Jedes literarische, filmische, audiophone etc. Kunstwerk strukturiert die von ihm dargestellte Welt immer auch ganz wesentlich über die Figurenkonfiguration, d.h. die entworfenen Personen und die sie verknüpfenden biologischen (verwandtschaftlichen), erotischen und sozialen Beziehungen. Die Menge der in Schnitzlers Fräulein Else erwähnten Personen – seien sie nun real oder lediglich sprachlich in der mündlichen Rede bzw. lediglich mental in Elses Erinnerung bzw. Imagination präsent, – beträgt annähernd 70! Kein adaptierendes Werk übernimmt sämtliche Personen, sondern trifft immer eine je spezifische Selektion. So variiert z.B. die Menge der auftretenden Hotelgäste ebenso wie die der thematisierten Mitglieder der weiteren Familie Elses (Bruder, diverse Onkel und Tanten) ganz erheblich. Mittels dieser Auswahl konstruiert jedes adaptierende Werk seine je spezifische soziale Welt – dies gilt auch für Einrichtungen für eine Lesung: Ob Else einen Bruder besitzt oder ob dieser Tilgungen zum Opfer fällt und die Protagonistin somit bruderlos ist, konstituiert in jedem Fall einen potentiellen semantischen Unterschied.

Unsere Erschließung bietet zwei Zugangsweisen und Darstellungen:

  1. eine grafische (selektive) Darstellung der biologischen und erotischen Relationen in Anlehnung an die in der Ethnologie üblichen Familienschemata, wobei bei den erotischen Beziehungen zwischen legitimen (= ehelichen) und illegitimen, d.h. vor- bzw. außerehelichen, vollzogenen oder nur intendierten, und bei letzteren zwischen ein- und beidseitigen (Liebes)Beziehungen unterschieden wird (s. Legende).
  2. eine tabellarische (möglichst vollständige) Zusammenstellung aller existierenden Figuren, nach ihrer Zugehörigkeit zu relevanten Klassen gruppiert (Mitglieder der Kernfamilie/Mitglieder der erweiterten Familie/Geschäftspartner des Vaters/ Freunde Elses/Hotelgäste/Hotelpersonal etc.) sowie mit Markierung ihres jeweiligen Status (real vs. sprachlich/mental präsent; sprechend vs. stumm).

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