature: tempo; New State: a“ Das habe ich sehr gut gesagt. „shift#136Feature: tempo; New State: normalshift#137Feature: tempo; New State: ashift#138Feature: pitch; New State: highUnd es wird Sie wahrscheinlich nicht wundern, wenn ich Ihnen erzähle, daßshift#139Feature: pitch; New State: normalshift#140Feature: tempo; New State: normaladd#158shift#141Feature: tempo; New State: ashift#142Feature: pitch; New State: highshift#143Feature: pitch; New State: normalshift#144Feature: tempo; New State: normalshift#145Feature: tempo; New State: ashift#146Feature: pitch; New State: highadd#159 — daß Papa sich wieder einmal in einer recht fatalen Situation befindet.shift#147Feature: pitch; New State: normalshift#148Feature: tempo; New State: normaldel#127“ Wie merkwürdig meine Stimme klingt. Bin das ich, die da redet? Träume ich vielleicht? Ich habe gewiß jetzt auch ein ganz anderes Gesicht als sonst. ‐ „Es wundert mich allerdings nicht übermäßig. Da haben Sie schon recht, liebes Fräulein Else, ‐ wenn ich es auch lebhaft bedauere.“ ‐ Warum sehe ich denn so flehend zu ihm auf? Lächeln, lächeln. Geht schon. ‐ „Ich empfinde für Ihren Papa eine so aufrichtige Freundschaft, für Sie alle.“ ‐ Er soll mich nicht so ansehen, es ist unanständig. Ich will anders zu ihm reden und nicht lächeln. Ich muß mich würdiger benehmen. „Nun, Herr von Dorsday, jetzt hätten Sie Gelegenheit, Ihre Freundschaft für meinen Vater zu beweisen.“ Gott sei Dank, ich habe meine alte Stimme wieder. „ shift#149Feature: tempo; New State: ashift#150Feature: pitch; New State: highEs scheint nämlich, Herr von Dorsday, daß alle unsere Verwandten und Bekannten — add#161ich meine, die Mehrzahl ist noch nicht in Wien — sonst wärewär’add#162 die Mama wohl nicht auf die Idee gekommen. ‐ Neulich habehab’ ich nämlich zufällig in einem Brief an Mama subst#160IhrerIhre Anwesenheit hier in add#163San Martino subst#161Erwähnung getan —erwähntadd#164, und —shift#151Feature: pitch; New State: normalshift#152Feature: tempo; New State: normaldel#128 unter anderm natürlich.“del#129 ‐ „Ich vermutete gleich, Fräulein Else, daß ich nicht das einzige Thema Ihrer Korrespondenz mit Mama vorstelle.“ ‐ Warum drückt eradd#165 denn seine Knie add#166so an meinedel#130, während er da vor mir steht.del#131 Ach, ich lasse es mir gefallen. Was tut’s! Wenn man einmal so tief gesunken ist. shift#153Feature: tempo; New State: ashift#154Feature: pitch; New State: high„Die Sache verhält sich nämlich soadd#167, Herr von Dorsday. add#168Der Doktor Fiala ist es, der diesmal dem Papa besondere Schwierigkeiten zu bereiten scheint.“shift#155Feature: pitch; New State: normalshift#156Feature: tempo; New State: normal ‐ shift#157Feature: tempo; New State: lshift#158Feature: pitch; New State: low„subst#162AchAh, add#169der Doktor Fiala.“ ‐ shift#159Feature: pitch; New State: normalshift#160Feature: tempo; New State: normaldel#132Er weiß offenbar auch, was er von diesem Fiala zu halten hat. shift#161Feature: tempo; New State: ashift#162Feature: pitch; New State: high„Jadel#133, Doktor Fiala. Und die Summe, um die es sich handelt, add#170die soll am fünften, das ist übermorgen um zwölf Uhr Mittag, — vielmehr, sie muß in seinen Händen sein, wenn nicht der Baron Höning — add#171, der Staatsanwalt shift#163Feature: pitch; New State: normalshift#164Feature: tempo; New State: normal del#134 ja, denken Sie, der Baron hat Papa zu sich bitten lassen, privat, er liebt ihn nämlich sehr.“ Warum red’ ich denn von Höning, das wär’ ja gar nicht notwendig gewesen.—“shift#165Feature: tempo; New State: lshift#166Feature: pitch; New State: low ‐ „add#173O wei! Sie wollen sagen, add#174Fräulein Else, daß andernfalls eine Verhaftung unausbleiblich wäre?“shift#167Feature: pitch; New State: normalshift#168Feature: tempo; New State: normal ‐del#135 Warum sagt er das so hart? Ich antworte add#175gar nicht, ich nicke nur.del#136 „Ja.“ Nun habe ich doch Ja gesagt. ‐ shift#169Feature: tempo; New State: lshift#170Feature: pitch; New State: low„Hm, add#176na das ist jaadd#177 wirklich, äh — add#178das is’ ja wirklich sehr schlimm, mod#9das ist jaja das ist wirklich sehradd#179 schlimm — dieser hochbegabte geniale Mensch. ‐ Und um welchen Betrag handelt es sich denn eigentlich, Fräulein Else?“shift#171Feature: pitch; New State: normalshift#172Feature: tempo; New State: normal ‐ del#137Warum lächelt er denn? Er findet es schlimm und er lächelt. Was meint er mit seinem Lächeln? Daß es gleichgültig ist wieviel? Und wenn er Nein sagt! Ich bring’ mich um, wenn er Nein sagt.del#138 Also, ich soll die Summe nennen. shift#173Feature: pitch; New State: highshift#174Feature: tempo; New State: a„Wie, Herr von Dorsday, add#180ich ha‐, ich habehab’ noch nicht gesagt, wieviel? shift#175Feature: tempo; New State: normalshift#176Feature: pitch; New State: normaldel#139Eine Million.“ Warum sag’ ich das? Es ist doch jetzt nicht der Moment zum Spaßen? Aber wenn ich ihm dann sage, um wieviel weniger es in Wirklichkeit ist, wird er sich freuen. Wie er die Augen aufreißt? Hält er es am Ende wirklich für möglich, daß ihn der Papa um eine Million — „Entschuldigen Sie, Herr von Dorsday, daß ich in diesem Augenblick scherze. Es ist mir wahrhaftig nicht scherzhaft zumute.“ Ja, ja, drück’ die Knie nur an, du darfst es dir ja erlauben. „Es handelt sich natürlich nicht um eine Million,shift#177Feature: pitch; New State: highshift#178Feature: tempo; New State: aadd#181Ja, es handelt sich im ganzen umadd#182 — um dreißigtausend Gulden, Herr von Dorsday, die bis übermorgen Mittag um zwölf Uhr in den Händen des Herrn Doktor Fiala sein müssen. Ja. Mama schreibt mir, daß Papa alle möglichen Versuche gemacht hat, aber wie gesagt, die Verwandten, die in Betracht kämen, add#183die befinden sich add#184noch gar nicht add#185wieder in Wien.del#140“ O, Gott, wie ich mich erniedrige. „ Sonst wärewär’ es dem Papa natürlich nicht eingefallen, sich an Sie zu wenden, Herr von Dorsday, respektive mich zu bitten —“ Warum schweigt eradd#187 denn? Warum bewegt eradd#188 denn keine Miene? Warum sagt eradd#189 denn nicht Ja? Wo istadd#190 denn das Scheckbuch und die Füllfeder? Er wird doch um Himmels willen nicht Nein sagen?shift#179Feature: tempo; New State: normalshift#180Feature: pitch; New State: normaldel#141 Soll ich mich auf die Knie vor ihm werfen? O Gott! O Gott ‐
shift#181Feature: tempo; New State: lshift#182Feature: pitch; New State: low„Am fünften sagdel#142ten Sie, Fräulein Else?“shift#183Feature: pitch; New State: normalshift#184Feature: tempo; New State: normal ‐ shift#185Feature: pitch; New State: highGott sei Dank, er spricht. shift#186Feature: tempo; New State: a„Jawohladd#191, jawohl übermorgen, Herr von Dorsday, um zwölf Uhr subst#165mittagsMittag. Es wäre also nötig — ich glaube, brieflich ließe sich das kaum mehr erledigen.“shift#187Feature: tempo; New State: normalshift#188Feature: pitch; New State: normal ‐ shift#189Feature: tempo; New State: lshift#190Feature: pitch; New State: low„Natürlich nicht, Fräulein Else, dadel#143s müßten wir wohl auf telegraphischem WegeWeg’“shift#191Feature: pitch; New State: normalshift#192Feature: tempo; New State: normal ‐ ‚Wir‘,add#192 hat er gesagt. ‚Wir‘, ja das ist gut, das ist sehr gut. ‐ shift#193Feature: tempo; New State: lshift#194Feature: pitch; New State: low„Nun, das wärewär’ add#193ja das wenigste. Wieviel sagten Sieadd#194 doch,add#195 Fräulein Else?add#196 Wieviel?“shift#195Feature: pitch; New State: normalshift#196Feature: tempo; New State: normal ‐ shift#197Feature: tempo; New State: aAber er hat es’s jaadd#197 doch gehört, warum quält er mich denn?shift#198Feature: tempo; New State: normal „Dreißigtausend, Herr von Dorsday.del#144 Eigentlich eine lächerliche Summe.“ del#145Warum habe ich das gesagt? Wie dumm. Aber eEr lächelt.del#146 Dummes Mädel, denkt er. Er lächelt ganz liebenswürdig. add#198Der Papa ist gerettetadd#199, er lächeltdel#147. Er hätte ihm auch fünfzigtausend geliehen, und wir hätten uns allerlei anschaffen können. Ich hätte mir neue Hemden gekauft. Wie gemein ich bin. So wird man. ‐ shift#199Feature: pitch; New State: lowshift#200Feature: tempo; New State: l„add#200Nun. Nicht ganz so lächerlich, add#201mein del#148liebes Kind,“ ‐ Warum sagt er ‚liebes Kind‘? Ist das gut oder schlecht? ‐ „shift#201Feature: pitch; New State: lowshift#202Feature: tempo; New State: l wie Sie sich das shift#203Feature: voice; New State: laughvorstellenshift#204Feature: voice; New State: normal. Auch dreißigtausend Gulden wollen verdient sein.shift#205Feature: voice; New State: laughadd#203 Hm.shift#206Feature: voice; New State: normal“shift#207Feature: tempo; New State: normalshift#208Feature: pitch; New State: normal ‐ del#149„Entschuldigen Sie, Herr von Dorsday, nicht so habe ich es gemeint. Ich dachte nur, wie traurig es ist, daß Papa wegen einer solchen Summe, wegen einer solchen Bagatelle —“ Ach Gott, ich verhasple mich ja schon wieder. „Sie können sich gar nicht denken, Herr von Dorsday, — wenn Sie auch einen gewissen Einblick in unsere Verhältnisse haben, wie furchtbar es für mich und besonders für Mama ist“ ‐ Er stellt den einen Fuß auf die Bank. Soll das elegant sein — oder was? ‐ „O, ich kann mir schon denken, liebe Else.“ ‐ Wie seine Stimme klingt, ganz anders, merkwürdig. ‐ „Und ich habe mir selbst schon manchesmal gedacht: schade, schade um diesen genialen Menschen.“ ‐ Warum sagt er ‚schade‘? Will er das Geld nicht hergeben? Nein, er meint es nur im allgemeinen. mod#10Warum sagt er nicht endlich Ja? del#150Oder nimmt er das als selbstverständlich an? Wie er mich ansieht!Wie er mich ansieht! Warum sagt er add#204denn nicht endlich Ja? Warum spricht er add#204denn nicht weiter?del#150 Ah, weil die zwei Ungarinnen vorbeigehen. Nun steht er wenigstens wieder anständig da, nicht mehr mit dem Fuß auf der Bank. Die Krawatte ist zu grell für einen älteren Herrn. Sucht ihm die seine Geliebte aus? Nichts besonders Feines ‚unter uns‘, schreibt Mama. Dreißigtausend Gulden! Aber ich lächle ihn ja an. Warum lächle ich denn? O, ich bin feig. ‐ „Und wenn man wenigstens annehmen dürfte, mein liebes Fräulein Else, daß mit dieser Summe wirklich etwas getan wäre? Aber — Sie sind doch ein so kluges Geschöpf, Else, was wären diese dreißigtausend Gulden? Ein Tropfen auf einen heißen Stein.“ ‐ Um Gottes willen, er will das Geld nicht hergeben? Ich darf kein so erschrockenes Gesicht machen. Alles steht auf dem Spiel. Jetzt muß ich etwas Vernünftiges sagen und energisch. „O nein, Herr von Dorsday, diesmal wäre es kein Tropfen auf einen heißen Stein. Der Prozeß Erbesheimer steht bevor, vergessen Sie das nicht, Herr von Dorsday, und der ist schon heute so gut wie gewonnen. Sie hatten ja selbst diese Empfindung, Herr von Dorsday. Und Papa hat auch noch andere Prozesse. Und außerdem habe ich die Absicht, Sie dürfen nicht lachen, Herr von Dorsday, mit Papa zu sprechen, sehr ernsthaft. Er hält etwas auf mich. Ich darf sagen, wenn jemand einen gewissen Einfluß auf ihn zu nehmen imstande ist, so bin es noch am ehesten ich“ ‐ „Sie sind ja ein rührendes, ein entzückendes Geschöpf, Fräulein Else.“ ‐ Seine Stimme klingt schon wieder. Wie zuwider ist mir das, wenn es so zu klingen anfängt bei den Männern. Auch bei Fred mag ich es nicht. ‐ „Ein entzückendes Geschöpf in der Tat.“ ‐ Warum sagt er ‚in der Tat‘? Das ist abgeschmackt. Das sagt man doch nur im Burgtheater. ‐ „Aber so gern ich Ihren Optimismus teilen möchte — wenn der Karren einmal so verfahren ist.“ ‐ „Das ist er nicht, Herr von Dorsday. Wenn ich an Papa nicht glauben würde, wenn ich nicht ganz überzeugt wäre, daß diese dreißigtausend Gulden —“ Ich weiß nicht, was ich weiter sagen soll. Ich kann ihn doch nicht geradezu anbetteln. Er überlegt. Offenbar. Vielleicht weiß er die Adresse von Fiala nicht? Unsinn.shift#209Feature: tempo; New State: a Die Situation ist add#205doch ganz unmöglich. Ich sitzesitz’ add#206ja da wie eine arme Sünderin.shift#210Feature: tempo; New State: normal Er steht vor mir und bohrt mir das Monokel in die Stirn und schweigt. subst#171Ich werde jetzt aufstehen, das ist das beste.Ja, das beste ist, ich steh’ auf und geh’.del#151 Ich lasse mich nicht so behandeln.shift#211Feature: tempo; New State: a add#207Der Papa subst#172sollmuss sich add#208eben umbringen. Ich werdewerd’ mich add#209eben auch umbringen. Eine Schande dieses Leben.add#210 Sowieso. Am besten wär’s, sich dort von subst#174dem Felsender Felswand subst#175hinunterherunterzustürzen und aus wär’s.shift#212Feature: tempo; New State: normal Geschähe euch mod#11recht, allenallen rechtdel#152,. Ich stehesteh’ aufadd#211, ich geh’. ‐ shift#213Feature: tempo; New State: ashift#214Feature: pitch; New State: high„Fräulein Elseadd#212, aber wohin denn, wohin denn, shift#215Feature: voice; New State: laughFräuleinshift#216Feature: voice; New State: normal Else,shift#217Feature: pitch; New State: normalshift#218Feature: tempo; New State: normaldel#152“ ‐ „Entschuldigen Sie, Herr von Dorsday, daß ich Sie unter diesen Umständen überhaupt bemüht habe. Ich kann Ihr ablehnendes Verhalten natürlich vollkommen verstehen“ ‐ So, aus, ich gehe. ‐ „Bleiben Sie, Fräulein Else.“ ‐ Bleiben Sie, sagt er? Warum soll ich bleiben? Er gibt das Geld her. Ja. Ganz bestimmt. Er muß ja. Aber ich setze mich nicht noch einmal nieder. Ich bleibe stehen, als wär’ es nur für eine halbe Sekunde. Ich bin ein bißchen größer als er. ‐ „add#213 shift#219Feature: pitch; New State: lowSie haben add#214ja meine Antwort noch add#215gar nicht abgewartetshift#220Feature: pitch; New State: normaldel#153, Else.del#154 Ich war ja schon einmal, verzeihen Sie, Else, daß ich das in diesem Zusammenhang erwähne,“ ‐ del#155Er müßte nicht so oft Else sagen ‐ „in der Lage, dem Papa aus einer Verlegenheit zu helfen. Allerdings mit einer — noch lächerlicheren Summe als diesmal, und schmeichelte mir keineswegs mit der Hoffnung, diesen Betrag jemals wiedersehen zu dürfen, — und so wäre eigentlich kein Grund vorhanden, meine Hilfe diesmal zu verweigern. Und gar wenn ein junges Mädchen wie Sie, Else, wenn Sie selbst als Fürbitterin vor mich hintreten —“ ‐ Worauf will er hinaus? Seine Stimme ‚klingt‘ nicht mehr. Oder anders! Wie sieht er mich denn an?del#156 Er soll acht geben!! ‐ shift#221Feature: tempo; New State: l„Also, Else,add#216 also gut, ich bin bereit — Doktor Fiala soll übermorgen um zwölf Uhr subst#177mittagsMittag die dreißigtausend Gulden haben — unter einer Bedingung“shift#222Feature: tempo; New State: normal ‐shift#223Feature: tempo; New State: l Er soll nicht weiterredenshift#224Feature: tempo; New State: normaldel#157, er soll nicht. del#158„Herr von Dorsday, ich, ich persönlich übernehme die Garantie, daß mein Vater diese Summe zurückerstatten wird, sobald er das Honorar von Erbesheimer erhalten hat. Erbesheimers haben bisher überhaupt noch nichts gezahlt. Noch nicht einmal einen Vorschuß — Mama selbst schreibt mir“ ‐ „Lassen Sie doch, Else, man soll niemals eine Garantie für einen anderen Menschen übernehmen, — nicht einmal für sich selbst.“ ‐ Was will eradd#217 denn?del#159 Seine Stimme klingt schon wieder. add#218Noch Nnie hat mich ein Mensch so angeschaut.add#219 Was will er denn, was will er denn? Der wird doch nicht —?del#160 Ich ahne, wo er hinaus will. Wehe ihm! ‐ „shift#225Feature: pitch; New State: lowshift#226Feature: tempo; New State: ladd#220Ja, Fräulein Else. Hätte ich subst#179esdas vor einer Stunde für möglich gehalten, daß ich in einem solchen Falle subst#180überhaupt mir jemals einfallen lassen würde, eine Bedingung zu stelleneine Bedingung stellen könnte? add#221Hm. Und subst#181nunjetzt tuetu’ ich es doch. subst#183JaTja, Else, man ist eben nur ein Mann, und es ist nicht meine Schuld, daß Sie so schön sind, add#222Fräulein Else.“ ‐ Was will eradd#223 denn? Was will er subst#184—denn?shift#227Feature: tempo; New State: normalshift#228Feature: pitch; New State: normal ‐ del#161„Vielleicht hätte ich heute oder morgen das Gleiche von Ihnen erbeten, was ich jetzt erbitten will, auch wenn Sie nicht eine Million, pardon — dreißigtausend Gulden von mir gewünscht hätten. Aber freilich, unter anderen Umständen hätten Sie mir wohl kaum Gelegenheit vergönnt, so lange Zeit unter vier Augen mit Ihnen zu reden“ ‐ „O, ich habe Sie wirklich allzu lange in Anspruch genommen, Herr von Dorsday.“ Das habe ich gut gesagt. Fred wäre zufrieden. Was ist das? Er faßt nach meiner Hand? Was fällt ihm denn ein? ‐ „Wissen Sie es denn nicht schon lange, Else.“ ‐ Er soll meine Hand loslassen! Nun, Gott sei Dank, er läßt sie los. Nicht so nah, nicht so nah. ‐ shift#229Feature: pitch; New State: lowshift#230Feature: tempo; New State: l„Sie müßten add#224ja keine Frau sein, Else, wenn Sie es nichtadd#225 längst gemerkt hätten. Je vous désire.“shift#231Feature: tempo; New State: normal ‐ subst#185Er hätte esDas hätt’ er auchadd#226 auf deutsch sagen könnendel#162, der Herr Vicomte. ‐ shift#232Feature: tempo; New State: l„Muß ich noch mehr sagenadd#227, Fräulein Else?“shift#233Feature: tempo; New State: normalshift#234Feature: pitch; New State: normal ‐ del#163„Sie haben schon zu viel gesagt, Herr Dorsday.“ Und ich stehe noch da. Warum denn?add#228shift#235Feature: tempo; New State: aNein, danke. Nein, danke.shift#236Feature: tempo; New State: normal Ich gehe, ich gehe ohne Gruß. ‐ shift#237Feature: pitch; New State: high„Else! Else!shift#238Feature: pitch; New State: normaldel#164“ ‐ Nun ist er wieder neben mir. ‐ „mod#12Verzeihen Sie mir, Else. Auch ich habe nur einen Scherz gemacht, geradeso wie Sie vorher mit der Million. Auch meine Forderung stelle ich nicht so hoch — als Sie gefürchtet haben, wie ich leider sagen muß, — so daß die geringere Sie vielleicht angenehm überraschen wird. Bitte, bleiben Sie doch stehen, Else.“ ‐ Ich bleibebleib’ wirklich stehen. Warum denn?shift#239Feature: pitch; New State: highshift#240Feature: tempo; New State: a add#229Aber Bbitte, bleiben Sie doch stehen,shift#241Feature: tempo; New State: normal add#229aber Fräulein Else.“shift#242Feature: pitch; New State: normal ‐ Ich bleibebleib’ wirklich stehen. Warum denn? „shift#243Feature: pitch; New State: lowsubst#189Verzeihen Sie mir, ElseAber verzeihen Sie, Fräulein Else, wirklich. del#165Auch ich habe nur einen Scherz gemacht, geradeso wie Sie vorher mit der Million. Auch mMeine Forderung subst#191stelle ichist nicht so hoch ‐ subst#192alswie Sie gefürchtet haben, add#229scheinbarshift#244Feature: pitch; New State: normaldel#165wie ich leider sagen muß, ‐ so daß die geringere Sie vielleicht angenehm überraschen wird.del#165 Da stehen wir uns gegenüber. Hätte ich ihm nicht einfach ins Gesicht schlagen sollen? Wäre nicht noch jetzt Zeit dazu? Die zwei Engländer kommen vorbei. Jetzt wäre der Moment. Gerade darum. Warum tu’ ich es denn nicht? Ich bin feig, ich bin zerbrochen, ich bin erniedrigt. Was wird er nun wollen statt der Million? Einen Kuß vielleicht? Darüber ließe sich reden. Eine Million zu dreißigtausend verhält sich wie ‐ ‐ Komische Gleichungen gibt es. ‐ „Wenn Sie wirklich einmal eine Million brauchen sollten, Else, ‐ ich bin zwar kein reicher Mann, dann wollen wir sehen. Aber für diesmal will ich genügsam sein, wie Sie. Und shift#245Feature: tempo; New State: lshift#246Feature: pitch; New State: lowfFür subst#194diesmaldieses Mal will ich nichts anderes, Else, als — Sie sehen.shift#247Feature: pitch; New State: normalshift#248Feature: tempo; New State: normal“ ‐ Ist er verrückt? Er sieht mich subst#195dochja. — shift#249Feature: pitch; New State: highshift#250Feature: tempo; New State: lAhshift#251Feature: tempo; New State: normalshift#252Feature: pitch; New State: normal,add#229 ah, so meint er dasdel#166, so!del#167 Warum schlage ich ihm nicht ins Gesicht, dem Schuften! Bin ich rot gewordenadd#230 oder — oder blaß? add#231Der Schuft! Nackt subst#196willst duwill er mich sehen? add#232Nackt will er mich sehen, ein Gourmet ist das, ha. del#168Das möchte mancher. Ich bin schön, wenn ich nackt bin. Warum schlage ich ihm nicht ins Gesicht? Riesengroß ist sein Gesicht. Warum so nah, du Schuft? Ich will deinen Atem nicht auf meinen Wangen. Warum lasse ich ihn nicht einfach stehen? Bannt mich sein Blick? Wir schauen uns ins Auge wie Todfeinde. Ich möchte ihm Schuft sagen, aber ich kann nicht. Oder will ich nicht? ‐ shift#253Feature: tempo; New State: lshift#254Feature: pitch; New State: low„Sie sehen mich an, Else, als wenn ich verrückt wärewär’. subst#198Ich bin es vielleicht ein wenigVielleicht bin ich verrückt,.del#169 denn eEs geht ein Zauber von Ihnen aus, del#170Else, den Sie selbst wohl add#233gar nicht ahnen. del#171Sie müssen fühlen, Else, daß meine Bitte keine Beleidigung bedeutet. Ja, ‚Bitte‘ sage ich, wenn sie auch einer Erpressung zum Verzweifeln ähnlich sieht. Aber iIch bin kein Erpresseradd#234, Else, ich bin nur ein Mensch, add#235bin nur ein Manndel#172der mancherlei Erfahrungen gemacht hat, ‐ unter andern die, daß alles auf der Welt seinen Preis hat und daß einer, der sein Geld verschenkt, wenn er in der Lage ist, einen Gegenwert dafür zu bekommen, ein ausgemachter Narr ist. del#173Und — was ich mir diesmal kaufen will, Else, so viel es auch ist, Sie werden nicht ärmer dadurch, daß Sie es verkaufen.shift#255Feature: pitch; New State: normalshift#256Feature: tempo; New State: normal del#174 Und daß es ein Geheimnis bleiben würde zwischen Ihnen und mir, das schwöre ich Ihnen, Else, bei — bei all den Reizen, durch deren Enthüllung Sie mich beglücken würden.“ ‐ Wo hat er so reden gelernt? Es klingt wie aus einem Buch. ‐ „Und ich schwöre Ihnen auch, daß ich — von der Situation keinen Gebrauch machen werde, der in unserem Vertrag nicht vorgesehen war. shift#257Feature: pitch; New State: lowshift#258Feature: tempo; New State: lNichts anderes verlange ich von Ihnen, als eine Viertelstunde dastehen dürfen in Andacht vor Ihrer Schönheit.shift#259Feature: tempo; New State: normal Mein Zimmer liegt im gleichen Stockwerk wie das Ihre, add#236Fräulein Else,add#237 Zimmer Nummer fünfundsechzig, leicht zu merken.shift#260Feature: pitch; New State: normal del#175Der schwedische Tennisspieler, von dem Sie heut’ sprachen, war doch gerade fünfundsechzig Jahre alt?“ ‐ Er ist verrückt! Warum lasse ich ihn weiterreden? Ich bin gelähmt. ‐ „shift#261Feature: pitch; New State: lowshift#262Feature: tempo; New State: lsubst#202AberAlso wenn es Ihnen aus irgendeinem GrundeGrund’ nicht paßt, mich auf Zimmer Nummer fünfundsechzig zu besuchen, Else, so schlageschlag’ ich Ihnen einen kleinen Spaziergang nach dem DinerDinner vor. Es gibt eine Lichtung im Walde, ich habehab’ sie neulich ganz zufällig entdeckt, kaum fünf Minuten weit von unserem Hotel. ‐ Es wird eine wundervolle Sommernacht heute, beinahe warm, und das Sternenlicht wird Sie herrlich kleiden.shift#263Feature: tempo; New State: normalshift#264Feature: pitch; New State: normal“ ‐ subst#207Wie zu einer Sklavin spricht er. Ich spucke ihm ins Gesicht.Ich bin noch immer wie gelähmt. ‐ shift#265Feature: pitch; New State: lowshift#266Feature: tempo; New State: l„Sie sollen mir nicht gleich antworten, Else. Überlegen Sieadd#238 bitte. Nach dem DinerDinner werden Sie mir gütigst Ihre Entscheidung kundtun.“shift#267Feature: tempo; New State: normalshift#268Feature: pitch; New State: normal ‐ del#176Warum sagt er denn ‚kundtun‘. Was für ein blödes Wort: kundtun. ‐ „Überlegen Sie in aller Ruhe. Sie werden vielleicht spüren, daß es nicht einfach ein Handel ist, den ich Ihnen vorschlage.“ ‐ Was denn, du klingender Schuft! ‐ „Sie werden möglicherweise ahnen, daß ein Mann zu Ihnen spricht, der ziemlich einsam und nicht besonders glücklich ist und der vielleicht einige Nachsicht verdient.“ ‐ Affektierter Schuft. Spricht wie ein schlechter Schauspieler. Seine gepflegten Finger sehen aus wie Krallen. Nein, nein, ich will nicht. Warum sag’ ich es denn nicht. shift#269Feature: tempo; New State: aBring’ dich um, Papaadd#239, bring’ dich um! Was will er denn mit meiner Hand? add#240Achso, küssen. Ganz schlaff ist mein Arm.shift#270Feature: tempo; New State: normaldel#177 Er führt meine Hand an seine Lippen. Heiße Lippen. Pfui! Meine Hand ist kalt. Ich hätte Lust, ihm den Hut herunter zu blasen. Ha, wie komisch wär’ das. Bald ausgeküßt, du Schuft? ‐ Die Bogenlampen vor dem Hotel brennen schon. Zwei Fenster stehen offen im dritten Stock. Das, wo sich der Vorhang bewegt, ist meines. Oben auf dem Schrank glänzt etwas. Nichts liegt oben, es ist nur der Messingbeschlag. ‐ shift#271Feature: tempo; New State: lshift#272Feature: pitch; New State: low„Also auf Wiedersehen, Else.“shift#273Feature: pitch; New State: normalshift#274Feature: tempo; New State: normal ‐ Ich antworte nichts. subst#209RegungslosBewegungslos stehesteh’ ich da.del#178 Er sieht mir ins Auge. Mein Gesicht ist undurchdringlich. del#179Er weiß gar nichts. Er weiß nicht, ob ich kommen werde oder nicht. Ich weiß es auch nicht. Ich weiß nur, daß alles aus ist. Ich bin halbtot. Da geht er. Ein wenig gebücktadd#241 geht er. add#242Der Schuft! del#180Er fühlt meinen Blick auf seinem Nacken. Wen grüßt er denn? Zwei Damen. Als wäre er ein Graf, so grüßt er. Paul soll ihn fordern und ihn totschießen. Oder Rudi. Was glaubt er denn eigentlich? Unverschämter Kerl! Nie und nimmer. Es wird dir nichts anderes übrig bleiben, Papa, du mußt dich umbringen.del#181 ‐ Die Zwei kommen offenbar von einer Tour. Beide hübsch, er und sie. Haben sie noch Zeit, sich vor dem Diner umzukleiden? Sind gewiß auf der Hochzeitsreise oder vielleicht gar nicht verheiratet. Ich werde nie auf einer Hochzeitsreise sein. Dreißigtausend Guldenadd#243, dreißigtausend Gulden.del#182 Nein, nein, nein! subst#211Gibt esGibt’s denn keine dreißigtausend Gulden auf der Welt?del#183 Ich fahre zu Fiala. Ich komme noch zurecht. Gnade, Gnade, Herr Doktor Fiala. Mit Vergnügen, mein Fräulein. Bemühen Sie sich in mein Schlafzimmer. ‐ Tu mir doch den Gefallen, Paul, verlange dreißigtausend Gulden von deinem Vater. Sage, du hast Spielschulden, du mußt dich sonst erschießen. Gern, liebe Kusine. Ich habe Zimmer Nummer soundsoviel, um Mitternacht erwarte ich dich. O, Herr von Dorsday, wie bescheiden sind Sie. Vorläufig. Jetzt kleidet er sich um. Smoking. Also entscheiden wir uns. Wiese im Mondenschein oder Zimmer Nummer fünfundsechzig? Wird er mich im Smoking in den Wald begleiten?
del#184Es ist noch Zeit bis zum Diner.add#244Also. Ein bißchen spazierengehen und die Sache in Ruhe überlegendel#185. Ich bin ein einsamer alter Mann, haha. Himmlische Luft, wie Champagner. Gar nicht mehr kühl — dreißigtausend... dreißigtausend... del#186Ich muß mich jetzt sehr hübsch ausnehmen in der weiten Landschaft. Schade, daß keine Leute mehr im Freien sind. Dem Herrn dort am Waldesrand gefalle ich offenbar sehr gut. O, mein Herr, nackt bin ich noch viel schöner, und es kostet einen Spottpreis, dreißigtausend Gulden. Vielleicht bringen Sie Ihre Freunde mit, dann kommt es billiger. Hoffentlich haben Sie lauter hübsche Freunde, hübschere und jüngere als Herr von Dorsday? Kennen Sie Herrn von Dorsday? Ein Schuft ist er — ein klingender Schuft...
del#187Also üÜberlegen, überlegen... Ein Menschenleben steht auf dem Spiel. Das Leben subst#213von Papameines Vaters. Aber nein, subst#214erder bringt sich add#245ja nicht um, subst#215erder wird sich lieber einsperren lassen. Drei Jahre subst#216schwererschweren Kerker oder fünf. In dieser ewigen Angst lebt er add#246ja schon fünf oder zehn Jahreadd#247. mod#13... Mündelgelder... Und Mama geradeso. Und ich doch auch.Undadd#248 die Mama subst#217geradesoauch, genauso. Und ich doch auchdel#188. ... Mündelgelder ... ‐ add#248Mündelgelder veruntreuen! Vor wem werdewerd’ ich mich das nächste Mal nackt ausziehen müssen? Oder bleiben wir der Einfachheit subst#219wegenhalberadd#249 vielleicht gleich bei Herrnadd#250 von Dorsday? del#188Seine jetzige Geliebte ist ja nichts Feines ‚unter uns gesagt‘. Ich wäre ihm gewiß lieber. Es ist gar nicht so ausgemacht, ob ich viel feiner bin. Tun Sie nicht vornehm, Fräulein Else, ich könnte Geschichten von Ihnen erzählen... einen gewissen Traum zum Beispiel, den Sie schon dreimal gehabt haben — von dem haben Sie nicht einmal Ihrer Freundin Bertha erzählt. Und die verträgt doch was. Und wie war denn das heuer in Gmunden in der Früh um sechs auf dem Balkon, mein vornehmes Fräulein Else? Haben Sie die zwei jungen Leute im Kahn vielleicht gar nicht bemerkt, die Sie angestarrt haben? Mein Gesicht haben sie vom See aus freilich nicht genau ausnehmen können, aber daß ich im Hemd war, das haben sie schon bemerkt. Und ich hab’ mich gefreut. Ah, mehr als gefreut. Ich war wie berauscht. Mit beiden Händen hab’ ich mich über die Hüften gestrichen und vor mir selber hab’ ich getan, als wüßte ich nicht, daß man mich sieht. Und der Kahn hat sich nicht vom Fleck bewegt. Ja, so bin ich, so bin ich. Ein Luder, ja. Sie spüren es ja alle. Auch Paul spürt es. Natürlich, er ist ja Frauenarzt. Und der Marineleutnant hat es ja auch gespürt und der Maler auch. Nur Fred, der dumme Kerl spürt es nicht. Darum liebt er mich ja. Aber gerade vor ihm möchte ich nicht nackt sein, nie und nimmer. Ich hätte gar keine Freude davon. Ich möchte mich schämen. Aber vor dem Filou mit dem Römerkopf — wie gern. Am allerliebsten vor dem. Und wenn ich gleich nachher sterben müßte. Aber es ist ja nicht notwendig gleich nachher zu sterben. Man überlebt es. Die Bertha hat mehr überlebt. Cissy liegt sicher auch nackt da, wenn Paul zu ihr schleicht durch die Hotelgänge, wie ich heute Nacht zu Herrn von Dorsday schleichen werde.
del#189Nein, nein. Ich will nicht. Zu jedem andern — aber nicht zu ihm. Zu Paul meinetwegen. Oder ich such’ mir einen aus heute abend beim Diner. Es ist ja alles egal. Aber ich kann doch nicht jedem sagen, daß ich dreißigtausend Gulden dafür haben will! Da wäre ich ja wie ein Frauenzimmer von der Kärntnerstraße. Nein, ich verkaufe mich nicht. Niemals. Nie werde ich mich verkaufen. Ich schenke mich her. Ja, wenn ich einmal den Rechten finde, schenke ich mich her. Aber ich verkaufe mich nicht. Ein Luder will ich sein, aber nicht eine Dirne. Sie haben sich verrechnet, Herr von Dorsday. Und der Papa auch. Ja, verrechnet hat er sich. Er muß es ja vorher gesehen haben. Er kennt ja die Menschen. Er kennt doch den Herrn von Dorsday. Er hat sich doch denken können, daß der Herr Dorsday nicht für nichts und wieder nichts —. Sonst hätte er doch telegraphieren oder selber herreisen können. Aber so war es bequemer und sicherer, nicht wahr, Papa? Wenn man eine so hübsche Tochter hat, wozu braucht man ins Zuchthaus zu spazieren? Und die Mama, dumm wie sie ist, setzt sich hin und schreibt den Brief. Der Papa hat sich nicht getraut. Da hätte ich es ja gleich merken müssen. Aber es soll Euch nicht glücken. Nein, du hast zu sicher auf meine kindliche Zärtlichkeit spekuliert, Papa, zu sicher darauf gerechnet, daß ich lieber jede Gemeinheit erdulden würde als dich die Folgen deines verbrecherischen Leichtsinns tragen zu lassen. Ein Genie bist du ja. Herr von Dorsday sagt es, alle Leute sagen es. Aber was hilft mir das. Fiala ist eine Null, aber er unterschlägt keine Mündelgelder, sogar Waldheim ist nicht in einem Atem mit dir zu nennen... Wer hat das nur gesagt? Der Doktor Froriep. shift#275Feature: voice; New State: laughadd#251Hm. shift#276Feature: voice; New State: normalEin Genie ist Ihr Papa., add#252hat er gesagt.del#190 ‐ Und ich hab’ ihn erst einmal reden gehört! ‐ Im vorigen Jahr im Schwurgerichtssaal ‐ ‐ zum ersten- und letztenmal! Herrlich! Die Tränen sind mir über die Wangen gelaufen. Und der elende Kerl, den er verteidigt hat, ist freigesprochen worden. Er war vielleicht gar kein so elender Kerl. Er hat jedenfalls nur gestohlen, keine Mündelgelder veruntreut, um Bakkarat zu spielen und auf der Börse zu spekulieren. Und jetzt wird der Papa selber vor den Geschworenen stehen. In allen Zeitungen wird man es lesen. Zweiter Verhandlungstag, dritter Verhandlungstag; der Verteidiger erhob sich zu einer Replik. Wer wird denn sein Verteidiger sein? Kein Genie. Nichts wird ihm helfen. Einstimmig schuldig. Verurteilt auf fünf Jahre. Stein, Sträflingskleid, geschorene Haare. Einmal im Monat darf man ihn besuchen. Ich fahre mit Mama hinaus, dritter Klasse. Wir haben ja kein Geld. Keiner leiht uns was. Kleine Wohnung in der Lerchenfelderstraße, so wie die, wo ich die Nähterin besucht habe vor zehn Jahren. Wir bringen ihm etwas zu essen mit. Woher denn? Wir haben ja selber nichts. Onkel Viktor wird uns eine Rente aussetzen. Dreihundert Gulden monatlich. Rudi wird in Holland sein bei Vanderhulst — wenn man noch auf ihn reflektiert. Die Kinder des Sträflings! Roman von Temme in drei Bänden. Der Papa empfängt uns im gestreiften Sträflingsanzug. Er schaut nicht bös drein, nur traurig. Er kann ja gar nicht bös dreinschauen. ‐ Else, wenn du mir damals das Geld verschafft hättest, das wird er sich denken, aber er wird nichts sagen. Er wird nicht das Herz haben, mir Vorwürfe zu machen. Er ist ja seelengut, nur leichtsinnig ist er. Sein Verhängnis ist die Spielleidenschaft. Er kann ja nichts dafür, es ist eine Art von Wahnsinn. Vielleicht spricht man ihn frei, weil er wahnsinnig ist. Auch den Brief hat er vorher nicht überlegt. Es ist ihm vielleicht gar nicht eingefallen, daß Dorsday die Gelegenheit benützen könnte, und so eine Gemeinheit von mir verlangen wird. Er ist ein guter Freund unseres Hauses, er hat dem Papa schon einmal achttausend Gulden geliehen. Wie soll man so was von einem Menschen denken. Zuerst hat der Papa sicher alles andere versucht. Was muß er durchgemacht haben, ehe er die Mama veranlaßt hat, diesen Brief zu schreiben? Von einem zum andern ist er gelaufen, von Warsdorf zu Burin, von Burin zu Wertheimstein und weiß Gott noch zu wem. Bei Onkel Karl war er gewiß auch. Und alle haben sie ihn im Stich gelassen. Alle die sogenannten Freunde. Und nun ist Dorsday seine Hoffnung, seine letzte Hoffnung. Und wenn das Geld nicht kommt, so bringt er sich um. Natürlich bringt er sich um. Er wird sich doch nicht einsperren lassen. Untersuchungshaft, Verhandlung, Schwurgericht, Kerker, Sträflingsgewand. Nein, nein! Wenn der Haftbefehl kommt, erschießt er sich oder hängt sich auf. Am Fensterkreuz wird er hängen. Man wird herüberschicken vom Haus vis‐à‐vis, der Schlosser wird aufsperren müssen und ich bin schuld gewesen. Und jetzt sitzt er zusammen mit Mama im selben Zimmer, wo er übermorgen hängen wird, und raucht eine Havannazigarre. Woher hat er immer noch Havannazigarren? Ich höre ihn sprechen, wie er die Mama beruhigt. Verlaß dich drauf, Dorsday weist das Geld an. Bedenke doch, ich habe ihm heuer im Winter eine große Summe durch meine Intervention gerettet. Und dann kommt der Prozeß Erbesheimer... ‐ Wahrhaftig. ‐ Ich höre ihn sprechen. Telepathie! Merkwürdig. Auch Fred seh ich in diesem Moment. Er geht mit einem Mädel im Stadtpark am Kursalon vorbei. Sie hat eine hellblaue Bluse und lichte Schuhe und ein bißl heiser ist sie. Das weiß ich alles ganz bestimmt. Wenn ich nach Wien komme, werde ich Fred fragen, ob er am dritten September zwischen halb acht und acht Uhr abends mit seiner Geliebten im Stadtpark war.
del#191Wohin denn noch? Was ist denn mit mir? Beinahe ganz dunkel. Wie schön und ruhig. Weit und breit kein Mensch. Nun sitzen sie alle schon beim Diner. Telepathie? Nein, das ist noch keine Telepathie. Ich habe ja früher das Tamtam gehört. Wo ist die Else? wird sich Paul denken. Es wird allen auffallen, wenn ich zur Vorspeise noch nicht da bin. Sie werden zu mir heraufschicken. Was ist das mit Else? Sie ist doch sonst so pünktlich? Auch die zwei Herren am Fenster werden denken: Wo ist denn heute das schöne junge Mädel mit dem rötlich blonden Haar? Und Herr von Dorsday wird Angst bekommen. Er ist sicher feig. Beruhigen Sie sich, Herr von Dorsday, es wird Ihnen nichts geschehen. Ich verachte Sie ja so sehr. Wenn ich wollte, morgen abend wären Sie ein toter Mann. ‐ Ich bin überzeugt, Paul würde ihn fordern, wenn ich ihm die Sache erzählte. Ich schenke Ihnen das Leben, Herr von Dorsday.
Wie ungeheuer weit die Wiesen und wie riesig schwarz die Bergeadd#253 sind. subst#221Keine SterneKein Stern beinahebeinah’. add#254Ah! Ja doch, drei, shift#277Feature: loud; New State: fviershift#278Feature: loud; New State: normal, — del#192es werden schon mehr. Und so still der Wald hinter mir. Schön add#255ist das, del#193hier auf der Bank am Waldesrand zu sitzen. So fern, so fern das Hotel und so märchenhaft leuchtet es her. Und subst#223was fürsolche Schufte sitzen drin. Ach nein,add#256 keine Schufte, Menschen, arme Menschen,del#194 sie tun mir alledel#195 so leidadd#257, alle.add#258 Alle Menschen tun mir leid. Auch die Marchesa tut mir leid, del#196ich weiß nicht warum, und die Frau Winaweradd#259auch die Cissy, subst#224und die Bonne von Cissys kleinem Mädelauch das Kinderfräulein. add#260shift#279Feature: pitch; New State: highAlle,shift#280Feature: pitch; New State: normal alle Menschen tun mir leid.del#197 Sie sitzt nicht an der Table d’hôtes, sie hat schon früher mit Fritzi gegessen. Was ist das nur mit Else, fragt Cissy. Wie, auf ihrem Zimmer ist sie auch nicht? Alle haben sie Angst um mich, ganz gewiß. Nur ich habe keine Angst. add#261shift#281Feature: voice; New State: laughHa! shift#282Feature: voice; New State: normalJa, da subst#225binsitz’ ich in Martino di Castrozza, sitzesitz’ auf einer Bank am Waldesrand und die Luft ist wie Champagner und mir scheint gar, ich weine. del#198Ja, shift#283Feature: voice; New State: laughwWarumshift#284Feature: voice; New State: normal weinewein’ ich subst#229denneigentlich? subst#230Es istIs’ subst#231dochja gar kein Grund zu weinen. Das sind die Nerven. del#199Ich muß mich beherrschen. Ich darf mich nicht so gehen lassen. shift#285Feature: pitch; New State: highAber das Weinenshift#286Feature: pitch; New State: normal istis’ add#262ja gar nicht unangenehm. del#200Das Weinen tut mir immer wohl. shift#287Feature: voice; New State: laughadd#263Hm.shift#288Feature: voice; New State: normal Wie ich unsere alte Französin besucht habehab’ im Krankenhaus, die dann gestorben ist,add#264 da habehab’ ich auch geweint. del#201Und bBeim Begräbnis von der Großmama, und wie die Bertha nach Nürnberg gereist ist,del#202 und wie das Kleine von der Agathe gestorben ist, und im Theater bei der Kameliendameadd#265, da hab’ ich auch geweint. shift#289Feature: loud; New State: fWer wird weinenshift#290Feature: loud; New State: normal, wenn ich tot bin? del#203O, wie sSchön wärewär’ das tot zu sein. add#266shift#291Feature: voice; New State: laughHm.shift#292Feature: voice; New State: normal Aufgebahrt liegelieg’ ich im Salon, die Kerzen brennen. del#204Lange Kerzen. shift#293Feature: tempo; New State: lZwölf lange Kerzen.shift#294Feature: tempo; New State: normal Unten steht del#205schon der Leichenwagen. Vor dem Haustor stehen add#267die Leute. shift#295Feature: tempo; New State: lWie alt war sie denn? Erst neunzehn.? Wirklich erst neunzehn?shift#296Feature: tempo; New State: normal ‐ add#268Ja. Denken Sie sich, ihr Papa ist im Zuchthaus. add#269Ah, wirklich? Warum hat sie sich denn umgebracht? Aus unglücklicher Liebe zu einem Filou. Aberadd#270 nein, was fällt Ihnen denn ein? del#206Sie hätte ein Kind kriegen sollen. Nein, sSie ist vom Cimone heruntergestürzt.del#207 Es ist eEin Unglücksfall. Guten Tag, Herradd#271 von Dorsday, Sie erweisen der kleinen Else auch die letzte Ehre? del#208Kleine Else, sagt das alte Weib. ‐ Warum denn? add#272Ja shift#297Feature: tempo; New State: lshift#298Feature: pitch; New State: lowNnatürlich, ich muß ihradd#273 ja die letzte Ehre erweisen. Ich habehab’ ihr ja auch die erste Schande erwiesen. O, es war der Mühe wert, del#209Frau Winawer, ich habe noch nie mod#14einen soso einen schönen Körper gesehen.shift#299Feature: pitch; New State: normal Es hat mich nur dreißig Millionen gekostet. Ein Rubens kostet dreimal so vielshift#300Feature: tempo; New State: normal.del#210 Mit Haschisch hat sie sich vergiftet. Sie wollte nur schöne Visionen haben, aber sie hat zu viel genommen und ist nicht mehr aufgewacht. Warum hat er denn ein rotes Monokel der Herr Dorsday? Wem winkt er denn mit dem Taschentuch? Die Mama kommt die Treppe herunteradd#274, in Trauerschleier gehüllt.del#211 und küßt ihm die Hand. Pfui, pfui. Jetzt flüstern sie miteinander. Ich kann nichts verstehen, weil ich aufgebahrt bin. Der Veilchenkranz um meine Stirn ist von Paul. Die Schleifen fallen bis auf den Boden. Kein Mensch traut sich ins Zimmer. Ich stehe lieber auf und schaue zum Fenster hinaus. Was für ein großer blauer See! Hundert Schiffe mit gelben Segeln —. Die Wellen glitzern. So viel Sonne. Regatta. Die Herren haben alle Ruderleibchen. Die Damen sind im Schwimmkostüm. Das ist unanständig. Sie bilden sich ein, ich bin nackt. Wie dumm sie sind. Ich habe ja schwarze Trauerkleider an, weil ich tot bin. Ich werde es euch beweisen. Ich lege mich gleich wieder auf die Bahre hin. Wo ist sie denn? Fort ist sie. Man hat sie davongetragen. Man hat sie unterschlagen. Darum ist der Papa im Zuchthaus. Und sie haben ihn doch freigesprochen auf drei Jahre. Die Geschworenen sind alle bestochen von Fiala. Ich werdewerd’ jetzt zu Fuß auf den Friedhof gehen, da erspart die Mama das Begräbnis. Wir müssen uns einschränken. Ich gehegeh’ so schnell, daß mir keiner nachkommt. shift#301Feature: voice; New State: laughsubst#246AhNein, wieshift#302Feature: voice; New State: normal schnell ich gehen kann. del#212Da bleiben sie alle auf den Straßen stehen und wundern sich. Wie darf man jemanden so anschaun, der tot ist! Das ist zudringlich. Ich gehe lieber übers Feld, das ist ganz blau von Vergißmeinnicht und Veilchen. Die Marineoffiziere stehen Spalier. Guten Morgen, meine Herren. Öffnen Sie das Tor, Herr Matador. Erkennen Sie mich nicht? Ich bin ja die Tote... Sie müssen mir darum nicht die Hand küssen... Wo ist denn meine Gruft? Hat subst#247mander Papa die auch unterschlagen? add#275Ah! Gott sei Dank, subst#248es istdas is’ add#276ja gar nicht der Friedhof. Das istis’ ja der Park in Mentone. add#277Ah. Der Papa wird sich freuen, daß ich nicht subst#250begrabengestorben bin.del#213 Vor den Schlangen habe ich keine Angst. Wenn mich nur keine in den Fuß beißt. O weh.
Was ist denn?add#278 Was ist denn? Wo bin ich denn? HabeHab’ ich geschlafen?del#214 Ja. Geschlafen habe ich. Ich muß sogar geträumt haben.add#279 Sowas. Mir ist subst#252soganz kalt in den Füßen. Im rechten Fuß istis’ mir add#280ganz kalt.del#215 Wieso denn? Da ist am Knöchel ein kleiner Riß im Strumpf. Warum sitzesitz’ ich denn noch im Wald? Es muß ja längst geläutet haben zum Diner.del#216 Dinner.
subst#255OJa, mein Gott, wo war ich denn? So weitdel#217 war ich fort.del#218 Was hab ich denn geträumt? Ich glaube ich war schon tot. Und keine Sorgen habe ich gehabt und mir nicht den Kopf zerbrechen müssen. Dreißigtausend, dreißigtausend... ich habe sie noch nicht. Ich muß sie mir erst verdienen. Und da sitz’ ich allein am Waldesrand. Das Hotel leuchtet bis her. Ich muß zurück. Es ist schrecklich, daß ich zurück muß. Aber es ist keine Zeit mehr zu verlieren. Herr von Dorsday erwartet meine Entscheidung. Entscheidung. Entscheidung! Nein. Nein, Herr von Dorsday, kurz und gut, nein. Sie haben gescherzt, Herr von Dorsday, selbstverständlich. Ja, das werde ich ihm sagen. O, das ist ausgezeichnet. Ihr Scherz war nicht sehr vornehm, Herr von Dorsday, aber ich will Ihnen verzeihen. Ich telegraphiere morgen früh an Papa, Herr von Dorsday, daß das Geld pünktlich in Doktor Fialas Händen sein wird. Wunderbar. Das sage ich ihm. Da bleibt ihm nichts übrig, er muß das Geld abschicken. Muß? Muß er? Warum muß er denn? Und wenn er’s täte, so würde er sich dann rächen irgendwie. Er würde es so einrichten, daß das Geld zu spät kommt. Oder er würde das Geld schicken und dann überall erzählen, daß er mich gehabt hat. Aber er schickt ja das Geld gar nicht ab. Nein, Fräulein Else, so haben wir nicht gewettet. Telegraphieren Sie dem Papa, was Ihnen beliebt, ich schicke das Geld nicht ab. Sie sollen nicht glauben, Fräulein Else, daß ich mich von so einem kleinen Mädel übertölpeln lasse, ich der Vicomte von Eperies.
Ich muß vorsichtig gehen. Der Weg istis’add#281 schon ganz dunkeladd#282 geworden. shift#303Feature: pitch; New State: highSonderbarshift#304Feature: pitch; New State: normal, del#219es mod#15ist mirmir istis’add#283 viel wohler als vorher. del#220Es hat sich doch gar nichts geändert und mir ist wohler. Was habehab’ ich denn nur geträumt? del#221Von einem Matador? Was war denn das für ein Matador? Es ist doch weiter zum Hotel, als ich gedacht habe. subst#259SDie sitzen gewiß noch alle beim DinerDinner. del#222Ich werde mich ruhig an den Tisch setzen und sagen, daß ich Migräne gehabt habe und lasse mir nachservieren. Herr von Dorsday wird am Ende selbst zu mir kommen und mir sagen, daß das Ganze nur ein Scherz war. Entschuldigen Sie, Fräulein Else, entschuldigen Sie den schlechten Spaß, ich habe schon an meine Bank telegraphiert. Aber er wird es nicht sagen. Er hat nicht telegraphiert. Es istis’ mod#16alles nochnoch alles genau so wie früher. subst#262Er Alles wartet. Herr von Dorsday wartetadd#284 auch. shift#305Feature: tempo; New State: aNein,add#285 ich will nicht, ich will nicht. del#223ich will ihn nicht sehen. Ich kann ihn nicht mehr sehen. Ich will niemanden mehr sehen. Ich will nicht mehr ins Hoteladd#286 zurück, ich will nicht mehr nach HauseHaus’, ich will nicht add#287mehr nach Wien, zu niemandem will ich, zu keinem Menschenadd#288 will ichshift#306Feature: tempo; New State: normaldel#224, nicht zu Papa und nicht zu Mama, nicht zu Rudi und nicht zu Fred, nicht zu Berta und nicht zu Tante Irene.del#225 Die ist noch die beste, die würde alles verstehen. Aber ich habe nichts mehr mit ihr zu tun und mit niemandem mehr. add#289Ach, wenn ich zaubern könnt’! Wenn ich zaubern könntekönnt’, wärewär’ ich ganz wo anders subst#266inauf der Welt. shift#307Feature: voice; New State: laughadd#290Ha! shift#308Feature: voice; New State: normalAuf irgendeinem herrlichen Schiff im Mittelländischen Meer, aber nicht allein.shift#309Feature: voice; New State: laughadd#291 Hm.shift#310Feature: voice; New State: normal Mit shift#311Feature: pitch; New State: highPaulshift#312Feature: pitch; New State: normal zum Beispiel. del#226Ja, das könntekKönnt’ ich mir ganz gut vorstellen. Oder ich subst#269wohnte wohne in einer Villa am Meer, und wir lägen auf den Marmorstufen, die ins Wasser führen, und er hielte mich fest in seinen Armendel#227 und bisse mich in die Lippen, wie es Albert vor zwei Jahren getan hat beim Klavier, der unverschämte Kerl. shift#313Feature: voice; New State: laughNein. Alleinshift#314Feature: voice; New State: normal möchtemöcht’ ich am Meer liegen auf den Marmorstufen und warten. Und shift#315Feature: loud; New State: fendlichshift#316Feature: loud; New State: normal käme Einer oder mehrere, und ich hätte die Wahl und die Andern, die ich verschmähe, die stürzen sich aus Verzweiflung alle ins Meer.del#228 Oder sie müßten Geduld haben bis zum nächsten Tag. Ach, was wäre das für ein köstliches Leben. Wozu habehab’ ich denn meine herrlichen Schultern und meine schönen schlanken Beine? del#229Und wWozu bin ich denn überhaupt auf der Welt?del#230 Und es geschähe ihnen ganz recht, ihnen allen, sie haben mich ja doch nur daraufhin erzogen, daß ich mich verkaufe, so oder so. Vom Theaterspielen haben sie nichts wissen wollen. Da haben sie mich ausgelacht. Und es wäre ihnen ganz recht gewesen im vorigen Jahr, wenn ich den Direktor Wilomitzer geheiratet hätte, der bald fünfzig ist. Nur daß sie mir nicht zugeredet haben. Da hat sich der Papa doch geniert. Aber die Mama hat ganz deutliche Anspielungen gemacht.
shift#317Feature: tempo; New State: lWie riesig es dasteht das Hotelshift#318Feature: tempo; New State: normal, wie eine ungeheuere beleuchtete Zauberburg.del#231 Alles ist so riesig. Die Berge auch. Man könnte sich fürchten. Noch nie waren sie so schwarz. Der Mond ist noch nicht da. Der geht erst zur Vorstellung auf, zur großen Vorstellung auf der Wiese, wenn der Herr von Dorsday seine Sklavin nackt tanzen läßt. Was geht mich denn der Herr Dorsday an? Nun, Mademoiselle Else, was machen Sie denn für Geschichten? Sie waren doch schon bereit auf und davon zu gehen, die Geliebte von fremden Männern zu werden, von einem nach dem andern. Und auf die Kleinigkeit, die Herr von Dorsday von Ihnen verlangt, kommt es Ihnen an? Für einen Perlenschmuck, für schöne Kleider, für eine Villa am Meer sind Sie bereit sich zu verkaufen? Und das Leben Ihres Vaters ist Ihnen nicht so viel wert? Es wäre gerade der richtige Anfang. Es wäre dann gleich die Rechtfertigung für alles andere. Ihr wart es, könnt’ ich sagen, Ihr habt mich dazu gemacht, Ihr alle seid schuld, daß ich so geworden bin, nicht nur Papa und Mama. Auch der Rudi ist schuld und der Fred und alle, alle, weil sich ja niemand um einen kümmert. Ein bißchen Zärtlichkeit, wenn man hübsch aussieht, und ein bißl Besorgtheit, wenn man Fieber hat, und in die Schule schicken sie einen, und zu Hause lernt man Klavier und Französisch, und im Sommer geht man auf’s Land und zum Geburtstag kriegt man Geschenke und bei Tisch reden sie über allerlei. Aber was in mir vorgeht und was in mir wühlt und Angst hat, habt ihr euch darum je gekümmert? Manchmal im Blick von Papa war eine Ahnung davon, aber ganz flüchtig. Und dann war gleich wieder der Beruf da, und die Sorgen und das Börsenspiel — und wahrscheinlich irgendein Frauenzimmer ganz im geheimen, ‚nichts sehr Feines unter uns‘, — und ich war wieder allein. Nun, was tätst du Papa, was tätst du heute, wenn ich nicht da wäre?
del#232Da stehe ich, ja da stehe ich vor dem Hotel. ‐ Furchtbar da hineingehen zu müssen, alle die Leuteadd#292 zu sehen, den Herrn von Dorsday, die Tante, add#293die Cissyadd#294, alle. Wie schön war das früher auf der Bank am Waldesrand, wie ich schon tot war. del#233Matador — wenn ich nur drauf käm’, was — eine Regatta war es, richtig und ich habe vom Fenster aus zugesehen. Aber wer war der Matador? ‐ Wenn ich nur nicht so müd’ wärewär’, shift#319Feature: tempo; New State: lso furchtbar müdemüd’shift#320Feature: tempo; New State: normal. Und da soll ich bis Mitternacht aufbleiben und mich dann ins Zimmer von Herrn von Dorsday schleichen? del#234Vielleicht begegne ich der Cissy auf dem Gang. Hat sie was an unter dem Schlafrock, wenn sie zu ihm kommt? Es ist schwer, wenn man in solchen Dingen nicht geübt ist. Soll ich sie nicht um Rat fragen, die Cissy? Natürlich würde ich nicht sagen, daß es sich um Dorsday handelt, sondern sie müßte sich denken, ich habe ein nächtliches Rendezvous mit einem von den hübschen jungen Leuten hier im Hotel. Zum Beispiel mit dem langen blonden Menschen, der die leuchtenden Augen hat. Aber der ist ja nicht mehr da. Plötzlich war er verschwunden. Ich habe doch gar nicht an ihn gedacht bis zu diesem Augenblick. Aber es ist leider nicht der lange blonde Mensch mit den leuchtenden Augen, auch der Paul ist es nicht, es ist der Herr von Dorsday. Also wie mach’ ich es denn? Was sage ich ihm? Einfach Ja? Ich kann doch nicht zu Herrn Dorsday ins Zimmer kommen. Er hat sicher lauter elegante Flakons auf dem Waschtisch, und das Zimmer riecht nach französischem Parfüm. Nein, nNicht um die Weltdel#235 zu ihm. Lieber im Freien. Da geht er michadd#295 wenigstens nichts an. Der Himmel istis’ so hoch und die Wiese istis’ so groß. Ich muß add#296überhaupt gar nichtadd#297 dabei an del#236den Herrnadd#298 von Dorsday denken. Ich muß ihn nicht einmal anschauenadd#299 dabei. del#237Und wenn er es wagen würde, mich anzurühren, einen Tritt bekäme er mit meinen nackten Füßen. Ach, wWenn es’s doch ein anderer wärewär’, irgendein anderer. shift#321Feature: pitch; New State: highshift#322Feature: tempo; New State: lAlles,shift#323Feature: tempo; New State: normal alles könntekönnt’ er von mir haben heute Nacht, jeder andereadd#300, jeder andere, nur add#301der Dorsday nicht. Und geradegrad’ der! GeradeGrad’ der!add#302 GeradeGrad’ der! Ich hassehass’ ihn, ich hasse ihn.shift#324Feature: pitch; New State: normal del#238Wie seine Augen stechen und bohren werden. Mit dem Monokel wird er dastehen und grinsen. Aber nein, er wird nicht grinsen. Er wird ein vornehmes Gesicht schneiden. Elegant. Er ist ja solche Dinge gewohnt. Wie viele hat er schon so gesehen? Hundert oder tausend? Aber war schon eine darunter wie ich? Nein, gewiß nicht. Ich werde ihm sagen, daß er nicht der Erste ist, der mich so sieht. Ich werde ihm sagen, daß ich einen Geliebten habe. Aber erst, wenn die dreißigtausend Gulden an Fiala abgesandt sind. Dann werde ich ihm sagen, daß er ein Narr war, daß er mich auch hätte haben können um dasselbe Geld. ‐ Daß ich schon zehn Liebhaber gehabt habe, zwanzig, hundert. ‐ Aber das wird er mir ja alles nicht glauben. ‐ Und wenn er es mir glaubt, was hilft es mir? ‐ Wenn ich ihm nur irgendwie die Freude verderben könnte. Wenn noch einer dabei wäre? Warum nicht? Er hat ja nicht gesagt, daß er mit mir allein sein muß. Ach, Herr von Dorsday, ich habe solche Angst vor Ihnen. Wollen Sie mir nicht freundlichst gestatten, einen guten Bekannten mitzubringen? O, das ist keineswegs gegen die Abrede, Herr von Dorsday. Wenn es mir beliebte, dürfte ich das ganze Hotel dazu einladen, und Sie wären trotzdem verpflichtet, die dreißigtausend Gulden abzuschicken. Aber ich begnüge mich damit, meinen Vetter Paul mitzubringen. Oder ziehen Sie etwa einen andern vor? Der lange blonde Mensch ist leider nicht mehr da und der Filou mit dem Römerkopf leider auch nicht. Aber ich find’ schon noch wen andern. Sie fürchten Indiskretion? Darauf kommt es ja nicht an. Ich lege keinen Wert auf Diskretion. Wenn man einmal so weit ist wie ich, dann ist alles ganz egal. Das ist heute ja nur der Anfang. Oder denken Sie, aus diesem Abenteuer fahre ich wieder nach Hause als anständiges Mädchen aus guter Familie? Nein, weder gute Familie noch anständiges junges Mädchen. Das wäre erledigt. Ich stelle mich jetzt auf meine eigenen Beine. Ich habe schöne Beine, Herr von Dorsday, wie Sie und die übrigen Teilnehmer des Festes bald zu bemerken Gelegenheit haben werden. Also die Sache ist in Ordnung, Herr von Dorsday. Um zehn Uhr, während alles noch in der Halle sitzt, wandern wir im Mondenschein über die Wiese, durch den Wald nach Ihrer berühmten selbstentdeckten Lichtung. Das Telegramm an die Bank bringen Sie für alle Fälle gleich mit. Denn eine Sicherheit darf ich doch wohl verlangen von einem solchen Spitzbuben wie Sie. Und um Mitternacht können Sie wieder nach Hause gehen, und ich bleibe mit meinem Vetter oder sonst wem auf der Wiese im Mondenschein. Sie haben doch nichts dagegen, Herr von Dorsday? Das dürfen Sie gar nicht. Und wenn ich morgen früh zufällig tot sein sollte, so wundern sie sich weiter nicht. Dann wird eben Paul das Telegramm aufgeben. Dafür wird schon gesorgt sein. Aber bilden Sie sich dann um Gottes willen nicht ein, daß Sie, elender Kerl, mich in den Tod getrieben haben. Ich weiß ja schon lange, daß es so mit mir enden wird. Fragen Sie doch nur meinen Freund Fred, ob ich es ihm nicht schon öfters gesagt habe. Fred, das ist nämlich Herr Friedrich Wenkheim, nebstbei der einzige anständige Mensch, den ich in meinem Leben kennengelernt habe. Der einzige, den ich geliebt hätte, wenn er nicht ein gar so anständiger Mensch wäre. Ja, ein so verworfenes Geschöpf bin ich. Bin nicht geschaffen für eine bürgerliche Existenz, und Talent habe ich auch keines. Für unsere Familie wäre es sowieso das Beste, sie stürbe aus. Mit dem Rudi wird auch schon irgendein Malheur geschehen. Der wird sich in Schulden stürzen für eine holländische Chansonette und bei Vanderhulst defraudieren. Das ist schon so in unserer Familie. Und der jüngste Bruder von meinem Vater, der hat sich erschossen, wie er fünfzehn Jahre alt war. Kein Mensch weiß warum. Ich habe ihn nicht gekannt. Lassen Sie sich die Photographie zeigen, Herr von Dorsday. Wir haben sie in einem Album... Ich soll ihm ähnlich sehen. Kein Mensch weiß, warum er sich umgebracht hat. Und von mir wird es auch keiner wissen. Ihretwegen keinesfalls, Herr von Dorsday. Die Ehre tue ich Ihnen nicht an. Ob mit neunzehn oder einundzwanzig, das ist doch egal. Oder soll ich Bonne werden oder Telephonistin oder einen Herrn Wilomitzer heiraten oder mich von Ihnen aushalten lassen? Es ist alles gleich ekelhaft, und ich komme überhaupt gar nicht mit Ihnen auf die Wiese. Nein, das ist alles viel zu anstrengend und zu dumm und zu widerwärtig. Wenn ich tot bin, werden Sie schon die Güte haben und die paar tausend Gulden für den Papa absenden, denn es wäre doch zu traurig, wenn er gerade an dem Tage verhaftet würde, an dem man meine Leiche nach Wien bringt. Aber ich werde einen Brief hinterlassen mit testamentarischer Verfügung: Herr von Dorsday hat das Recht, meinen Leichnam zu sehen. Meinen schönen nackten Mädchenleichnam. So können Sie sich nicht beklagen, Herr von Dorsday, daß ich Sie übers Ohr gehaut habe. Sie haben doch was für Ihr Geld. Daß ich noch lebendig sein muß, das steht nicht in unserem Kontrakt. O nein. Das steht nirgends geschrieben. Also den Anblick meines Leichnams vermache ich dem Kunsthändler Dorsday, und Herrn Fred Wenkheim vermache ich mein Tagebuch aus meinem siebzehnten Lebensjahr — weiter habe ich nicht geschrieben — und dem Fräulein bei Cissy vermache ich die fünf Zwanzigfranks‐Stücke, die ich vor Jahren aus der Schweiz mitgebracht habe. Sie liegen im Schreibtisch neben den Briefen. Und Bertha vermache ich das schwarze Abendkleid. Und Agathe meine Bücher. Und meinem Vetter Paul, dem vermache ich einen Kuß auf meine blassen Lippen. Und der Cissy vermache ich mein Rakett, weil ich edel bin. Und man soll mich gleich hier begraben in San Martino di Castrozza auf dem schönen kleinen Friedhof. Ich will nicht mehr zurück nach Hause. Auch als Tote will ich nicht mehr zurück. Und Papa und Mama sollen sich nicht kränken, mir geht es besser als ihnen. Und ich verzeihe ihnen. Es ist nicht schade um mich. ‐ Haha, was für ein komisches Testament. Ich bin wirklich gerührt. Wenn ich denke, daß ich morgen um die Zeit, während die andern beim Diner sitzen, schon tot bin? ‐ Die Tante Emma wird natürlich nicht zum Diner herunterkommen und Paul auch nicht. Sie werden sich auf dem Zimmer servieren lassen. Neugierig bin ich, wie sich Cissy benehmen wird. Nur werde ich es leider nicht erfahren. Gar nichts mehr werde ich erfahren. Oder vielleicht weiß man noch alles, so lange man nicht begraben ist? Und am Ende bin ich nur scheintot. Und wenn der Herr von Dorsday an meinen Leichnam tritt, so erwache ich und schlage die Augen auf, da läßt er vor Schreck das Monokel fallen.
del#239Aber es ist ja leider alles nicht wahr. Ich werde nicht scheintot sein und tot auch nicht. Ich werde mich überhaupt gar nicht umbringen, ich bin ja viel zu feig. Wenn ich auch eine couragierte Kletterin bin, feig bin ich doch. Und vielleicht habe ich nicht einmal genug Veronal. mod#p1Wieviel Pulver braucht man denn? Sechs glaube ich. Aber zehn ist sicherer. Ich glaube, es sind noch zehn. Ja, das werden genug sein.
Zum wievielten Mal lauf’ ich jetzt eigentlich um das Hotel herum? Also was jetzt? Da steh’ ich vor dem Tor. shift#325Feature: tempo; New State: aIn der Halle istis’ noch niemand. del#240Natürlich — subst#287sie sitzen ja noch alle beim Diner.Alle noch beim DinerDinner drin.shift#326Feature: tempo; New State: normal del#241Seltsam sieht die Halle aus so ganz ohne Menschen. Auf dem Sessel dort liegt ein Hut, ein Touristenhut, ganz fesch. Hübscher Gemsbart. Dort im Fauteuil sitzt ein alter Herr. Hat wahrscheinlich keinen Appetit mehr. Liest Zeitung. Dem geht’s gut. Er hat keine Sorgen. Er liest ruhig Zeitung, und ich muß mir den Kopf zerbrechen, wie ich dem Papa dreißigtausend Gulden verschaffen soll. Aber nein. Ich weiß ja wie. Es ist ja so furchtbar einfach. shift#327Feature: tempo; New State: aWas will ich denn? Was will ich denn?add#303 Was will ich denn?shift#328Feature: tempo; New State: normaldel#242 Was tu’ ich denn da in der Halle? Gleich werden sie alle kommen vom Diner. Was soll ich denn tun? Herr von Dorsday sitzt gewiß auf Nadeln. Wo bleibt sie, denkt er sich. Hat sie sich am Ende umgebracht? Oder engagiert sie jemanden, daß er mich umbringt? Oder hetzt sie ihren Vetter Paul auf mich? Haben Sie keine Angst, Herr von Dorsday, ich bin keine so gefährliche Person. Ein kleines Luder bin ich, weiter nichts. Für die Angst, die Sie ausgestanden haben, sollen Sie auch Ihren Lohn haben. Zwölf Uhr, Zimmer Nummer fünfundsechzig. Im Freien wäre es mir doch zu kühl. Und von Ihnen aus, Herr von Dorsday, begebe ich mich direkt zu meinem Vetter Paul. Sie haben doch nichts dagegen, Herr von Dorsday?
del#243„Else! Else!“
del#244Wie? Was? Das ist ja Pauls Stimme. Das Diner schon aus? ‐ „Else!“ ‐ „Ach, Paul, was gibt’s denn, Paul?“ Ich stell’ mich ganz unschuldig. ‐ „Ja, wo steckst du denn, Else?“ ‐ „Wo soll ich denn stecken? Ich bin spazieren gegangen.“ ‐ „Jetzt, während des Diners?“ ‐ „Na, wann denn? Es ist doch die schönste Zeit dazu.“ Ich red’ Blödsinn. ‐ „Die Mama hat sich schon alles Mögliche eingebildet. Ich war an deiner Zimmertür, hab’ geklopft.“ ‐ „Hab’ nichts gehört.“ ‐ „Aber im Ernst, Else, wie kannst du uns in eine solche Unruhe versetzen! Du hättest Mama doch wenigstens verständigen können, daß du nicht zum Diner kommst.“ ‐ „Du hast ja recht, Paul, aber wenn du eine Ahnung hättest, was ich für Kopfschmerzen gehabt habe.“ Ganz schmelzend red’ ich. O, ich Luder. ‐ „Ist dir jetzt wenigstens besser?“ ‐ „Könnt’ ich eigentlich nicht sagen.“ ‐ „Ich will vor allem der Mama“ ‐ „Halt Paul, noch nicht. Entschuldige mich bei der Tante, ich will nur für ein paar Minuten auf mein Zimmer, mich ein bißl herrichten. Dann komme ich gleich herunter und werde mir eine Kleinigkeit nachservieren lassen.“ ‐ „Du bist so blaß, Else? ‐ Soll ich dir die Mama hinaufschicken?“ ‐ „Aber mach’ doch keine solchen Geschichten mit mir, Paul, und schau’ mich nicht so an. Hast du noch nie ein weibliches Wesen mit Kopfschmerzen gesehen? Ich komme bestimmt noch herunter. In zehn Minuten spätestens. Grüß dich Gott, Paul.“ ‐ „Also auf Wiedersehen, Else.“ ‐ Gott sei Dank, daß er geht. Dummer Bub’, aber lieb. Was will denn’n der Portier von mir? shift#329Feature: tempo; New State: lsubst#290WieWas, ein Telegramm?shift#330Feature: tempo; New State: normal „Dankeadd#304 schön.del#245 Wann ist denn die Depesche gekommen, Herr Portier?“ del#246‐ „Vor einer Viertelstunde, Fräulein.“ ‐ Warum schaut er mich denn so an, so — bedauernd. Um Himmels willen, was wird denn’n da drin stehn? Ich mach’subst#292 sies lieber erst oben auf, sonst fall’ ich subst#293vielleichtgleich in Ohnmacht. Am Ende hat sich der Papa — Wenn der Papa tot ist, dann istis’ ja alles in Ordnung, dann muß ich nicht del#247mehr mit Herrn von Dorsday auf die Wiese gehn... subst#295OAch, ich elende Person. Lieber Gottdel#248, mach’, daß in der Depesche nichts Böses steht. shift#331Feature: tempo; New State: aLieber Gott, mach’, daß der Papa lebt. Verhaftet meinetwegen, nur nicht tot. Wenn add#305nur nichts Böses add#306da drin steht, dann will ich add#307ja ein Opfer bringen. Ichadd#308 — ich werde Bonne, ich nehme eine Stellung in einem Bureau an.add#309 Ich geh’ halt in einen Haushalt. Alles will ich tun. Sei nicht tot, Papaadd#310, sei nicht tot. Ich bin ja bereit. Ich tuetu’ ja alles, was du willst...
shift#332Feature: tempo; New State: normal shift#333Feature: tempo; New State: aGott sei Dank, daß ich oben bin. Licht gemacht, Licht gemacht.shift#334Feature: tempo; New State: normal Kühl ist subst#297esdas geworden.del#249 Das Fenster war zu lange offen.shift#335Feature: tempo; New State: a Courage, Courage. del#250Ha, vVielleicht steht drin,: del#251daß die Sache geordnetdel#252 ist.shift#336Feature: tempo; New State: normal del#253Vielleicht hat der Onkel Bernhard das Geld hergegeben und sie telegraphieren mir: shift#337Feature: tempo; New State: aNicht mit Dorsday reden. Ich werdewer’ del#254es ja gleich sehenadd#311, was drin steht. Aber wenn ichadd#312 immer auf den Plafond schaueschau’, kann ich natürlich nicht lesen, was in subst#302der Depesche dem Telegramm steht.shift#338Feature: tempo; New State: normaldel#255 Trala, trala,shift#339Feature: tempo; New State: ladd#313 Also Courage, Courage.shift#340Feature: tempo; New State: normaldel#256 Es muß ja sein. ‚Wiederhole flehentliche Bitte mit Dorsday reden. Summe nicht dreißig, sondern fünfzig. Sonst alles vergeblich. Adresse bleibt Fiala.‘ ‐ Sondern fünfzig. Sonst alles vergeblich. del#257Trala, trala. Fünfzig.add#314 Fünfzig. Sonst alles vergeblich. Adresse bleibt Fiala. del#258Aber gewiß, oOb fünfzig oder dreißig, daraufdrauf kommt es’s ja add#315gar nicht an. Auch dem’m Herrn von Dorsday nicht. Das Veronal liegt unter der Wäsche, subst#307fürauf alle Fälle.del#259 Warum habe ich nicht gleich gesagt: fünfzig. Ich habe doch daran gedacht! Sonst alles vergeblich. Also hinunter, geschwind, nicht da auf dem Bett sitzen bleiben. Ein shift#341Feature: pitch; New State: highkKleiner Irrtum, Herr von Dorsday,shift#342Feature: pitch; New State: normaladd#316 shift#343Feature: voice; New State: laughhmhm.shift#344Feature: voice; New State: normal vVerzeihen Sieadd#317 bitte. Nicht dreißig, sondern fünfzig, sonst alles vergeblich. Adresse bleibt Fiala. add#318Fünfzig, ja fünfzig. ‐ ‚shift#345Feature: tempo; New State: lshift#346Feature: pitch; New State: lowadd#319Fünfzig, Fräulein Else? del#260Sie halten mich wohl für einen Narren, Fräulein Else?‘ Keineswegs, Herr Vicomte, wie sollte ich.add#320Ja. ‚Für fünfzig müßte ich jedesubst#310snfalls entsprechend mehr forderndel#261, Fräulein.‘ Sonst alles vergeblich, Adresse bleibt Fiala.add#321‘shift#347Feature: pitch; New State: normalshift#348Feature: tempo; New State: normal shift#349Feature: tempo; New State: aWie Sie wünschenadd#322, wie Sie wünschen, Herr von Dorsday. Bitte, befehlen Sie nuradd#323, befehlen Sie nur. Vor allem aber, schreiben Sieadd#324 bitte subst#311die Depescheein Telegramm an Ihr Bankhaus, del#262natürlich, sonst habehab’ ich ja keine subst#313SicherheitSicherheiten. ‐
shift#350Feature: tempo; New State: normal shift#351Feature: tempo; New State: aJaadd#325, ja, ja, so mach’ ich subst#314esdasadd#326, so mach’ ich das. Ich kommekomm’ zu ihm ins Zimmer und erst, wenn er vor meinen Augen die Depesche geschrieben — add#327 hatshift#352Feature: tempo; New State: normal ziehezieh’ ich mich aus. Und die Depesche behaltebehalt’ ich in der Hand. subst#318HaGott, wie unappetitlich. Und wo soll ich denn meine Kleider hinlegen?add#328 Aber das geht doch gar nicht. Nein, neinadd#329, nein, add#330viel besser, ich ziehezieh’ mich del#263schon hier aus und nehmenehm’ den großen schwarzen Manteldel#264 um, der subst#321mich ganz einhüllthüllt mich ganz ein.add#331 Ja, natürlich. shift#353Feature: tempo; New State: aSo ist subst#322esdas am bequemsten. Für beide Teile. Adresse bleibt Fiala. Mir klappern die Zähne. add#332Adresse bleibt Fiala. shift#354Feature: tempo; New State: normaldel#265Das Fenster ist noch offen. Zugemacht. Im Freien? Den Tod hätte ich davon haben können. Schuft! shift#355Feature: tempo; New State: aadd#333So. Fünfzigtausendadd#334, fünfzigtausend. Er kannadd#335 ja gar nicht Nein sagen. Zimmer fünfundsechzig. Aber vorher sag’ ich Paul, er soll in seinem Zimmer auf mich warten. add#336Und Vvon Dorsday geh’ ich direkt zu Paul und erzähleerzähl’ ihm alles. Und dann soll Paul ihn ohrfeigen. Ja, noch heute Nacht.add#337 Alles noch heute Nacht. Ein reichhaltiges Programm. Und dann kommt das Veronal.add#338 Und dann kommt das Veronal.shift#356Feature: tempo; New State: normaldel#266 Nein, wozu denn? Warum denn sterben? Keine Spur. Lustig, lustig, jetzt fängt ja das Leben erst an. Ihr sollt Euere Freude haben. Ihr sollt stolz werden auf Euer Töchterlein. Ein Luder will ich werden, wie es die Welt noch nicht gesehen hat. Adresse bleibt Fiala. Du sollst deine fünfzigtausend Gulden haben, Papa. Aber die nächsten, die ich mir verdiene, um die kaufe ich mir neue Nachthemden mit Spitzen besetzt, ganz durchsichtig und köstliche Seidenstrümpfe. Man lebt nur einmal. Wozu schaut man denn so aus wie ich. Licht gemacht, ‐ die Lampe über dem Spiegel schalt’ ich ein. Wie schön meine blondroten Haare sind, und meine Schultern; meine Augen sind auch nicht übel. Hu, wie groß sie sind. Es wär’ schad’ um mich. Zum Veronal ist immer noch Zeit. ‐ Aber ich muß ja hinunter. Tief hinunter. Herr Dorsday wartet, und er weiß noch nicht einmal, daß es indes fünfzigtausend geworden sind. Ja, ich bin im Preis gestiegen, Herr von Dorsday. Ich muß ihm das Telegramm zeigen, sonst glaubt er mir am Ende nicht und denkt, ich will ein Geschäft bei der Sache machen. Ich werde die Depesche auf sein Zimmer schicken und etwas dazu schreiben. Zu meinem lebhaften Bedauern sind es nun fünfzigtausend geworden, Herr von Dorsday, das kann Ihnen ja ganz egal sein. Und ich bin überzeugt, Ihre Gegenforderung war gar nicht ernst gemeint. Denn Sie sind ein Vicomte und ein Gentleman. Morgen früh werden Sie die fünfzigtausend, an denen das Leben meines Vaters hängt, ohne weiters an Fiala senden. Ich rechne darauf. ‐ ‚Selbstverständlich, mein Fräulein, ich sende für alle Fälle gleich hunderttausend, ohne jede Gegenleistung und verpflichte mich überdies, von heute an für den Lebensunterhalt Ihrer ganzen Familie zu sorgen, die Börsenschulden Ihres Herrn Papas zu zahlen und sämtliche veruntreute Mündelgelder zu ersetzen.‘ Adresse bleibt Fiala. Hahaha! Ja, genau so ist der Vicomte von Eperies. Das ist ja alles Unsinn. Was bleibt mir denn übrig? Es muß ja sein, ich muß es ja tun, alles, alles muß ich tun, was Herr von Dorsday verlangt, damit der Papa morgen das Geld hat, — damit er nicht eingesperrt wird, damit er sich nicht umbringt. Und ich werde es auch tun. Ja, ich werde es tun, obzwar doch alles für die Katz’ ist. In einem halben Jahr sind wir wieder gerade so weit wie heute! In vier Wochen! ‐ Aber dann geht es mich nichts mehr an. Das eine Opfer bringe ich — und dann keines mehr. Nie, nie, niemals wieder. Ja, das sage ich dem Papa, sobald ich nach Wien komme. Und dann fort aus dem Haus, wo immer hin. Ich werde mich mit Fred beraten. Er ist der einzige, der mich wirklich gern hat. Aber so weit bin ich ja noch nicht. Ich bin nicht in Wien, ich bin noch in Martino di Castrozza. Noch nichts ist geschehen. Also wie, wie, was? Da ist das Telegramm. Was tue ich denn mit dem Telegramm? Ich habe es ja schon gewußt. Ich muß es ihm auf sein Zimmer schicken. Aber was sonst? Ich muß ihm etwas dazu schreiben. Nun ja, was soll ich ihm schreiben? Erwarten Sie mich um zwölf. Nein, nein, nein! Den Triumph soll er nicht haben. Ich will nicht, will nicht, will nicht. Gott sei Dank, daß ich die Pulver del#267da habehab’. Das istis’ subst#327die ja meine einzige Rettung. shift#357Feature: tempo; New State: aWo sind sie denn?add#339 Wo sind denn meine Pulver? del#268Um Gottes willen, mMan wird sie mir doch nicht gestohlen haben.shift#358Feature: tempo; New State: normal Aber nein, da sind sie ja.add#340 Da sind sie ja alle.del#269 Da in der Schachtel. Sind sie noch alle da? Ja, da sind sie. Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs. mod#p1Wieviel del#270Pulver braucht man subst#329denneigentlichadd#341 zu sowas? Sechs glaubeglaub’ ich. Aber zehn istis’ sicherer. Ich glaubeglaub’, es sind subst#333nochja zehn. Jaadd#341, ja, ja, subst#334dases werdenadd#341 schon genug sein.del#270 Ich wWill sie ja nur ansehen, subst#336diemeine lieben Pulveradd#341shift#359Feature: voice; New State: laugh, hahashift#360Feature: voice; New State: normal. del#271Es vVerpflichtet ja zuadd#342 gar nichts. Auch daß ich sie ins Glas schütte, verpflichtetadd#343 mich ja zuadd#344 gar nichts. Eins, zwei, — aber ich bringebring’ mich ja sicher nicht um. Fällt mir gar nicht ein. Drei, vier, fünf — davon stirbt mandel#272 auch noch lange nicht. mod#17Es wäre schrecklichsSchrecklich wärewär’ Eesadd#345 nur, wenn ich das Veronal nicht mit hätte. subst#342DaDann müßtemüßt’ ich mich zum Fenster hinunterstürzen und dazu subst#344hätthab’ ich doch add#346bestimmt subst#345nichtnie den Mut. Aber das Veronal, — man schläft langsam ein, add#347man wacht nicht mehr auf, keine Qual, subst#346kein Schmerzkeine Schmerzen. Man legt sich ins Bett; in einem ZugeZug’ trinkt man es aus, add#348man träumt, shift#361Feature: pitch; New State: highund alles ist vorbeishift#362Feature: pitch; New State: normal. Vorgestern habehab’ ich auch ein Pulver genommenadd#349. del#273und nNeulich sogar zwei. del#274Pst, niemandem sagen. Heut’ werden es’s halt ein bißl mehr sein. subst#351Es istIs’ ja nur für alle Fälle. add#350Nur, Wwenn es mich gar del#275gar zu sehr grausen sollte.del#276 Aber warum soll es mich denn grausen? Wenn er mich anrührt, so spucke ich ihm ins Gesicht. Ganz einfach.
Aber wie soll ich ihm denn den Brief zukommen lassen? del#277Ich kann doch nicht dem Herrn von Dorsday durch das Stubenmädchen einen Brief schicken. shift#363Feature: tempo; New State: aDas Besteadd#351 ist, ich gehegeh’ hinunter und redered’ mit ihm und zeigezeig’ ihm das Telegramm. Hinunter muß ich ja jedenfalls. Ich kann doch nicht da heroben im Zimmer bleibendel#278. Ich hielte es ja gar nicht aus, drei Stunden lang — bis der Moment kommt. Auch wegen der Tante muß ichadd#352 ja hinunteradd#353 gehen, zum Dinner.shift#364Feature: tempo; New State: normal shift#365Feature: loud; New State: fsubst#356HaAchshift#366Feature: loud; New State: normal, was geht michdel#279 denn die Tante an. Was gehen mich die Leute an? Sehen Sieadd#354 her, meine Herrschaften, da steht das Glas mit dem Veronal. So, jetzt nehmenehm’ ich es’s in die Hand. So, jetzt führeführ’ ich es an die Lippen. subst#360JaJawohl, jeden Moment kann ich drüben seinadd#355 - jeden Moment, wo es keine Tantenadd#356 mehr gibt und keinen Dorsday und keinen Vater, der Mündelgelder defraudiert...
del#280Aber ich werde mich nicht umbringen. Das habe ich nicht notwendig. Ich werde auch nicht zu Herrn von Dorsday ins Zimmer gehen. Fällt mir gar nicht ein. Ich werde mich doch nicht um fünfzigtausend Gulden nackt hinstellen vor einen alten Lebemann, um einen Lumpen vor dem Kriminal zu retten. Nein, nein, entweder oder. shift#367Feature: loud; New State: fWie kommtdel#281 denn der Herr von Dorsday dazu?shift#368Feature: loud; New State: normal GeradeGrad’ der? Wenn einer mich sieht, del#282dann sollen mich subst#362auch andere alle subst#363sehens-. Ja! ‐ add#357Das ist ja ein herrliche Idee. shift#369Feature: loud; New State: pAh,shift#370Feature: loud; New State: normal das ist ein Hherrlicher Gedanke! ‐ shift#371Feature: loud; New State: fshift#372Feature: pitch; New State: highAlleshift#373Feature: pitch; New State: normalshift#374Feature: loud; New State: normal sollen sie mich sehen. add#358shift#375Feature: loud; New State: fshift#376Feature: pitch; New State: highAlle!shift#377Feature: pitch; New State: normalshift#378Feature: loud; New State: normal shift#379Feature: loud; New State: fDie ganze Welt soll mich sehen. Und dann kommt das Veronal. Neindel#283, nicht das Veronal, — wozu denn?! dann kommt die Villa mit den Marmorstufen und die schönen Jünglinge und die Freiheit und die weite Welt! Guten Abend, Fräulein Else, so gefallen Sie mir. shift#380Feature: voice; New State: laughHaha.shift#381Feature: voice; New State: normalshift#382Feature: loud; New State: normaldel#284 Da unten werden sie meinen, ich bin verrückt geworden. Aber ich war noch nie so vernünftig. Zum erstenmal in meinem Leben bin ich wirklich vernünftig. Alle, alle sollen sie mich sehen! ‐ Dann gibt es kein Zurück, kein nach Hause zu Papa und Mama, zu den Onkeln und Tanten. Dann bin ich nicht mehr das Fräulein Else, das man an irgendeinen Direktor Wilomitzer verkuppeln möchte; alle hab’ ich sie so zum Narren; — den Schuften Dorsday vor allem — und komme zum zweitenmal auf die Welt... sonst alles vergeblich — Adresse bleibt Fiala. Haha!
shift#383Feature: loud; New State: fKeine Zeit mehr verlieren,add#359 nur nicht wieder feigfeige werden. Herunter subst#366dasmit dem Kleid. shift#384Feature: loud; New State: normaladd#360So.del#285 Wer wird der Erste sein? Wirst du es sein, Vetter Paul? Dein Glück, daß der Römerkopf nicht mehr da ist. Wirst du diese schönen Brüste küssen heute Nacht? Ah, wie bin ich schön. Bertha hat ein schwarzes Seidenhemd. Raffiniert. Ich werde noch viel raffinierter sein. Herrliches Leben. Fort mit den Strümpfen, das wäre unanständig. Nackt, ganz nackt. Wie wird mich Cissy beneiden! Und andere auch. Aber sie trauen sich nicht. Sie möchten ja alle so gern. Nehmt Euch ein Beispiel. Ich, die Jungfrau, ich traue mich. Ich werde mich ja zu Tod lachen über Dorsday. Da bin ich, Herr von Dorsday. Rasch auf die Post. Fünfzigtausend. So viel ist es doch wert?
Schön, schön bin ich!add#361 Sehr schön. shift#385Feature: loud; New State: fSchau’ mich an, Nacht!shift#386Feature: loud; New State: normal Berge schaut mich an! Himmel schau’ mich anadd#362, schau’ mich an, wie schön ich bin. Aber ihr seid ja blind. Was habehab’ ich add#363denn von euch. Die da untenadd#364, die da unten, die haben Augen. Soll ich mir die Haare subst#368lösenaufmachen? Nein. subst#369Da säh ich aus wieDann halten sie mich ja für eine Verrückte. Aber Ihr sollt mich nicht für verrückt halten. subst#370Nur für schamlos sollt Ihr mich halten. Ihr sollt mich nur für schamlos halten. Für eine Kanailleadd#365 sollt ihr mich halten. shift#387Feature: tempo; New State: aWo ist add#366denn subst#371dasmein Telegramm? Um Gottes willen, woadd#367 - wo habehab’ ich denn subst#373dasmein Telegramm?shift#388Feature: tempo; New State: normal add#368Ah. Da liegt es ja. Da liegt es ja, add#369ganz friedlich neben dem Veronal. ‚Wiederhole flehentlich ‐ fünfzigtausend ‐ sonst alles subst#374vergeblichvergebens. Adresse bleibt Fiala.‘ subst#375JaNatürlich, das ist subst#376dasmein Telegramm.del#286 Das ist ein Stück Papier und da stehen Worte darauf. Aufgegeben in Wien vier Uhr dreißig. Nein, ich träume nicht, es ist alles wahr. Und zu Hause warten sie auf die fünfzigtausend Gulden. Und Herr von Dorsday wartet auch. Er soll nur warten. Wir haben ja Zeit. Ah, wie hHübsch ist subst#378esdas, so nackt im Zimmer auf und abdel#287zuspazieren. Bin ich wirklich so schön wie im Spiegel? subst#379AchHm, kommen Sie doch näher, schönes Fräulein.del#288 Ich will Ihre blutroten Lippen küssen. Ich will Ihre Brüste an meine Brüste pressen. Wie sSchade, daß das Glas zwischen uns ist, das kalte Glas. Wie gut würden wir add#370zwei uns shift#389Feature: voice; New State: laughmiteinander vertragenshift#390Feature: voice; New State: normal. Nicht wahr? Wir brauchten subst#381garüberhaupt niemanden andern. add#371Es gibt ja überhaupt gar niemanden andern. subst#382Es gibt vielleichtVielleicht gibt’s überhaupt gar keine andern Menschen. Es gibt Telegrammesubst#383 und, Hotelssubst#384 und, Bergesubst#385 und, Bahnhöfesubst#386 und, Wälder, aber Menschen subst#387gibt esgibt’s ja gar nicht. Die träumen wir nur.add#372 Die bilden wir uns nur ein. Nur der Doktor Fiala existiert mit der Adresse. add#373Und Ees bleibt immer dieselbe. shift#391Feature: loud; New State: fOshift#392Feature: loud; New State: normal, ich bin keineswegs verrückt. del#289Ich bBin nur ein wenig subst#390erregtaufgeregt. del#290Das iIst dochdel#291 ganz selbstverständlich, bevor man zum zweitenmal auf die Welt kommt. Denn die frühere Elseadd#374, die istis’ add#375ja subst#393schonbereits gestorben. del#292Ja, gGanz bestimmt bin ich tot. del#293Da mod#18braucht man kein Veronal dazudDazu braucht manadd#376 gar kein Veronal. subst#396Soll ich es nicht weggießen?Das könnt’ ich einfach weggießen, wenn ich wollte. Das Stubenmädel könntekönnt’ esadd#376 vielleicht noch aus Versehen trinken. Ich werdewerd’ add#377besser einen Zettel hinlegen und daraufdrauf schreiben: Gift; subst#400nein, lieberoder besser noch: Medizin, — damit dem Stubenmädeladd#378 nur nichts geschieht. So edel bin ichadd#379 doch noch. So. Medizin, zweimal unterstrichensubst#401 und, drei Ausrufungszeichenadd#380, so. Jetzt kannadd#381 gar subst#402nichtsnix passieren.del#294 Und wWenn ich dann heraufkommeheraufkomm’ und keine Lust habehab’ mich umzubringen und nur schlafen will, shift#393Feature: pitch; New State: highdann trinketrink’ ich eben nicht das ganze Glas ausshift#394Feature: pitch; New State: normal, subst#407sonderntrink’ ich eben nur ein Viertel del#295davon oder noch weniger.add#382 Ist Gganz einfach. Alles habehab’ ich in meiner Hand.del#296 Am einfachsten wäre, ich liefe hinunter — so wie ich bin über Gang und Stiegen. Aber nein, da könnte ich aufgehalten werden, ehe ich unten bin — und ich muß doch die Sicherheit haben, daß der Herr von Dorsday dabei ist! Sonst schickt er natürlich das Geld nicht ab, der Schmutzian. ‐ Aber ich muß ihm del#297ja nochadd#383 einen Brief schreibenadd#384, meinem Herrn Gourmet. Das ist del#298doch das Wichtigste.add#385 Ich muss doch die Sicherheit haben, daß er das Geld wirklich abschickt. subst#410OOha, kalt ist shift#395Feature: voice; New State: laughsubst#411die Sessellehneder Sesselshift#396Feature: voice; New State: normal, aber angenehm.del#299 Wenn ich meine Villa am italienischen See haben werde, dann werde ich in meinem Park immer nackt herumspazieren... Die Füllfeder vermache ich Fred, wenn ich einmal sterbe. Aber vorläufig habe ich etwas Gescheiteres zu tun als zu sterben. ‚Hochverehrter Herr Vicomte‘ ‐ also vernünftig Else, keine Aufschrift, weder hochverehrt, noch hochverachtet. ‚Ihre Bedingung, Herr von Dorsday, ist erfüllt‘ ‐ ‐ ‐ ‚shift#397Feature: tempo; New State: lIn dem Augenblick, da Sie diese Zeilen lesen, Herr von Dorsday, ist ihre Bedingung erfüllt, wenn auch nicht ganz in der von Ihnen vorgesehenen Weise.shift#398Feature: tempo; New State: normaldel#300‘ ‐ ‚Nein, wie gut das Mädel schreibt‘, möcht’ der Papa sagen. ‐ ‚Und soshift#399Feature: tempo; New State: l mod#19rechne ichiIch rechne darauf, daß Sie Ihrerseits Ihr Wort halten und die fünfzigtausend Gulden telegraphisch an die bekannte Adresse unverzüglich anweisen lassendel#301 werden, Else.shift#400Feature: tempo; New State: normal‘del#302 Nein, nicht Else. Gar keine Unterschrift. So.del#303 Mein schönes gelbes Briefpapier! Hab’ ich zu Weihnachten bekommen. Schad’ drum. So — und jetzt Telegramm und Brief ins Kuvert. ‐ ‚Herrn von Dorsday‘, Zimmer Nummer fünfundsechzig. Wozu die Nummer? Ich legeleg’ ihm den Brief einfach vor die Türdel#304 im Vorbeigehen.del#305 Aber ich muß nicht. Ich muß überhaupt gar nichts. Wenn es mir beliebt, kann ich mich jetzt auch ins Bett legen und schlafen und mich um nichts mehr kümmern. Nicht um den Herrn von Dorsday und nicht um den Papa. Ein gestreifter Sträflingsanzug ist auch ganz elegant. Und erschossen haben sich schon viele. Und sterben müssen wir alle.
del#306Aber du hast ja das alles vorläufig nicht nötig, Papa. Du hast ja deine herrlich gewachsene Tochter, und Adresse bleibt Fiala. Ich werde eine Sammlung einleiten. Mit dem Teller werde ich herumgehen. Warum sollte nur Herr von Dorsday zahlen? Das wäre ein Unrecht. Jeder nach seinen Verhältnissen. Wieviel wird Paul auf den Teller legen? Und wieviel der Herr mit dem goldenen Zwicker? Aber bildet Euch nur ja nicht ein, daß das Vergnügen lange dauern wird. Gleich hülle ich mich wieder ein, laufe die Treppen hinauf in mein Zimmer, sperre mich ein und, wenn es mir beliebt, trinke ich das ganze Glas auf einen Zug. Aber es wird mir nicht belieben. Es wäre nur eine Feigheit. Sie verdienen gar nicht so viel Respekt, die Schufte. Schämen vor Euch? Ich mich schämen vor irgend wem? Das habe ich wirklich nicht nötig. Laß dir noch einmal in die Augen sehen, schöne Else. Was du für Riesenaugen hast, wenn man näher kommt. Ich wollte, es küßte mich einer auf meine Augen, auf meinen blutroten Mund. Kaum über die Knöchel reicht mein Mantel. Man wird sehen, daß meine Füße nackt sind. Was tut’s, man wird noch mehr sehen! Aber ich bin nicht verpflichtet. Ich kann gleich wieder umkehren, noch bevor ich unten bin. Im ersten Stock kann ich umkehren. Ich muß überhaupt nicht hinuntergehen. Aber ich will ja. Ich freue mich drauf. Hab’ ich mir nicht mein ganzes Leben lang so was gewünscht?
add#386Also. Worauf wartewart’ ich denn noch? del#307Ich bBin ja bereit. Die Vorstellung kann beginnen.del#308 Den Brief nicht vergessen. Eine aristokratische Schrift behauptet Fred. Auf Wiedersehen, Else. Du bist schön mit dem Mantel. Florentinerinnen haben sich so malen lassen. In den Galerien hängen ihre Bilder und es ist eine Ehre für sie. ‐ Man muß gar nichts bemerken, wenn ich den Mantel um habehab’. Nur die Füße, del#309nur dieadd#387 nackten Füße.add#388 Aha. Ich nehmenehm’ die schwarzen Lackschuhe, dann denkt man, subst#418es sind fleischfarbeneich hab’ ganz dünne Strümpfe. So werdewerd’ ich durch die Halle gehen, shift#401Feature: tempo; New State: lund kein Mensch wird ahnen, daß unter dem Mantel nichts ist, als ich,subst#420 ich selber nur ichshift#402Feature: tempo; New State: normal. del#310Und dann kann ich immer noch herauf... ‐ Wer spielt denn da unten so schön Klavier? Chopin? ‐ Herr von Dorsday wird etwas nervös sein. Vielleicht hat er Angst vor Paul. Nur Geduld, Geduld, wird sich alles finden. Ich weiß noch gar nichts, Herr von Dorsday, ich bin selber schrecklich gespannt. add#389shift#403Feature: voice; New State: laugh Ha. shift#404Feature: voice; New State: normalLicht ausschalten!del#311 Ist alles in Ordnung in meinem Zimmer? shift#405Feature: tempo; New State: lshift#406Feature: pitch; New State: highLeb’ wohl, Veronal, auf Wiedersehen. Leb’ wohl, mein heißgeliebtes Spiegelbild.shift#407Feature: pitch; New State: normal Wie du im Dunkel leuchtest.shift#408Feature: tempo; New State: normaldel#312 Ich bin schon ganz gewohnt, unter dem Mantel nackt zu sein. Ganz angenehm. Wer weiß, ob nicht manche so in der Halle sitzen und keiner weiß es? Ob nicht manche Dame so ins Theater geht und so in ihrer Loge sitzt — zum Spaß oder aus anderen Gründen.
Soll ichadd#390 die Tür zusperren? Wozu? Hier wirddel#313 ja nichts gestohlen. Und wenn auch ‐ ich brauchebrauch’ ja nichts mehr. Schluß... Wo ist denn Nummer fünfundsechzig? Niemand ist auf dem Gang. Alles noch unten beim DinerDinner. Einundsechzig... zweiundsechzig... del#314das sind ja riesige Bergschuhe, die da vor der Türe stehen. Da hängt eine Hose am Haken. Wie unanständig. shift#409Feature: loud; New State: fVvierundsechzig, fünfundsechzig.shift#410Feature: loud; New State: normal subst#424So. Da wohnt er, der VicomteAha, gut... Da unten lehn’ ich den Brief hin, an die Tür. Da muß er ihn gleich sehen.del#315 Es wird ihn doch keiner stehlen? So, da liegt er... Macht nichts... Ich kann noch immer tun, was ich will. Hab’ ich ihn halt zum Narrn gehalten... Wenn ich ihm mod#20nur jetztjetzt nur nicht auf der Treppe begegne.del#316 Da kommt ja... nein, das ist er nicht!... Der ist viel hübscher als der Herr von Dorsday, sehr elegant, mit dem kleinen schwarzen Schnurrbart. Wann ist denn der angekommen? Ich könnte eine kleine Probe veranstalten — ein ganz klein wenig den Mantel lüften. Ich habe große Lust dazu. Schauen Sie mich nur an, mein Herr. Sie ahnen nicht, an wem Sie da vorübergehen. Schade, daß Sie gerade jetzt sich heraufbemühen. Warum bleiben Sie nicht in der Halle? Sie versäumen etwas. Große Vorstellung. Warum halten Sie mich nicht auf? Mein Schicksal liegt in Ihrer Hand. Wenn Sie mich grüßen, so kehre ich wieder um. So grüßen Sie mich doch. Ich sehe Sie doch so liebenswürdig an... Er grüßt nicht. Vorbei ist er. Er wendet sich um, ich spüre es. Rufen Sie, grüßen Sie! Retten Sie mich! Vielleicht sind Sie an meinem Tode schuld, mein Herr! Aber Sie werden es nie erfahren. Adresse bleibt Fiala...
Wo bin ichadd#391 denn? Schon in der Halle? Wie bin ich subst#425daher denn da so schnell heruntergekommen?del#317 So wenig Leute und so viele Unbekannte. Oder sehe ich so schlecht? Wo ist Dorsday? Er ist nicht da. Ist es ein Wink des Schicksals? Ich will zurück. Ich will einen andern Brief an Dorsday schreiben. Ich erwarte Sie in meinem Zimmer um Mitternacht. Bringen Sie die Depesche an Ihre Bank mit. Nein. Er könnte es für eine Falle halten. Könnte auch eine sein. Ich könnte Paul bei mir versteckt haben, und er könnte ihn mit dem Revolver zwingen, uns die Depesche auszuliefern. Erpressung. Ein Verbrecherpaar. Wo istadd#392 denn Dorsday? Dorsday,add#393 Dorsday, wo bist du?add#394 Dorsday, wo bist du? Hat er sich vielleicht umgebracht aus Reue über meinen Tod? del#318Im Spielzimmer wird er sein. Gewiß. An einem Kartentisch wird er sitzen. Dann will ich ihm von der Tür aus mit den Augen ein Zeichen geben. Er wird sofort aufstehen. ‚Hier bin ich, mein Fräulein.‘ Seine Stimme wird klingen. ‚Wollen wir ein wenig promenieren, Herr Dorsday?‘ ‚Wie es beliebt, Fräulein Else.‘ Wir gehen über den Marienweg zum Walde hin. Wir sind allein. Ich schlage den Mantel auseinander. Die fünfzigtausend sind fällig. Die Luft ist kalt, ich bekomme eine Lungenentzündung und sterbe... Warum sehen mich die zwei Damen an? Merken sie was? Warum bin ich denn da? Bin ich verrückt? Ich werde zurückgehen in mein Zimmer, mich geschwind ankleiden, das blaue, drüber den Mantel wie jetzt, aber offen, da kann niemand glauben, daß ich vorher nichts angehabt habe... Ich kann nicht zurück. Ich will auch nicht zurück. shift#411Feature: tempo; New State: aWo ist add#395denn Paul? Wo ist add#396denn Tante Emma? Wo istadd#397 denn Cissy? Wo sind sie denn alle?add#398 Wo sind sie denn alle? del#319Keiner wird es merken... Man kann es ja gar nicht merken. Wer spieltadd#399 denn da so schön? Chopin?shift#412Feature: tempo; New State: normal subst#426Nein,Na, das ist ja gar nicht Chopin, das ist Schumann.add#400 Schumann.
Ich irre in der Halle umher wie eine Fledermaus. Fünfzigtausendadd#401, fünfzigtausend! Die Zeit vergehtadd#402, die Zeit vergeht. Ich muß diesen verfluchten Herrn von Dorsday finden. Nein, ich muß in mein Zimmer zurück... Ich werdeadd#403 das Veronal add#404besser vorher trinken.add#405 Nein, nein, besser nachher.del#320 Nur einen kleinen Schluck, dann werde ich gut schlafen... shift#413Feature: loud; New State: fNach getaner Arbeit ist gut ruhenshift#414Feature: loud; New State: normal... del#321Aber dDie Arbeit ist noch nicht getan...del#322 Wenn der Kellner den schwarzen Kaffee dem alten Herrn dort serviert, so geht alles gut aus. Und wenn er ihn dem jungen Ehepaar in der Ecke bringt, so ist alles verloren. Wieso? Was heißt das? Zu dem alten Herrn bringt er den Kaffee. Triumph! Alles geht gut aus. Ha, Cissy und Paul! Da draußen vor dem Hotel gehen sie auf und ab. Sie reden ganz vergnügt miteinander. Er regt sich nicht sonderlich auf wegen meiner Kopfschmerzen. Schwindler!... Cissy hat keine so schönen Brüste wie ich. Freilich, sie hat ja ein Kind... Was reden die Zwei? Wenn man es hören könnte! Was geht es mich an, was sie reden? Aber ich könnte auch vors Hotel gehen, ihnen guten Abend wünschen und dann weiter, weiterflattern über die Wiese, in den Wald, hinaufsteigen, klettern, immer höher, bis auf den Cimone hinauf, mich hinlegen, einschlafen, erfrieren. Geheimnisvoller Selbstmord einer jungen Dame der Wiener Gesellschaft. Nur mit einem schwarzen Abendmantel bekleidet, wurde das schöne Mädchen an einer unzugänglichen Stelle des Cimone della Pala tot aufgefunden... Aber vielleicht findet man mich nicht... Oder erst im nächsten Jahr. Oder noch später. Verwest. Als Skelett. Doch besser, hier in der geheizten Halle sein und nicht erfrieren. Nun, shift#415Feature: loud; New State: fHerr von Dorsdayshift#416Feature: loud; New State: normal, wo stecken Sie denndel#323 eigentlich?del#324 Bin ich verpflichtet zu warten? shift#417Feature: loud; New State: fSie haben mich zu suchen, nicht ich Sie.shift#418Feature: loud; New State: normal del#325Ich will noch im Spielsaal nachschauen. Wenn er dort nicht ist, hat er sein Recht verwirkt. Und ich schreibe ihm: Sie waren nicht zu finden, Herr von Dorsday, Sie haben freiwillig verzichtet; das entbindet Sie nicht von der Verpflichtung, das Geld sofort abzuschicken. Das Geld. Was für ein Geld denn? Was kümmert mich das? Es ist mir doch ganz gleichgültig, ob er das Geld abschickt oder nicht. Ich habe nicht das geringste Mitleid mehr mit Papa. Mit keinem Menschen habe ich Mitleid. Auch mit mir selber nicht. Mein Herz ist tot. Ich glaube, es schlägt gar nicht mehr. Vielleicht habe ich das Veronal schon getrunken... Warum schaut mich add#406denn die holländische Familie so an? Man kann doch unmöglich subst#428wasetwas merken.del#326 Der Portier sieht mich auch so verdächtig an. Ist vielleicht noch eine Depesche gekommen? Achtzigtausend? Hunderttausend? Adresse bleibt Fiala. Wenn eine Depesche da wäre, würde er es mir sagen. Er sieht mich hochachtungsvoll an. Er weiß nicht, daß ich unter dem Mantel nichts an habe. Niemand weiß es. Ich gehe zurück in mein Zimmer. Zurück, zurück, zurück! Wenn ich über die Stufen stolperte, das wäre eine nette Geschichte. Vor drei Jahren auf dem Wörthersee ist eine Dame ganz nackt hinausgeschwommen. Aber noch am selben Nachmittag ist sie abgereist. Die Mama hat gesagt, es ist eine Operettensängerin aus Berlin. Schumann? Ja, Karneval. Die oder der spielt ganz schön. Das Kartenzimmer ist aber rechts. Letzte Möglichkeit, Herr von Dorsday. Wenn er dort ist, winke ich ihn mit den Augen zu mir her und sage ihm, um Mitternacht werde ich bei Ihnen sein, Sie Schuft. ‐ Nein, Schuft sage ich ihm nicht. Aber nachher sage ich es ihm... Irgendwer geht mir nach. Ich wende mich nicht um. Nein, nein. ‐
del#327„Else!“ ‐ Um Gottes willen die Tante. Weiter, weiter! ‐ „Else!“ ‐ Ich muß mich umdrehen, es hilft mir nichts. „O, guten Abend, Tante.“ ‐ „Ja, Else, was ist denn mit dir? Grad’ wollte ich zu dir hinaufschauen. Paul hat mir gesagt ‐ ‐ Ja, wie schaust du denn aus?“ ‐ „Wie schau ich denn aus, Tante? Es geht mir schon ganz gut. Ich habe auch eine Kleinigkeit gegessen.“ Sie merkt was, sie merkt was. ‐ „Else — du hast ja — keine Strümpfe an!“ ‐ „Was sagst du da, Tante? Meiner Seel, ich habe keine Strümpfe an. Nein —!“ ‐ „Ist dir nicht wohl, Else? Deine Augen — du hast Fieber.“ ‐ „Fieber? Ich glaub’ nicht. Ich hab’ nur so furchtbare Kopfschmerzen gehabt, wie nie in meinem Leben noch.“ ‐ „Du mußt sofort zu Bett, Kind, du bist totenblaß.“ ‐ „Das kommt von der Beleuchtung, Tante. Alle Leute sehen hier blaß aus in der Halle.“ Sie schaut so sonderbar an mir herab. Sie kann doch nichts merken? Jetzt nur die Fassung bewahren. Papa ist verloren, wenn ich nicht die Fassung bewahre. Ich muß etwas reden. „Weißt du, Tante, was mir heuer in Wien passiert ist? Da bin ich einmal mit einem gelben und einem schwarzen Schuh auf die Straße gegangen.“ Kein Wort ist wahr. Ich muß weiterreden. Was sag’ ich nur? „Weißt du, Tante, nach Migräneanfällen habe ich manchmal solche Anfälle von Zerstreutheit. Die Mama hat das auch früher gehabt.“ Nicht ein Wort ist wahr. ‐ „Ich werde jedenfalls um den Doktor schicken.“ ‐ „Aber ich bitte dich, Tante, es ist ja gar keiner im Hotel. Man müßt’ einen aus einer anderen Ortschaft holen. Der würde schön lachen, daß man ihn holen läßt, weil ich keine Strümpfe anhabe. Haha.“ Ich sollte nicht so laut lachen. Das Gesicht von der Tante ist angstverzerrt. Die Sache ist ihr unheimlich. Die Augen fallen ihr heraus. ‐ „Sag’, Else, hast du nicht zufällig Paul gesehen?“ ‐ Ah, sie will sich Sukkurs verschaffen. Fassung, alles steht auf dem Spiel. „Ich glaube, er geht auf und ab vor dem Hotel mit Cissy Mohr, wenn ich nicht irre.“ ‐ „Vor dem Hotel? Ich werde sie beide hereinholen. Wir wollen noch alle einen Tee trinken, nicht wahr?“ ‐ „Gern.“ Was für ein dummes Gesicht sie macht. Ich nicke ihr ganz freundlich und harmlos zu. Fort ist sie. Ich werde jetzt in mein Zimmer gehen. Nein, was soll ich denn in meinem Zimmer tun? Es ist höchste Zeit, höchste Zeit. shift#419Feature: tempo; New State: aFünfzigtausend, fünfzigtausendadd#407, fünfzigtausend, fünfzigtausend. Warum laufelauf’ ich denn so? del#328Nur lLangsam, langsamadd#408, langsam... Was will ich denn?add#409 Was will ich denn? Wie heißt der Mann?add#410 Jetzt hab’ ich den Namen vergessen, wie heißt der? subst#431Herr von DorsdayDorsday, Dorsday.shift#420Feature: tempo; New State: normal Komischer Nameadd#411, Dorsday... Da ist del#329ja das Spielzimmer. del#330Grüner Vorhang vor der Tür. Man sieht nichts. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen. Die Whistpartie. Die spielen jeden Abend. Dort spielen zwei Herren Schach.shift#421Feature: tempo; New State: aadd#412Ob er da drin is’? Herr von Dorsday, sind Sie da? Nein. Gott sei Dank, subst#432Herr von Dorsdayer istis’ nicht da. del#331Viktoria. subst#434GerettetIch bin gerettet! Wieso denn?add#413 Wieso denn? Ich muß add#414ihn ja weiter suchen. Ich bin verdammt, Herrn von Dorsday zu suchen bis an mein Lebensende. Er sucht mich gewiß auch. Wir verfehlen uns immerfort. Vielleicht sucht er mich obenadd#415 und ich such’ ihn unten. Wir werden uns auf der Stiege treffen.del#332 Die Holländer sehen mich wieder an. Ganz hübsch die Tochter. Der alte Herr hat eine Brille, eine Brille, eine Brille... Fünfzigtausend. Es istis’ ja add#416gar nicht so viel. Fünfzigtausend,add#417 das ist doch eine Kleinigkeit, Herr von Dorsday. add#418Eine Kleinigkeit, fünfzigtausend. shift#422Feature: tempo; New State: normalSchumann?add#419 Was ist das nur? del#333Ja, Karnevaladd#420 von Schumann... Hab’ ich auch einmal subst#436studiertgespielt. Schön spielt subst#437siedieadd#421 das. subst#438Warum denn sieWieso denn eine Sie? Vielleicht ist subst#439esdas ein Er? Vielleicht ist subst#440esdas eine Virtuosin? shift#423Feature: tempo; New State: aIch subst#441willwerde einen Blick in den Musiksalon tun.
shift#424Feature: tempo; New State: normal shift#425Feature: tempo; New State: aDa ist del#334ja die Tür.shift#426Feature: tempo; New State: normal ‐ ‐ shift#427Feature: loud; New State: fDorsday! Ich fallefall’ um.shift#428Feature: loud; New State: normaldel#335 Dorsday! Dort steht er am Fenster und hört zu. shift#429Feature: tempo; New State: lWie ist add#422denn das möglich? Ich verzehre mich — ich werde verrückt — ich bin tot — und er hört einer fremden Dame Klavier spielen zu.shift#430Feature: tempo; New State: normaldel#336 Dort auf dem Divan sitzen zwei Herren. Der Blonde ist erst heute angekommen. Ich hab’ ihn aus dem Wagen steigen sehen. Die Dame ist gar nicht mehr jung. Sie ist schon ein paar Tage lang hier. Ich habe nicht gewußt, daß sie so schön Klavier spielt. Sie hat es gut. Alle Menschen haben es gut... nur ich bin verdammt... Dorsday! Dorsday! Ist er das wirklich? Er sieht mich nicht. shift#431Feature: tempo; New State: lJetzt schaut er aus wie ein anständiger Mensch. Er hört add#423Klavierspielen zu.shift#432Feature: tempo; New State: normaladd#424shift#433Feature: voice; New State: laugh Ha.shift#434Feature: voice; New State: normal Fünfzigtausendadd#425, fünfzigtausend!del#337 Jetzt oder nie. Leise die Tür aufgemacht. del#338Da bin ich, Herr von Dorsday! Er sieht mich add#426noch nicht. Ich will ihm nur ein Zeichen mit den Augen geben, dann werdewerd’ ich den Mantel ein wenig lüften, das ist add#427ganz genug. del#339Ich bBin ja ein junges Mädchen. add#428Ich Bbin add#429ja ein anständiges junges Mädchen aus guter Familie.add#430 Ich Bbin ja keine subst#447DirneHureadd#431 — schließlich.del#340... Ich will fort. Ich will Veronal nehmen und schlafen. Sie haben sich geirrt, Herr von Dorsday, ich bin keine Dirne. Adieu, adieu!... shift#435Feature: tempo; New State: lsubst#448HaAhshift#436Feature: tempo; New State: normal, er schaut auf. Da bin ich, Herr von Dorsday. del#341Was für Augen er macht. Seine Lippen zittern. Er bohrt seine Augen in meine Stirn. Er ahnt add#432noch nicht, daß ich nackt bin shift#437Feature: voice; New State: laughunter dem Mantelshift#438Feature: voice; New State: normal. del#342Lassen Sie mich fort, lassen Sie mich fort! Seine Augen glühen. Seine Augen drohen. Was wollen Sieadd#433 denn von mir? Sie del#343sind ein Schuft. del#344Keiner sieht mich als er. Sie hören zu. So kommen Sie doch, Herr von Dorsday! Merken Sie nichts? shift#439Feature: pitch; New State: highshift#440Feature: loud; New State: fDort im Fauteuil — shift#441Feature: tempo; New State: lHerrgott, im Fauteuil — das ist ja der Filou! Himmel, ich danke dir. Er ist wieder da, er ist wieder da!shift#442Feature: tempo; New State: normal Er waradd#434 ja nur auf einer Tour! Jetzt ist er wieder da. subst#449DerMein shift#443Feature: voice; New State: laughRömerkopf ist wieder da. Mein Bräutigamshift#444Feature: voice; New State: normal, mein Geliebter. Aber er sieht michadd#435 noch nichtshift#445Feature: loud; New State: normal. Eradd#436 — er soll michadd#437 ja auch nicht sehen.shift#446Feature: pitch; New State: normaldel#345 Was wollen Sie, Herr von Dorsday? Sie schauen mich an, als wenn ich Ihre Sklavin wäre. Ich bin nicht Ihre Sklavin. Fünfzigtausend! Bleibt es bei unserer Abmachung, Herr von Dorsday? del#346Ich bin bereit. Da bin ich. Ich bin ganz ruhig. Ich lächle.del#347 Verstehen Sie meinen Blick? Sein Auge spricht zu mir: komm! Sein Auge spricht: ich will dich nackt sehen. Nun, du Schuft, ich bin ja nackt. Was willst du denn noch? Schick die Depesche ab... Sofort... Es rieselt durch meine Haut. Die Dame spielt weiter. Köstlich rieselt es durch meine Haut. Wie wundervoll ist es nackt zu sein. Die Dame spielt weiter, sie weiß nicht, was hier geschieht. Niemand weiß es. Keiner noch sieht mich. shift#447Feature: loud; New State: fFilou, Filoushift#448Feature: loud; New State: normal! Nackt stehesteh’ ich da. Dorsday reißt die Augen auf.del#348 Jetzt endlich glaubt er es. Der Filou subst#451stehtspringt auf. del#349Seine Augen leuchten. Du verstehst mich, schöner Jüngling. „Haha!“ Die Dame spielt nicht mehr. Der Papa ist gerettet. shift#449Feature: tempo; New State: aFünfzigtausendadd#438, fünzigtausend, fünfzigtausendshift#450Feature: tempo; New State: normal! Adresse bleibt Fiala!add#439 Fünfzigtausend, fünfzigtausend shift#451Feature: tempo; New State: ashift#452Feature: pitch; New State: highshift#453Feature: loud; New State: fshift#454Feature: voice; New State: laugh„Ha, ha, haadd#440, ha, ha, ha, ha!“shift#455Feature: voice; New State: normalshift#456Feature: loud; New State: normalshift#457Feature: pitch; New State: normalshift#458Feature: tempo; New State: normal Wer lacht denn da?add#441 Wer lacht denn da? subst#452Ich selberBin ich das selber? shift#459Feature: tempo; New State: ashift#460Feature: pitch; New State: highshift#461Feature: loud; New State: fshift#462Feature: voice; New State: laugh„Ha, ha, haadd#442, ha, ha, ha, ha!“shift#463Feature: voice; New State: normalshift#464Feature: loud; New State: normalshift#465Feature: pitch; New State: normalshift#466Feature: tempo; New State: normal add#443Was ist denn das? Was sind denn das für Gesichter um mich?del#350 „Ha, ha, ha!“ Zu dumm, daß ich subst#453lacheimmer lachen muß. Ich willadd#444 ja gar nicht lachen, ich will add#445ja gar nichtadd#446 lachen. shift#467Feature: tempo; New State: ashift#468Feature: voice; New State: laughshift#469Feature: pitch; New State: highshift#470Feature: loud; New State: f„subst#454HahaHa, ha, ha, ha, ha, ha, ha!“shift#471Feature: loud; New State: normalshift#472Feature: pitch; New State: normalshift#473Feature: voice; New State: normal ‐ shift#474Feature: loud; New State: f„Else!“shift#475Feature: loud; New State: normal ‐ Wer ruft add#447denn da Else? Das ist Paul. del#351Er muß hinter mir sein. Ich spüre einen Luftzug über meinen nackten Rücken. Es saust in meinen Ohren. Vielleicht bin ich schon tot?shift#476Feature: tempo; New State: normaldel#352 Was wollen Sie, Herr von Dorsday? Warum sind Sie so groß und stürzen über mich her? „Ha, ha, ha!“
Was habehab’ ich denn getan? Was habehab’ ich add#448denn getan? Was habehab’ ich add#449denn getan? Ich fallefall’ um.del#353 Alles ist vorbei. Warum ist denn keine Musik mehr? Ein Arm schlingt sich um meinen Nacken. Das ist Paul. Wo ist denn der Filou? Da lieg ich. „Ha, ha, ha!“ mod#21Der Mantel fliegt auf mich herab. Und ich liege da.subst#459Und ich liege da.Da lieg’ ich. subst#460DerEin Mantel fliegt auf mich herab. Die Leute halten mich für ohnmächtig. subst#461Nein,Aber ich bin nicht ohnmächtig. Ich bin bei vollem Bewußtsein. Ich bin hundertmal wach, ich bin tausendmal wach. Ich muß nur immer lachen.del#354 „Ha, ha, ha!“ Jetzt haben Sie Ihren Willen, Herr von Dorsday, Sie müssen das Geld für Papa schicken. Sofort. „Haaaah!“ Ich will nicht schreien, und ich muß immer schreien. Warum muß ich denn schreien. ‐ Meine Augen sind zu. Niemand kann mich sehen. Papa ist gerettet. ‐shift#477Feature: loud; New State: f shift#478Feature: pitch; New State: high„Else!“shift#479Feature: pitch; New State: normal shift#480Feature: loud; New State: normal‐ Das ist die Tante. ‐ shift#481Feature: pitch; New State: highshift#482Feature: loud; New State: f„Else! Else!“ ‐ „Ein Arzt, ein Arzt!“ ‐ „Geschwindadd#450, geschwind zum Portier!“ ‐ „Was ist denn passiert?“ ‐ „Das istis’ ja add#451gar nicht möglich.“ ‐ „Das arme Kind.“shift#483Feature: loud; New State: normalshift#484Feature: pitch; New State: normal ‐ shift#485Feature: tempo; New State: lWas reden subst#463sdie denn da? Was murmeln subst#464sdie denn da?shift#486Feature: tempo; New State: normal del#355Ich bin kein armes Kind. Ich bin glücklich. Der Filou hat mich nackt gesehen. O, ich schäme mich so. Was habe ich getan? Nie wieder werde ich die Augen öffnen. ‐ „Bitte, die Türe schließen.“ ‐ Warum soll man die Türe schließen? Was für Gemurmel. Tausend Leute sind um mich. Sie halten mich alle für ohnmächtig. Ich bin nicht ohnmächtig. Ich träume nur. ‐ „Beruhigen Sie sich doch, gnädige Frau.“ ‐ „Ist schon um den Arzt geschickt?“ ‐ „Es ist ein Ohnmachtsanfall.“ ‐ Wie weit sie alle weg sind. Sie sprechen alle vom Cimone herunter. ‐ „Man kann sie doch nicht auf dem Boden liegen lassen.“ ‐ „Hier ist ein Plaid.“ ‐ „Eine Decke.“ ‐ „Decke oder Plaid, das ist ja gleichgültig.“ ‐ „Bitte doch um Ruhe.“ ‐ „Auf den Diwan.“ ‐ „Bitte doch endlich die Türe zu schließen.“ ‐ „Nicht so nervös sein, sie ist ja geschlossen.“ ‐ „Else! Else!“ ‐ Wenn die Tante nur endlich still wär! ‐ „Hörst du mich Else?“ ‐ „Du siehst doch, Mama, daß sie ohnmächtig ist.“ ‐ Ja, Gott sei Dank, für Euch bin ich ohnmächtig. Und ich bleibe auch ohnmächtig. ‐ „Wir müssen sie auf ihr Zimmer bringen.“ ‐ „Was ist denn da geschehen? Um Gottes willen!“ ‐ Cissy. Wie kommt denn Cissy auf die Wiese. Ach, es ist ja nicht die Wiese. ‐ „Else!“ ‐ shift#487Feature: pitch; New State: low„Bitte um Ruhe.“ ‐ „Bitte ein wenig subst#465zurückzutretenzurücktreten.“shift#488Feature: pitch; New State: normal ‐del#356 Hände, Hände unter mir. Was wollen sie denn? Wie schwer ich bin. Pauls Hände. Fort, fort. Der Filou ist in meiner Nähe, ich spüre es. Und Dorsday ist fort. Man muß ihn suchen. Er darf sich nicht umbringen, ehe er die fünfzigtausend abgeschickt hat. Meine Herrschaften, er ist mir Geld schuldig. Verhaften Sie ihn. „Hast du eine Ahnung, von wem die Depesche war, Paul?“ ‐ „Guten Abend, meine Herrschaften.“ ‐ „Else, hörst du mich?“ ‐ „Lassen Sie sie doch, Frau Cissy.“ ‐ „Ach Paul.“ ‐ „Der Direktor sagt, es kann vier Stunden dauern, bis der Doktor da ist.“ ‐ „Sie sieht aus, als wenn sie schliefe.“ ‐ Ich liege auf dem Diwan, Paul hält meine Hand, er fühlt mir den Puls. Richtig, er ist ja Arzt. ‐ „Von Gefahr ist keine Rede, Mama. Ein — Anfall.“ ‐ „Keinen Tag länger bleibe ich im Hotel.“ ‐ „Bitte dich, Mama.“ ‐ „Morgen früh reisen wir ab.“ ‐ „Aber einfach über die Dienerschaftsstiege. Die Tragbahre wird sofort hier sein.“ ‐ Bahre? Bin ich nicht heute schon auf einer Bahre gelegen? War ich nicht schon tot? Muß ich denn noch einmal sterben? ‐ „Wollen Sie nicht dafür sorgen, Herr Direktor, daß die Leute sich endlich von der Türe entfernen.“ ‐ „Rege dich doch nicht auf, Mama.“ ‐ „Es ist eine Rücksichtslosigkeit von den Leuten.“ ‐ Warum flüstern sie denn alle? Wie in einem Sterbezimmer. Gleich wird die Bahre da sein. Mach’ auf das Tor, Herr Matador! ‐ „Der Gang ist frei.“ ‐ „Die Leute könnten doch wenigstens so viel Rücksicht haben.“ ‐ „Ich bitte dich, Mama, beruhige dich doch.“ ‐ „Bitte, gnädige Frau.“ ‐ „Wollen Sie sich nicht ein wenig meiner Mutter annehmen, Frau Cissy?“ ‐ Sie ist seine Geliebte, aber sie ist nicht so schön wie ich. Was ist denn schon wieder? Was geschieht denn da? subst#466SieDie bringen subst#467dieeine Bahre. Ich sehe es mit geschlossenen Augen. Das ist die Bahre, auf der sie die Verunglückten tragendel#357. Auf der ist auch der Doktor Zigmondi gelegen, subst#468der vom Cimone abgestürzt istdie vom Cimone abgestürzt sind. Und jetzt werdewerd’ ich add#452auch auf der Bahre liegen. Ich bin auch abgestürzt. del#358„Ha!“ Nein, ich will nicht noch einmal schreien. Sie flüstern. Wer beugt sichadd#453 denn da über meinen Kopf? Es riecht del#359gut nach Zigaretten. del#360Seine Hand ist unter meinem Kopf. Hände unter meinem Rücken, Hände unter meinen Beinen. Fort, fort, shift#489Feature: tempo; New State: lrührt michadd#454 doch nicht an. Ich bin ja nackt.shift#490Feature: tempo; New State: normal Pfui, pfui. Was wollt Ihr denn? Laßt michadd#455 doch in Ruhe. Es waradd#456 ja nur für Papa.del#361 ‐ „Bitte vorsichtig, so, langsam.“ ‐ „Der Plaid?“ ‐ „Ja, danke, Frau Cissy.“ ‐ Warum dankt er ihr? Was hat sie denn getan? Was geschieht add#457denn da mit mir? shift#491Feature: tempo; New State: lAh, del#362wie gut, del#363wie gut. Ich schwebe.add#458 Hm. Ich schwebe. Ich schwebe hinüber. Man trägt mich, man trägt mich, man trägt mich zu Grabe.shift#492Feature: tempo; New State: normal del#364‐ „Aber mir sein das g’wohnt, Herr Doktor. Da sind schon Schwerere darauf gelegen. Im vorigen Herbst einmal zwei zugleich.“ ‐ „Pst, pst.“ ‐ „Vielleicht sind Sie so gut, vorauszugehen, Frau Cissy und sehen, ob in Elses Zimmer alles in Ordnung ist.“ ‐ Was hat Cissy in meinem Zimmer zu tun? Das Veronal, das Veronal! Wenn sie es nur nicht weggießen. Dann müßte ich mich doch zum Fenster hinunterstürzen. ‐ „Danke sehr, Herr Direktor, bemühen Sie sich nicht weiter.“ ‐ „Ich werde mir erlauben, später wieder nachzufragen.“ ‐ Die Treppe knarrt, die Träger haben schwere Bergstiefel. Wo sind meine Lackschuhe? Im Musikzimmer geblieben. Man wird sie stehlen. Ich habe sie der Agathe vermachen wollen. Fred kriegt meine Füllfeder. Sie tragen mich, sie tragen mich. Trauerzug. Wo ist Dorsday, der Mörder? Fort ist er. Auch der Filou ist fort. Er ist gleich wieder auf die Wanderschaft gegangen. Er ist nur zurückgekommen, um einmal meine weißen Brüste zu sehen. Und jetzt ist er wieder fort. Er geht einen schwindligen Weg zwischen Felsen und Abgrund; ‐ leb’ wohl, leb’ wohl. ‐ shift#493Feature: tempo; New State: ladd#459Die Treppe hinauf. Ich schwebe, shift#494Feature: voice; New State: laughich schwebeshift#495Feature: voice; New State: normal. mod#22Sie sollensSollen Ssie mich nur hinauftragen, immer weiter, bis zum Dach, bis zum Himmel. Das wärewär’ subst#473sosehr bequemshift#496Feature: tempo; New State: normal. del#365‐ „Ich habe es ja kommen gesehen, Paul.“ ‐ Was hat die Tante kommen gesehen? ‐ „Schon die ganzen letzten Tage habe ich so etwas kommen gesehen. Sie ist überhaupt nicht normal. Sie muß natürlich in eine Anstalt.“ ‐ „Aber Mama, jetzt ist doch nicht der Moment davon zu reden.“ ‐ Anstalt —? Anstalt —?! ‐ „Du denkst doch nicht, Paul, daß ich in ein und demselben Coupé mit dieser Person nach Wien fahren werde. Da könnte man schöne Sachen erleben.“ ‐ „Es wird nicht das Geringste passieren, Mama. Ich garantiere dir, daß du keinerlei Ungelegenheiten haben wirst.“ ‐ „Wie kannst du das garantieren?“ ‐ Nein, Tante, du sollst keine Ungelegenheiten haben. Niemand wird Ungelegenheiten haben. Nicht einmal Herr von Dorsday. Wo sind wir dennadd#460 da? Wir bleiben stehen. Wir sind im zweiten Stock.del#366 Ich werde blinzeln. Cissy steht in der Tür und spricht mit Paul. ‐ shift#497Feature: loud; New State: f„Hieher bitteadd#461, hierher bitte.del#367 So. So. Hier. Danke. Rücken Sie die Bahre ganz nahnahe ans Bett heranadd#462, bitte.“shift#498Feature: loud; New State: normal ‐ del#368Sie heben die Bahre. Sie tragen mich. Wie gut. Nun bin ich wieder zu Hause. shift#499Feature: tempo; New State: lAh!add#463 Gut! shift#500Feature: tempo; New State: normaldel#369‐ „Danke. So, es ist schon recht. Bitte die Türe zu schließen. ‐ Wenn Sie so gut sein wollten mir zu helfen, Cissy.“ ‐ „O, mit Vergnügen, Herr Doktor.“ ‐ „Langsam, bitte. Hier, bitte, Cissy, fassen Sie sie an. Hier an den Beinen. Vorsichtig. Und dann — — Else — —? Hörst du mich, Else?“ ‐ Aber natürlich höre ich dich, Paul. Ich höre alles. Aber was geht Euch das an. Es ist ja so schön, ohnmächtig zu sein. Ach, macht, was Ihr wollt. ‐ „Paul!“ ‐ „Gnädige Frau?“ ‐ „Glaubst du wirklich, daß sie bewußtlos ist, Paul?“ ‐ Du? Sie sagt ihm du. Hab’ ich Euch erwischt! Du sagt sie ihm! ‐ „Ja, sie ist vollkommen bewußtlos. Das kommt nach solchen Anfällen gewöhnlich vor.“ ‐ „Nein, Paul, du bist zum Kranklachen, wenn du dich so erwachsen als Doktor benimmst.“ ‐ Hab’ ich Euch, Schwindelbande! Hab’ ich Euch? ‐ „Still, Cissy.“ ‐ „Warum denn, wenn sie nichts hört?!“ ‐ Was ist denn geschehen? Nackt liegelieg’ ich add#464wieder subst#476imin meinem Bett unter der Decke.shift#501Feature: voice; New State: laughadd#465 Hm.shift#502Feature: voice; New State: normal Wie haben subst#477siedenn die das gemacht? ‐ shift#503Feature: pitch; New State: highshift#504Feature: loud; New State: f„Nun, wie geht’s? Besser?“shift#505Feature: loud; New State: normalshift#506Feature: pitch; New State: normal ‐ subst#478DasDa ist del#370ja die Tanteadd#466 schon wieder.shift#507Feature: voice; New State: laughadd#467 Hm.shift#508Feature: voice; New State: normaldel#371 Was will sie denn da? ‐ shift#509Feature: loud; New State: pshift#510Feature: loud; New State: f„Noch immer ohnmächtig?“shift#511Feature: loud; New State: normalshift#512Feature: loud; New State: normaldel#372 ‐ Auf den Zehenspitzen schleicht sie heran. Sie soll zum Teufel gehen. Ich laß mich in keine Anstalt bringen. Ich bin nicht irrsinnig. ‐ „Kann man sie nicht zum Bewußtsein erwecken?“ ‐ shift#513Feature: pitch; New State: low„Sie wird bald wieder zu sich kommen, Mama. Jetzt braucht sie nichts als Ruhe. Übrigens du auch, Mama.add#468 Bitte. Möchtest du subst#479nicht schlafen gehendich nicht schlafen legen? Es besteht absolut keine Gefahr. Ich werde zusammen mit Frau Cissy bei Else Nachtwache halten.“shift#514Feature: pitch; New State: normal ‐ del#373„Jawohl, gnädige Frau, ich bin die Gardedame. Oder Else, wie man’s nimmt.“ ‐ Elendes Frauenzimmer. Ich liege hier ohnmächtig und sie macht Späße. ‐ „del#374Und ich kann mich darauf verlassen, Paul,shift#515Feature: pitch; New State: highshift#516Feature: tempo; New State: aadd#469Also gut, aber daß du mich wecken läßt, sobald der Arzt kommt?shift#517Feature: tempo; New State: normalshift#518Feature: pitch; New State: normaldel#375“ ‐ „Aber Mama, der kommt nicht vor morgen früh.“ ‐ „Sie sieht aus, als wenn sie schliefe. Ihr Atem geht ganz ruhig.“ ‐ „Es ist ja auch eine Art von Schlaf, Mama.“ ‐ „Ich kann mich noch immer nicht fassen, Paul, ein solcher Skandal! ‐ Du wirst sehen, es kommt in die Zeitung!“ ‐ „Mama!“ ‐ „Aber sie kann doch nichts hören, wenn sie ohnmächtig ist. Wir reden doch ganz leise.“ ‐ „In diesem Zustand sind die Sinne manchmal unheimlich geschärft.“ ‐ „Sie haben einen so gelehrten Sohn, gnädige Frau.“ ‐ „Bitte dich, Mama, geh’ zu Bette.“ ‐ „shift#519Feature: tempo; New State: ashift#520Feature: pitch; New State: highadd#470 Und Mmorgen add#471früh reisen wir abdel#376 unter jeder Bedingung. Und in Bozen nehmen wir eine Wärterin für Else.“shift#521Feature: pitch; New State: normalshift#522Feature: tempo; New State: normaldel#377 ‐ Was? Eine Wärterin? Da werdet Ihr Euch aber täuschen. ‐ shift#523Feature: pitch; New State: low„Über all’alles das reden wir morgen, Mama. Gute Nacht, Mama.“shift#524Feature: pitch; New State: normal ‐ del#378„Ich will mir einen Tee aufs Zimmer bringen lassen und in einer Viertelstunde schau ich noch einmal her.“ ‐ „Das ist doch absolut nicht notwendig, Mama.“ ‐ Nein, notwendig ist es nicht. Du sollst überhaupt zum Teufel gehen. Wo ist das Veronal? Ich muß noch warten. Sie begleiten die Tante zur Türe. Jetzt sieht mich niemand. subst#482Auf dem Nachttisch muß es ja stehen, das Glas mit dem Veronal. Wo ist denn mein Veronal? del#379Wenn ich es austrinke ist alles vorbei. Gleich werde ich del#380 es trinken. Die Tante ist fort. Paul und Cissy stehen noch an der Tür. shift#525Feature: pitch; New State: highsubst#483HaAhshift#526Feature: pitch; New State: normal. Sie küßt ihn. Sie küßt ihn. Und ich liegelieg’ nackt unter der Decke. Schämt Ihr Euch denn gar nichtadd#472, ihr zwei?del#381 Sie küßt ihn wieder. Schämt Ihr Euch nicht? ‐ shift#527Feature: voice; New State: laugh„Siehst du, Paul, jetzt weiß ich, daß sie ohnmächtig ist. Sonst wärewär’ sie mir unbedingt an die Kehle gesprungen.“ ‐ shift#528Feature: voice; New State: normaldel#382 „Möchtest du mir nicht den Gefallen tun und schweigen, Cissy?“ ‐ „Aber was willst du denn, Paul? Entweder ist sie wirklich bewußtlos. Dann hört und sieht sie nichts. Oder sie hält uns zum Narren. Dann geschieht ihr ganz recht.“ ‐ „add#473Mir scheint, Ees hat geklopftdel#383, Cissy.del#384“ ‐ „Mir kam es auch so vor.“ ‐ „ Ich subst#487willwerde leise aufmachen und sehen wer es ist. ‐ add#475Ah. Guten Abend Herr von Dorsday.“ ‐ shift#529Feature: loud; New State: pshift#530Feature: tempo; New State: lshift#531Feature: pitch; New State: low„Verzeihen Sie, ich wollte nur fragen, wie sich die Kranke“shift#532Feature: pitch; New State: normalshift#533Feature: tempo; New State: normalshift#534Feature: loud; New State: normal ‐ shift#535Feature: pitch; New State: highshift#536Feature: loud; New State: pDorsday! Dorsday!shift#537Feature: loud; New State: normalshift#538Feature: pitch; New State: normal Wagt er subst#488esdas wirklich? Alle Bestien sind losgelassen.del#385 Wo ist er denn? Ich subst#489hörehör’ sie flüstern vor der TürTüre. Paul und Dorsday. Cissy subst#491stellt sich vor den Spiegel hinsteht vor meinem Spiegel. Was machen Sieadd#476 denn vor subst#492demmeinem Spiegeldel#386 dort? Mein Spiegel ist subst#493esdas.add#477 Mein Spiegel. Ist nicht mod#23mein Bild nochnoch mein Bild drindarin? Was reden subst#495siedieadd#478 denn del#387draußen vor der Tür, Paul und Dorsday?del#388 Ich fühle Cissys Blick. Vom Spiegel aus sieht subst#496sieCissy zu mir her. Was will sie denn?add#479 Was will sie denn? subst#497Warum kommt sie denn näher?Sie kommt näher. del#389Hilfe! Hilfe! Ich schreie doch, und keiner hört mich. Was wollen Sieadd#480 denn an meinem Bett, Cissy?!del#390 Warum beugen Sie sich herab? wollen Sie mich erwürgen? Ich kann mich nicht rühren. ‐ „Else!“ ‐ Was will sie denn? ‐ del#391„Else! Hören Sie mich, Else?“ ‐ Ich höre, aber ich schweige. Ich bin ohnmächtig, ich muß schweigen. ‐ „Else, Sie haben unsdel#392 in einen schönen subst#498SchreckSchrecken subst#499versetzt.—“ ‐ Sie sprichtadd#481 ja zu mir. Sie spricht zu mir, als wenn ich wach wäre. Was will sie denn? ‐ „Wissen Sie, was Sie getan haben, Else? Denken Sie, nur mit dem Mantel bekleidet sind Sie ins Musikzimmer subst#500getretengelaufen, sind plötzlich nackt dagestanden vor allen Leuten und dann sind Sie ohnmächtig hingefallen. Ein hysterischer Anfall wird behauptet. add#482Aber Iich glaube kein Wort davon. Ich glaube auch nicht, daß Sie bewußtlos sind. Ich wette, Sie hören jedes Wortdel#393, das ich rede.“ ‐ shift#539Feature: loud; New State: pJa, ich höre, ja, ja, ja.shift#540Feature: loud; New State: normal Aber sie hört mein Ja nicht. del#394Warum denn nicht? Ich kann meine Lippen nicht bewegen. del#395Darum hört sie mich nicht. Ich kann mich nicht rühren. Was ist denn mit mir? Bin ich tot? Bin ich scheintot? Träume ich? Wo ist das Veronal? Ich möchte mein Veronal trinken. Aber ich kann den Arm nicht ausstrecken. Gehen Sie fort, Cissy. Warum sind Sie über mich gebeugt? Fort, fort! Nie wird sie wissen, daß ich sie gehört habe. Niemand wird es je wissen. Nie wieder werde ich zu einem Menschen sprechen. Nie wache ich wieder auf. Sie geht zur Türe. Sie wendet sich noch einmal nach mir um. Sie öffnet die Türe. shift#541Feature: tempo; New State: lshift#542Feature: pitch; New State: highDorsday!shift#543Feature: pitch; New State: normalshift#544Feature: tempo; New State: normal Dort steht er. Ich habehab’ ihn gesehen mit geschlossenen Augen. del#396Nein, ich sehe ihn wirklich. Ich habe ja die Augen offen. Die Türe ist angelehnt. Cissy ist auch draußen.del#397 Nun flüstern sie alle. subst#503Ich bin alleinJetzt bin ich allein. Wenn ich mich shift#545Feature: tempo; New State: ljetzt rühren könnteshift#546Feature: tempo; New State: normal.
shift#547Feature: tempo; New State: lsubst#504HaAhshift#548Feature: tempo; New State: normal, ich kann ja,add#483 ich kann ja. Ich bewege die Hand, ich rege die Finger, ich strecke den Arm, ich sperre die Augen del#398weit auf. shift#549Feature: tempo; New State: lshift#550Feature: loud; New State: fIch seheshift#551Feature: loud; New State: normaldel#399, ich sehe. Da steht mein Glas.shift#552Feature: tempo; New State: normal Geschwind, eheeh’ sie wieder ins Zimmer add#484zurückkommen. del#400Sind es nur Pulver genug?! Nie wieder darf ich erwachen. Was ich zu tun hatte auf der Welt, habehab’ ich getan. Der Papa ist gerettet.del#401 Niemals könnte ich wieder unter Menschen gehen. Paul guckt durch die Türspalte herein. Er denkt, ich bin noch ohnmächtig. Er sieht nicht, daß ich den Arm beinahe schon ausgestreckt habe. Nun stehen sie wieder alle drei draußen vor der Tür, die Mörder! ‐ Alle sind sie Mörder. Dorsday und Cissy und Paul, auch Fred ist ein Mörder und die Mama ist eine Mörderin. Alle haben sie mich gemordet und machen sich nichts wissen. Sie hat sich selber umgebracht, werden sie sagen. Ihr habt mich umgebracht, Ihr Alle, Ihr Alle! Hab’ ich es endlich? Geschwind, geschwind! Ich muß. mod#24Keinen Tropfen verschütten. So. Geschwind.Geschwind. del#402So. Keinen Tropfen verschütten. del#402Es sSchmeckt gut.add#485 Schmeckt gut. del#403Weiter, weiter. Es ist gGar kein Gift. add#486Noch Nnie hat mir subst#510wasetwas so gut geschmeckt.shift#553Feature: voice; New State: laughadd#487 Hm.shift#554Feature: voice; New State: normal Wenn Ihr wüßtet, wie gut der Tod schmeckt! shift#555Feature: tempo; New State: lGute Nacht, mein Glas.shift#556Feature: tempo; New State: normal shift#557Feature: loud; New State: fKlirrshift#558Feature: loud; New State: normaldel#404, klirr! Was ist denn das? Auf dem Boden liegt subst#511dasmein Glas. del#405Unten liegt es. Gute Nacht. ‐ mod#25„Else! Else!“ ‐ Was wollt Ihr denn? ‐ „Else!“ ‐ Seid Ihr wieder da? Guten Morgen. Da lieg’ ich bewußtlos mit geschlossenen Augen. Nie wieder sollt Ihr meine Augen sehen. ‐ „Sie muß sich bewegt haben, Paul, wie hätte es sonst herunterfallen können?“ ‐ „Eine unwillkürliche Bewegung, das wäre schon möglich.“ ‐ „Wenn sie nicht wach ist.“ ‐ „Was fällt dir ein, Cissy. Sieh sie doch nur an.“ ‐ Ich habe Veronal getrunken. Ich werde sterben.Ich habe Veronal subst#512getrunkengenommen. Ich werde sterben. shift#559Feature: loud; New State: f„Else! Else!“shift#560Feature: loud; New State: normal ‐del#406 Was wollt Ihr denn? ‐ „Else!“ ‐ add#488Ah! Seid Ihr wieder da? Guten Morgen. Da lieg’ ich bewußtlos mit geschlossenen Augen. Nie wieder sollt Ihr meine Augen sehen. ‐ „Sie muß sich bewegt haben, Paul, wie hätte mod#25es sonstsonst subst#513esdas Glas herunterfallen können?del#406“ ‐ „Eine unwillkürliche Bewegung das wäre schon möglich.“ ‐ „Wenn sie nicht wach ist.“ ‐ „Was fällt dir ein, Cissy. Sieh sie doch nur an.“ ‐ del#406Aber es ist geradeso wie vorher. Vielleicht war es nicht genug... Paul faßt meine Hand. ‐ „Der Puls geht ruhig. Lach’ doch nicht, Cissy. Das arme Kind.“ ‐ „Ob du mich auch ein armes Kind nennen würdest, wenn ich mich im Musikzimmer nackt hingestellt hätte?“ ‐ „Schweig’ doch, Cissy.“ ‐ „Ganz nach Belieben, mein Herr. Vielleicht soll ich mich entfernen, dich mit dem nackten Fräulein allein lassen. Ach bitte, geniere dich nicht. Tu’, als ob ich nicht da wäre.“ ‐ Ich habe Veronal getrunken. Es ist gut. Ich werde sterben. Gott sei Dank. ‐ „ Übrigens weißt du, was mir vorkommt. Daß dieser Herr von Dorsday in das nackte Fräulein verliebt ist. Er war so erregt, als ginge ihn die Sache persönlich an.“ ‐ shift#561Feature: loud; New State: pDorsday, Dorsday!shift#562Feature: loud; New State: normal add#489Aber Ddas ist ja shift#563Feature: tempo; New State: aderadd#490 — der — Fünfzigtausendadd#491, fünfzigtausend! Wird er sie abschicken? Um Gottes willen, wenn er sie nicht abschickt? Ich muß es ihnen sagen. Sie müssen ihn zwingen. Um Gottes willen, wenn alles umsonst gewesen ist? Aber jetzt kann man michadd#492 ja noch retten.shift#564Feature: tempo; New State: normal Paul! Cissy! Warum hört Ihr mich denn nicht? Wißt Ihr denn nicht, daß ich sterbe? del#407Aber ich spüre nichts. Nur müde bin ich. Paul! Ich bin müde. Hörst du mich denn nicht? Ich bin müde, Paul. Ich kann die Lippen nicht öffnen. Ich kann die Zunge nicht bewegen, aber ich bin noch nicht tot. Das ist das Veronal.del#408 Wo seid Ihr denn? Gleich schlafe ich ein. Dann wird es zu spät sein! Ich höre sie gar nicht reden. Sie reden und ich weiß nicht was. Ihre Stimmen brausen so. So hilf mir doch, Paul! die Zunge ist mir so schwer. ‐ „Ich glaube, Cissy, daß sie bald erwachen wird. Es ist, als wenn sie sich schon mühte, die Augen zu öffnen. Aber Cissy, was tust du denn?“ ‐ „Nun, ich umarme dich. Warum denn nicht? Sie hat sich auch nicht geniert.“ ‐ Nein, ich habe mich nicht geniert. Nackt bin ich dagestanden vor allen Leuten. Wenn ich nur reden könnte, so würdet Ihr verstehen warum.shift#565Feature: tempo; New State: lshift#566Feature: pitch; New State: highshift#567Feature: loud; New State: p Paul! Paul!del#409 Ich will, daß Ihr mich hört. Ich habe Veronal getrunken, Paul, zehn Pulver, hundert.shift#568Feature: loud; New State: normaldel#410 Ich hab’ es nicht tun wollen. Ich war verrückt. Ich will nicht sterben. Du sollst mich retten, Paul. Du bist ja subst#515DoktorArzt.shift#569Feature: pitch; New State: normalshift#570Feature: tempo; New State: normal del#411Rette mich! ‐ „Jetzt scheint sie wieder ganz ruhig geworden. Der Puls — der Puls ist ziemlich regelmäßig.“ ‐ Rette mich, Paul. Ich beschwöre dich. Laß mich doch nicht sterben. Jetzt ist’s noch Zeit. Aber dann werde ich einschlafen und Ihr werdet es nicht wissen. Ich will nicht sterben. shift#571Feature: pitch; New State: highSo rette mich doch. Es waradd#493 ja nur wegen Papa. Dorsday hat es verlangt. Paul! Paul!shift#572Feature: pitch; New State: normaldel#412 ‐ „Schau mal her Cissy, scheint dir nicht, daß sie lächelt?“ ‐ „Wie sollte sie nicht lächeln, Paul, wenn du immerfort zärtlich ihre Hand hältst.“ ‐ Cissy, Cissy, was habe ich dir denn getan, daß du so böse zu mir bist. Behalte deinen Paul — aber laßt mich nicht sterben.shift#573Feature: pitch; New State: high Ich binadd#494 ja noch so jung.add#495 Ich will ja noch nicht — del#413Die Mama wird sich kränken. Ich willadd#496 ja noch auf viele Berge klettern. Ich will noch tanzen. Ich will subst#516auch einmalnoch heiraten. Ich will del#414noch reisen. Morgen machen wir die Partie auf den Cimone. Morgen wird ein shift#574Feature: tempo; New State: lwunderschöner Tagshift#575Feature: tempo; New State: normal sein. Der Filou solladd#497 auch mitkommen. Ich lade ihn ergebenst ein. Lauf’ ihm doch nach, Paul, er geht einen so schwindligen Weg. Er wird dem Papa begegnen. Adresse bleibt Fiala, vergiß nicht.add#498 Adresse bleibt Fiala. Es sind nur fünfzigtausend, del#415und dann ist alles in Ordnung. Da marschieren sieadd#499 schon alle im Sträflingsgewand und singen. shift#576Feature: pitch; New State: normaldel#416Mach’ auf das Tor, Herr Matador! Das ist ja alles nur ein Traum. Da geht auch Fred mit dem heiseren Fräulein shift#577Feature: tempo; New State: lshift#578Feature: pitch; New State: highuUnd unter dem freien Himmel steht das Klavier. Der Klavierstimmer wohnt in der Bartensteinstraße, Mama! shift#579Feature: pitch; New State: normaladd#500Ja, Wwarum hast du ihm denn nicht geschrieben, Kind? Du vergißt aber add#501auch alles. Sie subst#519solltensollen mehr Skalen üben, add#502Fräulein Elseadd#503, mehr Skalen üben. Ein MädelMäderl subst#521mitvon dreizehn Jahren sollte fleißiger subst#522seinüben.shift#580Feature: tempo; New State: normal ‐ del#417Rudi war auf dem Maskenball und ist erst um acht Uhr früh nach Hause gekommen. shift#581Feature: loud; New State: fWas hast du miradd#504 denn mitgebracht, Papa? shift#582Feature: pitch; New State: highDreißigtausend Puppen.?shift#583Feature: pitch; New State: normalshift#584Feature: loud; New State: normal shift#585Feature: pitch; New State: highDa brauch ich shift#586Feature: voice; New State: laughadd#505ja ein eigenes Haus dazushift#587Feature: voice; New State: normal.shift#588Feature: pitch; New State: normal del#418Aber sie können auch im Garten spazierengehen. Oder auf den Maskenball mit Rudi. Grüß dich Gott, Else. Ach Bertha, bist du wieder aus Neapel zurück? Ja, aus Sizilien. Erlaube, daß ich dir meinen Mann vorstelle, Else. Enchanté, Monsieur. ‐ „shift#589Feature: pitch; New State: highshift#590Feature: loud; New State: fElse, hörst du mich, Else? Ich bin es, Paul.add#506 Else!shift#591Feature: loud; New State: normal“ ‐ shift#592Feature: tempo; New State: ashift#593Feature: voice; New State: laughsubst#524HahaHa, ha, ha, hashift#594Feature: voice; New State: normalshift#595Feature: tempo; New State: normal, Paul. Warum subst#525sitzestsitzt du denn auf der Giraffedel#419 im Ringelspiel? ‐ „Else, Else!“ ‐ subst#526SoAber reit’ mir doch nicht davonadd#507, Paul. Du kannst mich doch nicht hören, wenn du so schnell subst#527durch die Hauptallee davonreitest. Du sollst mich ja retten. Ich habe Veronalica genommen. Das läuft mir über die Beine, rechts und links, wie Ameisen.shift#596Feature: pitch; New State: normal shift#597Feature: loud; New State: fJa, fang’ ihn nur,add#508 fang’ ihn nur, den Herrn von Dorsdayadd#509, fang’ ihn nur. Dort läuft er.add#510 Dort läuft er. Siehst du ihn denn nicht?add#511 Siehst du ihn denn nicht? subst#528DaEr springt del#420er über den Teich. Er hat ja den Papa umgebracht. So lauf’ ihm doch nachadd#512, Paul. Ich laufe mit. Sie haben mir die Bahre auf den Rücken geschnallt, aber ich laufe mit.del#421 Meine Brüste zittern so. Aber ich laufe mit.shift#598Feature: loud; New State: normalshift#599Feature: pitch; New State: high Wo bist du denn, Paul? Fred, wo bist duadd#513 denn? Mama, wo bist Duadd#514 denn? Cissy? Warum laßt Ihr mich dennadd#515 so allein durch die Wüste laufen? Ich habe ja Angst so allein. Ich werde lieber fliegen. shift#600Feature: tempo; New State: ladd#516Ah! Ich habe ja gewußt, daß ich fliegen kann.shift#601Feature: tempo; New State: normalshift#602Feature: pitch; New State: normal
shift#603Feature: pitch; New State: highshift#604Feature: loud; New State: p„Else!“shift#605Feature: loud; New State: normalshift#606Feature: pitch; New State: normal...
shift#607Feature: pitch; New State: highshift#608Feature: loud; New State: p„Else!“shift#609Feature: loud; New State: normalshift#610Feature: pitch; New State: normal...
shift#611Feature: pitch; New State: highWo seid Ihr denn? Ich hörehör’ Euch, aber ich sehe Euch nicht.shift#612Feature: pitch; New State: normal
shift#613Feature: pitch; New State: highshift#614Feature: loud; New State: p„Else!“shift#615Feature: loud; New State: normalshift#616Feature: pitch; New State: normal...
shift#617Feature: pitch; New State: highshift#618Feature: loud; New State: p„Else!“shift#619Feature: loud; New State: normalshift#620Feature: pitch; New State: normal...
del#422„Else!“...
shift#621Feature: tempo; New State: lshift#622Feature: pitch; New State: highWas ist denn das? Ein ganzer Chor? Und subst#530Orgel aucheine Orgel? Ich singesing’ add#517auch mit. Was istdel#423 es dennadd#518 das für ein Lied? Alle singen mit. Die Wälder del#424auch und die Berge und die Sterne. add#519Noch Nnie habe ich mod#27etwas soso etwas Schönes gehört. Noch nie habe ich eine so helle Nacht gesehen. Gib miradd#520 doch die Hand, Papa. Wir fliegen zusammen. So schön ist die Welt, wenn man fliegen kann. add#521Aber Kküss’ mir doch nicht die Handadd#522, Papa. Ich bin subst#534jadoch dein Kinddel#425, Papa.shift#623Feature: pitch; New State: normalshift#624Feature: tempo; New State: normal
shift#625Feature: pitch; New State: highshift#626Feature: tempo; New State: l„Else! Else!“shift#627Feature: tempo; New State: normalshift#628Feature: pitch; New State: normal
shift#629Feature: tempo; New State: lshift#630Feature: pitch; New State: highSie rufen von so weit! Was wollt Ihr denn? Nicht wecken.add#523 Nicht wecken. Nicht schütteln. Ich schlafeschlaf’ ja so gut.shift#631Feature: loud; New State: padd#524 Nicht wecken. Morgen früh. Ich träumesubst#536 und. add#525Ich fliege. Ich fliege... add#526ich fliege... fliege... schlafe subst#537und... träume... del#426und fliege... nicht wecken... morgendel#427 früh...add#527 ist das schön!shift#632Feature: loud; New State: normalshift#633Feature: pitch; New State: normalshift#634Feature: tempo; New State: normal
shift#635Feature: tempo; New State: lshift#636Feature: loud; New State: pshift#637Feature: pitch; New State: high„subst#538ElElse...“shift#638Feature: pitch; New State: normalshift#639Feature: loud; New State: normalshift#640Feature: tempo; New State: normal
shift#641Feature: tempo; New State: lshift#642Feature: loud; New State: pshift#643Feature: pitch; New State: highdel#428Ich fFliege... del#429ich subst#540träumeträu... del#430ich schlafe... ich träu... träu — del#431ich flieadd#528... flieshift#644Feature: pitch; New State: normalshift#645Feature: loud; New State: normalshift#646Feature: tempo; New State: normal......